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Test: GForce / OhmForce Minimonsta VST-Minimoog

Das Monsta in uns - Minimoog VST

24. Juni 2009

Vorwort der Redaktion:
Zum GForce Minimonsta finden Sie auch noch einen zweiten Testbericht, der 4 Jahre zuvor entstand. Fragen sie jetzt bitte nicht warum, wir können uns selbst nicht genau erinnern. Na jedenfalls hier ein Link zur „zweiten“ Meinung.

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Das Monsta in uns

Sobald der Name auftaucht, bekommen alle glasige Äuglein und feuchte Hände. Jeder, der was auf sich hält, kennt ihn, und jeder, der es sich irgendwie leisten kann, versucht einen zu bekommen. Und selbst diejenigen, die nichts mit elektronischer Musik am Hut haben, kennen seinen Klang der auf Hunderten von Musikalben zu finden ist. Zahllose Musiker haben ihn für ihre Musik genutzt: den Moog-Sound. Das Bomb The Bass Album „Future Chaos“ von 2008 wurde z.B. fast vollständig um den Minimoog herumproduziert. Die Frage ist aber:

Was ist der Moog-Sound? Allein innerhalb einer Revisionsreihe der Minimoog-Serie driftet die Klangfärbung von Modell zu Modell merklich, so dass eigentlich selbst Moog eine Variation des Moog-Sounds ist. So dürfte zum einen das und zum anderen die immer noch anhaltende Beleibtheit und Bekanntheit der Firma Moog die Heerscharen an Programmierern dazu motiviert haben, nach eben genau dem zu suchen, was den Moog-Sound ausmacht – der Moog-DNS sozusagen. Was dabei oft herauskam war aber eher mit einem Pink Floyd Konzert im Radio zu vergleichen. Es machte etwas Spaß, aber erst im Stadion haute es einen richtig vom Sockel. Jetzt will ich nicht behaupten, Pink Floyd jemals live gesehen zu haben, im Gegensatz zu den vielen Radio-Moog Programmieren, die uns die finale Moog DNS versprechen – implizit oder explizit.

Diesbezüglich fangen die Programmierer von GForce schon mal authentischer an, indem sie uns die virtuelle Evolution genau eines MoogSynthesizers,  nämlich dem Minimoog Rev.D, Seriennummer 1794, verkaufen wollen. Und wenn die Kultprogrammierer von Ohmforce noch mit einsteigen, lohnt es sich bestimmt, bei diesem Moog-Clone noch mal hellhörig zu werden.
Da der Minimoog als Original und in diversen Formen schon bei Amazona unter Beobachtung stand (siehe Verweise) braucht es wohl nicht noch einer Darstellung der Funktionsweise dieses Synthesizers. Deswegen konzentriere ich mich auf die Besonderheiten, die das Minimonsta von den anderen Plug-ins und natürlich vom Original unterscheiden.

GForce Minimonsta - Minimoog Abteilung

GForce Minimonsta – Minimoog Abteilung

Die Erschaffung eines Monsters

Anfangs schwebte den Programmierern von GForce nur eine Minimoog Emulation vor, doch die Sache wollte einfach nicht recht lebendig werden. Einerseits wollten sie der Moog Ikone gerecht werden, andererseits war das aber nicht Grund genug, warum sie nach Oddity und ImpOSCar noch einen Vintage-Boliden emulieren sollten. GForce wollten über das ursprüngliche Konzept hinausgehen und weitere Möglichkeiten der Klangformung hinzufügen, die allerdings wiederum doch mit dem Geist den Vorbildes in Einklang stehen sollten. Bei einem Treffen mit den Freunden von Ohm Force und wahrscheinlich viel zu vielen Flaschen Beaujolais und Roquefort-Häppchen, präsentierte Ohm Force ihr Melohman Konzept, und für GForce war das der Augenblick, in dem alles an seinen Platz fiel und einen Sinn ergab. Allen wurde klar: Das war die Geburtsstunde des Monsters.

