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Test: Fryette Valvulator GP/DI Röhrenverstärker

Die Lösung fürs Recording?

28. November 2017

Fryette Valvulator GP/DI Titelbild

Der Hersteller Fryette hat sicht durch hochwertige aber auch kostenintensive „Boutique“ Röhrenverstärker einen Namen gemacht. Mindestens 2.500,- USD sind zu berappen, wenn man sich beispielsweise mit einem „Pitbull“ Röhrentopteil bestücken möchte. Für knapp 900,- Euro bekommt man vom Edelhersteller nun auch eine gut ausgestattete Vollröhrenvorstufe, gepaart mit einer Endstufe, die 1 Watt Leistung generiert. Das ist nicht unbedingt große Lautstärke, aber der Valvulator GP/DI ist auch dafür konzipiert, den unverfälschten Röhrenklang ohne zusätzliche Verstärker, Boxen, Mikrofone etc. direkt zur Aufnahme zu nutzen. Er kann also als Vollröhren-DI-Lösung für Live & Recording arbeiten und verfügt deshalb über viele weitere Features, die eine authentische Aufnahmesituation möglichst perfekt simulieren sollen.

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Natürlich besteht die Möglichkeit, den Fryette Valvulator GP/DI bei Bedarf auch an eine beliebige Endstufe zu hängen. Fryette bietet zu diesem Zweck die „Power Station“ (Integrated Reactance Amplifier) an. Dieses Set bietet reine Vollröhrenpower bei verhältnismäßig wenig Gewicht. Selbstverständlich kann der Valvulator GP/DI auch zum Üben zuhause herangezogen werden. Vermutlich ist der Kunde, der sich mit einem Valvulator GP/DI versorgt, bereits gut mit weiteren Verstärkern ausgestattet.

Hier sollen augenscheinlich keine Kompromisse gemacht werden, deswegen kommen hier auch ausschließlich beste Bauteile und Röhren von guter Qualität zum Einsatz (Ruby Tubes).
Fryette Valvulator GP/DI Front

— Der Fryette Valvulator GP/DI —

Facts & Features

Beim Fryette Valvulator GP/DI handelt es sich um einen 1 Watt Vollröhrenverstärker mit Lautsprechersimulation und lediglich einem Kanal. Nicht zuletzt aufgrund der extrem soliden Verarbeitung bringt er bei seinen doch kompakten Maßen von 218 x 157 x 91 mm das satte Gewicht von 2,5 kg auf die Waage.

Die Röhrenbestückung der Vorstufe (3x 12AX7 bzw. ECC83) lässt vermuten, dass hier bei Bedarf richtig viel Gain erzeugt werden kann. In der Endstufe arbeitet eine ECC832 (die amerikanische Bezeichnung für diese Röhre ist 12DW7). Auch ein kleiner Lüfter ist an Bord, um einer übermäßigen Hitzeentwicklung, die bei Röhren, die auf engstem Raum zusammengepfercht werden, nun mal entstehen kann, entgegenzuwirken bzw. vorzubeugen.

Verarbeitung

Der Fryette Valvulator GP/DI ist extrem solide gebaut und macht einen wertigen Eindruck, was durch sein Gewicht und die schön designte Frontplatte mit den Aluminiumreglern unterstützt wird. Die Potentiometer laufen schön weich und auch die kleinen Kippschalter sind solide und erledigen ihren Job perfekt.

Die Röhren im Fryette Valvulator GP/DI

Die Röhrenbestückung in der Anleitung stimmte nicht vollständig mit der Bestückung unseres Testmodells überein. Hier kann durchaus experimentiert werden, um den gewünschten Klang zu erhalten.

Fryette Valvulator GP/DI tubes

— Röhrenbestückung —

Die Regler am Fryette Valvulator GP/DI

Der Fryette Valvulator GP/DI wurde sowohl am Frontpanel als auch auf der Rückseite reich mit Regelmöglichkeiten ausgestattet. Wir finden gleich zwei Gain-Regler (Gain I, Gain II) und eine dreibandige Klangregelung mit Treble, Middle, Bass. Die Lautstärke der Endstufe wird erwartungsgemäß mit Volume eingestellt.

Der CONTOUR-Regler erzeugt bei Bedarf einen kräftigen „Midscoop“, EMPHASIS beeinflusst die hohen Frequenzen (vergleichbar mit einem Presence-Regler). Der kleine dreistufige Voicing-Kippschalter gestattet die Auswahl der Grundsounds Clean, Crunch und Highgain, hier mit CLEAN, DELIV und PITBULL bezeichnet.

