Für wen lohnt sich der High-End-Kopfhörer?
Der Fostex TH1000RP gehört zur Oberklasse der Kopfhörer und zielt mit seiner edlen Verarbeitung und einzigartigen Treibertechnologie auf das Premiumsegment ab. Heute nehmen wir die geschlossene Variante dieses Modells genauer unter die Lupe, nachdem mein Kollege Felix Thoma bereits die offene Version vorgestellt hat. Der TH1000RP verspricht luxuriöse Materialien und akkurate Klangeigenschaften, doch wie steht es mit seiner Alltagstauglichkeit im Tonstudio aus?
Inhaltsverzeichnis
Erster Eindruck und technische Ausstattung
Der TH1000RP setzt auf Fostex‘ hauseigene, innovative Planarmagnet-Treibertechnologie, die für eine möglichst störungsfreie und lineare Wiedergabe sorgen soll. Laut Fostex ist diese Technologie eine Weiterentwicklung bestehender Planartreiber: Hier sind mehr Magneten verbaut, die die Präzision und Linearität der Wiedergabe verbessern sollen. Bereits ein Blick auf die Preisklasse zeigt jedoch, dass sich der TH1000RP eher an HiFi-Enthusiasten als an Toningenieure richtet, die ein robustes Alltags-Tool benötigen. Doch kann der TH1000RP auch im professionellen Einsatz punkten? Das wollen wir herausfinden.

Die Ohrpolster bestehen aus einem speziellen „Seidenprotein-Kunstleder“, das laut Fostex besonders langlebig sein soll. Dieses Material soll resistenter sein als herkömmliches Kunstleder, das in der Regel schneller Verschleißerscheinungen zeigt. Die Polster sind elastisch und passen sich gut an, was bei einem längeren Tragen den Komfort erhöhen dürfte.
Technische Details – was steckt drin?
Mit einer Impedanz von nur 32 Ohm lässt sich der TH1000RP auch ohne zusätzlichen Verstärker problemlos betreiben. Im Hörtest fiel auf, dass er durch die geringere Ohm-Zahl deutlich lauter klingt als mein Referenzkopfhörer, der AKG K702, den ich seit Jahren für Mixing und Mastering im Studio nutze. Diese niedrige Impedanz und das vergoldete, sauerstoffarme Kabel versprechen eine hervorragende Signalübertragung ohne nennenswerte Verluste.
Mit einem Gewicht von 420 Gramm zählt der Fostex TH1000RP zwar nicht zu den leichtesten Kopfhörern, bewegt sich jedoch innerhalb des üblichen Rahmens für solche High-End-Modelle. Das mitgelieferte Kabel ist zwei Meter lang und kann durch die Steckverbindung einfach abgenommen werden, was den Transport erleichtert.
Ein weiteres interessantes Detail: Das Kabel soll extrem sauerstoffarm sein, was die Signalübertragung optimiert und somit eine besonders detailreiche Wiedergabe ermöglichen soll. Ob das tatsächlich stimmt oder nur Marketing ist, kann ich leider nicht beurteilen.
Praxistest: Fostex TH1000RP im Tonstudio
Wie schlägt sich der TH1000RP im Alltagseinsatz? Hierzu habe ich ihn intensiv mit meinem AKG K702 verglichen, den ich seit Jahren im Studioalltag einsetze und daher gut kenne. Für den Test habe ich mir verschiedene Musikstücke aus dem Pop-, Jazz- und Klassikbereich angehört, darunter einige Referenz-Tracks, die Kollege Michael Mäurer in seinem Artikel hier auf AMAZONA.De empfohlen hat – vielen Dank an dieser Stelle! Während der Testphase habe ich immer wieder zwischen dem TH1000RP und meinem AKG hin- und hergewechselt, um direkte Unterschiede im Klangbild wahrzunehmen.
