Neues von Leo F. - "Symbiose aus Tele und Paula"
Gelegentlich hört man von einigen Gitarristen, dass sie Instrumente von G&L einer „echten Fender“ vorziehen würden. Dies ist durchaus verständlich, da manche G&L, die bekanntermaßen von Leo Fender mit entworfen wurde, traditionellen Features mit neuen vereint. Hierzu gehört oft eine eigene Steg-Konstuktion oder auch ein passives Bass-Poti, das klanglich sicherlich weitere Optionen eröffnet. Anbei einige kurze Infos zum Unternehmen:
Leo Fender und George Fullerton gründeten 1980 das Unternehmen mit dem Namen G&L, das aus dem seit 1966 bestehenden Unternehmen namens „CLF-Research“ (CLF = Clarence Leo Fender hervorging. „CLF-Research“ produzierte bis dahin Gitarren und Bässe für das Unternehmen Music Man, an dessen Gründung Leo Fender ebenso beteiligt war. Nach dem Zerwürfnis mit dem Management von „Music Man“ begann man in dem bereits vorhandenen Werk in der „Fender Avenue“, also in derselben Straße, in der auch das erste Fender-Werk stand, mit der Produktion unter neuem Namen. Der Name des Unternehmens setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Vornamen der Firmengründer zusammen.
G&L Tribute Asat Deluxe – Facts & Features
Die Lieferung der vergleichsweise günstigen G&L Tribute Asat Deluxe erfolgt ohne ein Softcase, Gigbag oder gar Koffer. Mit den mitgelieferten drei Inbusschlüsseln können bei Bedarf die Halsspannung oder die Saitenreiter eingestellt werden. Unser Testobjekt besitzt die Farbgebung Transparent Black (TBK), was sehr ansprechend aussieht, da die Maserung des Holzes noch durchscheint. Alternativ wäre die Asat Deluxe auch in einigen weiteren Varianten zu erstehen, als da wären: Classic Blonde, Classic Sunburst, Candy Apple Red, diese haben allerdings eine andere Tonabnehmerbestückung, also nicht zwei (spilt-bare) Humbucker, wie unsere heutige Testkandidatin, die wir nun etwas genauer unter die Lupe nehmen.
Der erste Eindruck nach dem „Unboxing“ ist ausgezeichnet. Design, Ausstrahlung und Verarbeitung stimmen. Auch die Werkseinstellung war in Ordnung, was mittlerweile eher die Ausnahme als die Regel darstellt, da man sich zur Einstellung oder Kerben des Sattels bei günstigen Instrumenten oft zu wenig Zeit nimmt. Die Gitarre wurde ab Werk mit einem Satz .010-.046 bestückt. Auffällig sind das elegante Design, die schön gemaserte Decke und der massive Steg.
Korpus
Der Korpus aus Nato (ähnlich Mahagoni) in Telecaster-Manier erhielt eine sehr ansprechende und nobel aussehende transparente Lackierung. So kann man die schön gemaserte Ahorndecke durchscheinen sehen. Die aufgeleimte Decke ist gewölbt, die Korpusstärke fällt im zentralen Teil des Korpus etwas stärker als am Rand aus. Die Wölbung ist nicht ganz so stark wie beispielsweise bei einer gewöhnlichen Les Paul. Der Korpus wird deckenseitig von einem cremefarbigen Binding umschlossen. Auf der Rückseite finden wir eine dezente „Bierbauchfräsung“, die dazu beiträgt, das Gewicht des Instruments im Zaum zu halten. Das recht große Elektrikfach (was somit gleichfalls das Gewicht reduziert), erhielt ebenfalls eine schwarze Abdeckung aus Kunststoff, die plan mit der Decke abschließt. So und nicht anders sollte es auch sein.
Hals
Der geschraubte Hals aus Ahorn wurde mit einem Palisandergriffbrett bestückt. Das Halsprofil, das vom Hersteller mit „Classic C“ umschrieben wird, liegt gut in der Hand. Der Griffbrettradius von 305 mm (12″) fällt „relativ modern“ aus, wobei die etwas sportlicheren Griffbrettradien seit geraumer Zeit auch bei Fender bzw. vergleichbaren Herstellern zum Einsatz kommen. Die Griffbretteinlagen sind schlichte Dots. Die Sattelbreite fällt mit 41,3 mm etwas schmaler als etwa der Standard von meist 43 mm aus, was ich persönlich sehr begrüße, da mir das Maß gut liegt.
