Die Filter des Fredenstein F610 UE1
Alle vier Bänder des F610 UE1 sind als vollparametrische Glocken-EQs konzipiert. Ihre Breite lässt sich in acht Stufen einstellen und reicht dabei von einer schmalen, nadelförmigen Form bis hinzu einer Weite von rund drei Oktaven.
Der Einsatzbereich jedes Filters liegt zwischen 20 Hz und 20 kHz, wobei dieser unveränderbar in 190 anwählbare Grenzfrequenzen gegliedert ist, deren Abstände von 5 bis 250 Hz reichen. Für Anhebungen sind diese Abstufungen völlig ausreichend, zum chirurgisch genauen Entzerren sollten sie noch feiner sein. Laut Bedienungsanleitung ist bei der Steuerung per USB die Rasterung in 1-Hz-Schritte aufgeteilt – leider ist es nicht nachvollziehbar, wieso diese filigrane Auflösung nicht mit dem entsprechenden Encoder genutzt werden kann.
Der Grad der Verstärkung beträgt bei jedem Filter +/-16 dB, natürlich können mehrere addiert werden, so dass eine maximale Spanne +/-64 dB möglich ist.
Das unterste und oberste der vier Bänder lässt sich wahlweise auch als Low- und High-Shelving-Filter nutzen. Als Ergänzung gibt es noch die 12 dB Lowcut-Funktion, die zwischen 20 und 975 Hz einsetzbar ist und an ihrer Grenzfrequenz eine Absenkung von 3 dB hervorruft.
Per Hard-Bypass lassen sich alle Bänder gleichermaßen stummschalten, leider ist es nicht möglich, ein einzelnes Filter zu muten.
Fredenstein F610 UE1- Praxis und Klang
Die Bedienung ist – abgesehen von den bisher genannten Schwächen – passabel. Natürlich wurde das Interface bewusst so konzipiert, dass es möglichst platzsparend ist. Dieses Ziel wurde erreicht und spricht sicherlich eher Anwender an, die es klein und praktisch mögen und sich nicht von digitalen Menüs abschrecken lassen.
Das Arbeiten mit den vier Filtern gestaltet sich äußerst komfortabel, nicht nur dank ihrer vollparametrischen Beschaffenheit, sondern auch durch die sehr flexiblen Regelbereiche. Egal ob ein Signal entzerrt oder breitbandig angehoben werden soll, der F610 UE1 meistert jedes Vorhaben mit Bravour und bietet dabei hohe Gain-Reserven. Gerade beim Mastering dürften die Glocken-EQs in den Bässen und Höhen sehr willkommen sein, da sich naturgemäß mit ihnen wesentlich filigraner arbeiten lässt als mit Shelving-Filtern.
Natürlich macht der F610 UE1 auch eine gute Figur bei Recording- oder Mixanwendungen, sei es nun als Stereo-, Dual-Mono- oder sogar hintereinander geschaltet als 8-Band-EQ.
Grundsätzlich ist der Ton des Fredenstein F610 UE1 sauber und unaufdringlich, wodurch er sich abermals für Mastering-Anwendungen prädestiniert. Allein beim Aufräumen des Klangbildes durch bloße Absenkungen sorgt der „Universal Entzerrer“ für deutlich mehr Klarheit. Dabei verleiht er einem fertig gemischten Song mehr Offenheit und Präzision, was wiederum zu einem kräftigeren und druckvollern Sound führt.
Auch bei Anhebungen einzelner Frequenzbereiche überzeugt der F610 UE1 auf ganzer Linie. Gerade in den sensiblen oberen Mitten zeigt sich, wie gutmütig die Filter arbeiten, da sie in keiner Weise schrille oder beißende Resultate erzeugen, was gerade in Hinblick auf die enormen Gain-Reserven wichtig ist. Dafür kitzeln sie aus dem Klang eine angenehme Präsenz heraus, die stets sehr neutral wirkt und einer Tonmischung nicht ihren ursprünglichen Charakter raubt.
Wie schon bei dem Magic Pre von Fredenstein, verfügt auch der F610 UE1 über eine zusätzliche Color-Funktion, die laut Hersteller einen weichen, röhrenartigen Klang hervorrufen soll, ohne dabei das Frequenzbild durch Obertöne anzureichern.
Sobald der Modus aktiviert wird, verändert sich das bisher dezente und saubere Klangbild deutlich. Das Resultat wirkt insgesamt gesättigter und gefärbter.
Die Bässe und unteren Mitten ertönen vollmundiger und auch die Höhen erhalten eine angenehme Betonung, die in keiner Weise scharf, sondern geschmeidig und rund klingt. Streng gesehen hört sich das allerdings nach vielen Obertönen an, die mit dem Color-Modus generiert werden. Ob diese Tatsache nun im Sinne des Herstellers war oder nicht, sei einmal dahin gestellt – in jedem Fall ist das Ergebnis sehr schön und erweitert das Klangspektrum des F610 UE1 enorm.
Bei dem ersten Testgerät erzeugten die zwei mittleren Bänder bei hoher Verstärkung in den oberen Mitten und Höhen surrende und flirrende Störsignale. Nachdem das Gerät vom Vertrieb ausgetauscht wurde, war dieses Problem behoben.
Dennoch traten beim Betätigen der Encoder an beiden Testgeräten digitale Störgeräusche am Audioausgang auf. Das ist für das Einstellen der Parameter etwas störend, hat aber letztendlich keine Auswirkungen auf das Resultat.
Bei einer Verstärkung ab 12 dB aufwärts setzt zudem ein leichtes Grundrauschen ein, was auch ohne anliegendes Eingangssignal hörbar ist. Angesichts der äußerst hohen Verstärkung kann man hiermit aber durchaus leben.
Klangbeispiele
Bass Drum:
Sebastian Schlüssel
Pearl Masters Custom Maple Shell
Mikrofon: Electro-Voice RE 320 (Kick Drum Mode)
Preamp: Fredenstein Artistic MicPre
Synthesizer:
Moog Mother-32 mit diversen Doepfer Modulen
Preamp: Fredenstein Artistic MicPre
Vocal:
Isis Zerlett
Mikrofon: Neumann U87
Preamp: Chandler Limited TG Microphone Cassette
Gitarre:
Suzuki Three’s GW-15 Western-Gitarre
Mikrofon: Neumann U87
Preamp: Chandler Limited TG Microphone Cassette
Fredenstein F610 UE1 in einem Fredenstein Bento S6 Rack
Alle Klangbeispiele wurden mit einem RME Firface 800 aus Logic in den Fredenstein F610 UE1 geschickt und anschließend wieder in Logic aufgenommen. Die Klangbeispiele sind unbearbeitet.