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Test: Gibson Slash Signature Les Paul E-Gitarre

Appetite for Amber

18. Juli 2021

Slash und seine Les Paul gehören zusammen wie November und Regen. Folgerichtig gibt es die Slash Signature Les Paul auch in November Burst. Und wer mit schnulzigen Balladen nicht so richtig warm wird, kann diese Gitarre auch in Appetite Amber bekommen. Letztere sitzt auf meinem Schoß und will gestreichelt, gespielt, geprügelt und für gut gefunden werden. Also will ich sie mal bis aufs Rockermark unter die Lupe nehmen. Über Gibson selbst ist schon so ziemlich alles geschrieben worden, gutes und schlechtes. Gleiches gilt für die Les Paul. Es dürfte wohl niemanden unter unseren Lesern geben, dem dieses Gitarrenmodell nicht schon mal irgendwo untergekommen ist.

Test: Gibson Slash Signature Les Paul E-Gitarre

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Die Les Paul steht für die pure E-Gitarrenpower wie kaum ein anderes Modell und, obwohl ursprünglich im Jazz beheimatet, erlebt sie spätestens seit den neunziger Jahren – in Verbindung mit einem gut behüteten Megastar – ein Revival und bildet DAS Statussymbol eines jeden Rockers. Um es mal mit den Worten meines Kollegen Axel Ritt zu sagen, der ebenfalls vor kurzem die neue 50s Les Paul getestet hat: „Was bitte soll denn ein Test über ein Instrument bringen, über das nun wirklich schon alles geschrieben wurde, was man sich nur irgendwie vorstellen kann“. Und trotzdem kam er zu dem Ergebnis, dass Gibson zu alter Form zurückgefunden hat, denn das Spiel mit der 50s Les Paul hat ihm offensichtlich Freude und schöne Erinnerungen zurück gebracht. Also schauen wir mal objektiv drauf auf das Appetithäppchen…

Slash Signature Les Paul – Facts & Features

„Appetite Amber“ nennt sich also die Lackierung der Triple-A gemaserten Ahorndecke. Eine Farbe, die optisch wunderbar zu den zebrafarbenen Custom Burstbucker Alnico II Tonabnehmern passt, die in cremefarbenen Rahmen auf ihren gewohnten Positionen verweilen. Der Rest des Korpus besteht, wie sich das gehört, aus Mahagoni und ist durchsichtig rötlich lackiert. Der eingeleimte Hals setzt mit gleichem Holz die Optik konsequent fort, das Profil ist das von Slash so geliebte 50s Vintage Profil, also oldschool, ein fettes „C“ und ein bisschen mit Baseballschläger-Feeling. Die Kopfplatte trägt die sechs Vintage Keystone Tuner mit cremefarbenen Tulips. Die Trussrod-Abdeckung an der Kopfplatte wird von Slashs Unterschrift geziert; wem das zu doof ist, der kann die Abdeckung durch die mitgelieferte, neutral schwarze Platte ersetzen. Auf der Rückseite der Kopfplatte überwacht „Skully“ das Geschehen, eine Zeichnung aus Slashs Feder.

Test: Gibson Slash Signature Les Paul E-Gitarre

Die vom Werk aufgezogenen Ernie Ball Saiten der Stärke .010 bis .046 verlaufen über einen Sattel aus Graphtec und überspannen das Griffbrett aus Palisander und die 22 Medium Jumbo Bünde. Die trapezoiden Griffbretteinlagen bestehen aus Acryl, das Griffbrett wird vom cremefarbenen Binding flankiert, das auch die stark abgerundeten Bundstäbchen überzieht. Am anderen Ende hält eine ABR-1 Tune-O-Matic Bridge die Saiten auf Abstand zu den Pickups, ein Stop Bar aus Aluminium kümmert sich um die Aufnahme der Ballends. Die beiden Burstbucker sind klassisch über den 3-Weg-Toggle schaltbar und verfügen jeweils über einen Volume- und einen Tone Regler im 50s Design. Die Homepage von Gibson gibt Auskunft darüber, dass bei dieser Gitarre in der Elektronik die legendären Orange Drop Kondensatoren verbaut wurden. Ein Blick ins Elektronikfach bestätigt dies umgehend. Das Pickguard, das auf der Slash Signature Les Paul nicht verbaut ist, befindet sich als Zubehör im mitgelieferten Formkoffer und kann nachgerüstet werden. Der Koffer selbst ist hochwertig verarbeitet und enthält neben den Plastikteilen noch einen Gurt, der dankenswerter Weise bereits mit Security Locks ausgerüstet ist. Ein Multitool und ein paar Slash Signature Plektren werden ebenfalls mitgeliefert. Mit 4,75 kg zerrt die Slash Signature Les Paul ganz ordentlich am Gurt, aber so wird sie wenigstens nicht kopflastig.