Der erste Hörtest war – ich muss es sagen – eine kleine Enttäuschung. Der Klang des TH1000RP wirkte im Vergleich zu meinem AKG zunächst flacher und weniger lebendig. Der Bass war zurückhaltender als beim ohnehin schon nicht bassstarken K702. Doch nach einer Eingewöhnungsphase stellte sich heraus, dass der TH1000RP schlichtweg eine sehr neutrale und „ehrliche“ Wiedergabe bietet. Er liefert tatsächlich genau das, was aus der Kopfhörerbuchse kommt. Ohne betonten Bass, ohne „aufgeblähte“ Räumlichkeit und ohne jegliche Verschönerung.
Wer sich auf diesen nüchternen, präzisen Klang einlässt, kann neue Details in bekannten Stücken entdecken. Besonders die Dynamik fällt auf: Die Unterschiede zwischen leisen und lauten Passagen werden beeindruckend klar und differenziert dargestellt. Ich kann das jetzt technisch nicht einwandfrei erklären, aber im Vergleich zum Fostex klang die Musik auf dem AKG Kopfhörer irgendwie komprimierter. Das Ergebnis ist eine Hörerfahrung, die es ermöglicht, jede Nuance und jedes Detail eines Stückes klar wahrzunehmen, sofern man sich an den sehr direkten Klang des Kopfhörers gewöhnen mag.
Beim Tragekomfort gibt es allerdings Abstriche. Die geschlossenen Ohrpolster aus Kunstleder lassen nur wenig Luft zirkulieren, was bei längeren Sitzungen zu einem Wärmestau führen kann. In dieser Hinsicht liegt der AKG K702 mit seinen luftigen Velours-Polstern klar im Vorteil und bietet über längere Sessions hinweg einen deutlich angenehmeren Sitz. Während der TH1000RP in Sachen Klangwiedergabe punktet, bleibt der Komfort also hinter den Erwartungen zurück.
Das gefärbte Holz sieht in der Tat sehr schick aus, je nach Geschmacksfrage. Die Tatsache mit der Klangneutralität ist eine spannende Sache, in sofern, dass prinzipiell alle Produkte mit einer bewusst ausgiebigen Neutralität theoretisch alle gleich klingen müßten. Monitore wie auch Headphones. Hier wäre mal ein Vergleichstest interessant zwischen 6 Produkten: 3 Monitore und 3 Headphones und natürlich diese zusammen. Zum Beispiel: wie schlägt sich der Fostex zu den Neumann etc. Der Preis von knapp über 3k ist natürlich schon ne kräftige Ansage.
@Filterpad Hallo Filterpad.
Ich kann nur zum Neumann NDH 20 was sagen, nutze ihn überwiegend mobil.
Ein sehr neutral abgestimmter Kopfhörer, wie ich finde.
Mann/Frau muss sich aber „einhören“, auf den neutralen Grundklang des NDH 20.
Etwas knappe Stereobreite und leicht zurückhaltende „Höhen“, wären meine einzigen Kritikpunkte, am Neumann NDH 20.
Der Neumann nervt nicht auf dem Kopf, habe ihn manchmal stundenlang auf.
Isolierung nach außen ist top!
Ich werde mir voraussichtlich auch noch den neuen Focal Lensys gönnen. (auch geschlossen)
Der ist, so meine Erwartung, da doch noch ein klein wenig besser, als der Neumann NDH 20.
Gruß
SlapBummPop
@SlapBummPop ok 👍
Amateurhafter Bericht.
.) „Die niedrige Impedanz und das vergoldete, sauerstoffarme Kabel versprechen eine hervorragende Signalübertragung…“
600Ohm ist/war nicht ohne Grund seit langem der Studiostandard. Niedrige Impedanz ist nur wegen der iPod/iPhone/iDiot Generationen in Mode gekommen. Selbst deine Kellerlampe hängt an einem 99.9OFC Kupferleitungsdraht … allerdings nicht vergoldet …
.) Planartreiber haben wie z.B. AMTs ein anderes Phasentiming, vergleichbar mit der Gruppenlaufzeit bei Mehrwegmonitoren.
Kein Wunder also, dass eine Anpassung der Hörgewohnheiten notwendig ist.
