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Test: Golden Age Premier PREQ-73, Mikrofonvorverstärker

Just another Neve-Clone?

30. Dezember 2022
golden age premiert preq 73 test

Golden Age Premier PREQ-73, Mikrofonvorverstärker

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Vor einigen Wochen haben wir euch die aktuell besten Channel Strips fürs Tonstudio vorgestellt. Ein Produkt, das genau in diese Kategorie passt, ist der PREQ-73 von Golden Age Premier. Er ist offensichtlich das Kind der Golden Age Eltern PRE-73 Premier und EQ-73 Premier. Diese beiden Geräte kosten zusammen 938,- Euro. Ich habe gerade so meine Zweifel, ob eine Mischung dieser beiden Geräte wirtschaftlich eine gute Idee ist. Wozu soll ich mir beide Geräte kaufen, wenn ich günstiger und platzsparend alles in einem Gehäuse bekomme? Das und viel mehr schauen wir uns im Test des Golden Age Premier PREQ-73 an!

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golden age premier preq 73 test

Golden Age Premier PREQ-73: Worum handelt es sich?

Wie eingangs erwähnt, finden wir mit dem Golden Age Premier PREQ-73 einen Preamp im Neve 1073 Style und einen entsprechenden 3-Band-Equalizer in einem 9,5 Zoll, 1 HE Gehäuse. Der Mono-Preamp bietet Anschlussmöglichkeiten für Mikrofon-, Line- und Instrumentensignale (HI-Z) und kommt ohne integrierte Schaltkreise (ICs) aus. Der integrierte 3-Band-Equalizer bietet schaltbare Frequenzbänder mit verschiedenen Charakteristiken.

1073 Preamp Vergleich

Neve 1073DPA

Im Vergleich zu den klassischen Premier Geräten PRE-73 und EQ-73 gibt es schon einige Unterschiede: So verfügt der Preamp über Carnhill Eingangs- und Line-Ausgangsübertrager und der Equalizer im EQ-73 ist parametrisch mit granularer Einstellmöglichkeit versehen. So gesehen sind die Einzelgeräte durchaus ihren höheren Preis wert, wobei man insgesamt bei den Produkten von Golden Age sagen muss: Hier wird meist sehr hohe Qualität zu einem überaus günstigen Preis geboten. Kann man aber auf diese Spezialitäten von PRE-73 und EQ-73 verzichten, dann kann man mit dem PREQ-73 glücklich werden – oder? Wir werden sehen.

Golden Age Premier PRE-73 DLX

Der Vorverstärker PRE-73 Premier

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Der Equalizer PRE-73 Premier

Welche Ausstattung bietet der Golden Age Premier PREQ-73?

Die Bedienelemente sind schnell erklärt, auch wenn sie manchmal etwas schrullig wirken. Ein Beispiel: Warum ist ganz links der Power-Schalter und die zugehörige Power-LED befindet sich links in der PEAK-Anzeige? Warum hat das Mittenfrequenzband sowohl 350 Hz als auch 700 Hz in der linken Schalterpositionen. Fragen über Fragen.

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GoldenAge_Preq73_left

Sehr übersichtlich sind die vier Schalter links an der Frontplatte: 48 V Phantomspeisung, die Aktivierung des Equalizers (EQ), Mic-Eingang für niederohmige Mikrofone umschalten (LOW-Z: 1.200 Ohm/300 Ohm) und die Umschaltung zwischen Mikrofon- und Instrumenteneingang (DI).

Der Gain-Schalter ist beim PREQ-73 mit 23 Stufen versehen – mit separaten Bereichen, die durch Aus-Positionen (Mute) getrennt sind und automatisch die Line- oder Mikrofoneingänge auswählen, wobei letztere bei hohen Einstellungen eine zusätzliche Gain-Stufe in den Signalweg einfügen. Der Verstärkungsbereich der Line-Sektion reicht von -10 bis +20 dB, während der Mikrofonbereich +20 bis +80 dB abdeckt – jeweils in 5 dB Schritten. Der DI-Eingang funktioniert nur, wenn der Gain-Schalter im Mikrofonbereich steht, und hat einen Verstärkungsbereich von -13 bis +46 dB, mit einer Eingangsimpedanz von etwa 100 kOhm.

