Budget-Einstieg in die Funktechnik: Wie gut sind Audioqualität und Akku-Laufzeit?
Wireless-Adapter wie das Fun Generation Wireless Plug & Play Funksystem (Aufstecksender) sind eine praktische Sache. Sie erweitern die Nutzung des bislang kabelgebundenen Lieblingsmikros durch die Vorteile der Funkübertragung. Passen Variable wie Akku-Laufzeit, Reichweite, Verbindungsstabilität, Audioqualität und der aufgerufene Verkaufspreis, spricht viel für ein derartiges Upgrade. Passen die Funktionsmerkmale nicht, ist der Equipment-Fuhrpark um einen Posten Elektroschrott reicher. Umso wichtiger also, trotz eines verlockenden Budget-Angebots wie beim Fun Generation Wireless Plug & Play Mikrofon Adapter, der für 85,- Euro angeboten wird, genauer hinzuschauen.
Ausstattung Fun Generation Wireless Plug & Play
Wie auch the t.bone oder the t.amp gehört die Marke Fun Generation (seit 1999) zum festen Bestandteil der Hausmarken des Thomann-Sortiments. Laut Angabe auf der Homepage wird von namhaften Herstellern, die auch für andere bekannte Marken produzieren, gefertigt. Die Produkte sollen durch eine Kombination aus Qualität und Zuverlässigkeit zum günstigen Preis überzeugen. Mit über 160 Artikeln reicht das Angebot von Stativen über Bluetooth-Lautsprecher, LED-Scheinwerfer, Moving Heads, Aktive PA-Komplettsets und LED-Effekte hin zu Tonabnehmer-Systemen, Kabeln und Splittern.
In einem Punkt entspricht das Fun Generation Wireless Plug & Play bereits den Vorgaben: 85,- Euro für ein Add-on Funksystem sind konkurrenzlos günstig. Dazu im Vergleich wird beispielsweise das von mir auf AMAZONA.de getestete Mackie EleMent Wave XLR System für 189,- Euro angeboten. Auch andere Anbieter liegen im Bereich um die 200 Euro, bieten dann aber meist eine bessere Ausstattung und mehr Funktionen.
In der von den Abmessungen überschaubaren Verpackung befindet sich das je 60 g wiegende Sender-/Empfänger-Duo (Non-Diversity), eine deutsch-englische Kurzanleitung sowie ein Splitkabel USB A auf Micro USB, zum gleichzeitigen Aufladen beider Einheiten. In den technischen Daten wird die Betriebsdauer mit vier Stunden angegeben, die Ladezeit beträgt zwei Stunden. Verlieren die internen Akkus im Laufe der Nutzung ihre Leistungsfähigkeit, ist ein Austausch nicht möglich – dann wird die Fun Generation zum No-Fun-Elektroschrott.
Gesendet wird im anmelde- und gebührenfreien Bereich zwischen 5.729 und 5.820 GHz, insgesamt stehen vier unterschiedliche Frequenzen zur Verfügung, falls es Probleme mit der Verbindungsqualität geben sollte. Die vier Stunden Betriebszeit speziell des mit einem 450 mAh Li-Ionen-Akku (3,7 Volt Spannung) ausgestatteten Senders könnte für einige Interessenten (zu denen ich mich auch zählen würde) bereits ein K.O.-Kriterium sein, zumindest, wenn es um die Live-Praxis geht. Denn bei Cover- und Partybands kann sich so ein Abend mit mehreren Sets inklusive Soundcheck durchaus über mehrere Stunden strecken. Der Empfänger lässt zwar den parallelen Betrieb mit einem Netzteil oder einer Powerbank zu, beim Sender macht das keinen Sinn, denn so würde die gerade gewonnene mobile Freiheit zunichte gemacht. Im Vergleich dazu: Mackie verspricht für die im anmelde- und gebührenfreien 2,4-GHz-Band arbeitende Add-on-„Funke“ EleMent Wave XLR eine Betriebszeit von bis zu 7 Stunden, im Test wurden gut 6 Stunden erreicht.
Als Reichweite stehen 35 m bei freiem Sichtfeld auf dem Papier (Sendeleistung > 7 dBm) – im Freifeld machten sich erste Störungen nach knapp 30 m bemerkbar. Ebenfalls wichtig: Die Latenz wird mit 5,6 ms angeben, ein Wert, der sich zu weiteren Latenzen addiert, falls sich Digital-Equipment in der Signalkette befindet (beispielsweise ein digitales Mischpult). Die Wahrnehmungsschwelle für Latenzen wird individuell unterschiedlich bewertet, als Orientierung kann der Bereich zwischen 10 und 12 ms als Basis angenommen werden, ab wann die Latenz beim Musikmachen als unangenehm empfunden wird. Bei digitalen Drumsystemen und dem Einsatz von Pads haben mich beispielsweise schon Latenzen um 10 ms gestört. Latenz als Begleiterscheinung digitaler Signalketten ist natürlich kein singuläres Problem des Fun Generation Wireless Plug & Play Mikrofon Add-on. Und auch jenseits „digitaler Welten“ braucht der Schall für die Strecke von A nach B seine Zeit, was bei der zumeist angeregten Diskussion um Latenzen nicht vergessen werden sollte.
