Ein außergewöhnliches Stereo-Delay
Das Gamechanger Audio AUTO Delay ist ein Delay-Pedal der ganz besonderen Art. Neben den klassischen Delay-Sounds ist es insbesondere die dynamische Modulation, die auf eine für Gitarristen ganz neue Art erzeugt werden kann. Aber für besondere Ideen ist Gamechanger Audio ja bekannt. Die Modulation wird beispielsweise je nach Tonhöhe oder Sound erzeugt und kann mit kleinen Patch-Kabeln geroutet werden. Also ab mit diesem innovativen Effektpedal in die Signalkette.
Inhaltsverzeichnis
Gehäuse, Potis und Schalter des Gamechanger AUTO Delays
Das Gehäuse des Gamechanger AUTO Delays hat ein ungewöhnliches Design, das weit weg vom klassischen Standardgehäuse ist. Durch die futuristische Form können die vielen notwendigen Elemente untergebracht werden, ohne unnötig viel Platz in Anspruch zu nehmen. Das massive Gehäuse aus Metall hat die Maße 97 x 150 x 75 mm (B x T x H) und wiegt 600 g.
Die beiden Fußtaster sind klickfrei und machen einen soliden Eindruck. Der rechte aktiviert das Delay, der linke die Modulation. Die jeweiligen Zusatzfunktionen bei gedrückt gehaltenem Taster sind aufgedruckt.
Die insgesamt 10 Potis, von denen sechs größer und vier kleiner sind, lassen sich aufgrund ihrer erhöhten Anordnung extrem gut zu erreichen. Die weiße Beschriftung ist gut lesbar und sehr umfangreich. Das erspart fast die Gebrauchsanleitung, obwohl das Effektgerät sehr komplex ist. Alle Potiknöpfe bestehen aus schwarzem Kunststoff und haben eine weiße Markierung. Sowohl die vier kleinen Potis als auch Dynamics und Pitch haben eine Mittelrasterung.
Für den grundsätzlichen Delay-Sound sind die vier Potis Level, Time, Repeat und Tone zuständig. Die jeweils darunterliegenden kleinen Potis regeln die Intensität der Modulation dieser Potis. Dynamics und Pitch sowie der jeweils darunterliegende kleine dreifache Schiebeschalter sind ebenfalls zur Regelung der Modulation gedacht.
In der tiefen Einbuchtung in der Mitte des Pedals sind acht Patch-Buchsen angebracht. Vier davon sind Eingänge, also jeweils einer pro Hauptpoti. Vier sind Ausgänge, jeweils zwei für Pitch und zwei für die Dynamics. Drei weitere kleine Schiebeschalter schalten die Art des Ping-Pong-Effekts, den Delay-Typ sowie die Steuerung der Modulation. Pro Patch-Buchse zeigt eine helle LED die jeweilige Aktivität an. Zwei lange LED-Streifen dienen ebenfalls der Orientierung. Hier wird die Modulation optisch dargestellt, was das Einstellen des Regelbereichs unterstützt. Zwei kleine LEDs zeigen den Status des Pedals an.
An der Stirnseite sind weitere Buchsen und Schalter vorhanden. Jeweils zwei 6,3 mm Klinkenbuchsen dienen der Stereo-Signalführung. Alternativ kann ein TRS-Kabel in die R-Buchse eingeführt werden, um das Pedal in Stereo zu nutzen. Zwei kleine Schiebeschalter schalten zwischen Instrument-, Line- und Eurorack-Level beziehungsweise zwischen In, Wet Only und Mix. Diese können am Level-Regler eingestellt werden.
Drei kleine Buchsen in Form von Track-In-Input, MIDI-In/Clock-In und Track-Out befinden sich ebenfalls hier. Und zu guter Letzt noch eine USB-C-Buchse sowie natürlich eine 9 V Netzteilbuchse. Beide dienen der Stromversorgung, ein Batteriebetrieb ist nicht möglich. Das Pedal benötigt mindestens 250 mA per 9 V oder 1 A über die 5 V USB-Buchse. Zusätzlich dient die USB-Buchse zur MIDI-Steuerung und für künftige Firmware-Updates.
