Friedman Vintage-S – Sound und Praxis
Dick, fett und resonant klingt unsere Friedman Vintage-S bereits im trocken angespielten Zustand. Der extrem leichte Korpus sorgt für ein einfaches Handling, zudem liegt die Gitarre perfekt ausbalanciert im Schoß, von Kopflastigkeit keine Spur. Das Setting ab Werk ist gut gelungen, etwaige Veränderungen nach den Vorlieben des Benutzers können ohne großen Aufwand dank des auf zwei Bolzen montierten Vibratos und der leicht zugänglichen Einstellschraube des Halses am Halsfuß vorgenommen werden. Schnarrer, Deadspots oder sonst irgendwelche Artefakte sind auf der gesamten Länge des Halses keine auszumachen. Sämtliche Töne, ganz gleich ob nun einzeln oder als mehrstimmiger Akkord/Voicing gespielt, klingen in allen Lagen extrem klar und sauber abgebildet.
Sie kann modern, sie kann aber auch gerne mal vintage! Exakt dieses Gefühl bekommt man nach ein paar Minuten Jammen mit Friedman Vintage-S an einem Amp. Modern und für alles Harte vorbereitet zeigt sich der Classic+ Humbucker am Steg, der auch in der Cali-Baureihe des Herstellers in einer waschechten Superstrat Verwendung findet. Mit ihm lassen sich mühelos präzise Riffs und mittig-drückende Leadsounds abrufen, während die beiden Singlecoils die Erwartungen an strahlende Cleansounds oder schmutzige, angezerrte Bluesklänge mehr als zufriedenstellen.
Der mittlere Classic-Singlecoil, so die genaue Typbezeichnung des Herstellers, wurde in seiner Polarität gedreht, was für eine deutliche Absenkung des gefürchteten „Einspulerbrummens“ sorgen soll. Die Pickups arbeiten sehr gut mit dem akustischen Grundsound der Gitarre zusammen und das Signal geht auch in seiner Dynamik und dem Höhenspektrum nicht in die Knie, wenn man mal das Volume-Poti ein paar Millimeter zurücknimmt.
Zeit für den Soundcheck! Für die folgenden Klangbeispiele habe ich die Vintage-S in meinen Orange Micro Dark eingeklinkt. Angeschlossen ist eine H&K 1×12″ V30-Box, für die Aufnahme diente ein AKG C3000 Mikro.
In Klangbeispiel gehen wir gleich in die Vollen – mit einem verzerrten Riff, eingespielt mit dem Humbucker+ in der Stegposition.
Nun mal den knackig einrastenden Schalter komplett in die andere Richtung geworfen, wir hören einen Leadsound mit dem Singlecoil am Hals. Erwartungsgemäß brummt es ein wenig, aber bei Weitem noch nicht so, wie man es von den „klassischen Fender Singlecoils“ kennt – und fürchtet.
Wir drosseln die Zerrung. Im nächsten Klangbeispiel ein Crunchsound mit der Position 2 des Fünfwegeschalters, es sind also die beiden Singlecoils in Aktion. Obwohl der Mittlere ja in seiner Polarität geändert wurde, so sagt es zumindest der Hersteller, ist dennoch ein Brummen wahrzunehmen.
Weiter geht es im nächsten Beispiel mit einem unverzerrten Klang des Hals-Pickups, der ein gutes akustisches Beispiel für den charaktervollen Grundsound der Vintage-S abgibt.
Zum Abschluss noch der typische und gerne benutze Cleansound mit den beiden Singlecoils – unverkennbar Strat, oder?
Gitarre mit massiven Lackschäden für ’nen dreifach genullten Dreierbetrag? ;-)
Heftig!
Nee, klingt zwar exzellent, aber diesem künstlichen Gitarrenaging kann ich echt nix abgewinnen. Dachte, diese Phase wäre jetzt auch mal überstanden. War wohl ein Satz mit x.
Zerrissene Jeans kosten auch Aufpreis, ist halt die Mode. Als nächstes kommen neue verbeulte Autos auf den Markt mit Aufpreis und der Schrotthändler macht Traumumsätze mit seinen Rostlauben…
Bin zwar kein Gitarrist, aber ich finde es viel reizvoller wenn die Alterung von einem selber durch jahre oder Jahrzehntelange Verwendung passiert.
@Numitron Bin ich voll dabei! Aber so eine „natürlich gealterte“ Strat, also so aus den 60er – 70er Jahren dürfte Minimum das Dreifache kosten … und dann sind die ganzen Dings und Dongs noch nicht mal selbst reingehauen! Ich hab meine PRS prefactory CE24 seit November 1991 und die reift schön vor sich hin mit ordentlich Patina und Kampfspuren von Liveeinsätzen ;)
Ich glaube Friedman übertreibt es, und das nicht nur bei den Amps. Ich mag tolle Sachen, aber in der Liga gibt es die ganz geilen Teile. Friedman konnte man bisher nicht befruchten. Dazu ist die Kongurrenz zu genial.
Konkurrenz
@Dirk Matten Kongruente Konkurrenz quasi in einem Wort. ;-) Intelligent Word Design.
Grüß Gott, die Damen … Aging ist natürlich Geschmackssache aber wer die Klampfe auch nur 5 Minuten in der Hand hält und antestet, der wird meinen Hype verstehen :D
Wie ich im Fazit schon schrieb: Für mich persönlich eine der besten Strats, die ich je gespielt habe. Und hier gehen auch Customshop-Strats ein und aus.
Aging ist seit Jahrzehnten ein nicht unwesentlicher Teil des Business von Markengitarren, ich kann nichts verwerfliches daran finden. Ganz im Gegenteil. Meine 92er Gibson Custom Black Beauty hat Schürfwunden am Hals, diese wurden von Gibson interessanter weise wieder überlackiert, solche Stilblüten gehören zum Geschäft, es macht aus einem Instrument etwas ganz besonderes, ein kleines Kunstwerk! Und friedman lädt den Besitzer quasi dazu ein, das aging „fortzuschreiben“, da freut man sich, wenn der eine oder andere Kratzer hinzukommt, den man sich selber hart erarbeitet hatte.
Friedman schreibt nur das fort, was vorher andere bereits im Program haben und friedman machts meiner Meinung nach besser: sie bieten Kunden an die Gitarre nach ihrem pers. Wunschsetting zu bauen… klasse!
Guude, danke für den Test….wie wäre der Vergleich mit der Haar Trad s und der Friedman Vintage ?…schon mal jemand gegen gespielt ? Danke Manfred