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Test: Fulltone Mini Deja Vibe CS-MDV-1, Gitarren Multieffekt Pedal

Ein Klassiker reloaded

10. März 2017
-- Das Fullton Mini Deja Vibe CS-MDV-1 --

— Das Fullton Mini Deja Vibe CS-MDV-1 —

Die Erfindung des Uni-Vibes war, wie ihr vielleicht wisst, ein glücklicher Zufall. 1960 versuchte eine japanische Firma mit dem Namen Shin-Ei, den Klang eines rotierenden Leslie-Kabinetts in Pedalform zu erzeugen. Das Experiment scheiterte, aber das Ergebnis war so ein einzigartiger Effekt, dass es seitdem viele Gitarristen faszinierte.

Das Uni-Vibe ist prinzipiell eine Kombination von Chorus, Flanger, Phaser und Vibrato. Jimi Hendrix war besonders begeistert vom Klang des Uni-Vibes und war wahrscheinlich der bekannteste Benutzer. Sein Song „Machine Gun“ ist ein hervorragendes Beispiel für dessen Einsatz. Auch David Gilmour von Pink Floyd benutzt gerne ein Uni-Vibe, obwohl er es als subtileren Effekt einsetzte (hört einmal Gilmours wirbelnden Gitarrenton auf dem Pink Floyd Song „Breathe“). Der britische Gitarrist Robin Trower machte den Einsatz dieses Effekts zu seinem Signature Sound“, da er es quasi stets angeschaltet betreibt. Wer einen psychedelischen Klang liebt, für den ist der Einsatz eines Uni-Vibes durchaus empfehlenswert.

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Heute kostet ein Original „Shin-Ei“ Uni-Vibe aus den 1960er Jahren um die 2000 USD. Glücklicherweise haben viele Pedalhersteller die Beliebtheit dieses Effekts bemerkt und stellen diverse Varianten des Originals deutlich günstiger (wenn auch immer noch nicht gerade zum Schnäppchenpreis) her.

Heute wollen wir in einem Review ein weiteres „Uni-Vibe“- Pedal in Augenschein nehmen, das Mini Deja Vibe CS-MDV-1 vom Boutiquehersteller Fulltone. Es soll sich hier um eine exakte Kopie des legendären Vintage 60er Uni-Vibes handeln. Diese Aussage des Herstellers macht natürlich neugierig, zumal einige Originalbauteile heute schwerer erhältlich sind und auch augenscheinlich optische Unterschiede zum Original bestehen.

Facts & Features

Das Design hat einen gewissen „Vintage Look“, das Gehäuse wurde silbrig glänzend („Sparkle“) lackiert. Die Lackierung wurde sauber ausgeführt, der gewählte Lack weist gewisse Ähnlichkeit mit Hammerschlag-Lack auf. Die Bedienelemente sind übersichtlich und logisch angeordnet. Die schwarzen Knöpfe wirken eher zeitgemäß und sind in dieser Variante häufig bei Fulltone Produkten anzutreffen.

Das Fulltone Mini Deja Vibe CS-MDV-1 ist mit drei Potis ausgestattet, die Intensität, den Effektanteil und die Geschwindigkeit des Effekts beeinflussen. Zwei kleine Kippschalter gestatten ein Anwählen des Charakters (Modern/Vintage) und der Betriebsart (Vibrato/Chorus) des Effekts. Auf der linken Seite finden wir den Schalter zur Aktivierung des Effekts.

Fulltone Mini Deja Vibe CS-MDV-1 Gitarrenpedal

Das Pedal wurde mit True-Bypass ausgestattet und unterscheidet sich allein hierdurch schon vom Original aus den 1960er Jahren. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass dieses ein eingebautes Netzteil besaß, also mit Netzkabel, Netztrafo, Gleichrichter und Siebkondensatoren etc. ausgestattet war. Leider finden wir nur eine Ausgnagsbuchse, unser Effekt arbeitet also ausschließlich in Mono.