Auf der flachen Unterseite können zwei mitgelieferte Gummistreifen aufgeklebt werden. Sie sorgen für einen sicheren Stand. Eine zweiseitig bedruckte Bedienungsanleitung, ungefähr im DIN-A4-Format, erklärt sämtliche Möglichkeiten des Pedals.
Geliefert wird das Pedal in einem schicken Pappkarton. Sechs stoffummantelte Patch-Kabel in Grau und Schwarz liegen in unterschiedlichen Längen bei. Außerdem gibt es noch einen Splitter dazu. Dieser hat zwei 6,3 mm Buchsen und vier 3,5 mm Buchsen. Aufgebaut ist er aus Platinenmaterial, das ineinandergesteckt wurde.
Das Gamechanger Audio AUTO Delay in der Praxis
Das Konzept des Gamechanger Audio AUTO Delays unterscheidet sich sehr von dem Workflow anderer Delay-Pedale. Während sonst eher Presets und fertige Algorithmen geboten werden, startet man beim AUTO Delay mit den Grundeinstellungen des Delays und arbeitet sich dann klanglich voran. Zur Auswahl stehen daher zunächst einmal nur Tape-, Analog- und Digital-Delay. Aber das ist ja, wie gesagt, nur der Grundcharakter.
Alle drei Algorithmen klingen sehr gut, haben aber nicht die dreidimensionale Magie manch anderer Delays. Allerdings stellen sie ja auch lediglich den Grund-Sound des AUTO Delays dar, der dann mit der Modulation erst noch geformt wird. Diesen Aspekt des Designs muss man beim Gamechanger Audio AUTO Delay verstehen. Die Pitch- und Modulationsoptionen kann man sehr individuell gestalten. Das finde ich um einiges flexibler als bei so manch anderem Delay, bei dem einige Features nur auf einzelne Algorithmen beschränkt sind.
Natürlich geht es auch rudimentär. Ganz klassisch kann man also einen der drei Algorithmen auswählen und den gewünschten Delay-Sound mit den vier Potis Level, Time, Repeat und Tone einstellen. So hat man schon einmal einen ganz normalen Grund-Sound. Der Bereich der Delay-Zeit reicht von 50 ms bis zu 2 Sekunden. Das analoge Delay klingt erwartungsgemäß etwas dunkler. Das digitale Delay kann sehr scharf klingen, hier kann man mit dem Tone-Poti aber etwas von der Schärfe herausnehmen. Das Tape-Delay gefällt mir am besten. Es ist etwas mittiger abgestimmt und die hiermit erzeugte Modulation wirkt am authentischsten.
Dynamics und Pitch-Tracker
Der richtig spannende Part des Delays sind die Dynamics und der Pitch-Tracker. Diese beiden Engines generieren Control Voltages, abhängig von der Dynamik und der Tonhöhe des gespielten Tons. Wichtig ist, dass man das Gamechanger Audio AUTO Pedal für das präzise Generieren der Control Voltage mit einem cleanen Gitarrensignal versorgt.
Wenn man also einen Verzerrer und andere Effekte vor dem AUTO Delay platziert hat, muss man den Signal-Splitter zwischen der Gitarre und dem ersten Effektgerät einfügen. Der Splitter leitet das Gitarrensignal unverfälscht durch und an den 3,5 mm Buchsen kann das cleane Gitarrensignal abgegriffen werden. Mit dem längeren Patch-Kabel kann es dann in die stirnseitige Track-In-Buchse geleitet werden. Praktisch ist, dass weitere Pedale aus der Gamechanger Audio AUTO-Serie dann über den Track-Out direkt mitversorgt werden können.
Es ist natürlich auch möglich, externe CV-, LFO- und Sequencer-Signale zu nutzen, um die Modulation zu steuern.
Für alle, die sich mit dem Patchen noch etwas unsicher fühlen, hat Gamechanger Audio in der Gebrauchsanleitung ein paar Patching-Vorschläge abgedruckt. Aber generell sind alle Buchsen, Potis, Schalter und LEDs logisch beschriftet und erklären sich quasi von selbst.
