Mobile Beschallung für überall
Im Vergleich zu den dezent martialisch anmutenden hausinternen Produktpaletten des Musikhauses Thomann wie the t.amp oder the t.bone wirkt die Bezeichnung der Reihe „Fun Generation“ eher wie Blumenkinder im Woodstock-Fieber, was jedoch nicht über die Tatsache hinweg täuschen sollte, dass es sich bei der vergleichsweise neuen Produktreihe um einen Bereich handelt, der primär auf schnelle, unkomplizierte Handhabung Wert legt, die zur Not auch einmal von einem Laien ausgeführt werden kann. Zudem wirft Thomann auch noch den sehr niedrigen Kampfpreis von 189,- Euro bei der zum Test vorliegenden Fun Generation BP 115 A Box in die Waagschale, was allein schon für genügend Aufmerksamkeit sorgen sollte.
Die Konstruktion der Fun Generation BP 115 A
Gemäß einer „Fun Generation“ muss ein Produkt flexibel, leicht zu transportieren, selbsterklärend und mit einem Akku ausgerüstet sein. Am besten noch mit einem großen, roten Knopf auf dem „Party“ steht und der Rest erledigt sich von selbst. Letzterer Teil wird wohl trotz intensivster Marktanalyse immer eine Utopie bleiben, mit den ersteren Segmenten hingegen ist man bei der Fun Generation BP 115 A schon sehr weit vorne angesiedelt. Entsprechend handelt es sich demnach auch bei der Fun Generation BP 115 A um eine batteriebetriebene aktive 2-Wege-Box, die über eine Leistung von 140 W (Peak) / 50 W (RMS) verfügt, die mittels einer Class-AB-Endstufe erzeugt werden. Die Betriebsdauer bei RMS-Leistung wird mit fünf Stunden angegeben. Vier LEDs (100 % grün, 75 % grün, 50 % gelb, 25 % rot) informieren über den Ladezustand des Akkus. Der übertragene Frequenzbereich beträgt laut Hersteller 60 bis 19.000 Hz bei einem max. SPL von 112 dB.
Als Lautsprecher kommen ein 15 Zoll Tieftöner und ein 1 Zoll Kompressionstreiber zum Einsatz, der einen Abstrahlwinkel von 90° x 40° bietet. Beide Lautsprecher werden mit einem massiven, schwarzen Lochgitter vor äußeren Einflüssen geschützt. Im Gegensatz zu der etwas kleineren 112 A Ausführung, die ich ebenfalls vor Kurzem zum Test vorliegen hatte und bei der sich kleinere Unsauberkeiten in der Lackierung des Gitters offenbarten, sind sämtliche Arbeiten an der Fun Generation BP 115 A sehr sauber ausgeführt. Das restliche Gehäuse besteht aus mehreren Kunststoffschalen, die eine strukturierte, aber leicht zu säubernde Oberfläche aufweisen. Trotz der Strukturoberfläche ist die Außenhaut sehr glatt, was äußere Einwirkungen in einem Großteil der Fälle abrutschen lässt und so für weniger Abnutzung sorgen dürfte. Inwieweit das Gehäuse zum Aufschwingen neigt, wird sich noch zeigen.
Auf der Oberseite des 450 x 370 x 690 mm messenden Gehäuses befindet sich ein mit 32 cm vergleichsweise kurz ausziehbarer Teleskopbügel, der auch gleich die Funktion eines Griffs für die 14,6 kg schwere Konstruktion übernimmt. Es ist also ein wenig darauf zu achten, dass man im Zugbetrieb keine zu großen Schritte ausführt, da man sonst Gefahr läuft, dass einem die Box von hinten in die Hacken fährt. Nebenbei, das Gehäuse kommt allgemein unerwartet bullig daher, was natürlich primär auf die Abmessungen des 15-Zöllers zurückzuführen ist.
Um die Trolley-Funktion zu erfüllen, verfügt die Fun Generation BP 115 A auf der Unterseite über zwei einfache Kunststoffrollen, die über vergleichsweise wenig Spiel verfügen und angemessen massiv erscheinen. Ebenfalls auf der Unterseite befindet sich auch ein 35 mm Flansch für den Hochständerbetrieb, wobei eine einfache, nicht entgratete Rändelschraube eine Fixierung gewährleistet.
Wie auch bei der 112 Ausführung übernehmen die beiden zusätzlichen Griffe an den Seiten des Gehäuses eine Doppelfunktion. Im unteren Bereich der Griffe befinden sich jeweils zwei Ausstülpungen, die die Fun Generation BP 115 A neben der normalen Hebefunktion auch wahlweise im Monitorbetrieb in einen 45 Grad Winkel setzen. Da die Griffe „leider“ nur 21 cm breit sind und mittig im Gehäuse angelegt wurden, kippt die Box im Wedge-Betrieb relativ schnell zur Seite weg und bietet daher nicht die Stabilität eines reinen Bühnenmonitors. Dennoch erhöht dieses Detail die Praxistauglichkeit enorm.