Das Melohman Identität

GForce Minimonsta - Melohman Oktave

GForce Minimonsta – Melohman Oktave

Das Melohman Konzept besteht aus zwei Teilen. Das erste ist die Melohman-Oktave. Mit diesem Werkzeug, das sehr schnell zum Liebling des expressiven Spielers wird, lassen sich zwölf Sound-Patches einer beliebige Oktave der MIDI-Klaviatur zuordnen. Nun ist es aber nicht so, dass dies ein einfaches Key-Switching wäre. Durch Drücken der Tasten wird sauber zwischen den Presets umgeblendet. Es stehen dafür sechs Varianten zur Verfügung: „Morphing“ morphed von A nach B, „Back & Forth“ von A nach B und zurück nach  A, „Sequence“ blendet beim Bedienen jeder Taste der Melohman Oktave in einer festgelegte Reihenfolge zwischen den Patches um. „Mutate“ generiert Variationen des Referenzpatches und „Partial Mutate“ variiert nur bestimmte festgelegte Parameter eines Patches. Zusätzlich kann noch die Zeit, die es braucht um von Patch A nach Patch  B zu morphen, frei eingestellt werden. Damit das Ganze aber auch live-tauglich ist, lassen sich die Zusammenstellung der gemappten Patches in sogenannten Meta-Patches natürlich auch speichern und verwalten.

GForce Minimonsta - Melohman LFO und XADSR

GForce Minimonsta – Melohman LFO und XADSR

Der zweite Teil des Melohman Konzepts besteht aus dem Hinzufügen eines zusätzlichen LFOs und einer XADSR-Hüllkurve als Modulationsquellen für die 25 Basisparameter der Minimoog Oberfläche des Minimonstas.  Die Oszillator-Tonlage und Wellenformen-Wahlschalter sowie die Kippschalter sind nicht modulierbar. Der LFO bietet zehn Wellenformen sowie die Parameter Amplitude, Frequenz,  Delay, Slider, Sample & Hold, Smooth (Überblendungszeit) und Sync. Der LFO schwingt mit bis 128Hz, was schon ein wenig FM ermöglicht. Der XADSR bietet Parameter für Amplitude (positiv und negative) und Velocity sowie die üblichen Attack, Decay, Sustain, Time (zeitgesteuert gehaltenes Sustain) und Release Parameter. Und wie bereits erwähnt, sind alle diese Subparameter einzeln auf die Regler des Minimoogs anwendbar. Stehen LFO- oder XADSR-Amplituden auf Null, werden die dementsprechenden Modulatoren abgestellt.

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Damit in dieser Automationsflut noch ein Quentchen Überblick behalten wird, werden die Minimoog-Regler bei LFO oder Hüllkurvenmodulation von einem blauen LED-Kranz umgeben und bei MIDI-Modulation von einem roten, auch gerne gleichzeitig. Alle zeitabhängigen LFO- oder XADSR-Parameter lassen sich dabei wahlweise zum Takt synchronisiert oder freischwingend in Millisekunden einstellen. Dadurch ergeben sich Klangmöglichkeiten, die nicht nur weit über das hinausgehen, was die Hardware vermag, sondern auch noch sehr musikalisch zu bedienen sind. Das Melohman Konzept findet sich im übrigen auch in allen anderen Ohm Force Plug-ins wieder.
Eine Bemerkung nebenbei: Die Zuweisung der sich daraus ergebenden fast 400 Automationsparameter in einem externen MIDI-Controller, in meinem Fall ein Novation Zero Remote – ist nicht lustig, aber das Ergebnis entschädigt auf jeden fall beim Klangschrauben wieder, gute Layoutplanung vorrausgesetzt.

Man kann es aber auch einfach haben und die Melohman-Modulation z.B. nur einsetzen, um den dritten Oszillator nicht zum LFO degradieren zu müssen – ein sehr schönes, kleines Feature. Ein weiteres Feature, das vom Original übernommen wurde, ist der Feedback-Loop. Bei diesem Trick speisten die Minimooger das Ausgangssignal in den externen Signaleingang wieder zurück, um besonders dicke und wilde Klänge zu erzeugen. Beim Minimonsta kann dieser Trick einfach mit dem Einschalten des Feedback-Kippschalters und dem Aufdrehen des Reglers für den externen Signaleingangspegel bewerkstelligt werden. Damit nicht genug, denn der externe Signaleingang ist echt und macht den Minimonsta damit auch noch zum Effekt-Plug-in. Ganz der Papa.

