Mit Nato-Flair unter amerikanischer Prägung
Es gibt Firmen, die waren irgendwie schon immer da, aber kaum jemand hat sie wirklich zur Kenntnis genommen. Ich bitte diesen Satz völlig wertfrei zu betrachten, aber wenn ich den Namen Godin in meiner mittlerweile auch schon recht langen Karriere gehört habe, waren mir die Instrumente, insbesondere im akustischen Bereich, durchaus ein Begriff, dennoch hätte ich keinerlei Typenbezeichnung oder andere Details herunterbeten können. Um sich schlecht informierten Nasen wie mir in Erinnerung zu rufen, hat die kanadische Firma, die vor immerhin fast 5 Dekaden von Robert Godin gegründet wurde, mit der Godin Summit Classic SG Matte Green ein Instrument auf den Markt gebracht, das mir in mehrerlei Hinsicht in Erinnerung bleiben wird.
Die Konstruktion der Godin Summit Classic SG Matte Green
Trotz der gigantischen räumlichen Ausdehnung ist Kanada im Gegensatz zu seinem laut polternden Nachbarn im Süden ein vergleichsweise kleines Licht auf dem internationalen E-Gitarren Markt. Dies bedeutet, dass man durch den deutlich geringer ausgeprägten Globalisierungswahn zuweilen mit sehr interessanten Detaillösungen auf sich aufmerksam macht, manchmal aber auch mit ungewöhnlichen Waldschrat-Ideen um die Ecke kommt. Bei der Godin Summit Classic SG Matte Green trifft meines Erachtens beides zu.
Zunächst einmal die Standards. Auch der Laie wird unschwer erkennen, wer Pate für das Layout der Godin Summit Classic SG Matte Green gestanden hat. Die Les Paul Form ist offensichtlich und würde das Instrument über 2 Singlecoil-Pickups im P-90 Stil verfügen, wäre aufgrund der „schmucklosen“ Ausführung die Assoziation zur Les Paul Special perfekt. Allerdings gibt es einige Punkte, die deutlich oberhalb der LP Special Liga liegen, von daher sollte man den Vergleich auch gleich wieder zu den Akten legen.
Die Hardware
Fangen wir zunächst einmal mit den großen Pluspunkten der Godin Summit Classic SG Matte Green an, was sich besonders bei der Hardware widerspiegelt. Neben zwei Schaller Gurtpins (soweit nichts Besonderes) verfügt das Instrument über eine äußerst massive Bücke mit dem Monsternamen „einteiliger Graphtech Resomax Sonic 1 Nickel Wrap Around Steg“, die dem Sustain-Verhalten des Instruments in die Hände spielt. Zwar kann man die Oktavreinheit nur mittels zweier seitlich angebrachter Rändelschrauben im Ganzen verschieben, der Mangel an beweglichen Teilen hingegen sorgt für ein Minimum an Absorption der Schwingungsenergie der Saiten. Sollte man Standard-Saitensätze spielen, dürften die fest gefrästen Nuten bzgl. der Oktavreinheit kein Problem darstellen, bei Sondersätzen, z. B. Light Top Heavy Bottom o. ä. gilt es, sicherheitshalber im Vorfeld einen Check durchzuführen. Ebenso scheiden Sätze mit umsponnener G-Saite aufgrund des Saitenversatzes komplett aus.
Als weiteres Highlight sind die Tuner aus eigener Fertigung zu bezeichnen, die mit einem Detail glänzen, das mir bisher auch noch nicht untergekommen ist. Während die Bassmechaniken des 3:3 Headstock mit einer 18:1 Übersetzung laufen, verfügen die Diskant-Mechaniken über die deutlich feinere 26:1 Übersetzung. Eine sehr praxisgerechte Auslegung, wenn man bedenkt, dass gerade die nicht umsponnenen Saiten auf die wohltemperierte Stimmung sehr feinfühlig reagieren und mit dieser Übersetzung eine sehr hoch abgestufte Umsetzung ermöglichen.
Eine Besonderheit bietet auch die Befestigung der Kabelbuchse. Mir ist noch keine Lösung untergekommen, bei der eine vergleichsweise kleine Metallplatte die Buchse aufnimmt und diese dann mit 2 kleinen Holzschrauben im ca. 45 Grad Winkel seitlich verankert wird. Das Ergebnis ist eine sehr schöne Detaillösung, die zum einen auf die störanfälligen Hülsenbuchsen verzichtet und zum anderen die ständig brechenden Kunststoffplatten eliminiert. Eine sehr dezente und überaus gelungene Detaillösung.
Die Pickups
Wie bereits erwähnt, verfügt die Godin Summit Classic SG Matte Green über 2 Humbucker, ebenfalls aus eigener Fertigung, die nicht splitbar sind. Um den Gibson Touch noch zu erhöhen, wurden eine optische Nachbildung der Zebra Pickups (je eine schwarze und eine weiße Spule) gefertigt, jene Spulenfärbung, die nur aus Versehen bei den legendären Paulas von 58 – 60 entdeckt wurde, nachdem einige Musiker die Chromkappen entfernten, um das Feedback-Verhalten der Pickups zu minimieren. Als Regler stehen jeweils ein Volume- und ein Tone-Regler pro Pickup zur Verfügung, geschaltet wird über einen Dreiwegeschalter in der klassischen LP-Position.
Die Holzauswahl der Godin Summit Classic SG Matte Green
In Sachen Holzauswahl wählt Godin einmal mehr die „support your local dealer“ Variante, indem sie kanadische Laurentian Linde für den Korpus verwendet. Linde wird vergleichsweise selten als Tonholz verwendet, was allerdings keinerlei Wertung darstellt. In diesem Zusammenhang sei einmal mehr auf den wunderbar aufhellenden Artikel von Walter Kraushaar unter diesem Link – https://www.kraushaar-gitarren.de/cms/tonholz.html – verwiesen, den so mancher „Gitarrenexperte“ gerne aus dem Internet löschen würde.