Der Verstärkerteil
Einmal mehr findet man auch bei der Fun Generation BP 115 A einen Verstärkerteil, wie er bereits nahezu identisch auch in anderen Konkurrenzprodukten verbaut wird. Auch der Fun Generation BP 115 A verfügt über zwei XLR/TRS-Kombibuchsen, die in ihrer Empfindlichkeit mittels eines Schiebereglers zwischen Mikrofon und Line geschaltet werden können. Zwei Volume-Regler oberhalb der Buchsen regeln die Lautstärke der beiden Kanäle.
Einen Gain-Regler gibt es leider nicht, man muss also ggf. mit der einen oder anderen Fehlanpassung bzgl. des Ausgangspegels rechnen. Auch hier sind alle Regler auf der Rückseite des Gehäuses nicht mit dem Gehäuse verschraubt, d. h. jede Zug- oder Druckkraft, die zwangsweise bei der Benutzung auftritt, wird direkt auf die Platine übertragen, was die Gefahr eines Haarrisses erhöht. Eine entsprechende Konterung am Gehäuse wäre schön, wird sich aber wohl aufgrund des Abgabepreises nicht umsetzen lassen. Neben den beiden Inputs 1 und 2 sitzt mit Input 3 ein AUX-Eingang, der je nach Bedarf über eine Ministereoklinke oder einen RCA-Input verfügt und separat in der Lautstärke zu regeln ist. Für eine Mono-Kompatibilität werden die Signale im Gerät jeweils monosummiert.
Im oberen Bereich des Verstärkerteils befindet sich ein Digital-Media-Player, der sein Signal aus mehreren Klangquellen beziehen kann. Im Angebot befinden sich USB-Stick, SD-Card oder Bluetooth. Neben den Standard-Funktionen, die allesamt über kleine Druckknöpfe gesteuert werden, kann man noch den fünfbandigen (100 Hz, 330 Hz, 1 kHz, 3,3 kHz, 10 kHz) Summen-EQ auf den Player mittels eines Druckknopfs schalten. Ein weiterer Button bestimmt den USB-Port oder die SD-Karte als Signalquelle. Der Player verfügt ebenfalls über einen separaten Volume-Regler. Zudem verfügt der Fun Generation BP 115 A über einen einfachen Echo Regler, um Ansagen etwas mehr „Pepp“ zu verleihen. Über den Sinn und Zweck dieser Funktion möchte ich mich nicht äußern, vielleicht für einen Karaoke-Abend nach entsprechendem Alkoholgenuss ein angemessener Einsatzbereich. Abschließend gibt es noch einen Mastervolume-Regler mit Betriebs- und Clip-Diode und einen Mix-Out für den Daisy-Chain-Betrieb, bei dem nur das monosummierte Signal weitergereicht wird.
Die Aktivbox in der Praxis
Ganz schön kräftig kommt die Fun Generation BP 115 A daher, sowohl in der Optik als auch in der Handhabung, allerdings lässt sich das System dank ordentlicher Verarbeitung gut transportieren. Keine wackeligen Elemente oder sonstiges Spiel in den Verbindungsstücken, was insbesondere für diese Preisklasse durchaus erwähnenswert ist.
Sehr gut auch das Nebengeräuschverhalten des Systems. Kein Rauschen, keine Nebengeräusche, kein Brummen, nicht einmal wenn alle Regler nebst EQ auf Anschlag stehen, was für die Qualität der Bauteile spricht oder aber auf ein verbautes Noisegate tippen lässt. Unmittelbar nach Einschalten der Fun Generation BP 115 A benötigt das System ca. zwei Sekunden zum Hochfahren und begrüßt einen dann auf der Anzeige mit den Worten „No Disk“. Disk? Scheint noch eine ältere Programmierung zu sein. :)
Ich habe nunmehr das System in verschiedenen Räumlichkeiten getestet, als Gesangsanlage im Proberaum, im Hochständerbetrieb auf einem offenen Außengelände und im Monitorbetrieb. Klanglich schlägt sich die Box in allen drei Betriebsarten durchaus wacker, sofern man mit einem RMS-Wert von 50 Watt leben kann. Für eine private Party reicht die Leistungsangabe auf jeden Fall aus, für einen ordentlich DJ Präsens oder aber als Mini-PA/Gesangsanlage kann dem System schon einmal die Puste ausgehen.
Der Hochtonbereich wirkt gelegentlich etwas spitz bzw. kantig, was sich auch nicht mit den bordinternen Werkzeugen beheben lässt, allerdings habe ich auch schon deutlich unangenehmer klingende Hochmittenbereiche bei Systemen gehört, die in der nächst höheren Preisklasse angesiedelt waren. Bei einem Ladenpreis von 189,- Euro muss man sich natürlich auch auf einige Einsparungen gefasst machen, so treten bei starkem Basshub auf der Rückseite am Verstärkerteils gut fühlbare Luftströme aus den Schlitzen rund um die Bohrungen der Regler aus.
Zusammenfassend muss man, wie auch dem kleineren 112er Modell, dem System ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis ausstellen. Wer ohne große Vorkenntnis der Materie oder aber ohne viel Kabelage auf die Schnelle eine einfache Beschallung durchführen möchte, ist bei der Fun Generation BP 115 A gut aufgehoben.