Die Mensur ist mit ihren 650 mm erwartungsgemäß „Fender-mäßig“.
Das Griffbrett wurde mit 22 Medium-Jumbo-Bünden bestückt, die einwandfrei in das Griffbrett eingelassen wurden. Auch das Abrichten und Polieren der Bünde erfolgte sehr sauber. Scharfe Kanten sucht man vergeblich. Erfreulicherweise wurden die Sattelkerben sehr sauber und ausreichend tief gesägt, was die Voraussetzung für eine gute Saitenlage und somit guter Bespielbarkeit ist.
Die Rückseite des Halses wurde nur sehr dünn und matt lackiert, was möglicherweise nicht jedem Gitarristen liegt. Manch einer wird sich aber gerade darüber freuen, denn viele Gitarristen bevorzugen eine matte Lackierung, da sich schnelle Lagenwechsel anscheinend „reibungsloser“ gestalten. Auch die Kopfplatte wurde schwarz lackiert und besitzt natürlich die typische G&L-Form, die sich optisch etwas von einer typischen Telecaster unterscheidet. Manch einer kann sich damit möglicherweise nicht anfreunden, die Form ist weder „Strat noch Tele“. Vermutlich haben die Designer diese symbiotische Form bewusst gewählt, um sich auch optisch etwas von den klassischen Modellen der Vergangenheit abzusetzen.
Elektrik & Hardware
In der Gitarre wurden zwei „Paul Gagon Designed G&L Alnico V Humbucker“ mit vernickelter Kappe verbaut. Am Steg sitzt die Variante AW4370C, am Hals befindet sich das Modell AS4250C. Diese klingen kraftvoll und lebendig, wie man gleich noch hören kann. Wie bei einer Telecaster üblich, finden wir einen Mastervolume-Regler und einen Mastertone-Regler. Erfreulicherweise besitzt Letzterer eine Push/Pull-Funktion, mit dem jeweils eine Spule der Humbucker abgeschaltet wird, was somit auch Singlecoil-Sounds ermöglicht. Diese klingen natürlich nicht 100%-ig nach einer Tele oder Strat, haben aber Charakter und erweitern die Klangpalette des Instruments deutlich. Einspuler haben natürlich die Angewohnheit, lästig zu brummen, was hauptsächlich im verzerrten Betrieb auffällt.
Der 3-Wege Schalter (Toggle-Switch) für die Umschaltung der Tonabnehmer wurde etwa um 45 Grad gedreht, daran hat man sich aber schnell gewöhnt.
Der Steg (Leo Fender Designed Saddle Lock Bridge) sorgt nicht zuletzt aufgrund des massiven Materials für einen ausgezeichneten Ton. Hier wurde vergleichsweise viel Masse eingesetzt, in der Bodenplatte und vor allem auch im soliden Rahmen. Trotzdem wirkt der Steg nicht klobig. Die Saiten werden nicht durch den Korpus aufgezogen, sondern einfach am Steg eingehängt.
Die Mechaniken (18:1, verchromt) kommen aus eigenem Hause. Die Klinkenbuchse wurde seitlich an der Zarge mittels eines „Schiffchens“ angebracht, wie man dies von vielen Telecaster-Modellen kennt, so auch die verchromten Potiknöpfe, die schön mit der Decke harmonieren.
Handling
Die Gitarre kommt ausgewogen auf den Knien zu liegen und ist trotz der Ahorndecke noch angenehm leicht (ca. 3,6 kg). Der Hals liegt gut in der Hand und die Saitenlage ist angenehm niedrig, trotzdem ist beim Spielen keinerlei Schnarren der Saiten festzustellen.
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G&L Tribute Asat Deluxe – Sound
Bereits trocken resoniert die G&L Tribute Asat Deluxe sehr ansprechend und erzielt nicht zuletzt durch die Ahorndecke in Verbindung mit dem massiven Steg ein gutes Sustain. Die beiden verbauten Humbucker ermöglichen durch die Möglichkeit, diese zu splitten, eine recht große Klangpalette, die wir und nun anhören. Die Sounds sind alle gut einsetzbar, weswegen ich auch gleich sieben Klangbeispiele eingefügt habe. Wir beginnen mit dem Steg-Pickup im Humbucker-Modus.
