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Test: fxpansion GURU

fxpansion GURU

7. Oktober 2005

Eine weitere Software-Groovebox? Ein weiterer Loop Slicer? FXpansions neue Software GURU ist mehr …
GURU ist Drum Sampler, Loop Slicer und Groovebox in einem. Ähnlich einer AKAI MPC können eigene Grooves erstellt und gespielt werden. Es stehen 8 Engines zu je 16 Drumpads zur Verfügung, die parallel arbeiten. Ein umfangreicher Stepsequenzer ermöglicht schnelles Drumprogramming und eine über 3 GB große Samplelibrary wird auf DVD mitgeliefert. Das Ganze läuft unter Windows und Mac OS X. Mal sehen, was sich damit alles anstellen lässt.

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– Hauptansicht standalone –

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Überblick
GURU lässt sich Standalone betreiben, oder als PlugIn unter AU, VST, RTAS, DXi
und per ReWire in entsprechende Hostapplikationen einbinden. Die Mindestanforderungen an die Hardware sind laut Hersteller gering:

Win2000/XP: 800MHz Pentium III oder Athlon
MAC OS X Panther/Tiger: 733 MHz G4

Es können WAV-, AIFF-, REX- und MIDI-Dateien importiert werden. Eigene Samples und Loops können also nach Herzenslust mitmischen.

Die mitgelieferte Sample- und Looplibrary wurde mit Audiomaterial von bekannten Soundschmieden, wie z.B. 8 Bit Audio, G-Force, Groove Criminals, Nu Skool Breakz, Wizoo oder Yellow Tools zusammengesetzt.

Ein ausführliches englischsprachiges Handbuch wird mitgeliefert, die deutsche Version des Handbuchs ist laut dem deutschen Vertrieb Tomeso in den nächsten Tagen online verfügbar. Dort finden sich schon jetzt mehrere Lehrvideos zum runterladen, diese erleichtern den ersten Umgang mit GURU.

Ein erster Blick auf die Oberfläche von GURU verrät schon eine ganze Menge über den Funktionsumfang. Eines gleich Vorweg: Es gibt keine aufwändigen Menüleisten zum Einstellen von Parametern. Alles lässt sich vom Hauptfenster aus erreichen.
In der oberen Hälfte ist der Stepsequenzer untergebracht. Hier erscheinen außerdem die Sampleedit-, Mixer- und die Effektebene. Im Sequenzerfenster lässt sich eine Matrix dazuschalten, um z.B. Filterfahrten zu programmieren. Dazu später mehr.

Links unten befindet sich der Soundbrowser, der Standardmäßig auf das Verzeichnis der Factory Library zeigt. Von hier aus startet man auch die Suche nach eigenen Verzeichnissen. Unterteilt ist die Factory Library in die Sparten PATTERN, KITS, HIT und LOOPS.

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– Der Soundbrowser –

Im PATTERN-Verzeichnis finden sich Pattern im GURU eigenen *.G24 Format, diese können bis zu 24 Pattern beinhalten, die aber auch einzeln ausgewählt werden können. Standard-MIDI-Files lassen sich hier ebenso ablegen.

Unter KITS lagern die mitgelieferten Drumkits. Eigene Kreationen werden hier abgelegt, inklusive Pad Settings und Effekteinstellungen.

Im HIT Verzeichnis liegen Singlesounds vor, die auf einzelne Pads geladen werden können. Dies geschieht per Drag and Drop auf das gewünschte Pad. Bis zu acht Samples können pro Pad gelayert werden.