Daneben gibt es noch eine kleine MIDI-Matrix, um die 25 Basisparameter des Minimoog an eine vorbestimmte Auswahl von MIDI-Standard Controllern, wie Pitch- oder Modwheel, Pan, Breath, Pedal etc., modulierbar zu machen. Mit dem Free Select-Button lassen sich auch noch die Subparameter von LFO und XADSR von außen kontrollieren. Die Stärke der MIDI-Modulation lässt sich zusätzlich noch über eine Auswahl an Velocity-Kurven und einem Sensitivity-Regler abstimmen und der Panic-Schalter wurde auch nicht vergessen. Zuletzt findet sich noch der Settings-Feld in der Melohman Sektion, die kontrolliert, ob ein Klang monophon, bis zu 32fach polyphon, unisono oder legato gespielt werden kann. Ein Detune-Regler verstimmt die verwendeten Oszillatoren gegeneinander, der MS/Beat-Knopf schaltet zwischen Millisekunden- und Taktmaßangabe für die Zeitparameter um, und der verwendete MIDI-Kanal lässt sich auch noch einstellen.

Monstasound

Es ist wieder mal so, dass man nicht alles auf einmal haben kann, ein Minimoog kostet nun mal locker das 15fache, Wartungsaufwand nicht gerechnet. Aber weder Anschaffungskosten noch Folgekosten werden die einen davon abhalten und die anderen davon überzeugen, ihre Wahl zu ändern. Verlassen wir also dieses leidige Themengebiet und kommen zum interessanten Teil.

Denn unabhängig vom Preis hilft es leider nichts, wenn der Klangerzeuger beim Anwender die Mundwinkel nach unten sinken lässt. Da kann ich hier aber beruhigen und nur sagen: Der Minimonsta klingt phatt, phatt und nochmals phatt. Die Franzosen haben es einfach drauf. Nebenbei bin ich ja schon lange ein Fan des Ohm Force Filterdesigns, das jedoch beim Minimonsta themenbedingt nicht zum Einsatz kam. Das steht dem Endprodukt aber nicht im Wege, denn schließlich wissen Gforce, wie man Softsynths programmiert, auch wenn der Oddity beim Punch aufgrund seiner rundum Friedlichkeit etwas schwächelt. Der impOSCar von GForce ist zwar ebenso bemerkenswert, doch das Monsta im Zaum zu halten ist eine andere Geschichte. Die Oszillatoren sind bis in die Tiefen hinab absolut satt und druckvoll und die Höhen schneidend. Das erste Soundbeispiel zeigt, dass sich der Minimoog auch im Arrangement gegen sich selbst durchsetzen kann. Zu hören sind hier fünf Minimonstas mit der zurückhaltenden Unterstützung der A.I.R. Boom Drummachine. Bei einem derartigen Setup kommt z.B. der Koblo Centaurus leider etwas ins Schwimmen, denn die einzelne Stimmen setzen sich nicht mehr so deutlich voneinander ab wie beim Minimonsta. Das Minimonsta Filterdesign kommt wohl aus einer Boxschule, „zupacken“ ist da nicht mehr das richtige Wort dafür, und die Resonanz schneidet Stahl und Trommelfelle in schmale Scheiben. Passen Sie also bei den Demos etwas auf, vorsichtshalber.

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Fazit

Man verzeihe mir den Euphorismus – aber wie soll ich sonst sagen: Es gibt sie, die Referenzklasse der Softwaresynthis, und da spielen immer noch nicht allzu viele mit. Korg Legacy gehört für mich ebenso dazu wie der $7.95 teure Centaurus von Koblo. Minimosta kann dicht am Original-Konzept sein, aber durch die zusätzlichen Modulationsmöglichkeiten herrlich ins Chaos abdriften. Das hebt ihn von den anderen Moog-Emulationen ab, die an altbackenen Paradigmen kleben. Dazu kommen noch die reichlichen und originellen Presets, die von Künstlern und Kennern wie Rick Wakeman, Marius DeVries, Howard Scarr und anderen erstellt wurden.
Und damit das noch mal klar wird: Dieser Test stellt in keiner Weise die Verdienste, den Klang oder das Flair der Moog Hardware in Frage. Es sagt nur eins: Wenn schon ein virtuell-analoges Plug-in, dann sollte GForce/Ohmforce Minimonsta mit in der endgültigen Auswahl stehen.

