Apropos Lack, es wurde bei dieser Gitarre, wie in den letzten Jahren wieder häufiger, Nitrolack verwendet. Dieser trocknet zu einer dünneren Schicht als zum Beispiel Acryl oder Polyurethane, was zu weniger Indifferenzen beim Schwingungsverhalten zwischen Holz und Lack führt. Der Lack ist auch weicher und leichter zu reparieren. Die beste Eigenschaft ist meiner Meinung nach zumindest, dass der Lack porös ist und im Laufe der Zeit dünner wird, also Luft durchlässt. Somit wird das Instrument nie komplett versiegelt und kann atmen, was dem Klangverhalten im Laufe der Zeit zu gute kommt. Der Nachteil des Nitrolacks liegt an dem gesundheitsschädlichen Lösungsmittelanteils (bis zu 70%), bei der Verarbeitung und der schwierigen Entsorgung. Dies war wohl einer der Hauptgründe, warum in der Vergangenheit zunehmend Acryllacke verwendetet wurden.
Der Hals der Les Paul Junior ist im Vergleich zu anderen Paulas sehr schmal, was dem Handling natürlich zuträglich ist. Ein Tonblende-Regler und ein Volume-Poti steuern den P90 Singlecoil am Steg. Die Hardware ist verchromt, und die Vintagestyle Wraparound-Brücke sorgt dafür, den Saiten eine intensivere Verbindung zum Korpus zu liefern. Alles in allem eine simple aber solide und durchdachte Konstruktion.
Praxis
Sehr schön fühlt sich die Gibson Les Paul Junior 1958 SCH an. Sie liegt gut austariert auf dem Oberschenkel bzw. hängt ausgewogen am Gurt, und mit ihren ca. 3,5 kg ist sie durchaus als leicht einzustufen. Unverstärkt klingt sie sehr laut und produziert einen sustainreichen Ton. Was mich etwas stört, ist die relativ hohe Saitenlage, da kann man mit Sicherheit drüber streiten, aber es geht definitiv komfortabler. Beim Nachtstellen der Saiten, was dank der Wraparoundbridge im Grunde sehr einfach von statten geht, muss ich leider feststellen, dass der ansonsten sehr gerade Hals in der Region der hohen E-Saite beim elften bis dreizehnten Bund einen leicht nach außen Bauch hat. Das hat leider zur Folge, dass der Ton mit einer etwas tieferen Saitenlage bei Bendings am achten Bund abstirbt. Schade, bis dahin war ich sehr begeistert von diesem Instrument. Ich denke nicht, dass es ein schwerwiegendes Problem in sich birgt, und man kann dies bestimmt mit ein paar Handgriffen und/oder eventuell etwas Nacharbeit beheben. Doch spricht es leider nicht für den hohen Qualitätsstandard, der bis dahin eigentlich eingehalten wurde.