Geliefert wurde das Instrument in einem Rockbag-Gigbag, ebenfalls einer Hausmarke der Firmen Framus / bzw. Warwick. Das Gigbag ist zweifelsohne in die Abteilung „Heavy Duty“ einzuordnen. Der Füllstoff des Bags ist schockabsorbierend, Nähte und Reissverschlüsse sind überdimensioniert, der äußere Bespannstoff wasserabweisend. Zudem befinden sich sich Unmengen von kleinen bzw. größeren Taschen an dem Bag nebst einem sehr stabilen Riemensystem für den rückwärtigen Trageeinsatz, welches sich bei Nichtnutzung in 2 weiteren eingenähten Taschen versenken lässt.
Praxis:
Der geneigte Leser kann sich vorstellen wie gespannt ich war als der Paketdienst mir eines Morgens einen rechteckigen Pappkarton in die Hand drückte. Nach dem ersten optischen Eindruck (Wow…….;-) wurde das Instrument zunächst ohne Amp gespielt um das allgemeine Resonanzverhalten zu testen. Aber hoppla, was für ein ausgewogenes Klangbild! Die Gitarre springt Dich regelrecht an bzgl. ihres Attacks. Sehr schnelle Ansprache, nahezu keine Deadnotes, von einem solch massigen Instrument hätte ich eher etwas mehr Trägheit erwartet. Am nächstmöglichen Amp angeschlossen haut es mich dann endgültig um. Ach Du meine Güte was für ein Brett….
Man darf bei allem Vorwissen nie vergessen dass die Konstruktion dieses Instrumentes zusammen mit dem Werkstattmeister am Reißbrett entstanden ist und in dieser Konstellation so noch nie gebaut wurde, daher war es schon ein Wagnis Hölzer und Hardware in einem solchen Setup zusammen zu fügen. Dass es aber so dermaßen in meine Kerbe hauen würde, hätte ich nicht gedacht, aber alles schön der Reihe nach….
Zunächst einmal bespannte ich das Instrument mit meiner Saitenstärke und glich Halskrümmung und Oktavreinheit an. Halskrümmung…..? Der ist ja kerzengerade! OK, das wird an der 010er Besaitung liegen, das gibt sich wenn meine Saitenstärke drauf ist….. 2 Tage später ist der Hals trotz der extrem hohen Saitenspannung immer noch kerzengerade. Nun denn, lockern wir etwas den Halsstab. Lockern…..? Der Halsstab ist bereits komplett entspannt! Ich habe ja schon viel von der Stabilität von Ovangkol Holz gehört, aber dass das Hals knapp 100 Kilo Zugkraft ohne Trussrod-Unterstützung entgegen halten kann hätte ich im Leben nicht für möglich gehalten! Hier kommt nun die o.g. Framus-eigene Problemlösung ins Spiel, ich kann (und muss) das erste Mal in meinem Leben einen Hals trotz Saitenspannung Richtung Bunddraht verbiegen. Dies lässt sich auch problemlos bewerkstelligen, das Endresultat ist eine perfekt eingestellte Gitarre.
Als nächstes ab in den Proberaum und das Instrument unter realistischen Bedingungen getestet. Was mir da aus den Speakern entgegen drückt ist wirklich ein Pfund ohnegleichen. Alle Komponenten arbeiten genauso zusammen wie ich es mir gewünscht hatte. Die Gitarre hat ein Sustain, welches so lange ist dass man zwischendurch eine Tasse Kaffee trinken kann und die Saite schwingt im Anschluss daran immer noch. Im cleanen Modus ist die Gitarre trotz der massigen Bauweise sehr „sparkelig“, klassisch voll und voluminös, aber dank der EMG-PU´s sehr klar und clean. EMG-clean! Eben dieses „Cleane“ polarisiert die Gitarristenwelt in 2 Lager, entweder man liebt diesen Sound oder nicht, basta! Ich liebe ihn…….;-)
Im verzerrten Modus kann man beim besten Willen bzgl. „Druck“ keinen mehr drauf setzen. Der lineare Frequenzgang, das ausgewogene Klangbild und eine hohe Signaltreue selbst bei stärkster Verzerrung sorgt für eine komplette Abdeckung aller Stilrichtungen zwischen Rock und Metal, sagen wir besser Hardrock und Metal. Der Ovangkol Hals gibt der tendenziell eher warmen Klangauslegung einen sehr großen Anteil an Härte und Höhen hinzu, welches den Gesamtsound deutlich spritziger und aggressiver werden lässt. Die Gitarre ist auch bei hoher Lautstärke absolut nebengeräuschsfrei, welches aber nachgebessert werden musste. In bester Absicht wurde die Erdung der Gitarre standesgemäß am Potigehäuse verlötet, jedoch wird von EMG ausdrücklich darauf hingewiesen dass dies entgegen aller passiver Tonabnehmer nicht zu machen wäre. Nachdem ich die Erdung abgeklemmt hatte waren selbst die allerletzten Geräusche verschwunden. ACHTUNG, liebe Leser, macht dies niemals bei Standard-Tonabnehmrn, ihr werdet vor lauter Brummen im verzerrten Modus euer eigenes Wort nicht mehr verstehen!
Gitarren-Puristen wird die ungeheure Energie, die das Instrument rüber bringt, erschrecken und evtl. sogar abschrecken, aber wie gesagt, es war genau mein Bestreben ein solches Instrument zu schaffen. Einige interessante Eigenarten geben dem Instrument nochmals eine persönliche Note, so ist z.B. die Oberton-Resonanzkurve, welche bei den meisten Instrumenten auf dem hohen „A“ auf der hohen E-Saite das Umkippen in den Obertonbereich bewirkt, hier drei Halbtöne nach oben zum „C“ hin verschoben. Ob dieser Umstand im Ovangkol-Hals, in der langen Mensur oder in der Wechselwirkung von allen Komponenten zu suchen ist, vermag ich nicht zu erklären, Fakt ist, es klingt fantastisch!
Na ja, die Optik ist ja echt Geschmackssache…
erstmal muss ich die detailierte und lockere Schreibweise loben. Leider konnte ich diese Gitarre noch nicht testen, wahrscheinlich wäre ich sehr beeindruckt von so einem schweren Instrument…