.) Warum wohl ein geschlossener(hint!l Kopfhörer, keine luftigen(hint!) Ohrpolster hat, scheint ein Mysterium zu sein…
.) Es ist ja wohl das Mindeste, dass der Tester angibt, welche Kopfhörerverstärker zum Einsatz kamen, und deren technische Daten.
.) Welcher Strotter legt einen ~3000 EUR Kopfhörer auf eine Klaviatur, nochdazu auf eine total vergammelte und versiffte?
Prosit.👎
@MusicChest Welche Laus ist Dir denn über die Leber gelaufen?
@network southwest Naja, so ganz unrecht hat er nicht. Und das Keyboard müsste wirklich mal gereinigt werden 🫣😅
@BigT War vermutlich einfach nur für’s Bild gedacht und die Testgeräte gehen in der Regel wieder zurück an den Hersteller. Aber die Tatsache mit den (Imitat-) Lederpolstern hört sich tatsächlich IMO logisch an. So weit habe ich noch gar nie gedacht! Allein schon aus dem Grund, weil die Beyerdynamic geschlossen ebenfalls Velourpolster haben. Das Gegenargument ist halt ausschließlich die Sache mit dem Schwitzen und jeder der das erlebt hat, möchte dies laut derer Aussagen nie wieder! Ich kann wenig mitreden, weil ich hatte bislang nur Headphones mit Velourpolster und wenn diese nicht zu hart sind ist das meine bevorzugte Polsterung. Nur das bei Neumann ein paar Ersatzpolster ohne Extras im Vergleich zu Beyerdynamic (25€) gleich mit saftigen 60€ zu buche schlägt, mildert die Umstände. 😂 Übrigens zum Tastenreinigen ist Warmwasser mir einen Schuss Spüli meiner Ansicht nach immer noch das beste. Eventuell noch ein Kunststoffschutzmittel darüber und fertig!
@Filterpad Ja ich mag Velourspolster in jedem Fall auch mehr. Habe selbst AKG 712 und SH HD580J (dort auch gerade frisch und nicht günstig getauscht) mit solchen. Sind aber beide offen. Den geschlossenen AKG K181 DJ mag ich auch sehr, aber da spürt man halt irgendwann das haftende Kunstleder.
Die Neumann würden mich auch mal interessieren. Habe gerade meine Mastering Abhöre auf die Marke umgestellt und die Begeisterung ist echt nachhaltig.
@BigT Bzgl. Neumann: Verarbeitet und Klang ist super! Die Höhen sind etwas zurückhaltend aber dafür ermüden die Lauscher nicht so schnell. Mitten & Bässe neutral und detailreich. Nur dem Polster unterhalb dem Kopfbügel prognostiziere ich keine Langlebigkeit. Das ist sehr weich im Material und Kopfhörerständer mit scharfen Kannten könnten dem langfristig schaden (rein optisch). Zu Beginn passiert jedem der diese kauft dass das Kabel zu wenig in der Buchse steckt und man denkt diese sind defekt. Aber einmal eingerastet hält es auch stärksten Erschütterungen stand. Ersatzpolster mit ~60€ sehr hochpreisig wie auch die Kopfhörer selber eher hochpreisig sind. Aber neue Polster braucht man ja nur alle paar Jahre. Ach ja: Das stoffummantelte Kabel wirkt hochwertig, aber hat dadurch keine Spirale. Heißt, es liegen immer einige Meter frei herum. Ist kein Drama aber muß erwähnt werden weil Kabel am Boden sind und bleiben mit das nervigste im Homestudio. 🤭
@BigT Hallo BigT.
Wenn dir Abstimmung/Klangcharakter der Neumann Monitore zusagt,
sollten Dich die Neumann Kopfhörer m.M.n. nicht enttäuschen.
Gruß
SlapBummPop
Den AKG K702 kann man bei Fachhändlern derzeit für 139,- Euro bestellen. Im Hinblick auf die Preisdifferenz würde mir die Wahl daher leicht fallen – zumal es so etwas wie eine „objektive Reproduktion“ einer Aufnahme durch einen Kopfhörer gar nicht geben kann.