GoldenAge_Preq73_right

Zwischen den Gain- und Output-Reglern befinden sich drei kleine, dunkelgraue, geriffelte und in der Mitte angeordnete Regler zur Einstellung des 3-Band-EQs, jeder mit einem zugehörigen Kippschalter zur Auswahl alternativer Frequenzen. Die Schaltung ist vom Golden Age Project EQ-73 abgeleitet, allerdings mit weniger Frequenzoptionen. Das oberste und unterste Band sind beide Shelving-Typen und die Eckfrequenz des unteren Bandes ist zwischen 55 und 220 Hz umschaltbar, mit einem Verstärkungsbereich von ±15 dB. Das High-Band verfügt über Eckfrequenzoptionen von 10 und 16 kHz und einen Bereich von ±20 dB.

GoldenAge_Preq73_frontside

Der Mittelbandbereich ist traditionell um eine Spule herum aufgebaut und verfügt über einen Bereich von ±15 dB und drei Mittenfrequenzoptionen von 3,2 kHz, 1,6 kHz oder 350 Hz. Mit einer Steckbrücke auf der Hauptplatine (direkt vor der Spule) kann die niedrigste Option auf 700 Hz angehoben werden, falls gewünscht. Eine weitere Steckbrücke auf der Ausgangsanschlussplatine ermöglicht die abnehmbare 600-Ohm-Ausgangsterminierung.

Ganz rechts haben wir dann noch den Volume-Regler und daneben eine schalbare Phase. Eine kleine Peak-Anzeige mit vier LEDs komplettiert die Frontplatte.

GoldenAge_Preq73_back

Die Rückseite ist ebenso aufgeräumt. TRS- und XLR-Ausgänge, Mic und Line als XRS/XLR-Kombibuchsen und die Buchse für das externe Netzteil (24 V).

Verarbeitung des Preamps

Ich denke, „hemdsärmelig“ beschreibt das Gerät am besten. Die vier weißen Schalter sind etwas schief eingebaut und meinen Testgerät scheint etwas verbogen, denn es kippelt etwas, wenn es auf einer planen Oberfläche liegt. Als 9,5 Zoll Gerät ist dies im Rack-Einbau aber kein Problem. Golden Age bietet für seine Gerätereihe passende Einbaukits an. Die Drehregler und Schalter sind von guter Qualität und geben eine gute Rückmeldung. Die XLR-Ein- und Ausgänge sind verschraubt und so würde ich hier insgesamt die Note „gut“ geben – mit etwas Luft nach oben. Allerdings möchte ich an dieser Stelle erwähnen, dass Golden Age für den PREQ-73 nur 599,- Euro aufruft – das Original von Neve kostet etwa das 4-Fache.

GoldenAge_Preq73_side

Die Verpackung ist Golden Age typisch sehr ordentlich in seinem verblichenen „Western Style“ und jeden Gerät liegt eine gedruckte englischsprachige Anleitung bei – und das externe Netzteil.

GoldenAge_Preq73_PSU

Wie klingt der Golden Age Premier PREQ-73?

AMS-Neve gilt in Studiokreisen als Hersteller mit einer speziellen Klangsignatur. Tendenziell dick und warm mit präsenten Mitten und sanften Höhen. Im Vergleich mit einem anderen Studioklassiger – SSL – haben wir beim Solid State Logic ein sehr viel klareres, transparenteres Klangbild, das zwar einen gewissen SSL-Sound hat, aber insgesamt neutraler abgestimmt ist. Neulich las ich in einem Forum „Track on a Neve, mix on an SSL“. Da ist sicher was dran.
Ich kenne den Klang des 1073 recht gut, aber ich habe kein entsprechendes Hardware-Gerät im Studio. Wenn, dann könnte ich nur mit dem Neve Unison Plug-in von Universal Audio dienen. Aber um dem Zitat auf die Spur zu kommen, steht bei mir ein SSL SiX mit den Super Analogue Channel Strips und so können wir uns die Geräte und das Plug-in im Vergleich anhören.

