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Test: Friedman JJ-Junior Head, Gitarrenverstärker

Kleiner Zweikanaler vom amerikanischen Röhrenpapst

11. August 2019

Bekanntermaßen ist Dave Friedman der Mann hinter den charakteristischen Sounds zahlreicher Rock-Ikonen wie z. B. Steve Stevens oder Jerry Cantrell. Dave modifizierte, reparierte oder baute in den letzten 25 Jahren Verstärker für viele große Weltstars. Friedmans ansprechendes Design, seine umfangreiche Kenntnis der Materie und die sorgfältige Bauweise haben ihn zu einer Größe in der Welt professioneller Tour-Musiker gemacht. Eine der Spezialitäten Friedmans besteht darin, Verstärker an die speziellen Klangvorstellungen der Kunden anzupassen. Nachdem Jerry Cantrell (Alice In Chains) bereits ein 100 Watt leistungsstarkes Signature-Modell auf den Leib geschnitten bekam, so gibt es jetzt auch eine „abgespeckte“ Version, den Friedman JJ-Junior ohne getrennte Klangregelung und mit lediglich 20 Watt Leistung, zu erstehen.

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Friedman JJ-Junior Head – Facts & Features

Der in den USA hergestellte Friedman JJ-Junior ist erfreulicherweise ein zweikanaliger Amp, was ihn klanglich flexibler macht. Einige Modelle der „Edel-Röhren-Verstärkerschmiede“ besitzen lediglich einen Kanal, was den einen oder anderen Interessenten evtl. von einem Kauf abhält, zumal die aufgerufenen Preise für die Boliden auch recht hoch sein können.

Die Leistung des Friedman JJ-Juniors ist mit 20 Watt angegeben. Das dürfte sicherlich für den Betrieb im Studio und für kleinere Bühnen ausreichen. Wenn man mit einem klaren Gitarrensound gegen einen Drummer ankämpfen möchte, wird es dann bei 18-20 Watt auch schon mal eng.

Das Verstärkertopteil besitzt die Abmessungen von (B x T x H) 457 x 216 x 210 mm und bringt das Gewicht von 10 kg auf die Waage. Im Lieferumfang befindet sich neben dem Netzkabel auch ein Fußschalter (mit Kabel) zur Kanalumschaltung.

Die Endstufenleistung wird mittels eines Pärchens EL84 erzeugt. Die Vorstufe wurde mit drei 12AX7 (deutsche Bezeichnung ECC83) bestückt. Hiermit kann man schon einen recht hohen Verzerrungsgrad erreichen, auch wenn die dritte ECC83 auch teilweise die Rolle des Phasensplittings vor der Endstufe erledigt.

Die Verarbeitung des 18 Watt Röhren-Boliden lässt nichts zu wünschen übrig. Ein stabiler Griff und vier fette Gummifüße sind an Bord. Letztere sind auch hoch genug, um das Topteil auch auf einer Box mit Griff waagrecht zu parken. Das Tolex wurde sauber aufgeklebt und das goldene Piping sitzt perfekt.

Typisch für die Friedman Verstärker ist die unsymmetrische Ausrichtung der Bedienelemente bzw. des Frontpanels. So lässt sich auch von Weitem erkennen, dass wir es mit einem Friedman Verstärker und z. B. nicht mit einem Marshall zu tun haben. Dies wird natürlich auch durch das große goldene Firmenlogo nochmals klargestellt.

Friedman JJ-Junior Head Front schräg l

Zeitlos schön

Auch ein lautsprechersimulierter XLR-Ausgang steht zur Abnahme ohne ein Mikrofon bzw. zum Aufnehmen bereit. Der Klang des Recording-Ausgangs kann mit zwei an der Rückseite angebrachten kleinen Schiebeschaltern in Pegel und virtueller Mikrofonposition an die persönlichen Bedürfnisse angepasste werden. Durch den Vergleich der installierten analogen Lautsprechersimulation mit vielen Impulsantworten (IRs), erzielte Dave Friedman laut eigener Aussage einen direkten Ausgang, der qualitativ sehr hochwertig ist. Der JJ Junior verfügt über eine interne Last und kann auch „lautlos“ gespielt werden, was bedeutet, dass der Verstärker auch ohne eine angeschlossene Lautsprecherbox gefahrlos betrieben werden kann.

