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Test: Friedman Cali AMBZHH+HT, E-Gitarre

Back to the Shredding 80s!

1. November 2018
Friedman Cali AMBZHH+HT

— Friedman Cali AMBZHH+HT —

Ich muss ja zugeben: Nach dem Test der Friedman Vintage-T und der Friedman Vintage-S war ich als bekennender 80s-Shred-Fan ja ganz besonders darauf gespannt, welches Bild denn wohl die Gitarren der Powerstrat-Fraktion des US-Herstellers abgeben. Nun ist die Friedman Cali AMBZHH+HT als Vertreterin dieser Gattung bei uns zum Test eingetroffen – brandneu sozusagen, auch wenn ihre Optik eher so wirkt, als sei sie seit Beginn der 80er Jahre auf den Bühnen dieser Welt unterwegs und dabei ganz schön hart rangenommen worden. Das Zauberwort heißt auch hier wieder „Aging“, unter der malträtierten Hülle verbirgt sich aber eine ganz feine Powerstrat, wie ich während der Testdauer feststellen durfte. Also dann mal die Schulterpolster zurecht gerückt und die Haarspraydose in Reichweite gebracht, wir shredden uns zurück in die 80s!

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Friedman Cali AMBZHH+HT – Facts & Features

Unser Testmodell ist nicht nur wirklich brandneu, sondern auch zudem ein neues Modell innerhalb der Cali-Baureihe von Friedman. Bisher gab es diese Gitarren nur mit einem Floyd-Rose-Vibrato (klar, wie sollte es anders sein?), von jetzt an können die Powerstrats aus der Hand von Dave Friedman und Grover Jackson aber auch mit einer festen Brücke gekauft werden. Anstelle des „FR“ für den wohl bekanntesten Jammerhaken der Welt erscheint nun ein „HT“ für „Hardtail“ in der Produktbezeichnung, das ist der kleine (aber feine) Unterschied. Um der Tonerzeugung und dem Sustain auf die Sprünge zu helfen, besitzt die Gitarre zusätzlich noch eine String-through-Saitenführung, bei der die Drähte von den Metallhülsen auf der Rückseite ihren Weg zu den Mechaniken antreten.

Wenn wir schon gerade bei der Rückseite sind, hier hat sich das Team von Friedman besonders viel „Mühe“ gegeben, um ein möglichst authentisches Bild eines gut abgenutzten Instruments zu erzeugen. Spätestens jetzt gerät man allerdings gegenüber der Partnerin/dem Partner oder im Freundeskreis in eine Art Erklärungsnot, frei nach dem Motto: „Was, fast 3000,- Euro für so eine runtergerockte Klampfe, bist du wahnsinnig?“ Nein, bin ich nicht und was ich dort sehe, gefällt mir persönlich auch nicht unbedingt, die Arbeiten wurden aber verblüffend gut ausgeführt, hier durfte wohl der Praktikant mal ordentlich mit der Gürtelschnalle vom Papa rotieren.

Friedman Cali back

Was dort unter dem schwarzen Nitrolack zum Vorschein kommt, sind Teile des Erlenkorpus, der für unsere Friedman Cali AMBZHH+HT verwendet wurde. Es handelt sich um ein sehr leichtes Stück Holz, denn das Gesamtgewicht der Gitarre ist doch recht niedrig, was natürlich auch auf die Abwesenheit eines Locking-Vibratos mit all seinen gewichtigen Bauteilen (Vibratoblock mit Feinstimmern, Klemmsattel etc.) zurückzuführen ist. Das kann uns aber nur recht sein, denn ein niedriges Gewicht wirkt sich insgesamt positiv auf das Handling mit einem Instrument aus.

Friedman Cali AMBZHH+HT – der Hals

Friedman Cali AMBZHH+HT fretboard

Ein ähnlich trauriges Bild gibt der Hals ab, jedoch nur in optischer Hinsicht. Unter der abgenutzten Oberfläche des einteiligen Ahornhalses befindet sich ein wunderbar griffiges Stück Holz, ausgestattet mit einem separaten Ahorngriffbrett und 22 Jumbo-Bünden, die perfekt eingesetzt und an ihren Kanten und Oberflächen sorgfältig bearbeitet wurden. Grund für diese perfekte Verarbeitung dürfte wohl der Einsatz der PLEK-Station sein, deren Vorzüge die Bundierung aller Instrumente von Friedman erhalten und die für eine Abrichtung der Bünde sorgt, wie man sie mit der bloßen, erfahrenen Hand kaum besser hinbekommen könnte. Wer davon noch gar nichts gehört hat – HIER findet man einen Link zur Website von PLEK.

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Mit einer Sattelbreite von 43 mm und einer Mensur von 648 mm orientiert sich unsere Cali an den gängigen Standards, wie sie etwa bei Gitarren von Jackson, Charvel oder Ibanez verwendet werden. Die Halsrückseite wurde zudem mit einem Compound-Radius versehen, der den Umfang von 10″ am ersten zu 14″ am letzten Bund variiert. So gibt es in den oberen Lagen mehr „Fleisch“ zum Greifen, beim Solospiel jenseits der Oktavlage hingegen erleichtert das flachere Profil der rechten Hand die Arbeit spürbar.

