GRP A3 und A6, zwei Synthesizer Boliden
Pünktlich zum Sommer gibt es einen besonderen Leckerbissen für alle Klang-Enthusiasten, Modular-Freaks, Analog-Verehrer und Sound-Tüftler. Der GRP A8 ist ein halbmodularer Analogsynthesizer, der hervorragende klangliche Möglichkeiten mit analoger Ästhetik und modernen Aspekten (MIDI, Aftertouch …) verbindet. Doch da das Instrument erst in Bau und ab Herbst 2008 bzw. Frühjahr 2009 erhältlich ist, wird in diesem Bericht vor allem dessen kleiner Bruder, der GRP A3, vorgestellt. Schon die klangliche bzw. ästhetische Qualität des “Kleinen” ist äußert überzeugend und streut vorweg Lorbeeren für den A8. (Übrigens handelt es sich hier natürlich nicht um die gleichnamigen AUDI-Limousinen, doch andererseits ist die Parallele zur gehobenen Luxusklasse aus der Welt der PKWs gar nicht so verkehrt …)
Gehen wir allerdings zu Beginn noch einen weiteren Schritt zurück und lernen Paolo kennen, den Vater dieser wunderbaren, geheimnisvollen GRP Instrumente.
GRP A6 Synthesizer
GRoppioni Paolo ist ein in Rom lebender Ingenieur, Keyboarder und Synthesizer-Entwickler, der seit einigen Jahren hervorragende Semi-Modularsysteme in Einzelanfertigung baut. Mein erster Kontakt “passierte” über den GRP A6 Synthesizer, der seinen Weg letztlich leider nicht in mein Studio gefunden hat (denn wer zu lange zögert, der eben verliert, ganz klar).
Schon die Ästhetik des A6 hat mich persönlich überwältigt, sieht das schöne Instrument doch einem Korg PS-3300 sehr ähnlich. Der A6 hat – nomen est omen – 6 VCOs und darüber hinaus noch 3 VCFs, 3 VCAs, 4 Mixer etc. Ein wunderbares Instrument, das natürlich auch über umfangreiches MIDI verfügt und so die Annehmlichkeiten der digitalen Kommunikation beherrscht.
Als nächstes Projekt verwirklichte Paolo (der übrigens ein persönlicher Freund von Synthex-Vater Mario Maggi ist, um es nebenbei zu erwähnen) den deutlich kleiner geratenen GRP A3. Dieses Unikat hat letztlich den Weg in mein Studio gefunden und dient hiermit als Testobjekt sowie als verkleinerter Maßstab für den GROSSEN: Der bereits erwähnte GRP A8 wird Ende August 2008 fertiggestellt, beim Synthesizer Treffen Kufstein erstmals präsentiert und dann in einer Kleinauflage von 20 Stück verkauft. Mehr dazu später.
GRP A3 Synthesizer
Der hier vorgestellte und zu hörende A3 ist ein reiner Analogsynthesizer der Klasse “Nostalgie pur”. Eingepackt in eine wunderschöne Holzchassis verfügt der Kleine über 3 VCOs, 1 VCF, 1 VCA, 2 ENVs, 2 LFOs, RingMod, CrossMod, OscSync, Noise und natürlich MIDI.
Oszillatoren
Jeder der 3 VCOs bietet 6 klassische Wellenformen, die punkto Angebot sehr an den Minimoog erinnern. PWM ist manuell und über ADSR1 sowie LFO1 möglich.
Des weiteren (und dies ist nicht direkt in der VCO-Abteilung ersichtlich) kann man die Pulswelle auch über Aftertouch, Modulation Wheel (!) und LFO2 verändern. Diese letztgenannten Möglichkeiten sind in der LFO2-Abteilung verpackt und gelten für alle VCOs gleichermaßen. Die Oszillatoren bieten 6 Fußlagen (von 2’ bis 64’), verfügen darüber hinaus sogar noch jeweils über TUNE und FINE (Tune) und können über ADSR 1 (positiv und negativ) sowie LFO2 moduliert werden. OSC SYNC ist mit allen 3 VCOs (OSC 1 mit 2/3) möglich, und CROSS MODulation ist zwischen VCO1 und VCO2 erlaubt. Die stimmlichen (Ver)Biegungsmöglichkeiten sind also sehr vielfältig.
