Klang des Golden Age Premier GA-47
Jeder Hersteller, der einen U-47-Klon auf den Markt bringt, muss sich der gleichen Kundenfrage stellen: „Klingt es wie ein U-47?“ Das Neumann U-47 wurde zwischen 1949 und 1965 produziert, was bedeutet, dass die wenigen am Markt verfügbaren Originale jetzt sehr alt sind und ihre Performance sich je nach Zustand sehr unterscheidet. Auch wurden von Neumann erst die M7 Kapsel und später die K47 Kapsel verbaut, die natürlich auch unterschiedlich klingen. Es ist also nicht einfach bis unmöglich, objektiv zu sagen, welcher U-47 Sound „der Richtige“ ist.
Für meinen Test habe ich zahlreiche Audiobeispiele des GA-47 an weiblichem Gesang, Akustikgitarre, E-Gitarre und Bass angefertigt. Dabei habe ich dem GA-47 ein AKG C414 XLS gegenübergestellt, das man getrost als Studiostandard bezeichnen kann und das weder Röhren noch Übertrager im Signalweg hat. Dadurch soll der Einfluss dieser beiden Komponenten verdeutlicht werden. Als Preamp kommen die internen Vorverstärker des RME UFX zum Einsatz, die sehr neutral klingen und das Signal nicht ungewollt schönfärben. Ich persönlich arbeite gerne mit einem guten Röhrenmikrofon, um etwas „Farbe“ ins Spiel zu bringen, vor allem wenn die weitere Bearbeitungskette digital ist.

Das Golden Age Premier GA-47 in Aktion
Bei ausgewählter Nierencharakteristik klingt das Mikrofon ausgesprochen lebendig. Es tendiert eher zur dunklen Seite der Macht, überspitzte Höhen, wie man sie von anderen chinesischen Mikrofonen kennt, hat es überhaupt nicht. Es erinnert mich dadurch sogar teilweise an ein U67.
Das GA-47 versteht sich sehr gut mit Stimmen – ich habe es in den letzten Wochen mit verschiedenen Sängern getestet und es hat bei allen eine überzeugende Vorstellung abgeliefert. Spitze S-Sounds werden wunderbar geschmeidig und den De-Esser kann man getrost aus der Signalkette nehmen. Manchmal würde ich im Bereich um die 10 kHz noch 2-3 dB dazugeben, damit die Stimme schön im Mix sitzt. EQ verträgt das GA-47 sehr gut und das Signal lässt sich wunderbar bearbeiten. Anstatt kratzende, störende Höhen oder S-Laute umständlich entschärfen zu müssen, füge ich persönlich lieber ein paar dB in den höheren Registern hinzu, um dem Signal mehr „Luftigkeit“ zu geben. Der Nahbesprechungseffekt ist recht ausgeprägt und verhilft Stimmen zu einem edlen Fundament. Durch die Bauform des Mikrofonkorbs ist ein Poppschutz übrigens nur bei extrem naher Besprechung nötig. Bei 20 cm Abstand kann man getrost auf ihn verzichten.
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Im Kugel-Modus ändert sich die Frequenzkurve und der Klang wird nach oben hin offener. Das gefällt mir an der Akustikgitarre sehr gut. Durch die etwas unterschiedlich klingenden Richtcharakteristiken kann man den Klang der Quelle gut formen. Die Ausgangslautstärke bleibt dabei auf dem gleichen Level. Was mir auch sehr gut gefällt, ist die leichte Kompression bei lauten Signalen. Diese werden auf sehr musikalische Art und Weise ein wenig verdichtet. Nicht so wie bei einem Kompressor, aber doch so, dass das Signal einen Tucken mehr „mix ready“ wird.
Wie ihr auf allen Testaufnahmen hören könnt, ist das GA-47 ein richtiger „Weichzeichner“. Das darf es für mich aber auch sein, denn das ist einer der Gründe, warum ich mir ein Röhrenmikrofon anschaffe.

Volle Röhre! Das GA-47 Röhrenmikrofon vor dem Röhrenamp
Die Beispiele mit E-Gitarre wurden mit einer Fender Jazzmaster und einem Acoustic G60T Amp aufgenommen, wobei die Kapsel des Mikrofons 14 cm vom Amp entfernt war.
Die Akustikgitarre wurde mit einer Taylor und einem Abstand von 20 cm am 14. Bund aufgenommen. Für den E-Bass waren die Mikros dicht am Lautsprecher plaziert.
Als Sängerin stand uns Pat Appleton für die Session zur Verfügung, die einigen von euch bestimmt von ihren Solo-Platten oder der Band DePhazz kennen. DePhazz haben übrigens erst letzte Woche ihr neues Album „Black White Mono“ veröffentlicht.
Pats Stimme kann bei scharfen Konsonanten und S-Lauten leicht aggressiv klingen. Das GA-47 passt für mich perfekt zu ihrer Stimme. In der gleichen Session habe ich übrigens das sE Electronics RNT getestet, dessen Audiobeispiele ihr direkt mit jenen des GA-47 vergleichen könnt.
Rauschen war während der gesamten Testdauer übrigens kein Problem, ich empfand GAP GA-47 sogar extrem leise für ein Röhrenmikrofon.