Den eingebauten seriellen FX-Loop verwendet Friedman für alle seine Verstärkermodelle, einschließlich des BE-100. Der eingebaute gepufferte Effekt-Loop nimmt Effektpedale (Delay, Reverb etc.) und 19″ -Effekteinheiten gleichermaßen gut an. Der JJ Junior wurde laut Aussage Friedmans speziell für Pedale entwickelt, insbesondere für Boosts, Overdrives, Phaser, Flanger, Tremolos und Wahs. Diese Aussage ist jedoch sicherlich blumiges Marketing, denn wie sollte ein Effektweg zwischen den verschiedenen Effekttypen unterscheiden können. Er kann aber sicherlich verschiedene Pegel besser verarbeiten, wenn er entsprechend ausgelegt ist. Dies ist hier der Fall.

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Friedman JJ-Junior Head – Regler

Beide Kanäle des Friedman JJ-Junior teilen sich eine gemeinsame dreibandige (Bass,  Mitten, Höhen) Klangregelung. Der klare Kanal kann unabhängig in der Lautstärke eingestellt werden. Der verzerrte Kanal besitzt einen Gain-Regler und einen Mastervolume-Regler für die Endlautstärke. Beide Kanäle teilen sich einen globalen Presence-Regler, wobei es hier sicherlich zu keinen Kompromiss kommen muss, da der klare Kanal klugerweise mit einen Bright-Schalter ausgestattet wurde und sich die Anpassung in den Höhen damit bei Bedarf schnell vornehmen lässt. Der kleine Schiebeschalter mit der Bezeichnung JBE am Frontpanel erzeugt in aktivierten Zustand zusätzliches Gain im verzerrten Kanal und somit auch etwas mehr Obertöne.

Die Kanalumschaltung kann per Fußschalter oder am Topteil selbst erledigt werden. Einen Stand-by-Schalter sucht man an der Vorder- bzw. an der Rückseite vergebens. Bei einer Leistung von 18-20 Watt lässt sich durchaus darauf verzichten, obwohl durch die Abschaltung der Anodenspannung, die Lebenszeit der Endstufenröhren sicherlich geringfügig verlängert würde. Die Langlebigkeit der Endstufenröhren wird aber gleichfalls entscheidend von der Einstellung des sogenannten BIAS beeinflusst. Werden die Endstufenröhren nicht mit zu viel Strom gefahren, schont dies die Glaskolben im Allgemeinen mehr als das Aktivieren eines Stand-by-Schalters.

Friedman JJ-Junior Head – Rückseite

Friedman JJ-Junior Head Back

Die Rückseite des Friedman JJ-Juniors

Ganz links auf der Rückseite wird der mitgelieferte Fußschalter für die Kanalumschaltung eingeklinkt. Daneben befinden sich die beiden Klinkenbuchsen (Send, Return) des seriellen Effektwegs. Angeschlossen werden können Lautsprecher (-Kombinationen) mit einer Impedanz von 8 bzw. 16 Ohm. Die Anpassung erledigt ein kleiner Kippschalter seitlich der beiden Lautsprecherbuchsen.

Der XLR-Balanced-Ausgang gibt das frequenzkorrigierte Signal des eingebauten Lautsprechersimulators aus. Sollten bei der Verkabelung mit einem Pult etc. einmal Brummschleifen auftreten, könnten diese mithilfe des schaltbaren Groundlifts eliminiert werden. Ein weiterer kleiner Kippschalter kann die Position des (virtuell abgebildeten) Mikrofons verändern. Hierbei lässt sich zwischen Axis Center (Zentrum) und Edge (Rand) wählen. Die Stellung Edge klingt etwas weniger höhenreich und weniger mittig als die Option Axis. Der Pegel des Ausgangsignals des XLR-Ausgangs lässt sich zwischen -10 dB und -30 dB umschalten, um sich optimal an die Gegebenheiten des verwendeten Mischpults anzupassen.