Filter
Das VCF ist ein klassisches LowPass Filter mit den handelsüblichen Einstellungen für Frequency, Resonance, Keyboard-Tracking und Envelope-Amount (eigene ADSR, pos und neg). Wie auch bei den Oszillatoren gibt es beim Filter weitere Modulationsmöglichkeiten, die in der LFO2-Abteilung zu finden sind: AFTertouch, MOD Wheel und LFO2 können die Filter-Eckfrequenz beeinflussen.
VCA
Die Verstärkung des klanglichen Materials ist ein sehr wichtiger Schritt (und zuweilen auch Gradmesser) zur auditiven Qualität. Dies ist eine banale und vielleicht sogar wenig intelligent klingende Formulierung, doch worauf sie hinaus will: Vielen Musikern wird die Bedeutung eines guten VCAs erst dann klar, wenn sie ein entsprechend hochwertiges Modul erstmals zur Verfügung haben und die einhergehende klangliche Veränderung bewußt wahrnehmen. Ein guter VCA macht mehr als “Klang laut” bzw. “Klang leise”. Er formt den Klang in all seinen dynamischen Möglichkeiten, was so viel bedeutet wie: Laute Signale bekommen mehr Schalldruck, bleiben jedoch “angenehm” hörbar und übersteuern nicht. Leise Signale hingegen verschwinden bzw. verwässern nicht, sondern bleiben auch bei geringem Schalldruck sehr präsent, äußerst präzise und klar differenzierbar. Beim GRP A3 kommt ein zumindest sehr guter VCA zum Einsatz, dessen Envelope auch entsprechend positiv zum angenehmen Klangverhalten des Instruments beiträgt. An dieser Stelle sei das Soundbeispiel Nummer 8 (TripleSequ) zur auditiven Beweisführung empfohlen. Trotz des abgesofteten und an sich “ruhigen” Klangverhaltens ist dennoch viel Dynamik, Klangdruck und ein sehr energisches Verhalten der Hüllkurve zu hören.
Extras
Nun, was gibt es noch zu sagen? Ein Ringmodulator ist immer sehr willkommen, stufenlos zumischbares Noise ebenso.
Der GRP A3 bietet auch Portamento und den allseits beliebten A=440 Hz Testton. Zwei LFOs, eine einstellbare Pitch Bender Range sowie MIDI runden die Möglichkeiten ab.
MIDI umfasst die Einstellung des MIDI-Kanals, das Erkennen von Aftertouch-, Mod Wheel- und Bender-Informationen
Klang
Der GRP A3 Synthesizer ist ein hochwertiger Analogsynthesizer. Die VCOs sind sehr stimmstabil (was, zugegeben, nicht immer das “Maß der Dinge” sein muss), das Filter ist “klassisch” sägend und der VCA bringt jene satte Klangtiefe in den Sound, die man bei so manchen modernen (digitalen, zuweilen aber auch analogen) Synthesizern durchaus etwas vermisst. Simple, vollmundige Bass- und Sequenzer-Klänge sind ebenso (leicht) machbar wie interessante experimentelle Kreationen, die sich mittels CrossModulation, OscSync, RingModulation, 2 LFOs und über die Einspeisung von entsprechenden MIDI-Controller-Signalen (wie Aftertouch oder ModWheel bzw. PitchBend) erzeugen lassen.