GoldenAge_Preq73_opener

1. Sprache über Kondensatormikrofon

Wir nehmen eine Textpassage mit meinem Sennheiser e865S Kondensatormikrofon über den Golden Age Premier PREQ-73, den SSL SiX und optional über den Universal Audio X6 mit Neve 1073 Plug-in auf. Durch das Setup muss ich die Textpassage dreimal sprechen und so entstehen systembedingt Unterschiede – aber grundsätzlich kann man die Signatur der drei Kandidaten gut einordnen.

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Tatsächlich klingen Golden Age und das Neve Plug-in sehr ähnlich und ebenso deutlich haben wir mit dem SSL mehr Details und ein insgesamt klareres Klangbild. Dafür haben wir insbesondere mit dem PREQ-73 eine unvergleichliche Wärme und Tiefe in den Mitten. Die tiefen Frequenzen klingen mit dem SSL knackiger und etwas schlanker.
Hier gibt es kein besser oder schlechter – nur ein „etwas anders“.

2. Gitarre über HI-Z Instrumenteneingang

Meine Fender Akustikgitarre wird über DI aufgenommen und die Tendenz bei der Sprache wird hier noch deutlicher. Ein sehr angenehmes Volumen und viel Charakter beim Golden Age, eine ähnliche, wenn auch weniger ausgeprägte Tendenz beim Plug-in und eine für SSL typische „Studiosprache“ bei SiX: Deutlichere Ansprache (Transienten) und eine deutliche nachvollziehbare Balance in der Klangharmonie machen den SSL zum besseren Mix-Tool: Hier bleibt kein Detail im Verborgenen, ohne jedoch aufdringlich zu sein. Der Neve-Sound eignet sich in der Tat besser dazu, einem Instrument, Mikrofon oder Stimme einen gewissen Charakter zu geben.

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3. Der EQ des Golden Age Premier PREQ-73

Ich habe bei einem Gitarren-Strumming ein wenig an den EQ-Reglern gedreht, um die Wirksamkeit zu demonstrieren. Sehr schön, dass im Überlappungsbereich die Frequenzbänder kaum verschmieren und immer sauber und nachvollziehbar bleiben. Nur teurere Mitbewerber wie der Elysia xfilter können das noch eine Spur besser – wie gesagt, aber in einem anderen Preissegment.

Im Equalizer-Bereich zeigt sich der sehr breite Einsatzbereich der Frequenzbänder. Durch die Frequenzbandumschaltung hat man sehr viele Möglichkeiten, den Klang (in meinem Beispiel), basslastig, warm, mittenbetont, hell oder gar crisp (wie bei einem Air-Schalter mancher Preamps) zu formen. Diese zusätzlichen Funktionen des Golden Age PREQ-73  Premier beeindrucken und so sind die veranschlagten 599,- Euro für Klang, Funktion und Einsatzbereich sicher gut angelegt. Wie erwähnt: Wenn man hier mehr möchte, dann kommt man um eine deutliche höhere Investition kaum herum.

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Fazit

Das Arbeiten mit dem Golden Age Premier PREQ-73 macht Spaß. Wer auf der Suche nach einem bezahlbaren Neve 1073 Klon ist, wird hier fündig. Die separaten Geräte PRE-73 und EQ-73 machen ihren Job sicher noch eine Spur souveräner, aber absolut gesehen ist der PREQ-73 ein sehr gutes Gerät mit gutem Klang gemäß dem großen Vorbild, einer anständigen Ausstattung und ordentlicher Verarbeitung. Wie schon bei unseren Tests der anderen Golden Age Audio Produkte, bekommt man hier sehr viel Klang für einen sehr fairen Preis – sehr gut!

Plus

  • sehr guter am Original angelehnter Klang
  • gute Ausstattung
  • preisgünstig
  • kompakt

Minus

  • etwas "hemdsärmelige" Verarbeitung

Preis

  • 599,- Euro
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