Ein erster Klon des Oberheim OB-1
Der GForce Software Oberheim OB-1 ist ein Synthesizer Plug-in, das dem legendären Oberheim OB-1 Analogsynthesizer nachempfeunden ist. Die Hardware-Version des OB-1 erschien 1978, also ein Jahr vor der ersten Version des polyphonen OB-X.
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Im Netz der unbegrenzten Unwahrheiten finden sich auch ganz abwegige Informationen. Auf der Wiki-Media-Seite z. B. steht, der OB-1 sei eine monophone Version des OB-X – Spoiler-Alarm: Das ist weit entfernt von der Wahrheit und kann so nicht stehen gelassen werden. Schauen wir uns doch mal den ursprünglich monophonen Synthesizer GForce Software Oberheim OB-1 mal genauer an.
Installation und Preset-Verwaltung des GForce Oberheim OB-1
GF bietet die üblich unstressige Aktivierung mit einer Seriennummer. Lauffähig ist der GForce Oberheim OB-1 ab Windows 7 und macOS 10.14 und ist selbstverständlich Apple Silicon Native kompatibel. Wie gewohnt beinhaltet die Preset-Verwaltung alles von Favoriten über Schlagwörter und Suchkategorien. Praktisch sind die Makroregler im Preset-Bildschirm – so kann der Sound noch während der Auswahl ausgetestet werden. Vielleicht sehen wir auch irgendwann einen Patch-Creator, der Presets kreuzen kann – das wäre eine tolle Arbeitshilfe für das Sounddesign.
Alle Parameter sind in der DAW automatisierbar und auch eine integrierte MIDI-Learn-Funktion ist wieder mit an Bord.
Aufbau des GForce Oberheim OB-1 Synthesizers
Auf den ersten Blick scheinen sich GForce Oberheim OB-1 und der OB-X doch recht ähnlich zu sein, abgesehen von der schwarzen Frontplatte (einen Vintage-Artikel zum Hardware OB-1 findet ihr übrigens hier auf AMAZONA.de), die aber in Version OB-1a dem Grau des OB-X Polysynths angepasst wurde. Es gibt zwei Oszillatoren, zwei Hüllkurvengeneratoren, einen LFO und ein Filter. Die Oszillatoren beherrschen ebenfalls Sync und Cross-Modulation. Auch der Signalweg ist klassisch subtraktiv. Warum ist der GForce Software Oberheim OB-1 dann eben kein monophoner OB-X (und wäre damit ja auch als eigenständiger Software-Synthesizer uninteressant)? Das liegt ganz einfach an den unterschiedlichen Oszillatoren und dem gänzlich unterschiedlichen Filter.
Im GForce Oberheim OB-1 kommen dann auch noch einige Erweiterungen, die das Original nicht bietet. Vor allem sind hier ein mehrfarbiger, stufenlos zumischbarer Rauschgenerator und die stufenlose Lautstärkeeinstellung für die beiden Oszillatoren zu nennen. Für Klangtüftler gibt es auch wieder zu jedem Parameter einen X-LFO und X-ENV. Den Abschluss macht die für GForce Software obligatorische Effektsektion mit Chorus, Delay und dem guten Reverb. Eine andere Erweiterung gibt es hier auch noch, denn es wird noch ein HP-Filter (2-Pol oder 4-Pol) mit Keytrack und feststehender Resonanz in die Effektkette integriert.
Die Oszillatoren
Der GForce Oberheim OB-1 hat zwei identische Oszillatoren mit jeweils einem eigenen Sub-Oszillator mit einer Mischung aus Rechteck und Sägezahn. Die Oszillatoren selber haben drei Betriebsmodi in denen die Schwingungsform vermittels eines Waveform-Reglers ineinander überblendet werden können. Nur im Betriebsmodus Pulse-Wave finden wir hier den klassischen Pulse-Oszillator mit variabler Pulsbreite. Dieser ist auch der Einzige, der mit dem OB-X klanglich identisch zu sein scheint – mit einer Ausnahme, denn der Pulse-Oszillator im OB-X geht „Thru-Zero“. Das heißt die Pulsbreite wird immer dünner und verschwindet schließlich, so dass sie nicht mehr zu hören ist – nicht so im OB-1.
Die beiden anderen Oszillator-Modi bieten eine Überblendung von Dreieck auf Sägezahn und eine andere in der von einer Sägezahn- auf eine Sinus-Schwingungsform überblendet wird. Auch der OB-X bietet zwar zumindest einen Modus mit einer solchen Überblendung, diese ist aber klanglich nicht so stark ausgeprägt und eher dezent. Das verschafft dem GForce Software Oberheim OB-1 einen schon deutlich anderen Grundcharakter bereits vor dem Filter.