Das ganze Paket gibt es mit hervorragender Hardware im herrlichen Edel-Nostalgie-Look. Zugegeben, mit den Potis hatte ich innerhalb kurzer Zeit überraschende Probleme, doch die Sache wurde gelöst und hatte auch etwas Gutes: Beim großen A8 kommen nun jene Drehregler zum Einsatz, wie sie auch in den Synthesizers.com Modularsystemen zu finden – und von hervorragender Qualität – sind. Aus Erfahrung wird man eben schlau…
Da der GRP A3 jedoch – wie schon der GRP A6 – ein Einzelstück ist, lohnt es sich an dieser Stelle, den in Kleinstserie geplanten GRP A8 vorzustellen. Zwar wird dieses Monstersystem nicht unbedingt ein „Schnäppchen” sein (obwohl, in Anbetracht der geboteten Hardware und Module: eigentlich schon), doch wird es sicher für den einen oder anderen Klangtüftler die Erfüllung eines Lebenstraumes darstellen: Ein nagelneues, vollwertiges, analoges (Semi)Modularsystem mit MIDI, CV/Gate und umfassendsten klanglichen Möglichkeiten samt analogem Sequenzer.
Vorschau auf den GRP A8 Synthesizer
Die Klangbeispiele des zuvor vorgestellten A3 sind in etwa ein Richtungshinweis, welche Klangfülle beim A8 zu erwarten ist. Beim Großen hat men eben – so ungefähr – zwei komplette A3 im Stereopack, wobei jede Synthesizer-Einheit sogar deutliche Zugaben hat und für sich schon viel mehr kann als der A3 selbst.
Der GRP A8 ist ein sehr großzügiges (Semi)Modularsystem und verfügt über folgende Module:
- 6 VCOs (Aufbau der Oszillatoren wie beim GRP A3)
- 6 Sub-Oszillatoren (!), schaltbar 1 od. 2 Oktaven tiefer
- 2 VC LFOs (gleiche Schaltkreise wie die VCOs, daher in Summe 8 Oszillatoren und der Name „GRP A8“)
- 3 ADSR
- 4 DAHDSR (6 stufige Hüllkurven für Filter und VC LFOs)… „una bomba“, wie Paolo meint
- 4 VCF (2x Moog, 2x Oberheim), je 2 seriell oder parallel
- 2 Fixed Filter Banks mit je 14 Frequenzreglern (im Stile von Moog 914)
- 9 VCAs gesamt
- 1 Auto Pan Stereo Modul
- 1 Sequenzer – 2×8 Steps (parallel) oder 1×16 Steps (seriell)
- 2 x Portamento
- 1 x Sample&Hold
- 2 x Ring Mod & Noise
- 1 extra LFO mit WodWheel / Aftertouch Einheit (wie auch beim GRP A3)
- MIDI (Note on / off, Pitch Bend, Mod Wheel, Aftertouch, Velocity, Sustain, Midi Clock) und CV-Inputs
- Balanced / Unbalanced Audio Outputs
Grundsätzlich kann sich das A8 System „wie 2 parallele Synthesizer“ vorstellen, was Analogfreaks sicher schon mal aufhorchen lässt. Wir kennen es seit Korgs Maxikorg (800DV) oder Oberheims 2-Voice / 4-Voice, oder auch von Rolands System-100, welch lebendige Klangwelten mit 2 parallelen Synthesizer-Einheiten geschaffen werden können (die weit über das Klangpotential eines herkömmlichen, monophonen Modularsystems hinausgehen).
Besonders schön ist natürlich auch die Tatsache, dass beim GRP A8 – anders als beim kleinen GRP A3 – nicht nur MIDI zur Verfügung steht, sondern – wenn auch etwas eingeschränkt – CV (und Gate). So lassen sich die wichtigsten Klangbausteine (VCO, VCF) mit externen CV-Spannungen versorgen. Für all jene, die z.B. schon ein Modularsystem haben (sei es von Doepfer, Roland, ARP oder sonst jedweder Firma), lässt sich somit “Analoges mit Analogem” verbinden und verschachteln, während z.B. nur die Tonhöhe fest über MIDI gesteuert wird (oder auch nicht, je nach Wunsch). Die “Verbindung beider Welten” erscheint mir besonders wichtig, da man so im Studio mehr kreative Freiheit und Flexibilität gewinnt. Dies scheint zwar durch das Festlegen der Module beim GRP A8 sicherlich von vornherein etwas eingeschränkt, doch ist das Angebot der Klang- und Performance-Bausteine so umfassend, dass nur sehr wenige, exotische Wünsche unerfüllt bleiben dürften
Der GRP A8 wird nach letzten Gesprächen mit Paolo ca. 5500 Euro kosten (Stand 17. Juli 2008), 127x58cm groß sein (B/H) und in einer Auflage von 20 Stück hergestellt. Zu sehen, testen und hören gibt es den GRP A8 erstmals beim Synthesizer Treffen Kufstein am 30. und 31. August 2008, wo auch Paolo Groppioni (sowie der bekannte italienische Synth-Schreiber Enrico Cosimi) vor Ort sein werden. Für jegliche Konversation mit Paolo wird jedoch die Mitnahme eines italienischen Wörterbuches dringend empfohlen, denn der Römer kann weder Deutsch noch Englisch. Seine handwerklichen Fähigkeiten bzw. seine GRP Synthesizer sind hingegen exzellent …
Interessanter Test. Nur die Fotos haben einen kleinen Schönheitsfehler: die später hinzugefügten DOF-Effekte sind ziemlich unrealistisch.