Im LOOPS Menü finden sich fertige Drumloops zur Auswahl. Hier liegt jedoch eine Besonderheit vor. Vor dem Laden eines Loops kann entschieden werden, ob nur die Drumloop auf den 16 Pads verteilt, also gesliced werden soll, ob die extrahierten Grooveinformationen als Pattern im Sequenzer landen sollen, oder beides zusammen.
Das heißt, wenn ein Groove gefällt, kann GURU dessen Struktur analysieren und als Pattern darstellen. Die Sounds zum abspielen kann der Anwender danach selbst zusammenstellen. Oder es gefallen die Loopsounds und es lassen sich aus ihnen eigene Pattern erstellen.
Es stehen 4 Slice-Algorithmen zur Verfügung. FAST, ENHANCED, Hi-SENS und EQUAL-16ths. Die ersten drei unterscheiden sich kurz gesagt in der Tiefe des Analysevorgangs. Hi-SENS z.B. eignet sich bei dichtem Loopmaterial zur Analyse besser als FAST und ist dementsprechend etwas langsamer. EQUAL-16ths zerlegt einen Loop dagegen in gleichgroße Teile und verteilt sie auf den 16 Pads.
GURU ist in der Lage anhand der Frequenzanteile eines Loops die tonalen Zusammenhänge zu analysieren und die Sounds entsprechend auf den Pads zu verteilen. Im Besten Falle landen die tiefen Sounds auf den Kick Pads, die hohen Sounds entsprechend auf den Snare-, Hi-Hat- oder Perc-Pads.
Die meisten Ergebnisse sind gut, teilweise stören aber hörbare Schnitte den Ablauf eines geslicten Loop. Diese lassen sich allerdings nachträglich optimieren.
Anders als Beatslicer wie z.B. Recycle ist GURU ist nicht dazu gedacht, individuelle Slices für andere Programme oder Sampler zu bearbeiten und zu exportieren. Diese Funktion dient in erster Linie dazu, Groove Informationen zu extrahieren und um Sounds in GURU zu importieren.

Eine weitere Besonderheit des Soundbrowsers ist die AUTO Funktion in allen Menüs. Diese ermöglicht nicht das traditionelle Vorhören von Sounds beim draufklicken, GURU spielt vielmehr das aktuelle Pattern mit dem angewählten Sound ab. Dieser Sound ersetzt den Sound des vorher gewählten Pads. So lässt sich kontextbezogen Vorhören. Das ist sehr praktisch.

In der Mitte GURUs befindet sich eine Pianotastatur über zwei Oktaven und 16 Pads, wie bei einer Drummaschine. Die Pianotastatur dient zur Patternauswahl. Die Pads sind von unten nach oben als je vier Kicks, Snares, Hi-Hats und Perc bezeichnet.
Rechts daneben befindet sich der Masterbereich des Sequenzers. Hier stehen Record/Play Funktionen, sowie Tempi- und Groovefunktionen bereit. Bei Fehltritten hilft hier ein leider nur einstufiges UNDO.
Oberhalb der Pianotastatur befindet sich die Auswahl der acht Engines. Jede Engine stellt ein eigenes Set aus 16 Pads und 24 Pianotasten dar, die alle parallel arbeiten!

Gespielt wird GURU mit der Mouse, Tastatur oder angeschlossenem MIDI Keyboard. Es besteht die Möglichkeit die Anschlagsstärke via Mouse zu steuern, indem ein Pad eher außen oder mittig angeklickt wird. Das erfordert Zielgenauigkeit!

Praxis
Fangen wir mit den Pads an. Jedem Pad werden bis zu acht Samples zugeordnet. Beim Klick auf den EDIT Button oberhalb der Pads öffnet sich im Sequenzerbereich der Sampleeditor. Hier können u.a. Start- und Endmarker gesetzt werden, Lautstärke, Panorama, Pitch und Fine Tune, sowie die Filtereinstellungen. Es stehen Low-, Band- und Hipassfilter zur Verfügung. Eine AHR-Hüllkurve ändert den zeitlichen Verlauf des Samples, eine zweite Hüllkurve lässt sich für Cutoff- und Pitchsteuerung einsetzen. Drei Auxsends stehen für jedes Sample bereit. Zusätzlich gibt es für jedes Layer eigene Inserteffekte. Dies sind z.B. Kompressor, Overdrive, Bitreduction, aber auch Oscillatorwaves. Richtig, es lassen sich eigene Sounds aus Sinus-, Triangel-, Sägezahn-, Rechteck-, Pulse- und Noisewellen erstellen.
Velocity Split sorgt für das Ansprechen der Layersounds auf unterschiedliche Anschlagsstärke. So lassen sich realistische Drumsounds nachbilden oder auch sehr obskure Kreationen.
Pads können per Drag and Drop verschoben und kopiert werden, Padsets lassen sich als neue Kits abspeichern.
Die Pads lassen sich per MIDI Keyboard auf den Tasten C1 bis D#2 triggern.

