Schwarz wie ein Blackout!
Bei dem Fortin Zuul+ Blackout handelt es sich um ein Noise-Gate in Pedal-Form, das über einen Key-Trigger verfügt und dadurch flexibler bei Einsatz in einem Effekt-Loop ist.
Inhaltsverzeichnis
Die Geschichte des Noise-Gates
Ein Noise-Gate, das für Gitarristen ausgelegt ist, ist vom Prinzip her das Gleiche, als wenn man ein Noise-Gate während der Aufnahme in einem Tonstudio benutzt. Die Wirkungsweisen sind allerdings komplett anders. Von daher hier nochmal einen kurzen Einblick in das Leben eines Gitarristen-Noise-Gates.
Vom Prinzip her haben alle Noise-Gates die gleiche Aufgabe. Sie sollen, sobald der Lautstärkepegel unter einem bestimmten Schwellenwert sinkt, den Ausgang stummschalten, sei es bei einem Mikrofon, einer Gitarre oder in irgendeiner Form ein Signalweg innerhalb eines Verstärkers. Allerdings handelt es sich bei Studio-Noise-Gates primär um den Einsatzbereich, dass man das Übersprechen anderer Instrumente verhindern möchte. So zum Beispiel bei der Aufnahme eines Schlagzeugs, wo man gerne unterbinden möchte, dass die Snare in andere Mikrofone kriecht oder aber die Toms sich klanglich untereinander beeinflussen.
Hat man es jedoch mit einem Gitarrenverstärker zu tun oder einem Verzerrer, der vor den Amp geschaltet ist, hat man es in der Tat mit echtem Noise, sprich Rauschen zu tun, das sich in den Spielpausen auch nicht dadurch verhindern lässt, indem man den Volume-Regler der Gitarre herunterregelt. Um dem Sänger dann nicht in jede Anmoderation zu „Rauschen“, bleibt einem nichts anderes übrig, als in jeder Spielpause den Verzerrer zu deaktivieren, was auf die Dauer ganz schön nervig ist. Insbesondere wenn man vergisst, zum nächsten Song den Verzerrer wieder zu aktivieren, was schon den einen oder anderen peinlichen Effekt hervorrufen kann. Der Autor weiß, wovon er schreibt.
Um diese Aktion zu automatisieren, wurde das Noise-Gate erfunden, das sozusagen das Deaktivieren des Verzerrers von alleine übernimmt und lediglich die Qualität der Einstellung der Parameter darüber entscheidet, wie gut das Noise-Gate funktioniert. Hat man es allerdings mit einem etwas erweiterten Setup zu tun bzw. soll der Verstärker bzw. die Vorstufen der Verstärker mit in den Verzerrungsgrad eingebunden werden, bedarf es weiterer sogenannter erweiterter Noise-Gate-Funktionen, womit wir bei dem Fortin Zuul+ Blackout angekommen sind.
Die Regelmöglichkeiten des Fortin Zuul+ Blackout
Das Fortin-Pedal kann man optisch mit einem einzigen Wort zusammenfassen. Schwarz! Der Grund ist darin zu suchen, dass außer drei kleinen weißen Strichen auf den jeweiligen Reglern und eines silbernen Bypass-Schalters alles in dem Gerät in Schwarz gehalten ist. Nicht nur das Gerät an sich und die Regler, sondern auch die Beschriftung. Das bedeutet, dass man faktisch nichts, ich betone nichts, auf diesem Gerät lesen kann, es sei denn, man hält es schräg gegen das Licht, worauf sich dann Name, Bezeichnung und auch die jeweiligen Regelmöglichkeiten offenbaren.
Das ist nicht weiter schlimm, denn selbst Gitarristen werden in der Lage sein, sich drei Regelbereiche zu merken (Spässle!). Allerdings bedarf es schon einer gewissen Einarbeitungszeit, bevor man mit diesen Reglern schnell hin und her ohne nachzudenken springen kann. Das Pedal hat auf der Seite einen Ein- und Ausgang mit den Namen Key-In und Key-Through. Erklärung folgt später. Zusätzlich gibt es einen Ground-Lift-Schalter und es gibt oben den typischen Bereich In- und Out. Das war es bereits.
Die drei Regler haben die Funktion Gate, Hold und Release. Der Gate-Regler regelt den Threshold bzw. Schwellenwert des Effektes Der Hold-Regler regelt die Zeit, die das Gate offen bleibt, sobald die Signalspannung fällt. Der Release-Regler regelt, wie schnell sich das Pedal schließt. Dies ist insbesondere im High-Gain-Bereich bei entsprechenden Staccato-Passagen ein sehr wichtiger Punkt. Ansonsten gibt es noch eine zweifarbige LED, die darüber informiert, ob das Gate offen (grün) oder geschlossen (rot) ist.
