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Test: Gretsch G5622T-CB Electromatic GG, E-Gitarre

Ein Klassiker mit Sustainblock

9. Januar 2018

Gretsch G5622T Titel

Viele kennen die Thematik: Ich wollte immer schon mal eine Gretsch besitzen, doch ich bin nicht bereit, so viel Geld dafür auszugeben, wie man nun einmal für ein in Amerika gefertigtes Modell berappen muss. Eine Lösung könnte der Erwerb einer Gretsch G5622T-CB Electromatic aus Korea sein. Der Qualitätsunterschied ist alles andere als galaktisch, wie wir in den folgenden Zeilen noch erfahren werden.

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Facts & Features

Die Gretsch G5622T-CB Electromatic ist eine Double Cutaway Thinline Gitarre mit einem Korpus aus Ahorn. Die Korpusstärke von 44 mm ist vergleichbar mit einer durchschnittlichen Stratocaster. Der Zusatz „CB“ in der Bezeichnung des Instruments steht für „Centerblock“, d.h. die Gitarre ist nicht hohl (Hollow). In der Mitte verläuft der Fichtenblock, auf dem auch der Steg und das Vibratosystem befestigt sind. Der „Centerblock“ ist enorm wichtig, um auch bei verhältnismäßig viel Verzerrung und Lautstärke noch die Kontrolle über den Ton bzw. ungewollte Rückkopplungen zu behalten. Eine hohle Gitarre schaukelt sich vergleichsweise schneller in die Rückkopplung auf.

Gretsch G5622T front

— Die Gretsch G5622T-CB Electromatic in „Georgia Green“ —

Die G5622T-CB Electromatic ist in einigen farblichen Varianten erhältlich. Neben dem klassischen Vintage Orange (VO), für das Gretsch wohlbekannt ist, kann man dieses Modell noch in der Farbe „Walnut“ oder Schwarz erstehen. Die klassische „Vintage Orange“-Lackierung ist die teuerste Variante. Unser Testmodell in der Farbe Georgia Green ist im Verhältnis spürbar günstiger zu haben.

Erster Eindruck

Beim Auspacken und grober Durchsicht kann man keine Schwachpunkte feststellen. Die Verarbeitung ist einwandfrei und eine gute Bespielbarkeit ist auch ab Werk bereits gegeben. Der Lack wurde frei jeglicher Mängel aufgebracht. Dieses gilt auch für das den Korpus umspannende cremefarbige Binding. Auch der Hals weist keine scharfen Kanten oder Anzeichen einer unsauber ausgeführten Bundierung auf. Die Gitarre resoniert gut, auch ohne sie an einen Verstärker angeschlossen zu haben.

Lieferumfang der Gretsch G5622T

Die Gretsch G5622T-CB Electromatic wird lediglich im Karton ausgeliefert. Eine entsprechende Behausung für den Transportfall müssen wir uns also ggf. dazukaufen. Natürlich befinden sich die zur Einstellung erforderlichen Inbusschlüssel im Karton, obwohl man diese, jedenfalls bei meinem Testmodell, erfreulicherweise erst gar nicht aktivieren musste.

Werkseinstellung

Die Einstellungen ab Werk sind zufriedenstellend. Sowohl die Saitenlage als auch die Bundreinheit erforderten keine weiteren Verbesserungen. Auch der Sattel war gut und ausreichend tief gekerbt. Gerade bei der Verwendung eines Bigsby Vibratosystems, bei dem die Saiten im Sattel nicht schnurgerade verlaufen, sondern leicht abgeknickt werden, muss man hier genau hinschauen, da man sich sonst schnell Probleme mit der Stimmstabilität einfängt.

Der Hals der Gretsch G5622T

Der eingeleimte Hals der Gretsch G5622T wurde „matched“ lackiert, das heißt, er erhielt dieselbe Lackierung wie der Korpus des Instruments. Der Hals wurde erwartungsgemäß aus Ahorn gefertigt. Das Griffbrett besteht aus Palisander (Dalbergia Latifolia).