Praxis Fun Generation Wireless Plug & Play
Ob der Fun Generation Neuling tatsächlich Freude bereitet? Grundsätzlich schon, denn die Bedienung über zwei Taster und zwei optische Anzeigen ist gleichermaßen einfach wie übersichtlich. Nach dem Einschalten werden Sender- und Empfänger über die ID-Taste gekoppelt. Jeder weitere Druck auf die ID-Taste wählt eine der vier vorhandenen Funk-Frequenzen, was farbig über eine der beiden Anzeigen dargestellt wird. Wichtig: Das anliegende Eingangskanal kann nicht abgeschwächt oder erhöht werden. Dazu im Vergleich bietet der Mackie Wave XLR am Sender über Plus-/Minus-Taster eine Anpassung an den Output unterschiedlicher dynamischer Mikrofone vornehmen lässt. Das Raster erstreckt sich dort auf drei Werte: 0, -12 und -24 dB. In den User-Kommentaren auf der Thomann-Seite berichtete beispielsweise ein Käufer, dass bei hohen Gesangspegeln Verzerrungen entstanden seien. Dies ließ sich im Test nicht reproduzieren, aber trotzdem ist es wichtig, die fixe Vorverstärkung des Senders im Hinterkopf zu behalten. Schließlich produzieren nicht nur Sprech- oder Gesangsstimmen im Dynamikspektrum voneinander abweichende Pegel, sondern auch Mikrofone weisen bei identischen Signalen unterschiedliche Ausgangspegel auf.
Insgesamt wirkt sich das geringe Gewicht des Fun Generation Adapters positiv aus, denn der Sender ist als Add-on am Mikrofon nicht störend spürbar. Getestet wurde mit einem the t.bone MB 85 Beta aus meinem Mikrofonkoffer (Supernierencharakteristik, Output: 415 Ohm, Sensitivity: -52,4 dB, Preis: 39,90 Euro).
Das Kunststoffgehäuse der Leichtgewichte wird im Bereich der XLR-Verbindung mit Einfassung aus Metall verstärkt, beim Sender wurde an eine Verriegelung gedacht. Da beim Empfänger ein XLR-Stecker integriert wurde, bedarf es bei der Verbindung mit einem Mischpult keinerlei Adapter. Dabei blockiert die Baugröße nicht die Belegung des benachbarten Eingangskanal – zumindest bei dem von mir genutzten Mackie Pult. Beim Einstecken in den Kanalzug ist allerdings nur die Rückseite des Empfängers zu sehen, also auch nicht die Anzeigen zum Ladestatus des Akkus – nicht tragisch, aber könnte man anders machen. Weitere Bedienelemente als die zwei beschriebenen optischen Kontrollen und zwei Taster bietet der Empfänger nicht. Zur Anpassung des an das Mischpult übertragenden Signalpegels ist also die Anpassung des Vorverstärkers am Kanalzug des Mischpults zuständig. Keine Probleme macht das Ein-/Ausschalten, was gerne mal mit einem deutlich wahrnehmbaren Impuls quittiert wird. Hier nicht. Auch das Eigenrauschen hält sich im Vergleich zur kabelgebundenen Verwendung in überschaubaren Grenzen (1,2 dB Unterschied). Im Testverlauf musste die Frequenz aufgrund von Verbindungsproblemen nicht gewechselt werden – das kann bei Veranstaltungen aber anders aussehen, denn sowohl das 2,4- als auch das 5-GHz-Band gehören zu den vielfrequentierten freien Frequenzbereichen. Deswegen sollte gut überlegt werden, ob beispielsweise mehrere dieser Add-ons parallel eingesetzt werden (zwei Gesangsmikrofone), weil sich derart die Ausweichmöglichkeit auf eine der drei Frequenzalternativen, falls es Übertragungsprobleme gibt, reduziert.
Funk oder Kabel?
Neben der Laufzeit dieser Add-on-Funksysteme erweist sich eine zentrale Frage bei der Funkübertragung als entscheidend: Ist hinsichtlich des Klangs ein Unterschied zur Kabelverbindung hörbar? Schließlich soll die klangliche Eigenheit des jeweils genutzten Mikrofons möglichst unverfälscht durch die Funkstrecke übertragen werden.