Ansonsten gibt es eine Netzbuchse für ein 9 V Netzteil, was allerdings auch bis auf 12 V hochgeregelt werden kann, je nachdem, was das Multi-Spannungsnetzteil noch zur Verfügung hat. Ich persönlich finde das immer sehr schön, wenn ein Produkt mehrere Spannungen verträgt, da man im Zweifelsfall dann auch die Ausgänge nutzen kann, die eher seltener benutzt werden, wie zum Beispiel einen 12 V Ausgang.
Die Konstruktion des Fortin Zuul+ Blackout
Die Besonderheit des Fortin Zuul+ Blackout ist die Tatsache, dass es zusätzlich zu seiner einfachen Wirkungsweise einen sogenannten Key-Trigger-Eingang hat, der über eine sehr sinnvolle Ergänzung verfügt, die im Anschluss hieran noch genauer erklärt werden wird. Bisher war der deutsche Hersteller Lichtlärm mit seinem „The Key And The Gate“ Pedal und seiner spartanische Ein-Regler-Arbeitsweise“ die unangefochtene Speerspitze in diesem Noise-Gate-Pedal-Bereich. Fortin bietet hier mit dem in den USA gefertigten noch ein paar zusätzliche Regelelemente, was sich aber auch in einem deutlich höheren Ladenpreis bemerkbar macht. Was aber macht ein solches Pedal denn nun so interessant?
Zunächst sollte man sich vor Augen führen, dass viele High-Gain-Verstärker, wie zum Beispiel die deutsche Firma Engl, bereits vom Werk aus über ein eingebautes Noise-Gate verfügen. Dies ist aber nicht mit einem Pedal-Noise-Gate zu vergleichen, insbesondere wenn es über die Trigger-Funktion verfügt. Der entscheidende Punkt ist, dass wenn du den Verzerrungsgrad des Verstärkers in Kombination mit externen Boostern oder Overdrive-Pedalen kombinieren möchtest und in deinem Effekt-Loop sich noch andere Pedale wie zum Beispiel Delay, Reverb oder sonstige Pedale befinden, du das Problem hast, dass bei einem einfach eingeschleiften Noise-Gate, wenn es denn das Rauschen des Signals abschneidet, auch gleichzeitig das Signal deiner Raumeffekte, wie zum Beispiel Reverb oder Delay, abgeschnitten wird.
Es bedarf also der Möglichkeit, dass trotz der Benutzung des Effektloops das Noise-Gate nur auf den Vorstufenbereich des Verstärkers zugreift. Hierzu bedarf es folgender Verdrahtung, sofern man den Fortin Zuul+ Blackout im FX-Loop des Verstärkers platziert, ein zusätzliches Boost-, Overdrive- o. ä. Pedal vor dem Amp und einen zusätzlichen Raumeffekt, wie zum Beispiel ein Delay im FX-Loop platziert hat:
Die Gitarre wird in den Key-In an der Seite gesteckt. Das Pedal erhält also ein cleanes Gitarrensignal. Das Key-Through-Signal geht dann in das vorgeschaltete Booster-Pedal, dessen Output dann in den regulären Input des Verstärkers geht. Der FX-Send des Amps geht dann in den Fortin Zuul+ Blackout Input auf der Oberseite des Gehäuses, während der Ausgang in den Raumeffekt Input geht. Der Ausgang des Raumeffektes geht dann wieder zurück in den FX-Return des Verstärkers.
Der Fortin Zuul+ Blackout in der Praxis
Es ist einmal mehr so, wie ich einen Praxisbericht liebe. Wie bei vielen anderen guten Geräten fällt der Praxistest einfach sehr kurz aus, weil man schlicht und ergreifend nichts anderes zu sagen hat, als dass das Produkt hervorragend funktioniert. Die drei Regler arbeiten sehr gut miteinander, wobei man eine extra Portion Augenmerk auf den Gate-Regler legen sollte, weil dieser tatsächlich darüber entscheidet, ob gerade im High-Gain-Bereich das Pedal sauber arbeitet oder nicht.
Hier gilt es besonders den Punkt zu finden, wo die Berührung der rechten Hand an den Saiten bereits das Noise-Gate öffnet. Es ist tatsächlich nur ein ganz kleiner Regelbereich, der darüber entscheidet, ob das Gate zu früh zumacht oder erst zu spät öffnet. Hier gibt es auch keinerlei Tipps, sondern jeder muss für sich selber herausfinden, wie seine Handhabung an den Saiten mit dem Noise-Gate interagiert.
Die beiden unteren Regler mit Hold und Release sind im Prinzip selbsterklärend und hängen eigentlich nur von der Spielweise ab. Bei hohem Staccato-Einsatz wird man beide Regler wahrscheinlich sehr klein im Wert einstellen. Je mehr Rock’n’Roll einzieht, umso offener kann man das Ganze gestalten.
Insgesamt muss man sagen, dass das Pedal wahrscheinlich das aktuell beste Noise-Gate in Pedalform auf dem Markt ist. Zwar sind die Kosten für die Anschaffung nicht gerade gering, dafür erhält man allerdings auch ein Pedal, das in den USA gefertigt wurde und in allen Belangen einen sehr guten Eindruck hinterlässt.