ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Test: Gibson Les Paul Junior Tribute DC 2019, E-Gitarre

(ID: 249928)

Die Gibson Les Paul Junior 2019 in der Praxis

Soundfiles sind ja immer eine nette Sache, aber zum einen sind pure Gitarrensounds im Allgemeinen meist recht langweilig, zum anderen fehlt der Kontext zu einem Bandsound. Um die Durchsetzungskraft der Gibson Les Paul Junior in eben diesem Kontext zu testen, habe ich ein paar einfache Backing-Tracks eingespielt, auf die sich die Gitarre drauflegen kann. Gespielt wurde über einen Marshall 2203 Head von 1976 und eine Marshall 412er 260 Watt Box aus den Achtzigern, aufgenommen wurde über ein Shure SM57 in eine Mackie 32-8-8 Konsole.

Schon bei den ersten Tönen des cleanen Sounds hört man den Grund, warum sich dieses Instrument trotz seines völlig schmucklosen, ja schon belanglosen Erscheinungsbildes bis heute gehalten hat. Die Konstruktion klingt unfassbar gut, was insbesondere dem P-90 Pickup geschuldet ist. Der Klang ist kraftvoll in den Mitten mit jeder Menge Attack, ohne dass man den zuweilen schneidenden Sound eines Fender Einspulers fürchten muss. Der Sound ist sehr dynamisch und hängt sehr an der Anschlagshand des Musikers.

ANZEIGE

Was sich allerdings als absoluter Witz herausstellt, ist der 09er Satz Saiten, der ab Werk aufgezogen wurde. Trotz der flachen Vintage-Bünde geht ein Großteil meiner Energie dafür drauf, die Greifhand nicht zu stark einzusetzen und die Intonation zu zerschießen. Zudem schnarrt nahezu jeder Anschlag, was allerdings auch meiner Spielweise geschuldet ist. Ein Instrument wie die Gibson Les Paul Junior sollte meines Erachtens mindestens einen 011er Satz erhalten, was ihrem Einsatzgebiet auf der Rhythmus-Ebene sehr zugute kommen würde.

Mit den ersten Crunch-Sounds geht dann endgültig die Sonne auf! Es ist schwerlich zu beschreiben, wie das archaische Duo Gibson – Marshall wieder einmal zueinanderfindet. Kein Bodenpedal, keine Emulation, keine Nachbearbeitung, kein gar nichts und der Sound ist einfach nur großartig! Der klassische Rocksound schlechthin, welcher abhängig von den Fähigkeiten des Musikers einen klassischen Sound nach dem anderen raushaut.

ANZEIGE

Wer allerdings High-Gain-Sounds sucht, ist hier fehl am Platz. Man ist geneigt zu sagen, dass der P-90 ab einem gewissen Gain-Faktor schlicht und ergreifend zumacht, er will dann einfach nicht mehr. Interessanterweise setzt das typische Einspuler-Feedback erst sehr spät ein. Auch die gegenüber dem Humbucker allgemein höhere Einstreuung von elektromagnetischen Feldern hielt sich in Grenzen. Bis auf ein moderates Netzbrummen konnte ich keine Nebengeräusche ausmachen.

Wohl um der puristischen Gitarre einen zweiten Sound zu verpassen, wurde der Tonregler sehr extrem ausgelegt. Dreht man den Regler komplett zu, klingt das Instrument wie ein Wah-Wah-Pedal in Hackenstellung nebst dicker Wolldecke über dem Speaker. Nett gemeint, aber nur für Experimentalsounds zu gebrauchen. Nun ja, vielleicht noch zusätzlich einen richtig kaputten Fuzz vor den Amp geklemmt und dann den „Billy Gibbons Gedächtnissound“ in Angriff nehmen.

Auch bei Single-Notes macht die Gitarre einen schlanken Fuß. Funkige Lines und Akkord-Pattern im Nile Rodgers Stil meistert das Instrument ebenso wie typische Prince Passagen, wobei die Gitarre auch hier ihre Dynamik voll ausspielen kann. Das beigefügte Soundfile wurde mit vergleichsweise viel Gain eingespielt, aber das Endergebnis ist dennoch moderat crunchig, einfach weil ich die einzelnen Parts mit recht hoher Dynamik spiele.

ANZEIGE
Fazit

Bei der Gibson Les Paul Junior des Jahrgangs 2019 treffen zwei unterschiedliche Parameter in der Käufergunst aufeinander. Der fast schon schnodderigen und keineswegs „Made in USA“ gerechten Verarbeitung steht einer der großartigsten Rocksounds unserer Zeit gegenüber. Alles, was von Clean über Funk, AOR, Classic Rock bis hin zu Hard Rock an Rhythmussounds benötigt wird, liefert die P-90 Konstruktion mit einer Leichtigkeit, dass einem ob der ganze Pedalboard Mania Angst und Bange werden kann.

Wer sich traut, die Kompressions- und High-Gain-Sicherheit für direkte dynamische Ansprache aufzugeben, sollte dieses Instrument unbedingt einmal antesten. Ob Gibson sich aber, gerade in Anbetracht ihrer ohnehin sehr schwierigen Firmensituation, solch grobmotorische Fertigungsqualität im eigenen Land weiter erlauben kann, sei dahin gestellt.