Test: Gibson Slash Signature Les Paul E-Gitarre

Das hohe Gewicht und das dafür verantwortliche Material sind, da ist sich der Vintage-Freak sicher, Garant für fetten Ton und langes, gleichmäßiges Sustain und sowieso die beste Kombi aller Zeiten. Über diese Meinung lässt sich vortrefflich streiten; ich selbst habe eine Gitarre aus einem Carbongemisch gespielt, die gerade mal die Hälfte der Slash Signature Les Paul wiegt, aber in Punkto Sustain und Schwingungsfreudigkeit die Nase deutlich vorn hat. Aber ich bin nicht hier, um alte Socken auszukochen und das Wasser dann in Wein zu verwandeln. Hier haben wir es mit DER klassischen Gitarrenkonstruktion zu tun – wer bin ich also, dass ich da irgendetwas in Frage stelle? Ganz einfach: ein Gitarrist mit mehreren Bandscheibenvorfällen. Das Gewicht ist also für mich ein ausschlaggebender Faktor, zumal ich bei Schützenfesten, Kirmesveranstaltungen oder Galaveranstaltungen schon mal 5-6 Stunden auf der Bühne stehe. Diese Gitarre ist also definitiv nicht für meine Einsatzzwecke konstruiert. Ob die Konstruktion aber die Erwartungen an den Sound erfüllt, hören wir uns jetzt gemeinsam an.

Test: Gibson Slash Signature Les Paul E-Gitarre

Die Slash Signature Les Paul in der Praxis

Eine Les Paul ist und war nie ein Wunder an Ergonomie. Das hat sie mit einer Telecaster gemeinsam. Wer flutschende Hals/Korpusübergänge und ausgeprägte Unterarmspoiler will, wird hier nicht glücklich. Zudem ist Slash Les Paul aufgrund des hohen Gewichts zwar nicht kopflastig, dafür zieht der dicke Hintern im Sitzen die Gitarre in die entgegengesetzte Richtung. Das kann einen Fan der Les Pauls nicht schocken, aber ich will es nicht unerwähnt lassen. Am Gurt ist alles im Lot, die Gitarre fühlt sich an wie eine alte Bekannte, die kurze Gibson-Mensur macht das Spielgefühl trotz des relativ dicken Halses komfortabel und kompakt. Die Werkseinstellung ist, wie auch die übrige Verarbeitung, tadellos und lädt direkt zum Losrocken ein. Die Bespielbarkeit ist erstklassig, so wie ich das von einer Customshop-Gitarre für knapp 3.000 € auch erwarte. Lediglich die stark abgerundeten Bundstäbchen fordern etwas Eingewöhnung. Wenn man, so wie ich, die H-Saite auch mal für kurze Bendings zum Rand des Halses hin zieht, rutscht die Saite schnell vom Griffbrett. Das kann witzig klingen, ist aber meistens eher Grund für das berühmte „Guitarface“ mancher Kollegen.

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Test: Gibson Slash Signature Les Paul E-Gitarre

Trocken angespielt höre ich direkt, was die Konstruktion schon vermuten lies und die Erwartung vorhergesagt hat. Die Tonansprache ist gemächlich, aber gewaltig, das Sustain ist lang und gleichmäßig. Der Bassbereich ist straff und die Wiedergabe der Höhen ist angenehm, ohne Spitzen und ohne Frequenzlöcher. Deadspots konnte ich keine ausmachen. Wenn die Custom Burstbucker Alnico II das so rüberbringen, ist der Tester zufrieden. Ich starte die Praxistests mit einem cleanen Sound und etwas Fingerpicking und Geschrammel. Der Halspickup imponiert mit sattem Bassfundament, das in meinen Ohren schon etwas zu dominant klingt. Schaltet man den Stegpickup dazu, übernehmen die kehligen Höhen das Ruder und der Bass verliert etwas an Dominanz. Der Stegpickup überfordert dann den cleanen Amp schon leicht und es mischen sich erste Verzerrungen in den Sound. Dafür ist die Übertragung jetzt ausgewogen über alle Frequenzen, der kehlige Charakter bleibt aber bestehen.