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– Pad Edit –

Der Stepsequenzer erschließt sich recht schnell, die Ansicht kennt man von gängigen Pianorolleditoren.

Zur Philosophie: Jede der acht Engines kann bis zu 24 Patterns enthalten. Jedes Pattern enthält 16 Pads und kann eine Länge von 1 bis 128 Steps beinhalten. Standardmäßig besteht ein Pattern aus 32 Steps. Soviel lassen sich gleichzeitig darstellen. Über eine Page-Funktion gelangt man zur Ansicht der weiteren Steps.
Es steht somit eine 16tel Quantisierung standardmäßig bereit. Für höhere Quantisierungsschritte beinhalten die Engines zwei bis acht so genannte Tempo-Multiplier, die sich entsprechend der ersten Engine verhalten.

Zuerst werden die Engine und das entsprechende Pattern gewählt.
Die 16 Pads finden sich untereinander wieder. Die Länge eines Pattern lässt sich durch aufziehen der Step-Matrix bestimmen.
Durch Linksklick in einen Step wird eine Note gesetzt, durch Rechtsklick entfernt. Linksklick und Drag nach oben oder unten verändert den Velocity-Wert des Steps. Mit dem Gummibandsymbol lassen sich mehrere Noten auswählen und bearbeiten.

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– Der Stepsequenzer –

Beim Klick auf GRAPH öffnet sich links neben der Piano Roll eine Matrix die ausgeklügelte Modulationen ins Spiel bringt. Für jedes Pad stehen Repeat, Pitch, Filter und Level zur Verfügung. Bei Klick auf eine der Sparten öffnet sich ein neues Stepfenster, in dem mit Balkengrafik verschiedene Parameter auf einzelne Steps definiert werden. So lässt sich z.B. für jeden Step ein individueller Wert für Cutoff und Resonance einmalen. Das Gleiche funktioniert für Volume, Pan, Pitch, FineTune, Repeat, Shift und Scrub. Die letzten drei Parameter sorgen für Wiederholung eines Sounds innerhalb eines Steps, bzw. eine Verschiebung des Sampelstartpunktes oder ein verfrühtes, bzw. verspätetes Abspielen des Samples. Hier kommt Farbe ins Sequenzerspiel! Mit der Maus lassen sich Kurven malen, dass es nur so eine Freude ist. Sehr schnell haucht man Leben in kühle Maschinenrhythmen.

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– Graph Editor –

Patterns werden auf den 24 Pianotasten gelagert. Bevor man ein Pattern erstellt oder lädt, wählt man eine Taste als Speicherplatz aus. Die Tasten lassen sich auf einem MIDI Keyboard von C3 bis B4 triggern. Verschiedene Playmodi wie Trigger, Gate, Shot und Sync stehen zur Auswahl. Kopieren und verschieben der Pattern ist ebenso möglich.
In einer Sonderfunktion stehen die Pianotasten auch als Einspielhilfe im Recordmodus zur Verfügung. Dies ist hilfreich beim Einspielen von Melodien. Die Werte werden im Grapheditor als Pitchwerte angezeigt.

Im MIXER stehen die Mischoptionen der acht Engines plus Master an. Die üblichen Verdächtigen wie Volume, Pan, Mute, Solo, sowie ein weiterer Effektslot pro Engine sind vorhanden. Nicht genug damit, auch die Mastersektion hat einen Inserteffekt. Außerdem können die vier Padsektionen Kick, Snare, Hi-Hat und Perc nochmals global für alle acht Engines gleichzeitig in der Lautstärke geregelt werden. Zusätzlich gibt es einen globalen Tuneregler.