Der Stromverbrauch des Fulltone Mini Deja Vibe wird mit satten 300 mA angegeben. Das lässt sich auf die Tatsache zurückführen, dass hier vier kleine Glühbirnchen, wie man sie etwa aus alten Taschenlampen kennt, zum Einsatz kommen. Diese befinden sich unter der quadratischen Blechabdeckung, da sie kein Licht von außen sehen sollen. Dies könnte die Arbeit der vier Fotowiderstände (LDR) negativ beeinflussen. Das Fulltone Mini Deja Vibe wird, wie einige andere vergleichbare Modelle, optisch gesteuert, nur dass hier die „Vintage-Variante“ mit Glühbirnen einer kostengünstigeren Variante mittels LEDs vorgezogen wurde. Die vier kleinen Biester ziehen verhältnismäßig viel Strom, da kann man getrost das Attribut „leistungshungrig“ bemühen. Folgerichtig wird die Versorgung des Geräts mit Batterien erst gar nicht angeboten. Die Stromversorgung erfolgt über ein 18-Volt-DC-Netzteil, das man optional erwerben muss.

Das Original Fulltone Netzteil, das sich in meinem Lieferumfang befand, ist leider ausgesprochen „unsexy“. Da es für den Betrieb in den USA gebaut wurde, aber auch in Europa funktionieren soll, müssen wir für unsere Zwecke immer den für Europa benötigten Aufsatz aufstecken. Dadurch wirkt das Originalnetzteil sehr sperrig. Soweit wir jedoch über ein luxuriöses Netzteil verfügen, das auch 18 Volt Gleichspannung anbietet und entsprechend viel Strom bereitstellt, können wir uns diese Investition sparen.

— Sehr robust verarbeitet, großer Knopf zur Geschwindigkeitsregelung mit dem Fuß —

Natürlich kann man mit entsprechender Recherche auch ein Netzteil finden, das für diesen Einsatz taugt. Folgende Bedingungen müssen hierfür erfüllt sein: Das Netzteil muss die 18 Volt Gleichspannung und den entsprechenden Strom (mindestens 300 mA) liefern können. Natürlich muss auch der Stecker in die (Standard) DC-Buchse des Deja Vibes passen. Ich rate diesbezüglich, auf jeden Fall den Fachmann des Vertrauens zu konsultieren, da man auch hier Fehler machen kann, die dem Gerät schlimmstenfalls Schaden zufügen könnten.

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Das Fulltone Mini Deja Vibe wurde in den USA handgefertigt, ist recht groß und hat folgende Maße: (B x H x T): 134 x 101,6 x 57 mm. Auch das Gewicht von satten 0,68 kg ist recht ordentlich. Wie einige von uns wissen, kann ein Pedalboard schnell unangenehm schwer werden. Viele Boards haben die Eigenschaft, nach dem Gig noch schwerer zu erscheinen, insbesondere, wenn man dieses nachts nach dem Gig noch Treppen hochwuchten muss. Das sollte man beim Kauf dieses Boliden berücksichtigen.

Praxis mit dem Fulltone Deja Vibe

Beim Betrachten des Fulltone Mini Deja Vibe fällt auf, dass die Front des Pedals, also der Bereich, wo unsere Füße aktiv sind, leicht angeschrägt wurde, somit kann man beim Aktivieren des Effekts die Bedienelemente nicht ungewollt verstellen. Die interessante Ausnahme ist natürlich der sehr große Knopf, mit dem wir die Geschwindigkeit des Effekts (sagen wir einmal, der „Rotation des Lautsprechers“) mit dem Fuß regeln können. Das funktioniert in der Praxis wunderbar mit dem DejaVibe. Wollen wir es perfekt haben, klinken wir ein Expressionpedal in die mittlere Klinkenbuchse auf der Stirnseite ein, um das Ganze via Pedal zu beeinflussen. Laut Hersteller eignen sich für diesen Job Expressionpedale, deren Potis einen Widerstand zwischen 10 und 100 kOhm aufweisen. Somit sollte nahezu jedes passen.

— Saubere Verarbeitung per Hand. Gut zu sehen, die Metallabdeckung für die Glühbirnchen bzw. die Photozellen. —

Das Pedal schaltet knackfrei. Ist der Effekt aktiviert, pulsiert die kleine blaue Leuchtdiode im Rhythmus der eingestellten Geschwindigkeit. Hier hat man dazugelernt. In anderen Variationen dieses Pedals musste man eine fehlende Statusanzeige bemängeln.