Ja, stimmt absolut…
Beispiel Nr. 5 fand ich sehr beeindruckend.
Den Preis für das Halbmodularsystem finde ich sehr akzeptabel, obwohl mein Finanzrahmen davon gesprengt wird. Obwohl ich also aus dem pot. Kundenkreis herausfalle, zwei Wünsche:
==> Ein Modul zum Sättigen/Übersteuern mit einem modulierbaren Klangparameter.
(Filtersweeps und "brutale" Klänge profitieren davon)
==> Wenn dazu einer der "la bomba"-DAHDSR nur als ADSR ausgeführt wäre, aber mit schaltbaren Flankensteilheiten für ADR: Das wäre sehr super.
Wie kommt man bei einem so umfangreichen Halbmodularen eigentlich ohne Mischermodule aus?
… zur Frage nach den Mixern: Jedes Klangmodul (VCO, RingMod, Noise…) hat sein eigenes Volume-Poti, so gesehen kommt man punkto Audioquellen ohne separaten Mischer aus. Danke für den Hinweis zur schaltbaren ADR, werde das Paolo vorschlagen. Kannst du Punkt 1 (Modul zu Sättigung…) genauer erklären, vor allem was der "eine modulierbare Parameter" wäre? Danke…
… Nachtrag und Korrektur zu den Mixern: Es gibt für Upper und Lower eigene Mixer. Sehr wichtig, denn hier sind auch die SubOszillatoren und RingMod sowie Noise mischbar…
Gibt es denn große Unterschiede zum z.B. Macbeth M5 System?
Sagen wir mal so: 6 Oszillatoren, 4 Filter, vor allem aber die doppelte Fixed Filter Bank und der analoge Sequenzer, dann die ungewöhnlichen Hüllkurven… letztlich vor allem aber die Tatsache, dass man hier ein duophones System mit zwei kompletten, unabhängigen Synthesizern (Upper und Lower) hat. Punkto Flexibilität und musikalischen Möglichkeiten ist das natürlich eine andere Liga, wobei das MacBeth M5 System sicher durhc bessere Patchmöglichkeiten punkten kann. Wenn der GRP A8 fertig ist, wird ein eigener Testbericht nachgereicht, dann kann man sich ein genaueres Bild machen…
@Bloderer Danke, das stimmt natürlich.
Bin gespannt auf den Bericht.
Hallo zusammen, habe gestern bei Theo den A8 antesten dürfen. Unglaublich!!!! Klanglich und technisch absolut überragend. Vor allem der eingebaute Sequenzer hat mich vollkommen überzeugt. Die Kombination aus Midi und CV/Gate ist perfekt gelungen. Aber auch ansonst hat der Sequenzer jede Menge Featurres die ihn deutlich aus der Masse der Analogsequenzer abhebt. Warte jetzt sehr, sehr gespannt auf mein Exemplar im Oktober. :-)))
„Paolo der übrigens ein persönlicher Freund von Synthex-Vater Mario Maggi ist.“
Warum überraschen die beiden uns nicht mal schwer und legen den Synthex wie auf ?