Bei Aktivierung des MORE/LESS Kippschalters (zugunsten MORE) wird eine weitere Röhrenstufe zugeschaltet und somit das Gain noch mal erhöht.

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Der DYNAMICS-Regler bestimmt laut Hersteller den Grad des „Voltage Sags“, abhängig von der Anschlagsstärke. Er ist mit dem Threshold-Regler eines Kompressors vergleichbar.

Der IN/OUT-Schalter aktiviert den analogen CAB + MIC Simulator. Man kann diesen auch wahlweise deaktivieren, wenn man beispielsweise eine externe Lautsprechersimulation verwenden möchte.

AIR/BITE simuliert die Positionierung eines Mikrofons vor dem (imaginären) Lautsprecher.

Der massive Powerschalter gibt dem Boliden erwartungsgemäß Strom.

LEVEL bestimmt die Lautstärke des Kopfhörerausgangs und des Direct-Out.

Die Rückseite des Fryette Valvulator GP/DI

Auch auf der Rückseite wurde kein Millimeter verschwendet. Wollen wir eine Lautsprecherbox anschließen, lässt sich an einem kleinen Kippschalter die bevorzugte Impedanz (8 bzw.16 Ohm) einstellen. Damit die Einspielung bzw. das Üben noch mehr Spaß macht, bietet der Fryette Valvulator GP/DI einen Stereo-Einschleifweg mit 6,3 mm Klinkenbuchsen.

PROGRAM INPUT ist eine 3,5 mm Eingangsbuchse zum Anschließen eines MP3-Players, Tablets, Smartphones, CD-Players. Dieser Eingang wird durch den Effektweg, EQ und die Lautsprechersimulation nicht beeinflusst und kann nur über den Kopfhörerausgang (6,3 mm Klinke) gehört werden.

AUX INPUT ein weiterer Eingang für das Instrumentenkabel, der sich identisch wie der Eingang auf der Vorderseite verhält. Sollte der Fryette Valvulator GP/DI beispielsweise in ein Rack mit weiteren Effektgeräten verbaut werden, kann der „Hintereingang“ durchaus Vorteile haben.

Fryette Valvulator GP/DI back

— Auch auf der Rückseite wurde kein Platz verschwendet —

An Bord sind zwei Direct Outs. Direct OUT 1 gibt ein röhrengepuffertes Direktsignal aus und verfügt über einen 6,3 mm unsymmetrischen bzw. symmetrischen, niederohmigen XLR-Ausgang. Das Signal dieses Ausgangs ist komplett unabhängig von den Einstellungen am Frontpanel und kann ebenfalls aufgenommen werden, um die entsprechenden Spuren später bei Bedarf zu „re-ampen“. DIRECT OUT 1 kann ebenfalls als eine DI Box für ein akustisches Instrument genutzt werden.

Die Qualität des Klangs, der an DIRECT OUT 2 anliegt, ist von großer Wichtigkeit, da hier das frequenzkorrigierte Signal anliegt, mit dem wir direkt ins Pult bzw. die Wandler der DAW gehen können. Die Aufnahme via DIRECT OUT 2 mit aktivierter Lautsprechersimulation gehört für den einen oder anderen zur Hauptaufgabe des Fryette Valvulator GP/DI. Die Qualität werden wir später noch hören und bewerten.

Auch ein Ground-Lift-Schalter ist an Bord, um sich ggf. eines auftretenden Brummens zu entledigen. Die Sicherung ist schnell zugänglich von außen über den Sicherungshalter zu erreichen, auch wenn ein Auswechseln Letzterer wahrscheinlich nahezu auszuschließen ist.

Um die Möglichkeiten auch optisch zu verdeutlichen, bediene ich mich eines Schaubildes aus der Bedienungsanleitung:

Fryette Valvulator GP/DI Set-up

— Die Hauptanwendung, das Direct Recording —

Praxis mit dem Fryette Valvulator GP/DI

Gibt man den Boliden Strom, wird sofort der eingebaute Lüfter hörbar. Dieser hat etwa die Lautstärke eines PCs und ist somit deutlich wahrzunehmen. Dieser wurde notwendig, um der Hitzeentwicklung der Röhren auf engstem Raum entgegenzutreten. Bei Verwendung eines Kopfhörers oder Nutzung der Studiomonitore ist das Lüftergeräusch schnell wieder vergessen, bei dem Lärm, den man mit dem Boliden generieren wird.