Der eingeleimte Hals besteht einmal mehr aus dem gerne verwendeten Ahorn und wurde mit einem Palisander-Griffbrett versehen. Der Hals wurde anscheinend gebeizt und vermittelt eine „geröstete“ Optik, es liegen mir aber keine Unterlagen bzgl. einer speziellen Wärmebehandlung vor. Es kommt die kurze Mensur mit leichter Erweiterung von 629 mm zum Einsatz, bei einem Griffbrettradius von 305 mm und einer Sattelbreite von 419 mm. Um den Reibungswiderstand im Sattel zu minimieren, wurde ein Graphtech-Sattel verwendet. Zum Lieferumfang des Instruments gehört ein robustes Gigbag der gehobenen Klasse.
Oha …
Habe ich was vergessen? Ach ja, da war noch was. Ich habe lange überlegt, wie ich es nach einer langen Liste von guten bis sehr guten Punkten am besten formulieren soll, es ist mir aber leider keine schonende Formulierung eingefallen, daher frei raus. Ich weiß, die Geschmäcker sind verschieden und es mag den einen oder anderen Einzelkämpfer geben, der seine Instrumente auch gerne in der Tarnfarbe seines Arbeitswerkzeugs weiß, aber was sich Godin bei diesem Finish gedacht hat, wird mir auf immer ein Rätsel bleiben.
Das Nato-Oliv, noch dazu in einer matten Lackierung, hat trotz der tadellosen Ausführung den Charme eines Leopard 2 auf einem Truppenübungsplatz. Es mag den einen oder anderen Vertreter des Metal-Lagers geben, der zu seinem Camouflage-Bühnen-Outfit auch gerne ein Hauch von Heeresromantik hinzufügen möchte, aber in diesem Fall ist der Rest der Gitarre optisch in höchstem Maß diametral ausgelegt. Wer auch immer im Godin Headquarter die Idee zu dieser Lackierung hatte, wird sich meiner Meinung nach für die zu erwartenden Verkaufszahlen zu verantworten haben. Aber wie gesagt, alles Geschmackssache.
In der Praxis
Was schon bei den ersten Tönen akustisch sofort ins Ohr springt, ist das unglaubliche Sustain der Gitarre, was sonst nur den Vertretern eines durchgehenden Halses vorbehalten bleibt. Die massive Bauweise und insbesondere die herausragende Hardware der Godin Summit Classic SG Matte Green haben sich wahrlich gelohnt. Das Ergebnis ist ein unglaublich stabiler Ton, fernab jeglicher Deadspots oder Resonanzüberhöhungen. Das Attack-Verhalten ist sehr gut, das gesamte Schwingungsverhalten vorbildlich.
Interessant ist die Kombination mit den hauseigenen Godin Pickups. Ganz wie auch das Gibson Vorbild aus den späten Siebzigern / frühen Achtzigern hinterlässt die Kombination ein herausragenden Eindruck im Crunch-Bereich. Getragene Rockriffs im AOR/Classic-Rock-Bereich stehen dem Instrument ganz hervorragend und hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Der Grundklang ist eher höhenreduziert, natürlich abhängig von Amp, Lautsprecher und Pedalen, aber sehr geschmackvoll. Klassisches Dreiklangs-Riffing und die Sonne geht auf!
Natürlich kann die Godin Summit Classic SG Matte Green auch die beiden anderen Enden der Skala, sprich Clean und High-Gain, allerdings würde ich vor allem den High-Gain-Bereich nicht unbedingt als die Paradedisziplin des Instruments sehen. Der cleane Bereich wird überzeugend vorgetragen, sofern man der einen oder anderen Sättigung in seinem Klangbild dynamisch etwas abgewinnen kann. Der Klang ist ausdrucksstark, voluminös und sehr gefällig.
Der High-Gain-Bereich läuft hingegen schnell Gefahr, aufgrund des reduzierten Höhenbildes ins Matschige abzudriften, aber sind wir ehrlich, wer sich die Godin Summit Classic SG Matte Green für High-Gain-Droptunings zulegt, weiß ohnehin nicht, was er tut.
Klingt doch – und – man möge mich schlagen – die Lackierung gefällt mir (zumindest aus der Ferne).
wie gesagt, meine rein subjektive Meinung. Gut für Godin, wenn dieses Finish auch gekauft wird.
Wenn der Lack glossy wäre, könnte man das immerhin als British (Racing) Green unter die Leute bringen. Ansonsten scheint mir das eine Gitarre zu sein, bei der die Konstrukteure wirklich mal nachgedacht haben, die Soundbeispiele gefallem mir auch, schön beißender, etwas dunkler Crunch.
Wenn der Lack glossy wäre, könnte man das immerhin als British (Racing) Green unter die Leute bringen. Ansonsten scheint mir das eine Gitarre zu sein, bei der die Konstrukteure wirklich mal nachgedacht haben, die Soundbeispiele gefallen mir auch, schön beißender, etwas dunkler Crunch.
Die Lackierung muss so sein, da jedes Nato-Fahrzeug eben mit einem solchen absolut unreflektierenden Lack überzogen ist.
Mir gefällts …
Also mir gefällt sie auch.
Großen Wert auf die praktischen Details gelegt, die Optik in noblem Understatement.
Der Sound ist klasse, sehr dynamisch und direkt. Was natürlich auch an den super Riffs von Axel liegt. Mir gefällt sogar das Hi-Gain Beispiel.
Tolle und wirklich günstige Klampfe für ehrlichen Rock´n´Roll, Daumen hoch.