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Mehr Informationen

Friedman JJ-Junior Head – Sound

Wie zu erwarten war, ist der verzerrte Sound ausgesprochen mächtig und charakterstark. Lebendige, fette und sehr dynamische Rocksounds oder auch Klänge à la Eddie Van Halen lassen sich damit problemlos erzeugen. Auch der klare Sound ist sicherlich gut, jedoch nicht unbedingt „Fender-mäßig“, da das Konzept und der technische Aufbau des Friedman JJ-Junior eher einem heißgemachten Marshall entspricht. Wer sich solch einen Verstärker zulegen möchte, tut dies sicherlich hauptsächlich wegen des verzerrten Klangs, aber auch der klare Kanal hat sicherlich Klasse und Charakter.

Kommen wir zu den Klangbeispielen:

Die drei Regler der Klangregelung des Friedman JJ-Juniors standen für die Erstellung der Klangbeispiele ausnahmslos auf 12 h. Mit dieser Einstellung klang er über die verwendete Lautsprecherbox bereits sehr ausgewogen, ohne zu schrill, zu bassig bzw. zu mittig zu klingen. Die Klangregelung reagiert sensibel, ohne jedoch drastische Veränderungen herbeizuführen. Auch der Gain-Regler stand im ersten Hörbeispiel auf 12 h. Der kleine JBE-Schiebeschalter am Frontpanel stand in der inaktiven Position. Bereits bei halbem Gain zerrt der JJ Junior schon sehr ordentlich. Der Sound geht in die amerikanische Richtung, die Mitten sind etwas entschärft.

Der Ton ist ehrlich, lebendig und sehr dynamisch. Mit dem Volume-Regler der Gitarre lässt sich sehr schön Einfluss auf den Grad der Verzerrung nehmen.

Nun drehen wir den Gain-Regler voll auf, um die „Zerrfähigkeiten“ in Gänze zu beurteilen:

Nun wird bei vollem Gain auch der JBE-Switch aktiviert:

Zum Vergleich mit einer Mikrofonaufnahme hören wir nun das direkt abgenommene Signal des XLR-Recording-Ausgangs:

Wie häufig muss man bei einem Recording-Ausgangssignal mit leichten Abstrichen leben. Man darf dem Friedman JJ Junior jedoch diesbezüglich eine gute Qualität bescheinigen, da man sich bei der Abstimmung der Frequenzen wirklich Mühe gegeben hat.

Schließlich hören wir den klaren Kanal mit inaktivem Bright-Schalter und Mikrofonabnahme:

Der klare Kanal bleibt sehr lange clean und beginnt erst bei weitem Aufreißen des Clean-Volume-Reglers leicht an zu zerren. Natürlich ist der resultierende Sound auch entscheidend von der verwendeten Lautsprecherbox abhängig. Mit meiner 1 x 12″ Thiele-Box war der Sound absolut überzeugend, wobei er noch zusätzliche Klasse erlangte, wenn man ihn mit einer größeren Box betriebe. Der Friedman JJ-Junior wird aufgrund seines lebendigen Röhrensounds, seiner Roadtauglichkeit und dem klassisch zeitlosen Design sicherlich viele Freunde finden.

Die Klangbeispiele wurden mit folgendem Equipment aufgenommen:

Stratocaster SSH – Friedman JJ-Junior Head – MESA/Boogie 1 x 12″ Thiele Box mit Creamback Celestion Lautsprecher bzw. XLR-Recording-Ausgang – Shure SM57 – Apogee Duett – Mac mit Logic (etwas Hall bzw. Delay hinzugefügt).

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Fazit

Der zweikanalige Friedman JJ-Junior Head zeigt sich klanglich flexibel. Der verzerrte Sound klingt ausgesprochen dynamisch und lebendig, geradezu majestätisch, aber auch der klare Sound kann überzeugen. Wem die Leistung von 20 Watt ausreicht, sollte den Friedman JJ-Junior einmal antesten, da aus klanglicher Sicht für einen Rockgitarristen (wenn überhaupt) nur wenig Steigerung möglich ist.

Plus

  • Sound
  • Verarbeitung
  • Design

Preis

  • Ladenpreis: 1.597,- Euro
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