Gretsch G5622T-CB Electromatic GG Headstock

— Auch am 1. Bund gibt es eine „Thumbnail“ Einlage —

Der Hals wurde mit 22 Medium-Jumbo-Bünden ausgestattet. Die Bundierung erfolgte gleichfalls sehr sauber. Auch die anschließenden Arbeiten wie Abrichten, Polieren wurden sehr einwandfrei ausgeführt. Die Mensur von 625 mm ist mit Fender Gitarren vergleichbar, die Sattelbreite beträgt 43 mm. Dieses Maß ist verhältnismäßig oft anzutreffen.

Wer eine Gretsch Gitarre kauft, möchte natürlich die firmentypischen Features an Bord haben. Hierzu gehören natürlich die „Pearloid Thumbnail“ Griffbretteinlagen, die wir an den üblichen Positionen vorfinden.

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Tonabnehmer

Die Gitarren und auch Tonabnehmer der Firma Gretsch besitzen grundsätzlich einen sehr eigenständigen Klang, welcher u.a. für unzählige Produktionen von Filmmusiken für „Spaghetti Western“ herangezogen wurden. Auf den Klang dieser Super HiLoTron Pickups war ich gespannt. Diese Tonabnehmer generieren einen verhältnismäßig geringen Output und nicht zuletzt dadurch auch ihren speziellen Klang. Die Pickups sind Humbucker, also erfreulicherweise brummfrei im Gegensatz zu teilweise anderslautenden Beschreibungen im Netz. Der Sound der Tonabnehmer erzeugt eine absolute Harmonie mit dem Konzept und Aufbau der Gitarre.

Elektrik

Jeder der beiden Tonabnehmer hat einen eigenen Volume-Regler. So kann man in der Zwischenstellung des Dreiwege-Tonabnehmerwahlschalters noch spezielle Mischsounds abrufen, obwohl das in der Praxis zumeist nur sehr selten eingesetzt wird.

Ein gemeinsamer Mastertonregler kann den Ton abdunkeln, um dem Instrument bei Bedarf auch jazzige Klänge zu entlocken. Das funktioniert mit dem Halspickup am besten. Ein gemeinsamer Mastervolume-Regler am rechten Cutaway bestimmt die Gesamtausgangslautstärke des Instruments.

Gretsch G5622T-CB body

— Von oben bis unten typisch Gretsch —

Die Hardware der Gretsch G5622T

An Bord ist ein Adjusto-Matic Steg, der im Gegensatz zu einigen anderen Gretsch Modellen mit der Decke verschraubt ist und somit für Stabilität sorgt. Auch ein Verrutschen des Stegs wird somit natürlich ausgeschlossen.

Schön und gleichfalls sinnvoll sind die typischen Gurtpins des Herstellers. Zur Befestigung des Gitarrengurtes wird hier zunächst der schraubbare Gurtpin abgeschraubt und nach Anbringen des Gurtes wieder entsprechend zugeschraubt. Hiermit sollte ein ungewolltes Ausklinken des Gurtes beim Spiel sicher vorgebeugt werden.

Die vier verchromten Metallknöpfe, der 3 Weg-Tonabnehmerwahlschalter und die Mechaniken erscheinen erwartungsgemäß auch im typischen Gretsch Stil.

Vibratosystem

Als Vibratosystem kommt bei der Gretsch G5622T ein von Bigsby lizenziertes B70 Vibrato Tailpiece zum Einsatz. Dieses Bigsby Vibratosystem ermöglicht bekanntermaßen keine Divebombs, aber er tut genau das Richtige, um den Klang mit etwas Schwebung auszustatten und das typische Rockabilly-Feeling zu erzeugen. Die Stimmstabilität ist gut. Da das Vibratosystem keine großen Wege geht, darf man dies auch so erwarten.

Gretsch G5622T Vibrato

An dieser Stelle sei anzumerken, dass der durchsichtige Plastikschutz auf der Spitze des Vibratohebels leider sehr unangenehm riecht. Wer einmal in einem sogenannten „Ein-Euro-Shop“ war, kennt diesen Geruch. Man spürt sofort, dass dieser Kunststoff nicht gesund für den Körper ist. Am besten gleich auf den Müll damit. In diesem kleinen, aber nicht unwichtigen Punkt sollte von Gretsch in Korea eine schnelle Verbesserung vorgenommen werden, da die meisten Europäer vermutlich über eine ähnliche Geruchswahrnehmung verfügen.

Handling

Unser Testmodell liegt ausgewogen auf den Knien und ist mit dem Gewicht von 3,6 kg auch im Stehen über längere Stunden relativ entspannt zu spielen.

