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Test: Friedman Fuzz Fiend und Motor City Drive, Gitarrenpedals

Friedman goes Tubepedals

27. Juni 2017

Dass die US-Firma Friedman Amplification vorzügliche Gitarrenverstärker bauen kann, davon konnten wir uns bereits im Review des Friedman Small Box Combo überzeugen. Der nächste Streich folgte zugleich: das Zerrpedal BE-OD, das sich schnell vom Geheimtipp zum begehrten Tool für Freunde des gepflegten High-Gain-Shreds entwickelte. Das BE-OD ist allerdings ein Verzerrer mit Transistorschaltung, zugegeben sogar ein ziemlich guter. Bei den uns nun zum Test vorliegenden Pedale Friedman Fuzz Fiend und Motor City Drive bringen hingegen eine waschechte 12AX7A-Röhre mit an den Start, die auch im Design gekonnt in Szene gesetzt wurde. Wir haben uns die beiden brandneuen Pedale, die erst im Sommer bei uns im Handel erwartet werden, schon mal vorab betrachten dürfen.

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Facts & Features

Betrachten wir uns zunächst die Gemeinsamkeiten der beiden Röhrenpedale, denn bis auf den zweiten Metallschalter beim Friedman Fuzz Fiend sind beide Geräte nämlich identisch aufgebaut und ausgestattet. Die Maße des aus zwei Teilen bestehenden Stahlblechgehäuses betragen 114 x 140 x 76 mm bei einem Gewicht von rund 450 Gramm, zwei Metallbügel sorgen für den Schutz der 12AX7A-Röhre, die gut zur Hälfte auf der Oberseite herausragt. Kühlprobleme scheint es somit nicht zu geben, dennoch wurden zusätzlich noch Lüftungsschlitze auf der Oberseite und an den Seitenteilen des Gehäuses eingesägt. Für eine ausreichende Zirkulation bzw. Abführung der entstehenden Warmluft scheint also gesorgt zu sein.

Einen dicken Pluspunkt gibt es schon bei der ersten Begutachtung, denn die Anschlüsse der beiden Friedman Pedale liegen ausnahmslos an der Stirnseite, was eine kompakte Unterbringung auf dem Pedalboard ermöglicht und schlicht und ergreifend die Kabel aus dem Weg schafft. Davon finden drei den Weg in die Pedale: eines für den Eingang, eines für den Ausgang und ein weiteres für die Stromversorgung, die mit dem mitgelieferten 12-Volt-Netzteil sichergestellt wird. Ein Schelm, wer denkt, ein röhrenbetriebenes Effektpedal könne sorglos mit einer Batterie betrieben werden: Bei der Leistungsaufnahme beider Pedale von rund 400 mA hätte der Spaß sicher schnell ein Ende.

— Stirnseite des Friedman Motor City Drive —

Friedman Fuzz Fiend und Motor City Drive – Regeln und Schalten

Beide Friedman Pedale verfügen über eine Dreiband-Klangregelung mit Bässen, Mitten und Höhen sowie über ein Mastervolume-Poti. Beim Fuzzpedal Fuzz Fiend dient das Poti „Fuzz“ zur Bestimmung der Verzerrung, beim Motor City Drive, das als ein reines Verzerrerpedal antritt, wurde der Regler zur Bestimmung der Zerrstärke hingegen sinngemäß mit „Drive“ beschriftet. Die Regler sind von sehr guter Qualität und bewegen sich nicht zu weich auf ihren Achsen, allerdings hätte ihr Abstand zueinander und zum Schutzbügel der Röhre ruhig etwas großzügiger ausfallen dürfen. Speziell bei den drei inneren Potis der Klangregelung, die sich unmittelbar unter dem Bügel befinden, ist ein Umgreifen mit zwei oder mehr Fingern nahezu unmöglich.

— Da bleibt nicht viel Platz für die Finger über —

Im unteren Teil des Bedienpanels sitzen, in ausreichender Entfernung von den fünf Reglern verbaut, die Metallschalter zur Aktivierung der Pedale. Das Fuzz Fiend besitzt jedoch einen zusätzlichen Schalter, der mit „Rage“ bezeichnet ist – was ja schon mal recht spannend klingt. Laut Hersteller wird bei gedrückt gehaltenem Rage-Schalter die elektrische Schaltung des Fuzz Fiend „destabilisiert“, was sich in einer chaotischen Selbstoszillation des Sounds und folglich in einer Menge Krach äußern soll. Und wahrhaftig: Das tut es, wie wir in den Klangbeispielen später noch hören werden!