Schalten wir einen Gang rauf und zerren das Baby mal an. Der Morgan AC20 freut sich tatsächlich über das bisschen mehr an Output und quittiert alle drei Positionen des Toggles mit einer harmonisch druckvollen Wiedergabe. Der Halspickup hat wieder einen leichten Hang zum Dröhnen im Bass, das lässt sich aber verschmerzen und vor allem am Amp nachregeln. Ab 0:18 hört ihr beide Pickups, bei 0:34 schalte ich auf den Stegpickup. Vor allem der Stegpickup macht jetzt schon richtig Laune und schreit nach flatternden Hosenbeinen.

Test: Gibson Slash Signature Les Paul E-Gitarre

Garniert mit ein bisschen Delay und etwas mehr Input Gain kommt noch mehr Freude auf, ich schalte mich wieder von vorn nach hinten durch:

Noch eine Schippe Gain drauf? Sehr gern. Im Midgain Bereich dreht vor allem Stegpickup auf, während der basslastigere Halspickup etwas zum Wummern neigt. Auch hier kann natürlich der Equalizer des Amps nützlich sein, aber was ich jetzt hier an Bässen rausdrehe, fehlt dann natürlich an anderer Stelle.

Zeit für die Highgain-Schrankwand, der Soldano will befeuert werden. Der Bridge Pickups schreit und beißt, ohne die Definition zu verlieren, der Bass ist straff und definiert. Der zugeschaltete Halspickup lässt den Bass etwas verschwimmen, die Akkorde bleiben aber, trotz relativer Komplexität, noch gut differenzierbar. Der Halspickup allein setzt das fort, was die Midgain-Files schon angedeutet haben: Der Bass ist etwas überbetont und ich würde hier gern den EQ zu Hilfe nehmen.

Was im Rhythmus als zu viel im Bass stört, könnte für einen Leadsound sehr nützlich sein. Ein Highgain Leadsound zum Abschluss, mit etwas Delay veredelt, zeigt, wozu die Slash Signature Les Paul in der Lage ist. Ein fettes Schmatzen beim Anschlag, Obertöne satt und jetzt tatsächlich genau das richtige Bassfundament beim Halspickup. Ich schalte mich vom Hals zum Steg durch und erfreue mich am Verhalten der Gitarre im Highgain-Setting. Die Funktion des Toggles und der Potis ist in allen Bereichen einwandfrei, lediglich die Volume-Potis machen etwas schnell und ruckartig zu, was an der Eigenart der Verdrahtung liegen könnte. In der Praxis fällt das aber kaum ins Gewicht, da man bei einer Les Paul aufgrund der Anordnung der Potis sowieso für Swells eher ein Pedal und die Potis stattdessen für fixe Einstellungen nutzt.

Test: Gibson Slash Signature Les Paul E-Gitarre

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Fazit

Die Slash Signature Les Paul von Gibson erfindet die Les Paul nicht neu. Niemand erwartet das. Aber man kann mit Fug und Recht behaupten, dass Gibson hier zu alter Form zurückfindet. Ein sauber verarbeitetes Instrument kann man natürlich angesichts des Preises von 2.875 € auch erwarten. Ob es einem das Wert ist, entscheidet der eigene Geldbeutel hier ganz klar mit. Das ist keine Gitarre für die Vitrine, sondern für die Bühne, ein gut trainiertes Wirbelsäulenkonstrukt vorausgesetzt. Clean und angezerrt überzeugt die Gitarre komplett, der etwas basslastige Halspickup  könnte bei höher verzerrter Rhythmusarbeit dem einen oder anderen Probleme bereiten. Wer eine kompromisslose Rockgitarre sucht und sich als Fan der Les Paul outet, darf hier die Fühler mit gutem Gewissen ausstrecken. Angesichts des Preises und abzüglich des Slash-Faktors gebe ich mit gutem Gewissen zwei Sterne. Hut ab!

Plus

  • Kultfaktor
  • Sound Stegpickup und Kombination Hals/Steg
  • Highgain Klangkultur
  • Gurt mit Security Locks im Lieferumfang

Minus

  • Basslastigkeit des Halspickups beim Rhythmusspiel
  • Hohes Gewicht

Preis

  • 2.875 €
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    AMAZONA Archiv

    Selbstläufer Superstar müsste man sein, denn käme ich dahergelaufen, Gibson bringt Signatur Modell vom Bert Brandmeier aus Strümpfelbrunn heraus, naja…… aber Slash aus USA da geht was! In der heutigen Zeit gibt es sehr viele sehr gute Gitarren für verdammt wenig Geld. Da hat es so ein Modell wirklich nicht leicht. Das muß schon wirklich was ganz besonderes sein, aber selbst der Name Gibson ist nicht mehr das was es mal war. Aber egal, die Zeiten ändern sich und das ständig.

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