Die Gitarre lässt sich recht komfortabel bespielen, da der Hals der Gretsch G5622T eine angenehme Form besitzt. Diese kann nicht wirklich eindeutig als C, D, U, oder V bezeichnet werden und ist somit eher als „individuell“ zu bezeichnen.

Der Sound der Gretsch G5622T

Der Klang dieses Instruments verdient das Attribut „pure Gretsch„. Der Aufbau der Gitarre generiert in Verbindung mit den Super HiLowTron Pickups genau den typischen Twang, den man von den Gretsch Helden wie Chet Atkins, Brian Setzer und unzähligen anderen kennt. Das leichte „Twängen“ des Bigsby Vibratosystems leistet natürlich auch seinen Beitrag zum, sagen wir mal „verträumten Ton“.

Nun geht’s zum Hören. Wir beginnen mit der Mittelstellung des Dreiwegeschalters:

Nun der Halspickup alleine:

Hier der Stegtonabnehmer:

Und nun der Stegpickup mit ordentlich Verzerrung:

Und schließlich der Stegtonabnehmer mit ordentlich Gain. Hier merkt man doch, dass die Tonabnehmer relativ wenig Output haben, da die Zerrer nicht wie beim Gebrauch von Strats bzw. mit Humbuckern bestückten Gitarren gewohnt zügig ansprechen. Egal! Was klanglich letztendlich rauskommt, hat eindeutig den typischen Gretsch Charakter. Im Notfall kann man mit einem Booster oder einem etwas weiter aufgedrehten Lautstärkeregler am Verstärker schnell Abhilfe schaffen.

Der Halspickup erzeugt bei Bedarf gute jazzige Sounds. Gerade auch die Zwischenstellung, bei der beide Tonabnehmer parallel gefahren werden, ist sehr ausgewogen. Der Stegtonabnehmer erzeugt einen schönen Biss und drückt aufgrund seiner verhältnismäßig niedrigen Outputs nicht gleich alles platt. Die Super HiLowTron Pickups überzeugen auf ganzer Linie und dies erfreulicherweise brummfrei.

Die Klangbeispiele wurden mit folgendem Equipment erstellt:

Mesa Boogie Mark 2c Head – Mesa Boogie Thiele Box 1×12″ – Shure SM 57 – Apogee Duett – Mac mit Logic.

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Fazit

Die G5622T-CB Electromatic GG macht eine gute Figur und bietet echtes GretschFeeling und vor allem den typischen Signaturesound bei einem moderaten Preis. An Bord finden wir die typischen Gretsch Ausstattungsmerkmale, wie die Potiknöpfe aus Chrom, die typische Schaltung, die Thumbnail-Griffbretteinlagen oder auch die schraubbaren Gurtpins. Die brummfreien Super HiLow Humbucking-Tonabnehmer integrieren sich hervorragend in das Gesamtkonzept der Gitarre. Der Sustainblock aus Fichte gestattet auch bei ordentlicher Verzerrung noch die Kontrolle über den Sound, da somit wirkungsvoll ungewolltes Feedback vermeidbar wird. Der Hals lässt sich sehr angenehm bespielen.

Wer mit einer günstigen Alternative zu den amerikanischen Modellen sucht (sich nicht an dem Aufdruck Made in Korea stört), ist mit der G5622T-CB Electromatic in jedem Fall ausgezeichnet bedient, da sie technisch und klanglich den deutlich teureren Modellen aus amerikanischer Fertigung keinesfalls bedeutend nachsteht. Leider kostet die legendäre Vintage Orange (VO) Lackierung rund 100,- Euro mehr als unser grünes Testmodell.

Plus

  • Verarbeitung
  • Sound
  • Pickups
  • Bespielbarkeit
  • Preis-Leistungs-Verhältnis

Minus

  • Plastikschutz auf Vibratohebel riecht unangenehm

Preis

  • Ladenpreis: 832,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Nur kurze Berichtigung: die Pro-Line der Gretsch Gitarren wird nicht in den USA gebaut, sondern in Japan. In den USA gibts nur Custom Shop Modelle. Und wer eine Japan 6120 oder Country Gentleman mal gegen die günstigeren Versionen verglichen hat, merkt schnell: das ist kein kleiner, das ist ein deutlicher Unterschied!

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