Die Metallschalter beider Pedale sind leider mechanische und keine relaisgesteuerten Typen, somit bleibt uns ein lautes Knacken beim Anschalten nicht erspart. Ausnahme ist der Rage-Schalter des Fuzz Fiend, denn hier wird die Fuzz-Zusatzfunktion durch ein Gedrückthalten des Schalters in Szene gesetzt.

Zwischenzeugnis

Beim Friedman Fuzz Fiend und Motor City Drive handelt es sich um Boutiquepedale, um diesen etwas ausgelutschten Begriff heranzuziehen. Aber er passt einfach, zumindest in handwerklicher Hinsicht. Denn beide Pedale sind ausgezeichnet verarbeitet und mit den Anschlüssen an der Stirnseite platzsparend auf einem Pedalboard unterzubringen. Ich persönliche hätte mir lediglich noch einen Netzschalter gewünscht, so aber nehmen beide Pedale nach Einstecken des 12-Volt-Netzteils ihre Arbeit auf. Und das hören wir uns ab der nächsten Seite nun an.

Friedman Fuzz Fiend und Motor City Drive in der Praxis

Nach einer kurzen, ca. fünf Sekunden dauernden Aufwärmphase der 12AX7A-Röhre beginnt der Spaß und das mit einem erfreulich geringen Rauschspektrum. Beide Pedale halten sich sehr bedeckt, was unerwünschte Nebengeräusche betrifft und starten ohne Knacken im Signal, das mechanische Knacken der Powerschalter blenden wir dabei mal aus. Dennoch, für diesen Preis hätte es meiner Meinung nach schon ein elektrischer Typ sein dürfen, selbst Hersteller von weitaus günstigeren Effektpedalen als unsere Testmaschinen rüsten ihre Produkte mehr und mehr mit der „verschleißfreien Alternative“ aus.

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Das Klangverhalten der Pedale kommt dem eines Röhren-Preamps sehr nahe, so reißt die Dreiband-Klangregelung zwar keine Bäume aus, dafür aber beeinflusst das Anheben oder Absenken der drei Frequenzbänder nicht nur den ausgewählten Bereich. Beispiel: Nehme ich etwas Bässe zurück, so wirkt sich dies auch sofort auf das Frequenzspektrum im Mitten- und Höhenbereich aus. Oder man regelt die Höhen etwas ab – prompt finden deutlich hörbare Veränderungen im Mittenbereich statt. Da die Potis über ihren gesamten Regelweg hinweg einen absolut linearen Verlauf besitzen, lassen sich in vielen Zwischenpositionen noch kleinste Nuancen im Sound herauskitzeln bzw. hervorheben. Nun aber die Probanden im Einzelnen.

Friedman Motor City Drive

Ein Verzerrer mit einem eher rauen, mittengeprägten Klangbild und in den Gain-Reserven dem BE-OD aus gleichem Hause deutlich unterlegen. Dafür glänzt das Friedman Motor City Drive aber mit einer beeindruckenden Dynamik und einem harmonischen Obertonspektrum, das man so in einem Zerrpedal nur selten findet und nur bei einer röhrenbetriebenen Schaltung erhalten kann. Der Klang atmet und pulsiert regelrecht, ganz gleich, in welcher Position sich das Gain-Poti auch befindet.

Hören wir rein, in Klangbeispiel 1 nun der Motor City Drive mit halb aufgeregeltem Drive-Poti. Die Klangregelung befindet sich in 12-Uhr-Position. Für die folgenden Klangbeispiele wurden beide Pedale in den Effekt-Return eines Orange Micro Dark eingeschleift, als Gitarre war eine Music Man Silhouette Special am Start und aufgenommen wurden die Tracks mit einem AKG C3000 Mikrofon über ein UAD Apollo Twin Interface in Logic Audio. Eine weitere Nachbearbeitung, außer dem Pegelspitzen angleichen, fand nicht statt.

Man kann die erzielbare Dynamik, so denke ich, gut hören. Bei nur leichtem Anschlagen der Saiten sind fast schon klare Sounds möglich, mit zunehmender Anschlagsstärke der rechten Hand wandelt sich dann das Bild bzw. der Sound hin zum idealen Teppich für angezerrte Rockriffs.