Das lässt sich mit einem direkten Hörvergleich überprüfen, bestenfalls bestätigt durch eine ergänzende Messung. Vorteil dieser Vorgehensweise: Der Klang wird nicht nur subjektiv „gefühlt“ beurteilt, sondern messtechnisch reproduzierbar gegenübergestellt. Zur Vorgehensweise: Das Mikrofon wird per Studiomonitor (Neumann KH-120) mit Testsignalen beschickt (Weißes Rauschen), das Ergebnis über ein Audiointerface (Roland Super UA S 10; 24 Bit/44,1 kHz) in der DAW (Steinberg Wavelab) aufgenommen und analysiert. Im ersten Durchgang kabelgebunden, dann über die Funkstrecke. Selbstredend befindet sich keine weitere Hardware in der Audiokette und die Signale bleiben unbearbeitet – lediglich die Eingangspegel werden vorher angeglichen. Im A/B-Vergleich zwischen Funkübertragung und kabelgebundenem Signal kann der Fun Generation Wireless Plug & Play Mikrofon Adapter richtig punkten. Einschneidende Veränderungen im Frequenzgang ließen sich in der grafischen Darstellung nicht feststellen.
Also kaum verwunderlich, dass sich dies auch beim Vergleichshören bestätigte (siehe Klangbeispiele). Demnach braucht das das Fun Generation System den Vergleich zu preislich höher angesiedelten Produkten, wie dem bereits erwähnten Mackie EleMent Wave XLR, nicht zu scheuen. Abschließend noch eine Info zum Output des Senders – der lag erfreulicherweise sogar noch etwas über dem des kabelgebundenen Mikrofons, sodass am Kanalzug leicht runtergeregelt werden musste.
Drum prüfe, wer sich ewig bindet
Die im Vergleich zum Fun Generation Wireless Plug & Play Mikrofon Add-on deutlich höherpreisigen Alternativen im Add-on-Funkangebot habe ich bereits im Rahmen des Tests zum Mackie EleMent Wave XLR erwähnt. Interessierten empfehle ich die entsprechende Passage im Test, der hier verlinkt ist. Im Preisrahmen unter 100,- Euro, in dem der Fun Generation Wireless Plug & Play Mikrofon Adapter angeboten wird, sind mir keine vergleichbar preisgünstigen „Mitbewerber“ bekannt. Insofern ist hier durchaus von einem Alleinstellungsmerkmal zu sprechen.
Für wen eignet sich das Fun Generation Wireless Plug & Play Mikrofon Add-on? Für Gelegenheitsnutzer (im Probenraum), die nicht drei Sets mit ihrer Coverband „über die Bühne“ bringen müssen. Auch für Moderationen oder Interviews könnte sich das Add-on-Set als nützlich erweisen. Zur Not, wenn Akku-Laufzeit oder die Verbindungsqualität zu wünschen übriglassen, kann das dynamische Mikrofon immer noch über das gewohnte XLR-Kabel genutzt werden, was als zusätzliche Sicherheit bei Veranstaltungen bekanntlich nie schaden kann.
Nachdem Herstellerangaben über Akkulaufzeiten noch nie gestimmt haben (erfahrungsgemäß lässt sich mit gut der Hälfte rechnen, weil fast nirgends jene „Idealbedingungen“ herrschen, unter denen die Hersteller vielleicht testeten) und Akkus außerdem an Kapazität verlieren mit der Zeit, also schwächer werden …
…wäre mir die mutmaßliche reale Laufzeit der Dinger auch zu knapp. Obwohl Konzerte meiner Band gewöhnlich „nur“ etwa zweieinhalb Stunden dauern. Aber das ist auch zugaben- und stimmungsabhängig, und oft ist zwischendrin eine Pause: mal kürzer, mal länger.
Was dazukommt, ist der Soundcheck, der sich ziehen kann, weil wir mehr Instrumente einsetzen als unsere Trio-Besetzung vermuten lässt.
Nein, ab drei Stunden wird das deutlich zu knapp. Und wer weiß, ob die erreicht werden – und wie lange. Keine Lust auf Zitterpartie – vor allem gegen Konzerthöhepunkt und Ende, hey!
@Eibensang Ja – eigentlich schade, die kurze Akku-Laufzeit, denn die Audioqualität ist erstaunlich gut. Zeit für eine Fun Generation „Pro“-Version ;-)
Also ich habe die Teile als Funkstrecke (1,5 – 4m) zwischen Tonangel und SQN-Mischer im Tontascherl. Funktionieren prächtig – und 4 Std. O-Töne (bez. Akkulaufzeit) holt niemand….
@edeling Wie oft und seit wann hast die Aufstecksender/-empfänger im Betrieb? Wäre ja interessant, wie es sich mit der verbleibenden Akku-Kapazität und damit der Laufzeit verhält, beispielsweise nach einem Jahr und wöchentlicher Nutzung. Nur, um mal einen Anhaltspunkt zu bekommen, wie schnell sich die etwa vier Stunden (auf dem Papier) reduzieren.