Das Filter
Das Filter klingt im GForce Oberheim OB-1 auch deutlich anders als in der GForce OB-X-Version. Zuallererst ist es in einer 2- und einer 4-Pol-Variante nutzbar und darüberhinaus ist es zur Eigenschwingung fähig. Auch eine deutliche Bassausdünnung bei angehobener Resonanz ist Merkmal des Filters des Software Oberheim OB-1. Er packt deutlich kräftiger und greift für meine Begriffe recht „moogig“ ins Klanggeschehen ein, vor allem die 4-Pol-Variante. Zusammen mit dem HPF-Filter der Effektsekton gelingen auch vokaloide Klänge.
Andere Erweiterungen OB-1 Plug-ins
Hinzu kommen eine Loop-Funktion für beide ADSR-Hüllkurvengeneratoren, die für Amplituden- und Filter-Modulation genutzt werden können. Spielhilfen wie Velocity- und Aftertouch-Zuweisungen zu mehreren Zielen machen den OB-1 zudem zu einem expressiven Instrument. Das gilt natürlich gerade für die vier Makroregler, die in verschiedener Stärke beliebig vielen Parameter-Zielen zugeordnet werden können.
Zu guter Letzt krönt ein einfacher Arpeggiator und ein 16-Step-Sequencer den GForce OB-1. Dadurch dass die unterste Reihe auf das Macro 4 geroutet ist, können über diesen Weg auch DFAM-ähnliche Sequenzen erzeugt werden.
Der OB-1 kann bis zu 16-fach polyphon gespielt werden und verfügt in den Optionen über eine 2,4 und 6-fache Oversampling-Funktion.
Ich hab den seit ein paar Tagen und er macht mir mehr Spaß als der GForce OB-X. Wirklich sehr gelungen, wenn ich auch das Original nicht kenne. U-he und Gforce Software sind derzeit meine Lieblingssoftwareschmieden und verdrängen immer weiter meine Arturia Synths. Danke für den Test.
@Svenson73 Geht mir ähnlich. Andere fühlen sich einfach besser an. Wenn selbst Serum als Problemkandidat unter Linux besser läuft als Pigments nativ, dann ist für mich alles gesagt.
Macht keinen schlechten Eindruck! So etwas würde ich mir wieder einmal im Native Instruments Bundle wünschen. Aber die Zeiten vernünftiger Softwaresynthesizer sind anscheinend bei denen vorbei. Stattdessen einfache und schlechte Klangerzeuger mit 5 Reglern, ausgerichtet auf LoFi-HipHop. Ne ne, dass bitte zukünftig ändern @ Native Instruments. Auf alle Fälle werde ich mir GForce und Cherry 🍒 Audio als Hersteller merken. Denn, genau sooo muss das sein: Einfache Registrierung, cooles Gui, fetter Klang und preislich normal. Was will man mehr!
@Filterpad Seh ich genau so wie Du! Besonders bei den Kirschhändlern ist immer wieder etwas dabei was mich kickt, also ja – es muss schon Spass machen wenn ich an den virtuellen Reglern dreh…
@Filterpad 129€ finde ich preislich nicht normal.
@Kazimoto Teuer oder günstig? Wenn zu teuer hat du noch nichts von iZotope oder Plugin-Alliance gesehen. 😁 Selbst das einfachere Pendant bx_Oberhausen steht regulär für 250€ bei Plugin-Alliance drinnen. Wenn aber verhältnismäßig günstig meinst, hast vollkommen Recht! Natürlich ist auch 117€ bzw 130€ Geld, was vorhanden sein muß. Keine Frage! Aber da fangen gute Softwaresynthesizer an meiner Ansicht nach an und das wichtigste: Es lohnt!
@Filterpad Der bx_Oberhausen würde letztens im Bundle für 27€ verramscht. Gerade Oberheim VSTs gibt es wie Sand am Meer.
@Kazimoto Vollkommen richtig 👍
sehr schön!
@Heiner Kruse (TGM) 🙌
Hallo t.goldschmitz
Danke für den guten Test und die aussagekräftigen Soundbeispiele.
Mir gefällt das funktionale schöne Design, die Presetverwaltung und der gute Klang.
Gruss masterBlasterFX
@masterBlasterFX Vielen Dank!
Beste Grüße von Aunty Entity aus Bartertown ;)
@t.goldschmitz ;)
Die dystopische, synthetische Sounduntermalung im Film, als Kind der 80er Jahre, hat mich immer fasziniert.
Gruss masterBlasterFX
Hab den in den 80ern manchmal gespielt und er hat einfach immer ne Gänsehaut erzeugt. Der schönst klingende Synthy, den ich je in den Händen hatte. Soooo viel Leben im Klang! Aber ich erkenn den hier kaum wieder, null Gänsehaut. Naja, vielleicht auch die vergangene Zeit dran schuld…Aber streckenweise klingt der hier eher nach D 50 als nach roher Oberheim power!
Danke für den Test und die schönen Beispiele!
Gekauft hab ich ihn, aber leider einen zu alten Rechner um ihn zu installieren😂