Auf dem Foto oben ist es nur schwer zu erkennen, aber die Abnutzungen auf dem Griffbrett sind rein oberflächlicher Natur! Von eingearbeiteten Vertiefungen im Holz oder gar künstlich zugefügten Verschleißerscheinungen der Bünde wurde beim Designen der Gitarre Abstand genommen. Na, Gott sei Dank!

Friedman Cali AMBZHH+HT – die Hardware

Gut „abgehangen“ zeigen sich auch die Metallteile der Cali AMBZHH+HT. Das fängt an mit der String-through-Bridge und Kleinigkeiten, wie etwa dem Metallknopf des Volume-Reglers und den Schrauben der Pickup-Rahmen an und setzt sich bis zu den Mechaniken an der Kopfplatte fort, die im Vintage-Style ausgeführt wurden. Es wirkt gerade so, als habe der Gitarrenbauer im Keller noch eine Büchse mit Jahrzehnte alten Gitarrenteilen gefunden, die man ja noch verwenden könnte. Aber auch hier gilt: Der Schein trügt! Das zeigt sich besonders an den Mechaniken, die zwar keine Locking-Funktion besitzen, jedoch sehr präzise arbeiten und die Gitarre jederzeit in bester Stimmung halten. Na ja, das sollte man ja in solch einer Preisklasse auch erwarten dürfen!

Friedman Cali AMBZHH+HT headstock

— Kopfplatte der Friedman Cali AMBZHH+HT mit den Mechaniken, die ihren Job ernst nehmen —

Friedman Cali AMBZHH+HT – die Elektrik

Bei der Auswahl der Pickups für die Instrumente der Cali-Serie setzt Friedman erneut auf Eigenentwicklungen. Der Hersteller beschreibt die beiden Tonabnehmer in Hals- und Stegposition (Classic bzw. Classic+ Humbucker) als PAF-Style-Pickups, sanft und süß im Sound. Das trifft die Sache schon recht gut, dazu aber gleich mehr im Praxisteil. Geschaltet wird mittels eines Dreiwegeschalters, der in jedem Fall aus dem obersten Regal stammt, auch wenn er optisch genau so mitgenommen wirkt, wie eben die gesamte Gitarre.

Schade ist, dass die beiden Pickups nicht als Singlecoils geschaltet werden können. Dabei gab es doch in den 80s genügend Balladen, in denen aus chorusgeschwängerten und mit Hall überladenen Verstärkern Singlecoil-Sounds einer Power-Strat zu hören waren! Und damit ab zum Praxisteil!

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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    uelef

    Ich weiß auch nicht – wahrscheinlich bin ich da spießig. Ich finde es echt cool, wenn Gitarren seit 20 Jahren in Gebrauch sind und abgeschrubbt sind, wenn sie eine echte Patina haben. Aber eine Gitarre kaufen, die bewusst auf alt gemacht ist, das würde ich dann doch nicht machen … Das ist einfach Fake. Ich frage mich echt, wer dann solche Teile für den Preis kauft.

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Insbesondere die beiden clean Klangbeispiele klingen sehr schön ranzig, gefällt mir, obwohl mir dabei eher die 70ger in den Sinn kommen als die 80ger.
    Scheint eine richtig gute Gitarre zu sein. Nur das künstliche Altern hätte man sich sparen können, auch wenn es hier im Gegensatz zur Xotic zugegebenermassen mit einem gewissen Witz gemacht ist.

  3. Profilbild
    Axel Ritt RED

    Muss ein Jazzer gewesen sein, der die Gitarre „geaged“ hat. Wenn das eine Gürtelschnalle erledigt haben soll, hing die Gitarre im Rechten-Arm-90-Grad-Winkel … ;-) Das ist Bandschleifer angesetzt und mit dem Schraubendreher etwas nachgehakelt, echte gealterte Gitarren haben die Verschleisspunkte anders positioniert … nichts für ungut …

  4. Profilbild
    Eibensang

    Wah, selbst wenn mir der Klang genügte und ich soviel Kies übrig hätte, wüsste ich nicht, ob ich mich mit dieser – tatsächlich mehr als „runtergerockt“ wirkenden – Gurke auf die Bühne traute: wo dann für alle der Eindruck entstünde, ich pflegte mein Griffbrett nicht und spielte das abgegriffenste der Welt. Selten ein scheußlicheres Aging gesehen. Für wen werden solche Abnutzungsvortäuschungen überhaupt veranstaltet – für eine Klientel, die nur so tun kann, als hätte sie irgendwas hinter sich (oder noch vor)?

    Und dann dieser – den Hörbeispielen nach zu urteilen – mäßige, matte Sound. Da macht ja meine alte Chica (ein eher schlichter Strat-Nachbau, den mir einst ein Kumpel bastelte) noch mehr her, von meinen teureren Lieblingen ganz zu schwelgen (die aber jeweils deutlich unter 1.000 Euro zu haben waren, andererseits eh keine Strats sind).

    Aber auch schön, sich nicht nach jeder Luxuswumme sofort die Finger schlecken zu müssen, haha!

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