Sound

Der Fryette Valvulator GP/DI ist klanglich äußerst flexibel und bietet die vollständige Palette an Röhrensounds. Von glasklar bis zur heftigsten Verzerrung ist erwartungsgemäß alles realisierbar.

Die drei verschiedenen Kanäle CLEAN, DELIV und PITBULL bergen unterschiedlich Klangcharakteristiken, die bei wenig oder mittlerem Gain sehr viel deutlicher wahrzunehmen sind. Sind beide Gain-Regler voll aufgerissen, verschwinden die unterschiedlichen Charakteristiken der drei Kanäle leider quasi vollkommen.

Der CONTOUR-Regler setzt sehr effektiv einen Midscoop in Szene, der besonders bei Metalsounds gerne benutzt wird. Um den bei Linksdrehung des CONTOUR-Reglers schwindenden Mitten wieder mehr Leben einzuhauchen, bedient man sich des EMPHASIS –Reglers, der letztendlich nur ein Höhenregler ist.

Spielt man den Fryette Valvulator GP/DI über eine Lautsprecherbox, kann man ihm eine große Bandbreite an hervorragenden Röhrensounds attestieren. Auch bei viel Gain zeigt er ein gutes Nebengeräuschverhalten. Nach meinem Empfinden klingt er über eine Lautsprecherbox gespielt natürlicher bzw. ehrlicher, als über eine Direktabnahme via DIRECT OUT 2 mit entsprechender Speaker-Simulation. Gelegentlich ist ein marginales Kratzen in den hohen Frequenzen hörbar. Diese treten bei einer Abnahme mit Mikrofon nicht auf.

Der Kopfhörerausgang des Fryette Valvulator GP/DI klingt ebenso überzeugend. Natürlich spielt hier auch die Qualität des Kopfhörers eine nicht unbedeutende Rolle. Damit der Sound per Kopfhörer nicht so gnadenlos trocken ist, steht für den Kopfhörerweg ein Effekt-Loop bereit (stereo), mit dem man beispielsweise Delay, Reverb, Modulationseffekte einschleifen kann. Dann macht die Geschichte eindeutig mehr Spaß.

Hören wir nun einmal rein. Zunächst der Clean-Kanal. Die Hörbeispiele erfolgten via DIRECT OUT 2 mit aktivierter Lautsprechersimulation:

Reißt man die beiden Gain-Regler bis ca. 14.00 Uhr oder weiter auf, kommt man in den leichten Crunch-Bereich:

Hier nun der zweite Kanal, beide Gainregler stehen auf 14.00 Uhr:

Kommen wir nun zum dritten Kanal (PITBULL). Wenn man hier beide Gain-Regler zu weit aufmacht, vermindert sich die Natürlichkeit des Klangs:

Schließlich hören wir den PITBULL-Kanal mit nahezu größtmöglicher Verzerrung. Hier kommen einige Leadphrasen zum Einsatz:

Die Klangbeispiele wurden mit folgendem Equipment erstellt:

Stratocaster (Seymour Duncan Little 59 am Steg) – Freyette Valvulator, Direct Out 2 – Apogee Duett – Mac mit Logic (etwas Delay hinzugefügt).

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Fazit

Der Fryette Valvulator GP/DI ist ein solides Gerät, das auch höchsten Ansprüchen an klanglicher Flexibilität gerecht wird. Die Klangpalette reicht von sehr clean bis zur kompromisslosesten Verzerrung. Damit lässt sich eine qualitativ gute Aufnahme erledigen, ohne beispielsweise gleich die Kündigung des Mietvertrages aufgrund von Lärmbelästigung entgegennehmen zu müssen. Die Klangregelung und die kleinen Kippschalter gestatten die vollständige Feinkontrolle aller für die Gitarre benötigten Frequenzen. Auch der Kompressor arbeitet gut.

Natürlich kann der nicht ganz preiswerte Bolide auch zum Üben via Kopfhörerausgang oder einer Lautsprecherbox genutzt werden, aber seine Hauptaufgabe, das Aufnehmen via frequenzkorrigiertem DIRECT OUT (Speaker Simulator), wird sicherlich bevorzugt zum Einsatz kommen. Nach meinem Empfinden klingen bei dieser Abnahme die Sounds mit weniger oder mittlerem Gain am natürlichsten.

