Solides Handwerkszeug für kleines Geld
Günstige Akustikgitarren sind doch immer einen Blick wert – oder etwa nicht? Selbst die eingefleischtesten Elektriker unter uns treibt es regelmäßig zur Akustischen, es ist eben doch ein ganz anderes Feld, das sich mit einem voluminösen Klangkörper auf dem Schoß offenbart. Mit zu den zahlreichen Anbietern am Markt gehört auch die deutsche Traditionsfirma Framus aus Markneukirchen, deren Legacy Serie jedoch nicht im Vogtland, sondern im fernen China hergestellt wird. Das sorgt für einen konkurrenzfähigen Preis bei hoher Qualität – so sagt es zumindest der Hersteller. Wie hoch die Qualität wirklich ist und was man mit der Framus Legacy Series FD-14 SVCE alles anstellen kann oder nicht, werden wir im folgenden Artikel erfahren.
Framus Legacy Series FD-14 SVCE – Facts & Features
Fans von Vintage-Designs werden über die Optik der FD-14 SVCE sicher erfreut sein, denn die massive Fichtendecke wurde in einem leichten orangegelben Ton gebeizt, was der Illusion einer alten, gut „abgehangenen“ Westerngitarre recht nahekommt. Decke und Boden bestehen aus Mahagoni, wir haben es also hier mal wieder mit den klassischen Tonhölzern zu tun. Und auch die Form des Korpus ist klassisch, die Framus Legacy Series FD-14 SVCE ist eine typische Dreadnought mit all den Vorteilen, dem man diesem Design zuspricht. Die sind natürlich primär in der Kategorie Lautstärke und Durchsetzungskraft zu finden, nicht von ungefähr werden diese Art Instrumente gerne im Bandkontext eingesetzt, wo sie sich mühelos einen Platz verschaffen. Zudem besitzt unser Testinstrument ein Cutaway sowie einen Fishman-Preamp, dessen Bedienfeld sich im oberen Zargen befindet. Doch bevor wir zu den Extras kommen, schauen wir zunächst, ob denn die Basics rund herum stimmen.
Rund herum ist gleich ein gutes Stichwort, denn der komplette Korpus wird auf seiner Vorder- und Rückseite von einem Binding eingerahmt. Aber nicht schon wieder ein cremefarbenes, hier geht es mit einem aus Tortoise schon etwas luxuriöser zu. Der obligatorische Blick durch das Schallloch zeigt auch im Innern eine ähnlich gute Verarbeitung, wie wir sie außen finden. Alle ersichtlichen Verstrebungen wurden sauber ausgeführt, von Leimresten oder gar gesplitterten Stegen weit und breit keine Spur. Das Schallloch wird von einer schmalen Rosette aus Perlmutt umrandet, die auf den ersten Blick kaum zu erkennen ist, trotzdem aber das überwiegend dezente und doch irgendwie edle Äußere der FD-14 SVCE passend ergänzt.
Ein erstes Zeichen des Sparkurses
Dass man für knapp über 400,- Euro bei einer Akustikgitarre keine vollmassiven Hölzer an allen Ecken und Kanten erwarten kann, sollte jedem klar sein. Der Sparkurs tritt zum ersten Mal beim Hals auf, der aus einer zweiteiligen Mahagonikonstruktion besteht. Halsmittelstück und Kopfplatte finden in Höhe des ersten Bundes ihre Leimstelle, was man auch deutlich sehen kann. Zusammen wurden die beiden Teile dann auf den Halsfuß geleimt, der erfreulicherweise bereits einen Gurtendknopf trägt. Der Zweite ist nicht etwa ein kombinierter, der ein Klinkenkabel aufnehmen könnte, die Elektronik mit der Klinkenbuchse und dem Fach für die Batterie besitzt ihren eigenen Bereich auf einem Panel an der Unterseite des Korpus. In etwa dort, wo man auch bei einer E-Gitarre die Strippe einstecken würde.
Das Halsprofil dürfte Anfängern wie verwöhnten E-Gitarristen gleichermaßen gefallen, hinzu kommt die satinierte Lackierung der Gitarre, die auch die Halsrückseite betrifft und somit der Greifhand ein sehr natürliches Spielgefühl vermittelt. Das Thema CITES scheint Framus zumindest bei der Legacy Serie auszublenden oder aber man hat einen Weg gefunden, die Bestimmungen zu umgehen. Tatsache ist, dass auf dem Hals ein Griffbrett aus Palisander aufgeleimt wurde, das mit 21 sauber eingesetzten, abgerichteten und polierten Bünden bestückt ist. Gut gelungen ist das Werkssetting bzw. die Saitenlage, die eine recht gute Bespielbarkeit bis hinauf zum letzten Bund bietet. Gegen ein Solo jenseits der Oktavlage spricht also nichts, zumal das weit ausgesägte Cutaway selbst Musikern mit „Schlosserpranken“ noch genügend Freiraum zur Verfügung stellt.