Dynamics Mode
Fast, Rise und Gate stehen bei diesem Pedal als „Dynamics Modes“ zur Verfügung. Sie beeinflussen demnach, wie schnell die Modulation erzeugt wird und wieder abnimmt. Mit gedrücktem Fußtaster und einem starken Saitenanschlag wird zunächst die Spielweise abgestimmt. Schlägt man die Saiten nun dezenter an, wird keine Modulation erzeugt. Bei stärkeren Saitenanschlägen steigt der Grad der Modulation. Mit dem Dynamics-Poti kann dieser Effekt natürlich auch umgedreht werden.
So kann man beispielsweise auf diese Weise ein Delay erzeugen, wenn man stärker anschlägt. Oder die Repeats werden kürzer oder der Tone heller.
Auch eine Steuerung der Delay-Zeit ist damit möglich. Dezent eingestellt wird dann eine schöne Modulation erzeugt. Der „Dynamics Mode“ hat mich besonders überzeugt.
Pitch Mode
Das Pitch-Poti auf der rechten Seite mit den dazugehörigen Patch-Output-Buchsen wird über die gespielte Tonhöhe oder den Klang gesteuert. Die Referenznote, ab der die Modulation einsetzen soll, kann einfach per gedrücktem Taster eingespielt werden. Bleibt das Pitch-Poti in der Mittelstellung, so wird nur bei diesem einen Ton ein Delay erzeugt, wenn man es entsprechend an das Level-Poti patcht. Es ist aber auch möglich, nur die tieferen Töne oder nur die höheren Töne mit der Modulation zu versehen, indem man das Poti auf- oder zudreht.
Bei tiefen Powerchords kann dann beispielsweise ein anderer Delay-Sound erzeugt werden als bei hohen Leadlines. Oder man steuert die Art der Modulation mit dem Tone-Poti oder dem Pickup-Wahlschalter. Hellere Töne triggern dann anders als dunklere. Das funktioniert sehr gut und nach etwas Eingewöhnungszeit mit den Möglichkeiten findet man immer wieder neue Sound-Varianten. In der V/Oct werden Spannungen von 0,2 V über 1 V bis zu 6 V pro Oktave erzeugt. Damit kann dann intern oder auch extern gesteuert werden. Die Intensität der Modulation wird dabei immer mit den kleinen Potis unterhalb der jeweiligen großen Potis justiert.
Es braucht etwas Übung. Das ist nicht zu leugnen. Man muss das Gitarrenspiel anpassen, um alle Möglichkeiten nutzen zu können. Aber wenn man sich darauf einlässt, kann man den Delay-Sound wirklich toll formen und mit ihm spielen.
Track Tempo
Besonders spannend für uns Gitarristen dürfte die Track-Tempo-Option sein. Neben dem manuellen Einstellen der Delay-Zeit oder der Steuerung per MIDI-Clock kann sie auch über den gespielten Gitarren-Part angepasst werden. Dafür muss man einfach beide Fußtaster gleichzeitig drücken und losspielen. Natürlich können auch noch zahlreiche Parameter individuell angepasst werden. Trails können eingestellt werden. Gleiches gilt für die Release-Zeit der Modulation. Dafür werden auch jeweils beide Fußtaster gedrückt und verschiedene Schalter oder Potis bewegt. Hierfür ist dann allerdings doch ein Blick in die Gebrauchsanleitung nötig.
Etwas kompliziert finde ich den kleinen Schalter des Level-Potis. Hiermit wird das Poti zwischen dem Regeln des Eingangssignals, dem Effektsignal mit stummgeschaltetem Dry oder der Mix zwischen Wet und Dry zugeordnet. Das erweitert die Modulationsmöglichkeiten natürlich. Aber es ist etwas unübersichtlich, welche Position man zu einem gegebenen Zeitpunkt aktiviert hat. Außerdem vergisst man es durch seine Position an der Stirnseite bisweilen.
Der Stereo-Schalter aktiviert die Ping-Pong-Option. Das klappt erwartungsgemäß gut und sollte in einem Stereo-Setup meiner Meinung nach immer aktiviert bleiben. Presets sind natürlich nicht möglich, da man das Pedal immer wieder neu verkabelt. Das macht es aber um einiges übersichtlicher.