Wie klingt’s?
Das ist bei einem Lautsprecher natürlich die alles entscheidende Frage. Die Messwerte lassen dahingehend schon mal Gutes erahnen. Vor der Kalibrierung habe ich es mir nicht nehmen lassen, die Boxen ohne Korrektur zu hören. So klingen sie gar nicht schlecht, aber irgendwie klingt es nach „kleiner Box“. Kleine Lautsprecher haben ja immer so einen gewissen Grundklang.
Dann die Frequenzkorrektur eingeschaltet und wieder Moon Safari der französischen Kombo Air angemacht und staunendes Grinsen macht sich breit. Nach der Kalibrierung ist der Eindruck von kleiner Box fast völlig verschwunden. Der Bass klingt tiefer, der Raum größer und differenzierter und vor allem ist der Klang sehr präzise, aber dafür ist Genelec seit jeher bekannt. Die Transienten werden sehr genau abgebildet, Kompressoreinstellungen lassen sich sehr fein vornehmen bzw. Fehler leichter erkennen. Überhaupt kann man mit diesen Lautsprechern sehr analytisch arbeiten. Das habe ich gleich zum Anlass genommen und einen vorher fertiggestellten Mix durchlaufen lassen. Sofort fielen mir Unausgewogenheiten im Mittenbereich sowie unpassende Attackzeiten bei einer Parallelkompression auf, also noch mal neu gemischt.
Es fällt auch positiv auf, dass man mit den Genelec 8320A sehr leise arbeiten kann, ohne dass Details im Klangbild verloren gehen. Der Klang bleibt immer präzise und durchsichtig. Bei höheren Pegeln klingt es aber zunehmend härter vor allem in den Mitten und Hochmitten, was auf Dauer etwas anstrengend ist. Für hohe Lautstärken ist dieser Lautsprecher einfach nicht gebaut, er ist für kleine Abhörentfernungen von unter zwei Metern konzipiert und macht seine Sache darin sehr gut. Ich tendiere eh dazu, die meiste Zeit bei geringen Pegeln zu mischen und von Zeit zu Zeit mal Vollgas zu geben, wobei ich dabei öfters vor die Tür gehe und den Mix quasi „durch die Tür“ beurteile.
Zur sicheren Beurteilung des Bassbereichs würde ich den Einsatz eines Subwoofers empfehlen, da man sonst wohl tendenziell zu viel Tiefbass im Mix haben würde. Sowieso ist es in akustisch eher problematischen Umgebungen vorteilhaft, den Bass über einen separaten Subwoofer auszugeben, da man diesen relativ frei verschieben und den Bass damit unabhängig von den Hauptlautsprechern auf den Abhörplatz abstimmen kann.
Zum weiteren Testhören habe ich vielfältiges Musikmateriel über meine Motu 828x vom Rechner abgespielt, angefangen bei Air über Buena Vista Social Club, Type O Negative bis Disillusion und Toto. Ich konnte bei keiner Musikrichtung Schwachstellen ausmachen und auch verzerrte Gitarren klingen nie nervig, außer sie sind einfach nervig. Das ist nicht selbstverständlich. Der Genelec 8320A ist quasi frei von „musikalischen Vorlieben“ und kann bedenkenlos für jegliche Musikrichtung eingesetzt werden. Bis auf kleine Abzüge bei hohen Pegeln gibt es klanglich von mir somit die volle Punktzahl.
Bei allem Respekt, selbstverständlich ist ein Subwoofer notwendig, ich kenne Genelecs dieser Größe seit 10 Jahren. Sie sind Profi laut Profil! 66Hz untere Frequenz bei +-1,5dB – das sagt alles! Es sei denn, man macht es sich zur Passion, mit jedem Mix zu einer richtigen – vollständigen! – Abhöre zu rennen, die man leider nicht selbst besitzt. Ich konnte mir Jahre lang den Woofer für die definitiv vergleichbaren 8020A nicht leisten und weiß, wovon ich rede. Eine einigermaßen ernst zu nehmende Abhöre reicht mindestens signifikant unter 40Hz.
MfG
Göran Hassenrück
@Obmar Ob man einen Subwoofer braucht oder nicht, kommt auch auf den Einsatzbereich an. Für Sprach-Editing am Schnittplatz kann man wohl darauf verzichten, wenn man tieffrequente Nebengeräusche anderweitig im Blick behält. Ansonsten muss ich sagen, dass für die Boxengröße 66Hz (-1,5dB) gar nicht schlecht sind. Ich gebe Ihnen aber Recht, man macht sich das Leben mit einem korrekt auf- und eingestellten Subwoofer natürlich um Einiges leichter. Auf einer großen Anlage gegenzuhören (Stichwort: PA) kann trotzdem nicht schaden.