Der Sound ist ausgewogen, knackig und lebendig. Schalten wir nun mithilfe des Toe-Totis auf Singlecoil-Betrieb um:
Der Singlecoil-Sound hat durch die Konstruktion mit dem massiven Steg Ähnlichkeit mit dem einer Telecaster, wobei ein typischer Telecaster Steg-Pickup noch einen Hauch mittiger klingt. Das Ergebnis ist sicherlich sehr ansprechend für einen „gesplitteten Humbucker“.
Hören wir nun den Hals-Pickup (Humbucker) mit cleanem Sound, auch dieser klingt ausgewogen und macht Laune.
Der Singlecoil-Betrieb des Hals-Pickups klingt etwas schmaler, spritziger und eignet sich u. a. sicherlich gut für „Funky Stuff“.
Hier wird der Halstonabnehmer (Humbucker) mit dem zweiten Kanal meines Peavey Classic 20 bemüht. Der Gain-Regler steht gerade einmal auf 10 h, dennoch erhalten wir aufgrund der recht kräftigen Pickups einen satten, cremigen Ton:
Nun der Stegtonabnehmer (Humbucker) mit gleicher Verstärkereinstellung. Der Sound ist fett und rockig:
Im einspuligen Betrieb wird der Sound naturgemäß etwas dünner, weniger bassig und drahtiger:
Die Klangvielfalt kann sich sehen lassen und ist sicherlich größer als bei einer „gewöhnlichen Telecaster“. Die Ahorndecke und der fette Steg leisten sicherlich auch einen Beitrag zum guten Sustain des Instruments. Alles in allem ist dieses Modell weitgehend betrachtet eine Symbiose aus einer Telecaster und Les Paul, da wir einerseits die Telecaster-Form, aber auch eine aufgeleimte gewölbte Ahorndecke und Humbucker antreffen und die Saiten nicht durch den Korpus aufgezogen werden. Diese Symbiose darf man sicherlich als gelungen betrachten, da sie sowohl klanglich als auch optisch voll überzeugt.
Die Klangbeispiele wurden mit folgendem Equipment aufgenommen:
G&L Tribute Asat Deluxe – Peavey Classic 20 MH – MESA/Boogie 1 x 12″ Thiele Box mit Creamback Celestion Lautsprecher – Shure SM57 – MOTU M4 – iMac mit Logic (dezent Hall und Delay hinzugefügt).
Die anderen Farbvarianten kommen nicht nur ohne Humbucker, sondern auch mit anderen Hölzern, unter anderem Pappel und Sassafras. Bischen schräge Entscheidung, finde ich.
Ich finde das auch schade mit den Hölzern. Besitze noch eine klassische Tele aus der Tribute Serie mit Korpus aus Sumpfesche. Das bleibt neuerdings nur den teuren US-Modellen vorbehalten.
@Sam Hain Fender will weg von der Sumpfesche und hat dafür gute, nicht nur finanzille Gründe. Ein Käfer namens Emerald Ash Boorer frisst sich gerade durch die Bestände und wird möglicherweise die Holzart fast vollständig ausrotten.
In den USA ist ähnliches schon einmal passiert, bis auf ein paar wenige Exemplare wurde die American Chestnut durch eine Pilzinfektion (Chestnut Blight) ausgerottet, das waren mindestens 1 Miiliarde Bäume.
In beiden Fällen handelt es sich um importierte Schädlinge, der globale Handel macht auch für Bugs und Pilze die Reise leichter. Da werden in Zukunft noch ein paar uangenehme Überraschungen kommen, sie Olivenbäume in Italien oder Supertermiten in Florida.
Die Idee, mit Paula-Hölzern und Tonabnehmern eine Tele zu bauen, finde ich ziemlich gut, wenn sie denn auch mit dem simplen Brett-Design mit Schlagbrett daherkommt.
Daran liegt es also, das ist wirklich schlimm. Wäre gut wenn es sich abwenden ließe.