Detroit für die Hosentasche
Future Retro – die Ein-Mann-Show aus Austin, Texas – hat mit Zillion einen interessanten MIDI-Sequencer im Programm. Es handelt sich dabei nicht um einen klassischen Sequencer, bei dem jeder Step vom Anwender einprogrammiert wird, sondern um einen sogenannten algorithmischen Sequencer. Diese unterscheiden sich im Wesentlichen darin, dass verschiedene Parameter festgesetzt werden, die dann zusammen Einfluss auf das Endergebnis haben. Ob das kreativ förderlich, soll dieser Test des Future Retro aufdecken.
Der Urahn des Future Retro Zillion, der Triadex Muse, wurde Anfang der 70er Jahre von Edward Fredkin und Marvin Minsky, beides bekannte Pioniere der AI, entwickelt. Der Zillion baut auf dieser Idee und den Algorithmen des Muse auf und erweitert diese auf weitere Aspekte der Sequenz, wie z.B. den Rhythmus oder die MIDI-Velocity. Beides war dem Urahn nicht möglich, hier gab es nur einfache 16tel-Sequenzen ohne Lautstärkeunterschied, als Ausgabe diente ein einfacher Rechteck-Oszillator.
Upgrades
Betrieben wird der Future Retro Zillion von einem Atmel Atmega 328P, was auf eine Arduino-Entwicklung schließen lässt. Tatsächlich lässt sich das OS auch upgraden. Da zur Zeit jedoch keine Schnittstelle am Zillion dafür vorgesehen ist, ist dies nur durch Austausch des Mikroprozessors möglich. Fairerweise kostet das laut Future Retro Homepage nur $20, jedoch sind dabei noch keine Transport- oder Zollkosten enthalten und es gibt bis Dato keine Möglichkeit, das über einen deutschen Vertrieb zu bestellen. Dass die Firmware in Zukunft als Datei übertragen wird, ist unwahrscheinlich, es sei denn, Mr. Flickinger (Future Retro Mastermind) löst dieses Problem über MIDI-Sysex.
Die Triadex Muse war weniger als Musikinstrument konzipiert denn als hipper Blickfang in den Apartments von Dozenten an angesagten amerikanischen Colleges. Es gab auch noch eine blinkende Lightshow in gleichem Gehäuse dazu sowie einen passenden Lautsprecher.
Daß die Muse klingt wie der Geldspielautomat am Tresen des Billigpizzaladens in Bahnhofsnähe hat Marianne Amacher oder Eddie Jobson nicht davon abgehalten, sie auf Tonträgern zu dokumentieren.
Hier ein Demotrack aus dem Internetz, der wahrscheinlich am ehrlichsten zeigt, was das Ding kann:
https://soundcloud.com/doombient-music/triadex-muse-demo
Ich habe den Zillion seit ein paar Tagen und bin noch am Erforschen der Möglichkeiten aber kann den hohen Spaßfaktor auf jeden Fall schon bestätigen.
Leider weigert sich der Zillion mit meinem iConnect Midi4+, der zentralen Steuereinheit meines Midi Setups, direkt zu kommunizieren. Mein Workaround über ein SL MK2 Keyboard (Zillion auf SL Midi in und SL Midi out auf iConnect) passt mir nicht so recht aber funktioniert erst mal. Falls jemand eine Idee hat woran das liegen könnte wäre ich für Tipps dankbar.
Schon lange auf dem Schirm, stelle ich leider erneut/wiederholt fest: Schickes Spielzeug, welches leider völlig überteuert ist.
Habe den Zillion letztes Jahr in einem Ausbruch spontanem Kaufwahns erstanden. Der Spaßfaktor ist definitiv hoch. Das Zusammenspiel der Parameter ist recht komplex, sodass das Arbeiten damit eher „Trial and Error“ mit vielen interessanten Überraschungen ist.
@tomk: Ich gebe Dir da recht. Ist schon überteuert aber halt auch einzigartig.
kann man das mit Euclid Rhythm Generator vergleichen ?
https://www.youtube.com/watch?v=RJh0UZ-P1Ts
https://www.youtube.com/watch?v=q6Kas3efUk8
Ideal für Leute die mit weissen und schwarzen Tasten nichts anfangen können, also totschickes Spielzeug für den typischen Sequenzer Dudel lasser und notirische Knöpfekurbler. Ich wünsche euch eine wunderbare Zeit.
Ich würde es nicht ganz so „schwarz weiß“ malen. Zufälligkeiten können auch inspirierend sein;-)
amazonaman,
auch bei hohen Klaviaturfertigkeiten ist keinesfalls garantiert, dass dabei nicht etwas unsäglich langweiliges herauskommt. Noten- und Tastendudler gibt es genauso und ebenfalls nicht zu wenige. Da ist der (gesteuerte) Zufall manchmal die wesentlich interessantere Option.
Egal ob jemand sich mit schwarz weissen Tasten, sechs oder nur 4 Saiten oder ein Sequenzer oder vielleicht nur fertige Musik zusammen mischt, ich bewundere jeden der etwas hörbares daraus macht, aber selbst wenn es schrecklich klingen mag, den Spaß den man damit hat liegt oft beim Benutzer und das ist doch völlig in Ordnung. Wer andere erquicken will muss egal was er tut meist hart dafür arbeiten.
Das kann so unterschrieben werden! :)
Elektronische Musik wird eben auch elektronisch „gespielt“; Sequencer waren von Anfang an Bestandteil eines Modular-Synthies und der Zufall spielte da überall eine Rolle. Davon aber mal abgesehen: das Teil hat trotz seiner „Kleine“ ein komplettes MIDI-Trio! Liebe Hersteller: Nehmt euch ein Beispiel!
Zu dem Teil bilde ich mir erst eine Meinung, wenn ich da mal selbst Hand angelegt habe. Grundeinstellung ist aber erst mal positiv!
Future Retro ist echt Fett.