Straight Rocker from the North!
Bei der Hagstrom Megin handelt es sich um eine Double-Cut E-Gitarre, die es in verschiedenen Finishs auf einen zeitlosen, klassischen Rocksound abgesehen hat. Wir haben sie ausführlich getestet!
Inhaltsverzeichnis
Hintergrund der Hagstrom Megin E-Gitarre
Nur wenige Menschen, meine Person eingeschlossen, hätten gedacht, dass die schwedische Firma Hagstrom, nachdem sie vor einigen Dekaden doch relativ stark in der Versenkung verschwunden war, in den letzten Jahren einen dermaßen steilen Aufstieg an den Tag legen würde. Dies ist zu einem nicht unerheblichen Teil der Tatsache geschuldet, dass die Band Ghost in den letzten Jahren einen kometenhaften Aufstieg hingelegt hat und zusammen mit der Firma Hagstrom eine Signature-Gitarre entworfen hat, die ungemein zur Popularität der schwedischen Firma beigetragen hat.
Trotz des großen Erfolges in der Stilrichtung Metal, wobei man bei der Band Ghost musikalisch beim besten Willen nicht von Metal sprechen kann, liegt die Basis der schwedischen Firma eindeutig im Rock. So verwundert es auch nicht, dass mit der Hagstrom Megin eine Gitarre auf den Markt gekommen ist, die in Sachen Rock klassischer gar nicht angesiedelt sein könnte. In der nordischen Übersetzung als „Magie, Stärke und Macht“ bezeichnet, erinnert die Hagstrom Megin ein wenig an den Double-Cut-Klassiker von Gordon Smith oder auch die Les Paul Junior Double-Cut, nicht ohne jedoch genügend Eigenständigkeit an den Tag zu legen.
Die Konstruktion der Hagstrom Megin
Wahrscheinlich wird den meisten Gitarristen bei dem Anblick des Instrumentes als erstes die Worte „Straight Rocker“ durch den Kopf jagen. Die gesamte Optik und auch die jeweiligen Detaillösungen lassen auf eine schnörkellose Konstruktion schließen, die sich in vielen Musikrichtungen zu Hause fühlen wird. Mit 3,5 kg Gewicht ist die Konstruktion, bei der sowohl der Hals als auch der Korpus aus Mahagoni gefertigt sind, durchaus in einem ambitionierten Gewichtsegment zu Hause, allerdings ohne dass man wirklich von einem schweren Instrument sprechen kann.
Obwohl die Hagstrom Megin auf den ersten Blick eine deutliche Ähnlichkeit zu anderen Double-Cut-Gitarren erkennen lässt, offenbart sie bei genauerem Hinsehen raffinierte Details, die ihr eine ganz eigene Identität verleihen. Das in China gefertigte Instrument besticht beispielsweise durch den innovativen Dual Action H-Expander Trussrod. Dieses ausgeklügelte Bauelement, vergleichbar mit einem Miniatur-H-Stahlträger, verleiht dem Hals eine beeindruckende Stabilität und bietet zugleich hervorragende Möglichkeiten zur präzisen Justierung. Eine weitere Besonderheit ist das Griffbrett aus Resinator-Holz, einem hochentwickelten Verbundstoff, der aus mehreren im Vakuum verleimten Holzschichten besteht. Diese Konstruktion soll die klanglichen Eigenschaften des legendären Black Beauty Ebenholzes nachahmen und bietet somit exzellente Resonanzeigenschaften. Beide dieser technischen Finessen sind natürlich markenrechtlich geschützt und dürfen nur unter Lizenz verwendet werden, was die Exklusivität der Hagstrom Megin zusätzlich unterstreicht.
Das durchgehend schwarz lackierte Instrument ist in der Tat hervorragend verarbeitet. Insbesondere so schwierige Punkte wie das mehrteilige Binding, was nach wie vor per Hand eingelegt werden muss und am oberen Teil des Korpus und der Kopfplatte angebracht wurde, ist sehr sauber verarbeitet und verläuft absolut gleichmäßig. Dies ist insofern erwähnenswert, da das Instrument gerade mal mit einem Verkaufspreis von 639,- Euro zu Buche schlägt, was in dieser Preisklasse natürlich nur durch chinesische, beziehungsweise anderweitig asiatische Fertigung umzusetzen ist. Neben der auf dem Testinstrument aufgebrachten „Black Gloss“-Lackierung gibt es das Instrument auch noch in den Finishs Creme, Gray Burst und Aged Sky Blue.