Das nächste Klangbeispiel zeigt den Friedman Motor City Drive mit einer Leadline bei voller Verzerrung, die Klangregelung wurde lediglich in den Mitten etwas angehoben.

Im nächsten Klangbeispiel nun das Motor City Drive mit komplett abgesenkten Mitten, Bässe und Höhen befinden sich in Mittelposition.

Friedman Fuzz Fiend

Das Friedman Fuzz Fiend als reines Fuzzpedal zu bezeichnen, würde der Sache bei Weitem nicht gerecht werden. Ich würde sogar behaupten wollen, dass der Sound der roten Kiste eher nach einem edlen Overdrive als nach dem berühmt-berüchtigten (und momentan überaus beliebten) „Rasierapparatsound“ klingt. Klasse, wie auch hier der EQ interagiert, die Dynamikwerte sind ebenfalls bestechend gut und man hat nie das Gefühl, den Ton aus den Ohren bzw. den Fingern zu verlieren. Das klingt nicht nur verdammt nach Röhre, sondern fühlt sich auch exakt so an!

Bescheiden sind hingegen die erzielbaren Verzerrungen des Friedman Fuzz Fiend ausgefallen, vielen dürfte das Gebotene vermutlich nicht genügen. Abhilfe schafft da bei Bedarf nur ein zusätzlicher Verzerrer – oder man wagt den Tritt auf die Rage-Taste, mit sehr witzigen Ergebnissen, wie man im ersten Klangbeispiel hören kann. Gegen Ende des Riffs erklingt lediglich noch die tiefe E-Saite, während ich mich ein wenig am EQ zu schaffen mache.

Recht harmlos klingen dagegen die übrigen Settings, im nächsten Klangbeispiel das Friedman Fuzz Fiend mit voller Verzerrung und dem EQ in der 3-Uhr-Position.

Den Abschluss macht ein Riff mit komplett herausgenommenen Mitten. Das Drive-Poti befindet sich nach wie vor auf Vollanschlag, Bässe und Höhen wurden etwas angehoben.

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Fazit

Zwei ganz feine Röhrenpedale, die uns Friedman mit dem Fuzz Fiend und dem Motor City Drive offeriert – daran bleiben nach dem Test keine Zweifel. Die Röhre macht auch hier mal wieder den Unterschied aus und verleiht beiden Probanden eine exzellente Dynamik sowie eine Klangregelung, die von der eines guten Röhrenamps praktisch nicht zu unterscheiden ist. Das alles ist verpackt in hochwertig verarbeitete Gehäuse, das lediglich aufgrund der beengten Verhältnisse der Regler untereinander einen kleinen Minuspunkt einfährt. Das war es dann aber auch schon mit den negativen Eigenschaften, unter dem Strich man kann nur staunen, mit welch hohem Output Dave Friedman und sein Team ein erfolgreiches Produkt nach dem anderen am Markt etabliert!

 

Plus

  • Klang
  • hervorragende Dynamik
  • nur sehr wenig Nebengeräusche
  • robuste Konstruktion

Minus

  • Potis sehr knapp nebeneinander platziert

Preis

  • Ladenpreis: je 329,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    L. Lammfromm

    Der Fuzz Fiend gefällt mir ebenfalls sehr gut. Beeindruckend die Nebengeräuschsarmut und die „Musikalität“ (sorry, was besseres fiel mir hier gerade nicht ein) des Klanges. Diesen FX kann man noch gut „ankitzeln“ (so nenne ich das), und z.B. eine guten und sauber klingenden Transistorzerre davor schalten.

    Und dann schallert das mal so richtig!! Richtig gut. Werde mir das Teil (falls möglich) mal anhören und ggf. meine langjährige Lieblingszerren-Kombi damit austauschen.

    Sehe jedenfalls Potential.

  2. Profilbild
    iggy_pop AHU

    Ich würde mir wünschen, daß nicht nur Saiten durch die Tretminen gequält werden, sondern auch mal Standard-Klänge aus Keyboard und Synthesiser, also Hammond, Clavinet, Rhodes, Mini Moog Solo oder TB-303-Bass — was an der Klampfe gut klingt, klingt u. U. an so mancher Taste furchtbar (ich sage nur „Vox Tone Bender“ oder „EMS Synthi Hi-Fli“).
    Umgekehrt wird natürlich auch ein Schuh draus…

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