Plus

  • Sound
  • Verarbeitung
  • Flexibilität
  • Ausstattung
  • Design

Minus

  • hoher Preis

Preis

  • Ladenpreis: 889,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ehrlich gesagt, klingt das schrecklich. Kann mir nicht helfen. Aber gut, ich bin ja nicht so aber der Sound matscht ganz übel.

    • Profilbild
      Johannes Krayer RED

      Hallo amazonaman,
      mir hat die Abnahme mit Mikro persönlich besser gefallen, aber da das Teil ja auch gerne einmal zur Direktabnahme eingesetzt werden soll, habe ich mich bei den Klangbeispielen bewusst für die direkte Lösung entschieden. Auch die Sounds habe ich teilweise bewusst mit viel Gain gespielt, da der Clean-Purist sich ein solches Gerät sicherlich nicht zulegt. Sound ist wie immer geschmacksache, mir ging es darum, die Möglichkeiten des Boliden aufzuzeigen, ich denke dies kommt rüber. Ein Kaufzwang besteht für Dich glücklicherweise keinesfalls, vielleicht mag es aber jemand unter euch geben, der genau das Teil für seine speziellen Anliegen benötigt.

      Gruß,

      Johannes

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Sicher wären ein paar Klangbeispiele mit Lautsprecher und Mikrofon Abnahme als weitere Alternative Zum beurteilen hilfreich gewesen. Ist ja so ein schönes 70ziger Jahre Gehäuse, schade um den Lüfter.

  3. Profilbild
    harrymudd AHU

    klingt matschig, der Frequenzgang der Speaker-Simulation passt nicht und die Dynamik scheint auch nicht besonders umfangreich zu sein.
    Schade – die Anschlussvielfalt sieht wirklich gut aus – aber wenn der Klang nicht stimmt, ist so etwas nutzlos.
    Erinnert mich an die DI Versuche der spät 80er

    • Profilbild
      harrymudd AHU

      @harrymudd Kleine Ergänzung/Tipp von mir für gute DI Gitarren ist s-gear: Als VST-Plugin für die DAW bietet es den besten Sound incl. Speakern und Effekten zu einem vernüntigen Preis. Spieldynamik und feeling wie beim richtigen Amp incl. Verhalten des Volumrnpotis.
      Ok keine Hardware mit Röhren aber klanglich wirklich gut.

  4. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Danke für den Artikel, der einfach ehrlich rüber bringt, was das Teil leistet.
    Da ich bereits im Besitz einer Power Station PS-2 bin, könnte ich ja auf die Idee kommen, mir so etwas für mein „Terror-Kabinett“ im Dachgeschoss …. umzingelt von geräuschempfindlichen Nachbarn …. zuzulegen.
    …. werde ich aber nun nicht tun ?.
    Beste Grüsse
    Rainer Junge

  5. Profilbild
    lerxt

    Mit der Suhr Reactive Load und ordentlichen IR’s nimmt jedermann seinen eigenen amp in bester manier auf. Besser geht’s ohne micro im moment nicht.

  6. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ohne Mikrofon wird es für jede Bratgitarre immer schwer bleiben, da ändern auch 40 Jahre Ampsimulation nix daran.

  7. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ich denke Laney L5 studio ist viel bessere Option.

    MFG

    • Profilbild
      janschneider

      Oder der Laney IRT studio, ich glaube, so hieß der. 15 oder 1 Watt Modus, DI out mit optionaler frequenzkorrektur, USB out glaub ich auch. Etwas wenig Optionen im clean/leichte. crunch-Bereich, aber wenn man auf Zerre steht, ist das Teil gut. Und vergleichsweise günstig.

  8. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ich verstehe die negativen Kommentare zur GPDI, obwohl ich selbst eine besitze und mehr als zufrieden bin. Die analoge Cab-Sim ist einfach nicht das wahre und dadurch klingen die Soundfiles hier einfach nicht gut. Das sind analoge Cab-Sims aber meiner Meinung nach nie. Richtig gut wird die GPDI erst, wenn man die Cab-Sim ausschaltet und IRs verwendet. Dieser Amp ist sehr dynamisch. Je nach Einstellung geht clean to mean via Vol.Poti hervorragend. Der Amp ist auch irre flexibel, Knopfler-Clean über Van Halen Overdrive bis Metalbrett ist alles machbar. Man muss sich aber ein wenig reinfuchsen.

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