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– Das Mixerfenster –

Unter SCENES lassen sich für den Liveeinsatz bestimmte „Zustände“ der acht Engines als Snapshot abspeichern und via MIDI antriggern. So können bis zu 48 Scenes mit verschiedenen Engine und Patterneinstellungen gespeichert werden. Per Shift + Klick auf eine Scene wird das momentan abgespielte Ensemble abgelegt.

Unter den AUX Effekten finden sich die üblichen Verdächtigen wie Delay, Reverb, Flanger, Chorus, aber auch Freezer, Trancegate und Ringmodulator.
Die wenigen Einstellmöglichkeiten in den Effektsektionen sind meiner Meinung nach zu verschmerzen. Dafür verliert man sich nicht im Parameterdschungel. Die Effektqualität ist gut und bedient vor allem den Bereich Sounddesign. Möchte man hochwertige Effekte wie z.B. einen Faltungshall benutzen, empfehle ich die Einzelausgänge, wenn GURU seinen Dienst in einer Hostapplikation verrichtet, um auf hochwertige Effektalgorithmen auszuweichen.
Im Übrigen lassen sich zahlreiche Parameter von GURU unter Logic/Cubase u.a. automatisieren!

Sample Library
Wie schon erwähnt, ist eine über 3GB große Soundauswahl dabei. Diese reicht von guten Akustik Drumsounds über eine Vielzahl von Percussion. Allein in der Rubrik HITS im Percussionordner stehen über 2500 Sounds bereit. Besonders zahlreich ist die JOMOX X-Base Drummaschine vorhanden. Etliche Kicks und Snares, Hihats und Percussions sind von dieser Maschine gesampelt. Typische TR 808/909 Sounds fehlen ebenso wenig wie eine ganze Reihe von MS-20 Drum- und FX-Sounds.

Die Loopsammlung hat es mit über 1000 Loops auch in sich. Hier finden sich z.B. Ausschnitte aus der legendären Cologne Cycles Library, die mich persönlich schon lange immer wieder aufs Neue inspiriert.

Kits von dem aus gleichem Hause stammenden Drumsampler DR-008 können nicht komplett importiert werden, da nur 16 Sample-Pads zur Verfügung stehen. Ein Tool zur Konvertierung soll nachgereicht werden.
GURU kann keine BFD Kits importieren, aber es gibt konvertierte Akustik Drumkits aus der BFD Library.

Insgesamt klingt die mitgelieferte Library sehr gut und bietet reichlich Auswahl. Wie schon erwähnt, ist die Soundauswahl durch hinzufügen eigener Samples grenzenlos.

Fazit
Das Arbeiten mit GURU macht Spaß! Sehr schnell lassen sich Pattern und Drumkits kreieren und Loops in die gewünschte Portion zerhacken. Das alles geschieht „on the fly“. Besonders gut finde ich die AUTO Funktion, die ausgewählte Samples aus dem Browser direkt im Pattern abspielt.
Alle Parameter lassen sich schnell einzeichnen und auch löschen. Insgesamt lässt sich alles sehr intuitiv bedienen.
Allerdings verliert man ab und zu den Überblick, auf welcher Engine und in welchem Pattern man sich gerade befindet. Es passiert schnell, dass man aus Versehen ungewollte Änderungen vornimmt. Leider gibt es nur ein einstufiges Undo.
Alles in allem ist GURU eine interessante Anwendung, die zu überzeugen weiß. Wer schnell kreative Drumprogrammings erstellen will und gerne experimentiert wird seine Freude daran haben.
Ein ähnliches Konzept ist mir bisher nur von der eingangs erwähnten AKAI MPC bekannt.
Es ist eine lohnenswerte Alternative zu einem reinen Drumsampler, wie NI Battery oder dem hauseigenen DR-008. Cakewalks Kinetic oder Fruity Loops kommen an die Klanqualität des GURU nicht heran.

PLUS
+++ schnelle Bedienbarkeit
+++ große Library
++ AUTO Modus
+ Preis / Leistung

MINUS
– einstufiges UNDO
– Übersichtlichkeit zwischen Engines und Patterns

PREIS
UVP: 245 Euro
Straßenpreis: ca. 229 Euro

 

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