Befindet sich der Volumeregler auf 12.00 Uhr, ist die Lautstärke identisch mit dem Bypass-Signal. Der Sinn des Volumereglers ist mir nicht ganz ersichtlich, man könnte damit wenn nötig, einen Volumeboost z.B. im Solo generieren. Das Original Shin-Ei Uni-Vibe verfügt übrigens gleichermaßen über einen Volumeregler.

Sound

Beim Aktivieren des Fulltone Mini Deja Vibe kommt augenblicklich Freude auf. Auch ohne Konsum weicher Drogen scheint man einen psychoaktiven Effekt wahrzunehmen, da es einem sofort ein entspanntes Lächeln ins Gesicht treibt.

Der Klang dieses Pedals ist wirklich sehr nahe am Original. Auch wenn, abgesehen vom  Uni-Vibe-Nachfolger der Firma Jim Dunlop, ich leider noch kein Exemplar aus den 60ern live gesehen habe bzw. hören durfte, ist der Klang den Originalen zum Verwechseln ähnlich. Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, dass auch die originalen Shin-Ei Uni-Vibes alle etwas unterschiedlich klangen, was seine Ursache in mehr oder minder großen Toleranzen der Bauteile hat.

— 18 V DC-Anschluss, Buchse für externe Geschwindigkeitskontrolle via Expressionpedal —

Klanglich stellt die Umschaltung des Kippschalters von Vinage auf Modern keine große Veränderung dar. Der Vintage-Modus orientiert sich laut Hersteller am Sound des originalen Uni-Vibes, im „Modern“ Modus kann man geringfügig mehr hohe Frequenzen wahrnehmen. Im Gegensatz dazu unterscheidet sich der Vibrato-Mode wiederum deutlich vom Chorus-Mode. Dieser generiert frische Vibratoklänge auf hohem Niveau. Der Chorus-Mode erzeugt die typischen Jimi Hendrix und Robin Trower Klänge. Hier hört man den typisch „pumpenden Throb“ in Perfektion, den man sich von so einem Pedal wünscht. Das kann man gut in den Klangbeispielen hören.

Der Geschwindigkeitsbereich des Effekts ist perfekt abgestimmt und gestattet das Einstellen der ganzen Palette an eventuell benötigten Klängen. Auch wenn einige andere (deutlich günstigere) Uni-Vibe Pedale gleichermaßen einen verhältnismäßig ähnlichen Klang bereitstellen, muss man dem Fulltone Deja Vibe attestieren, dass es ins „oberste Regal“ gehört.

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Fazit

Mit dem Mini Deja Vibe CS-MDV-1 bietet Fulltone tatsächlich einen Klang sehr nah am Vorbild. Schön ist auch der Knopf, um die Geschwindigkeitsregelung mit dem Fuß zu bewerkstelligen und die Option, dies auch wahlweise über ein Expressionpedal zu tun. Die Verarbeitung ist hervorragend, das Pedal wurde von Hand verdrahtet bzw. gelötet. Das hat natürlich seinen Preis. Bedenkt man jedoch, dass sich gute Bausätze bzw. einige Konkurrenzprodukte guter Qualität für einen Bruchteil des Kaufpreises des Deja Vibes erstehen lassen, muss man doch schlucken.

Für denjenigen, der keine Kompromisse eingehen will, ist das Pedal aufgrund seines Sounds und seiner guten Features auf jeden Fall empfehlenswert. Klanglich kommt man hier sowohl im Chorus- als auch im Vibrato-Mode voll auf seine Kosten!

Plus

  • authentischer Uni-Vibe Sound
  • Anschluss für Expressionpedal
  • großer Knopf zur Geschwindigkeitsregelung per Fuß
  • robuste Verarbeitung

Minus

  • Preis

Preis

  • Ladenpreis: 269,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    iggy_pop AHU

    Hmmm… mit dem großen Knopf ist denen da wohl eine Lösung nicht ganz so gelungen. Hätte man wenigstens so MXR-mäßige Knöpfe nehmen können.
    .
    Die Urmutter des Uni Vibe dürfte wohl die von Fumio Mieda entwickelte Psychedelic Machine gewesen sein, aus der das Uni Vibe hervorging. Diese Dinger sind unglaublich selten und teuer, originale Uni Vibes sind eher erschwinglich als z. B. ein Mutron Flanger oder Biphase. Interessant sind diese Geräte, weil sie die Vorväter des Phase Shifter Pedals waren.

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