Budget 500er FET-Kompressor
In der Reihe der Fredenstein Tests auf AMAZONA.de geht es dieses Mal um den
Fredenstein Artistic Comp Plus, einen günstigen FET-Kompressor im System-500-Rackformat. Bei dem Artistic Comp Plus handelt es sich um eine abgespeckte Version des V.A.S. Comp, dennoch ist auch er mit praktischen Features wie einem Side-Chain-Filter und einem Mix-Regler für Parallelkompression ausgestattet.
Der Fredenstein Artistic Comp Plus auf den ersten Blick
Als System-500-Modul konzipiert, ist für den Betrieb des Fredenstein Artistic Comp Plus ein freier Einschub in einem entsprechenden Rack notwendig. Grundsätzlich können alle normalen Funktionen des FET-Kompressors mit jedem handelsüblichen 500er Rack genutzt werden. Zusätzlich ist es mit dem hauseigenen Bento-Rack möglich, zwei Mono-Module für Stereo-Anwendungen zu verlinken und über die AUX-Eingänge auch externe Side-Chain-Signale als Trigger zu verarbeiten.
Die schwarze, aus Metall gefertigte Vorderseite des Artistic Comp Plus beherbergt sämtliche Bedienelemente, die alle sehr fest sitzen und in keiner Weise wackeln, obwohl sie nicht mit der Frontseite verschraubt sind. Auch die gerillten Aluminiumknöpfe lassen sich gut greifen, während die Kippschalter äußerst klein ausfallen – trotzdem machen sie ebenfalls einen sehr soliden Eindruck.
Die Bedienung des Fredenstein Artistic Comp Plus
Wie bei einem Urei 1176 wird der Schwellwert für den Einsatz des Kompressors per Input-Gain bestimmt. Zum Einstellen der Attack-Zeit bietet der Artistic Comp Plus leider nur drei festgelegte Presets (0,5, 5 und 25 Millisekunden), während sich die Ratio frei von 2:1 bis 20:1 regeln lässt. Das Gleiche gilt für die Release-Zeit, deren Länge fließend von 70 Millisekunden bis 2,5 Sekunden reicht.
Zur optischen Kontrolle dient eine 12-stellige LED Anzeige, die das Maß der Pegel-Reduktion darstellt. Eine weitere LED leuchtet rot auf, um vor Übersteuerungen zu warnen, wenn Spitzenwerte die Marke von 24 dBu überschreiten.
Ein äußerst nützliches Feature ist der Mix-Regler, mit dem sich das unbearbeitete und verdichtete Signal mischen lässt. Darüber hinaus verhindert ein zuschaltbares Side-Chain-Filter, dass Frequenzen unterhalb von 150 oder 300 Hz komprimiert werden.
Zu guter Letzt ist der Artistic Comp Plus mit einem Poti zum Justieren der Ausgangslautstärke bestückt und auch ein Bypass-Schalter hat noch seinen Platz auf dem eng belegten Frontpaneel gefunden.
Fredenstein Artistic Comp Plus – Technik
Als Operationsverstärker verwendet Fredenstein, wie schon bei vielen anderen Produkten, den eigens entwickelten und vollständig diskret aufgebauten OPA2. Dank der SMD-Bauweise sitzt dieser auf einem Stecksockel und kann bei Bedarf durch kompatible OP-Amps anderer Hersteller ausgetauscht werden.
Auch der mit einem Stahlkern bestückte Ausgangsübertrager stammt wieder von dem amerikanischen Hersteller Edcor. Genau wie der OPA2 trägt er einen entscheiden Teil zum Vintage-Charme der kompletten Artistic Serie bei, da beide Komponenten in allen Geräten eingebaut sind.
Obwohl der Artistic Comp Plus nicht den Anspruch hegt, ein 1176 Clone zu sein, hat Fredenstein eine „Reverse Mancini“ Schaltung entwickelt, die den FET-Kompressor linearer arbeiten lässt, so wie es bei den alten Urei Modellen üblich war.
Fredenstein Artistic Comp Plus – Praxis und Klang
Auch wenn der Kompressor nicht arbeitet, ruft der Comp Plus bereits eine leichte Färbung im Klang hervor, die dezent ist und für ein bisschen Vintage-Flair sorgt. Damit reiht er sich nahtlos neben den anderen Mitgliedern der Artistic Serie ein, da er den gleichen Grundcharakter besitzt.
In der Praxis erweist sich der Artistic Comp Plus als ein sehr schneller und aggressiver FET-Kompressor, der gerne kräftig zupackt. Daher muss am Anfang erst einmal ein wenig Feingefühl entwickelt werden, wie man den Input angemessen dosiert, da das Resultat sonst sehr leicht anfängt zu pumpen. Je nach Einstellung von Attack und Release stampft der Kompressor bereits bei einer Reduktion von 4-6 dB das Eingangsmaterial regelrecht in Grund und Boden.
Bei der Bearbeitung von Drums sorgt er schnell für poppende Transienten, die eher ein bisschen an einen VCA-Kompressor wie den DBX160 erinnern. Mit den drei verschiedenen Attack-Optionen kann man schon gute Ergebnisse erzielen, dennoch wäre eine frei regelbare Einschaltzeit besser, um auf die individuelle Form einer Klangquelle eingehen zu können. Natürlich muss bei dieser Einschränkung auch der geringe Platz auf der Frontseite berücksichtigt werden.
Gerade bei einer hohen Dynamik des Eingangssignals sorgt der Artistic Comp Plus allerdings immer wieder bei einzelnen Pegelspitzen für drastische Absenkungen, die deutlich zu hören sind und sehr unschön ausfallen. Während ein 1176 bei stärkerer Kompression immer ein ausgewogenes, kompaktes Klangbild erzeugt, fallen einzelne Peaks beim Artistic Comp Plus unverhältnismäßig stark ab.
Glücklicherweise hat Fredenstein mehrere Funktionen berücksichtigt, um dieses Problem einzudämmen oder zu kaschieren. Mit dem Side-Chain-Filter kann das Ansprechverhalten des Kompressors schon deutlich gebändigt werden, jedoch am flexibelsten ist die Möglichkeit der Parallelkompression. Dank der Blende zwischen dem unbearbeiteten und komprimierten Signal kann zum Beispiel auch eine völlig überkomprimierte und zerhackte Einstellung sinnvoll genutzt werden, indem man sie nur leise hinzumischt. So entsteht ein druckvoller Kern, trotzdem bleibt die offene Dynamik der ursprünglichen Aufnahme erhalten.
Klangbeispiele
Schlagzeuger: Sebastian Schlüssel
Schlagzeug: Pearl Masters Custom Maple Shell
Snare: Sonor Special Edition
BD-Mikrofon: Electro-Voice RE 320 (Kick Drum Mode)
SD-Mikrofon: Shure SM 57
Preamp: Fredenstein Artistic MicPre
Synth: Moog Mother-32 mit diversen Doepfer Modulen
Preamp: Fredenstein Artistic MicPre
Fredenstein Artistic Comp Plus in einem Fredenstein Bento S6 Rack
RME Fireface 800
Logic Pro
Die Klangbeispiele wurden nicht weiter nachbearbeitet