Blau wie der Himmel!
Bei der Hagstrom Adina handelt es sich um eine eigenständige E-Gitarre, die mit einem Hauch von Vintage in verschiedenen Finishs auf einen flexiblen Rocksound setzt.
Inhaltsverzeichnis
Der Hintergrund der Hagstrom Adina
Es ist heutzutage in der Tat nicht leicht, etwas Neues in Sachen E-Gitarre auf den Markt zu bringen. Gerade wenn es um die Optik geht, ist so ziemlich alles bereits ausgeschöpft worden, was man sich nur vorstellen kann. Also geht man entweder hin und kopiert einen der großen Klassiker und ändert sie marginal ab oder aber man verwendet ein völlig überdrehtes Finish, was extrem polarisiert und somit zwar auffällt, sich aber in der Spielergunst nur selten durchsetzt.
Hagström hat es nun tatsächlich geschafft, eine Eigenständigkeit in ein Modell zu bringen, das auf den Namen Adina lautet und eine dezente, aber auch wirklich nur dezente Parallele zur Fender Jazzmaster aufweist. Dies ist wohlgemerkt nur in Sachen Corpus-Shaping zu sehen, alles andere unterscheidet sich von dem amerikanischen Produkt in vielen Details.
Die Konstruktion der Hagstrom Adina
Es ist auf den ersten Blick gar nicht mal so einfach, sich ein Bild von der präferierten Stilrichtung zu machen, für welche die Hagstrom Adina infrage kommen würde. Wenngleich einige Punkte für den Bereich „Surf“ sprechen, sind andere Bereiche mehr in Richtung „Alternative“ oder auch die verschiedenen Stilrichtungen des Rocks einzuordnen. Die gesamte Optik und auch die jeweiligen Detaillösungen der Hagstrom Adina lassen auf eine schnörkellose Konstruktion schließen, die sich in vielen Musikrichtungen zu Hause fühlen wird.
Mit knapp 4,2 kg Gewicht haben wir es bei der Konstruktion, bei der der geschraubte Hals aus Ahorn und der Korpus aus Mahagoni besteht, in der Tat mit einem echten „Männerinstrument“ zu tun. Ich persönlich bin aufgrund des damit einhergehenden Schwingungsverhaltens bekanntermaßen ein großer Fan von schweren Instrumenten, aber ich bin mir durchaus bewusst, dass dieses Gewicht nicht bei allen Gitarristen auf große Zuneigung stoßen wird.
Die Hagstrom Adina wartet tatsächlich mit einer Reihe feinsinniger Details auf, die ihr eine unverwechselbare Identität verleihen und den Charakter des Instruments maßgeblich prägen. So wird diese in China hergestellte Gitarre mit dem fortschrittlichen Dual Action H-Expander Trussrod ausgestattet – einem innovativen, an einen Miniatur-H-Träger angelehnten Bauelement, das dem Hals eine bemerkenswerte Stabilität verleiht. Gleichzeitig erlaubt dieser Mechanismus eine außergewöhnlich präzise und flexible Anpassung, sodass selbst feinste Korrekturen der Halskrümmung möglich sind.
Eine weitere technische Raffinesse ist das Griffbrett aus Resinator-Holz, einem hochentwickelten, patentierten Verbundmaterial. Es besteht aus mehreren im Vakuum verleimten Holzschichten, die harmonisch vereint sind, um den unverwechselbaren satten Klang des legendären Black-Beauty-Ebenholzes zu simulieren. Dank dieser aufwendigen Konstruktion erreicht das Resinator-Holz sehr gute Resonanzeigenschaften und unterstützt so die Klangfülle und Tiefe des Instruments. Beide dieser technischen Innovationen sind markenrechtlich geschützt und nur unter Lizenz nutzbar.