Nicht ganz so sparsam bei der Kalkulation scheint man bei Framus mit den Mechaniken umgegangen zu sein. Die hier verbauten sind zwar keine Marken-Tuner, sie bieten jedoch eine akzeptable Qualität hinsichtlich des Stimmens und beim Halten der Stimmung. Zumindest gab es während der Testdauer keine Probleme, die es hier zu erwähnen gäbe.
Framus Legacy FD-14 SVCE – Fishman Isys + Preamp
Selbst in dieser niedrigen Preisklasse gehört ein Preamp ja mittlerweile fast schon zum guten Ton dazu und so besitzt auch unsere Framus Legacy Series FD-14 SVCE einen solchen. Der Spezialist für so etwas kann nur Fishman sein, der dem Instrument einen Isys + Vorverstärker beisteuert. Die Möglichkeiten sind zwar sehr rudimentär und auf Dinge wie etwa ein Notchfilter und AUX-Input muss man wohl verzichten. Nicht aber auf Sachen, wie eine Zweiband-Klangregelung mit Bässen und Höhen, einen Phasenumkehrschalter oder ein Stimmgerät, das über ein kleines Display und drei LEDs funktioniert.
Die nötige Energie bezieht der Preamp aus einer 9-Volt-Batterie, die, wie bereits erwähnt, zusammen mit der Klinkenausgangsbuchse in ein separates Fach am Ende des unteren Zargen verfrachtet wurde. Ein wenig mulmig wird mir an dieser Stelle immer bei dem Gedanken, was wohl passieren würde, wenn jemand unglücklich auf das eingesteckte Kabel trampelt … Also am besten immer an das berühmte „Schlaufe für das Kabel durch den Gurtendknopf“ denken, wenn man seine Akustikgitarre elektrisch abnimmt und sich frei mit ihr bewegt.
Sollte sich die Lebensdauer der Batterie mal dem Ende zuneigen, dann informiert eine kleine LED darüber, doch möglichst bald den Schnellverschluss des Batteriefachs zu öffnen und Hand anzulegen. Das geschieht erfreulicherweise in wenigen Sekunden und ist kein Grund, während eines Songs eine Pause einzulegen.
FD-14 SVCE – Sound & Praxis
Diese Akustikgitarre hält die Ehre der Familientradition der Dreadnoughts hoch. Schon nach den ersten paar Akkorden zeigt sich erneut, mit welcher Lautstärke und Durchsetzungskraft eine Dreadnought doch loslegen kann! Sie tönt in jedem Fall gewaltig, zeigt aber auch spürbare Schwächen in Sachen Sustain. Das bemerkt man besonders beim Spielen von einzelnen Tönen, die keine besonders lange Halbwertszeit besitzen und von daher fast so schnell verschwinden, wie sie durch das schnelle Attack der Fichtendecke hervorgekommen sind.
Der abgegebene Frequenzbereich ist von sehr kräftigen Mitten geprägt – kein Wunder also, warum sich die Framus Legacy Series FD-14 SVCE so gut durchzusetzen weiß. Dafür aber hapert es mit den Präsenzen und den Höhen im Allgemeinen, das beliebte „Schimmern“ der Saiten im Sound einer Akustikgitarre wirkt hier spürbar unterrepräsentiert, was sich wiederum auf die Erzeugung von Obertönen im Klang und somit auch auf die Frische des Sounds auswirkt. Dennoch geht das Gebotene für ein Instrument dieser Preisklasse absolut in Ordnung und da wäre als Bonus ja noch der Fishman-Preamp, mit dem ich zwei der nun folgenden Klangbeispiele aufgenommen habe.
FD-14 SVCE – die Klangbeispiele
Die FD-14 SVCE wurde dazu direkt an den Eingang meines UAD-Interface angeschlossen, die Files tragen die Bezeichnung „Preamp“. Der EQ des Isys + befindet sich in 12-Uhr-Stellung, die übrigens eine Rasterung besitzt. Die anderen zwei Tracks, mit „Mic“ bezeichnet, wurden mit einem AKG C3000 Mikrofon aufgenommen, das ich nah am Schallloch platziert habe. Effekte wurden keine benutzt, die Files wurden lediglich in ihren Pegeln angeglichen.