Plus

  • Klang
  • Melohman Oktave
  • Melohman LFO und XADSR Modluation
  • als Effekt nutzbar
  • alles automatisierbar

Minus

  • System-Belastung

Preis

  • 149 Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Electric

    Eine der wenigen Emulationen die wirklich mal gelungen sind, auch wenn Freunde alter Synths niemals damit glücklich werden, weil Seele und Haptik fehlen. Das ist aber nicht dem Minimonsta anzulasten, sondern gilt grundsätzlich für Software.
    Der Sound ist über alle Kritik erhaben und einzig Creamwares ASB ist noch ein bißchen näher am Original.

  2. Profilbild
    tomeso

    Da fragt man sich, warum jetzt noch ein Minimonsta Test?
    Es gab doch bereits einen von Axel Jungkunst vor fast genau vier Jahren … und seit dem gab es doch beim Minimonsta nichts neues, oder?

    Gruß
    Frank

    • Profilbild
      a.jungkunst AHU

      @tomeso Hallo Frank, egal wie alt ein Produkt ist, es bedeutet nicht, dass es schlecht ist und eine zweite Meinung ist vielleicht auch gar nicht so übel. Es soll ja den Interessenten zugute kommen und nicht dafür sorgen, dass irgendjemand hier den Pulitzer-Preis bekommt! Selbst an ein Instrument wie das Minimonsta gibt es unterschiedliche Herangehensweisen und so etwas zeigt sich dann in einem zweiten Test. Hättest Du Dich beklagt, wenn Markus seine Sicht auf den Arturia ARP2600V geschildet hätte? Gib‘ ihm eine NFR und er tut es bestimmt.
      In diesem Sinne kann ich nur sagen: Konkurrenz belebt das Geschäft. Die drei Euro für das Phrasenschwein bekommt der Tierpark Olderdissen, versprochen!

      • Profilbild
        tomeso

        @a.jungkunst Hi Axel,
        wegen mir kann amazona jedes Produkt drei mal testen. :-)
        Ich fand es eben nur interessant, dass überhaupt ein so altes Programm getestet wurde. Als dann aber zeitgleich rechts Dein Test im Archiv angezeigt wurde habe ich mich schon gefragt wieso.
        Die Motivation des Testers ist für mich durchaus nachvollziehbar, ein Schelm wäre allerdings, wer mehr dahinter vermuten würde …
        Gruß
        Frank

        • Profilbild
          a.jungkunst AHU

          @tomeso Honi soit qui mal y pense…ich hoffe, bei diesr Schriftgröße in diesem Editor alles richtig geschrieben zu haben, ich nehme hier jedes Zeichen nur als shwarzen Fleck wahr.
          Das gleichzeitige Anzeigen beruht auf Zufall, so viel Arbeit macht sich hier niemand im Tagesgeschäft :-)
          Wie gesagt, rüste den Herrn KEYS-Bereichsleiter mit NFRs aus und Du wirst es in Bezug auf Arturia-Produkte genau so erleben.
          A bisserl Gestochere hat noch nie geschadet.

          • Profilbild
            a.jungkunst AHU

            @a.jungkunst ich reiche noch ein e und ein c nach, bitte sinngemäß einsetzen und vielleicht die Schriftgröße des Editors hochsetzen, danke!

  3. Profilbild
    Markus Schroeder RED

    Das Objekt wurde von der Redaktion zum Test angeboten. Und wer würde die Möglichkeit nicht ergreifen wollen ein OhmForce/ GForce Produkt zu testen – solche Sternstunden ergeben sich nicht oft.

    Grüße
    M :)

  4. Profilbild
    DocM

    Ist doch toll, das es noch aktuelle Software gibt die sich seit über 4 Jahren am Markt behauptet.

    Macht doch einfach einen Minimoog Vergleichstest.
    Arturia – Minimonsta – Minimax.

    Dann ist auch tomeso wieder zufrieden.. ;o)

  5. Profilbild
    Markus Schroeder RED

    „Ist doch toll, das es noch aktuelle Software gibt die sich seit über 4 Jahren am Markt behauptet.“

    Witzig! GENAU den Satz hab ich wieder rausgestrichen, weil ich dachte es wäre zuviel aufs Brot gestrichen. Zumal meine „Vorbelastung“ ja offensichtlich ist. :D

    Und ich darf auch verrraten, dass es für einige Ohmforce Plug-ins auch noch einen Nachschlag geben wird und das Ohm Force an was neuem basteln.

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