In Sachen Lackierung wird es wohl keine zwei Meinungen geben. Das wirklich sehr schöne Blau im Zusammenspiel mit der Riegelahrendecke hinterlässt optisch einen ansprechenden Eindruck, der durch den sehr stylischen Pickguard, der sogar durch die Tonabnehmer kurz unterbrochen wird, nochmals verstärkt wird. Was eventuell nicht unbedingt bei jedem Musiker auf Gegenliebe stoßen dürfte, ist die Kombination eines weißen Halses mit einem cremefarbenen Binding. Ich weiß, die Geschmäcker sind unterschiedlich und Hagstrom wird seine Gründe haben, den Hals weiß zu lackieren. Allerdings ist diese Kombination für mich nicht ganz so ansprechend. Dies ist aber wie gesagt eine rein subjektive Aussage und hat überhaupt nichts mit der Qualität der Gitarre zu tun. Neben der auf dem Testinstrument aufgebrachten „Blue Sky“ Lackierung gibt es das Instrument auch noch in den Finishs Creme, Purple Burst und Dark Storm.
Wie bei zahlreichen anderen Modellen hat sich Hagstrom auch bei der Adina für eine lange Mensur von 648 mm entschieden. Diese Maßgebung verleiht dem Instrument einen vollen und kräftigen Klangcharakter: Die Bässe klingen voluminös und satt, die Höhen klar und prägnant, während die Mitten eine dezente Zurückhaltung bewahren. Das Griffbrett ist mit 22 Medium-Jumbo-Bünden ausgestattet, zwischen denen Griffbretteinlagen aus echtem Perlmutt gesetzt sind – einem Material, das aus den Schalen verstorbener Muscheln gewonnen wird. In Zeiten, in denen auch Hagstrom selber hochwertige Alternativen wie das Kunstharzmaterial Perloid anbietet, bleibt es letztlich jedem Spieler überlassen, welcher Variante er den Vorzug gibt.
Mit einer Halsdicke von 19 mm am ersten Bund, 20,5 mm am zwölften Bund, einem Griffbrettradius von 15 Zoll und einer Sattelbreite von 43 mm (aus GraphTech Black Tusq XL) bietet die Adina ein ausgewogenes, komfortables Spielgefühl, das die meisten Musiker mühelos annehmen dürften.
Auch bei der Hardware geht Hagstrom konsequent eigene Wege: Die Adina ist mit einer speziell entwickelten Hagstrom Wrap-Around-Bridge mit „Wide Reach Intonation“ ausgestattet. Diese massive Konstruktion besticht durch ihre außergewöhnliche Stabilität und stellt eine deutliche Weiterentwicklung dar. Die früheren Herausforderungen mit älteren Wrap-Around-Bridge-Designs, bei denen klappende oder wackelige Blöcke und justierbare Madenschrauben oft Probleme bei der Oktavreinheit bereiteten, gehören hier der Vergangenheit an. Ebenso bietet das Instrument geriffelte 15:1 Gear Ratio Locking Machine Heads, die nicht nur in Sachen Stimmstabilität überzeugen, sondern auch als markanter Bestandteil der Hagstrom-Optik etabliert sind und ein klares Alleinstellungsmerkmal im Tuner-Bereich darstellen.
Die Pickups der Hagstrom Adina
Die Hagstrom Adina setzt im Bereich der Pickups auf ein einzigartiges, sorgsam abgestimmtes System, das gezielt auf vielseitigen und druckvollen Sound ausgerichtet ist. In der Halsposition befindet sich ein Hagstrom P-50 im P-90-Stil, der als Medium-High-Output-Tonabnehmer kalibriert ist und über eine Wicklung von 10,32 kOhm verfügt. Der Bridge-Pickup hingegen ist ein Hagstrom Custom 60 Humbucker mit High-Output und einer erhöhten Wicklung von 13,8 kOhm, wodurch er als kraftvoller, dynamischer Stegtonabnehmerein hohes Durchsetzungsvermögen bietet.