Plus

  • Sound
  • Durchsetzungsvermögen

Minus

  • Verarbeitung

Preis

  • Ladenpreis: 749,- Euro
ANZEIGE
Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    tantris

    Braucht es wirklich eine Junior-Gitarre ? Stattdessen würde ich dem interessierten Nachwuchs eine preisgünstigere Normal-Ausgabe eines anderen Herstellers empfehlen. Aber wer weiss, vielleicht bringt Gibson ja bald die Varianten „my first wedding“, „midlife-crisis“ und „senior“ auf den Markt. Hauptsache, der Rubel rollt.

    • Profilbild
      Axel Ritt RED

      @tantris @tantris: Es hat den Anschein, dass du den Testbericht auf eine Art „Anfänger-Gitarre“ beziehst. In dem Fall siehst du das Instrument allerdings im falschen Kontest. Ich habe ja extra ein wenig Entstehungsgeschichte beigefügt, um den Grund der Entwicklung dieses Instrumententyps zu erläutern.

      Die Bezeichnung „Junior“ bezieht sich nicht auf das Alter des Spielers, sondern auf den Grad der Ausstattung wie Ahorndecken, Binding, Verziehrungen, Anzahl der Pickups und vieles mehr. Gibson hat damals an solchen Extras gespart, um den VK entsprechend senken zu können.

      Wie du anhand der Soundfiles erkennst, klingt die Gitarre innerhalb ihres klanglichen Habitats wirklich sehr gut, ich habe in meiner Karrieres selten so gute Crunch Sounds gehört. Von daher, immer schauen, warum diese Gitarre noch mal aufgelegt wurde und nicht vom Namen blenden lassen.

  2. Profilbild
    Coin AHU

    Ein Kumpel hat auch in allen 4 Zimmern seiner Wohnung eine Gitarre,
    damit er nichts rumschleppen muss.
    Wäre vielleicht eine Marktlücke:
    „Du brauchst eine Wohnzimmergitarre, eine Badezimmergitarre…“ usw. ^^
    .
    Bei Fahrrädern gibts ja auch verschiedene Rahmengrößen.
    Da ist es nur logisch auch z.B. kleine Gitarren für kleine Menschen
    zu bringen und große für große Menschen.

    • Profilbild
      Axel Ritt RED

      @Coin @coin: Siehe die Antwort an @tantris. Die Gibson Junior ist auch nicht kleiner als reguläre Gitarren der 62,5 – 64,8 cm Mensur Klasse, es wurde seiner Zeit lediglich an der Ausstattung gespart!

      • Profilbild
        Coin AHU

        @Axel Ritt Hi Axel, es war nicht ganz ernst gemeint.
        Aber in der heutigen Zeit will doch alles und jeder individuell sein.
        Von daher, wieso die Gitarre nicht auch der Gelegenheit oder Person anpassen.

  3. Profilbild
    uelef

    Axel, schöne Soundbeispiele hast du da gebracht – ich ziehe meinen virtuellen Hut!
    Ansonsten: Nicht, dass ich mir eine Gibson kaufen würde (ich gehöre zur Tele- und Strat-Fraktion), aber die P90 finde ich einfach interessante Pickups. Habe einen in einer japanischen Fender Aerodyne Tele (leider nur am Hals), und das ist ein ganz besonderer Pickup.

    • Profilbild
      Axel Ritt RED

      @uelef der P-90 überrascht mich immer wieder, ein extrem flexibler Pickup. Würde ich mich beruflich nicht in den High Gain Gefilden herum treiben, wäre er wahrscheinlich mein bevorzugter Pickup.

  4. Profilbild
    lerxt

    Mal kurz wegen der ‚fast schon schnodderigen und keineswegs „Made in USA“ gerechten Verarbeitung‘. Ein befreundeter einhaber eines gitarrenladens hier in den niederlanden hatte mal einen vertreter zu besuch und der hat ihn ein geheimes selber aufgenommenes smartphone video von einer factory tour innerhalb einer grossen chinesischen gitarrenfabrik gezeigt. Da standen viele gitarren verschienster marken in der reihe aber, grosser schreck, auch Gibson USA’s!

    Ich habe das video nicht selber gesehen, aber der laden einhaber ist vertrauenswürdig.

    • Profilbild
      Axel Ritt RED

      @lerxt dazu kann ich nichts sagen, da ich Gerüchte generell nicht kommentieren möchte. Aber wir kennen ja aus der Vergangenheit die Praxis, dass einige Hersteller in den USA noch mal die Schrauben fest ziehen um die Ware als „Made in USA“ deklarieren zu können. Ich enthalte mich jeglichen Kommentars diesbzgl. …

Kommentar erstellen

Die AMAZONA.de-Kommentarfunktion ist Ihr Forum, um sich persönlich zu den Inhalten der Artikel auszutauschen. Sich daraus ergebende Diskussionen sollten höflich und sachlich geführt werden. Politische Inhalte und Statements werden durch die Redaktion gelöscht.

Haben Sie eigene Erfahrungen mit einem Produkt gemacht, stellen Sie diese bitte über die Funktion Leser-Story erstellen ein. Für persönliche Nachrichten verwenden Sie bitte die Nachrichtenfunktion im Profil.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
X
ANZEIGE X