Während der Custom 60 Humbucker den klassischen Charakter eines High-Output-Humbuckers mit starkem Attack und betonter Klangfülle aufweist, liefert der Hals-Pickup P-50 eine wärmere, aber ebenfalls energiereiche Ansprache. Mit seiner Wicklung von über 10 kOhm geht der P-50 weit über das übliche Vintage-Niveau von etwa 7-8 kOhm hinaus, wodurch er mehr Druck und Präsenz als ein traditioneller Singlecoil-Pickup im Fender-Stil bietet, aber gleichzeitig eine subtilere Ansprache als ein typischer Humbucker entfaltet.
Die Klangregelung erfolgt über zwei Hagstrom „H“ Barrel Knurled Brass Knobs (verchromt), die sowohl für Volume als auch Tone eingesetzt werden. Diese Regler sind angenehm schwergängig und erlauben eine sanfte, gleichmäßige Steuerung des Klangs. Der Volume-Regler ist darüber hinaus mit einer R/C-Schaltung versehen, die eine harmonische Anpassung der Lautstärke ermöglicht, ohne dabei den Toncharakter zu beeinträchtigen.
Die Hagstrom Adina in der Praxis
Handling der Hagstrom Adina
Beim ersten Berühren der Hagstrom Adina offenbart sich sofort ihr hervorragendes Schwingungsverhalten, das durch ein außergewöhnlich stabiles und gleichmäßiges Sustain besticht. Über das gesamte Griffbrett hinweg schwingt der jeweilige Ton gleichmäßig aus – ohne jegliche Abbrüche und das von den tiefen Bassfrequenzen bis hin zu den brillanten Höhen der Diskantsaiten in den höchsten Lagen. Die massive Bauweise und die präzise Materialwahl verleihen dem Instrument eine schnelle Ansprache und ein gerade für einen geschraubten Hals bemerkenswertes Sustain, das durch die robuste, sorgfältig konstruierte Brückenhalterung zusätzlich verstärkt wird.
Klangbeispiele & Sounds der Hagstrom E-Gitarre
Durch die lange Mensur erhält die Hagstrom Adina einen kraftvollen, präsenten Spielcharakter, der je nach Präferenz als inspirierend oder gewöhnungsbedürftig empfunden werden kann. Spieler, die an das Handling einer Stratocaster gewöhnt sind, werden sich in der Spielposition der Adina sofort wohlfühlen, während Musiker, die kürzere Mensuren bevorzugen, möglicherweise eine kleine Eingewöhnungsphase benötigen. Dennoch sorgt die Hagstrom Adina mit ihrer durchdachten Ergonomie und sehr guten Bespielbarkeit für ein ausgewogenes Spielgefühl, das sowohl Stratocaster-Liebhabern als auch Spielern kürzerer Mensuren ein vertrautes Handling ermöglicht.
Was mir als i-Tüpfelchen sehr gut gefällt, ist dass der Pickup in der Stegposition über eine Singlecoil-Schaltung verfügt. Damit nimmt die Flexibilität der Gitarre als zwei Singlecoil-Tonabnehmer-Variante noch einmal gerade im Crunch-Bereich deutlich zu. Die Klangbeispiele wurden mit dem Hughes & Kettner Triamp MK III, einer Marshall 412er Box mit Celestion G12 75T und zwei Shure SM57 Mikrofonen erstellt.
Was für ein goiles Toil! *sabber*
P90 am Hals und Humbucker am Steg ist einfach ne feine Kombination, die Korpusform ist wie „Jazzmaster in radikal“, kein Tremolo und dann noch diese wunderschöne Farbe!
OK, mir wäre eine separate Brücke und Saitenhalter lieber gewesen, aber irgendwas ist eben immer.
@chardt Hi!
stimmt, ich hab bei meiner 20 Jahre alten epi les Paul auch einen p90 mässigen Pickup oben und unten einen Slash Seymour Duncan Humbucker. hab die aber an einen Freund verkauft. wird leider nix mehr mit dem Gitarrelernen bei mir fürchte ich. bin mehr der synthfreak und Trommler. :-)