Interessanterweise hat sich Hagstrom bei dem Megin auf die lange Mensur von 648 mm festgelegt und weicht dadurch von den meisten anderen Double-Cut-Gitarren deutlich ab, die in der Regel die kurze Mensur von 625 mm bevorzugen. Dadurch ist der Klang generell etwas stärker in den Bässen, etwas prägnanter in den Höhen und etwas zurückhaltender in den Mitten. Als Griffbretteinlagen zwischen den 22 Medium-Jumbo-Bünden kommt das Kunstharzmaterial Perloid zum Einsatz, einem Kunststoff, der optisch an Perlmutt angelegt ist und eine streifige „Maserung“ aufweist. Mit einer Halsdicke 19 mm am 1. Bund (ohne FB, Klarlack), 20,5 mm am 12. Bund (ohne FB, Klarlack), einem Griffbrettradius von 15“ und einer Sattelbreite von 43 mm (GraphTech Black Tusq XL) bewegt sich das Instrument in einem moderaten Rahmen und sollte von den meisten Playern problemlos angenommen werden.
In Sachen Hardware verfolgen die Schweden auf der Megin ebenfalls ihren eigenständigen Kurs, indem sie eine Hagstrom Wrap Around Bridge mit „Wide Reach Intonation“ Brücke verwenden. Die Brücke überzeugt mit einer sehr massiven Verarbeitung und hat vor allem nichts mehr von diesem Wackelkandidaten, den man früher bei dieser Art der Brückenkonstruktion zum Teil vor sich hatte. Ich erinnere mich noch gut an die nach hinten oben wegklappenden Blöcke, die einen ziemlich schlabbrigen Eindruck hinterließen, da man mit den zwei Madenschrauben ganz nach vorne fahren musste, um die Oktavreinheit einigermaßen hinzubekommen. Auch die geriffelten 15:1 Gear Ratio Locking Machine Heads bieten ein Alleinstellungsmerkmal im Bereich der Tuner und sind seit geraumer Zeit ein fester Bestandteil der Hagstrom Optik.
Die Pickups der Hagstrom Megin
Einmal mehr setzt Hagström in Sachen Pickups auf eine eigene Lösung. So findet man bei der Hagstrom Megin am Hals einen Hagstrom Custom 62 (Medium Output – kalibriert – 8,2 K) Humbucker und am Steg einen Hagstrom Custom 62 (High Output – kalibriert – 13,8 K) Humbucker. Beide Pickups sitzen in zum Binding optisch passenden chrome-farbenen Rahmen. Die insgesamt zwei Hagstrom “H” Barrel Knurled Brass Knobs (Chrome Plated) Volume- und Tone-Regler sind übrigens angenehm schwergängig und ermöglichen einen gleichmäßigen Regelweg, wobei die Volume-Regler über eine R/C-Schaltung verfügt.
Die Hagstrom Megin in der Praxis
Beim ersten Handkontakt mit der Hagstrom Megin fällt unmittelbar das exzellente Schwingungsverhalten auf, das durch ein außergewöhnlich stabiles und gleichmäßiges Sustain überzeugt. Über das gesamte Griffbrett hinweg bleibt der Ton ohne Aussetzer bestehen, von den tiefen Bass- bis zu den hohen Diskantsaiten in den oberen Lagen. Das Instrument spricht durch seine massive Bauweise und die hochwertige Materialauswahl schnell an und verfügt über eine beeindruckend lange Tonhaltedauer, die durch die stabile Brückenhalterung maßgeblich unterstützt wird.
Hagstrom E-Gitarre Handling & Bespielbarkeit
Für Spieler, die mit einer traditionellen Double-Cuts vertraut sind, wird die Kombination aus dem klassischen Spielgefühl einer DC und der langen Mensur auffallen. Die verlängerte Mensur bringt einen neuen haptischen Charakter mit sich, der abhängig von persönlichen Präferenzen sowohl positiv als auch ungewohnt wirken kann. Spieler, die von einer Stratocaster kommen, werden sich in dieser Spielposition eher zu Hause fühlen, während Musiker, die kürzere Mensuren gewohnt sind, möglicherweise etwas Umgewöhnung benötigen. Nichtsdestotrotz zeigt die Hagstrom Megin durch ihre exzellente Bespielbarkeit ein ausgewogenes Handling für beide Spielertypen.
Hagström Megin Klangbeispiele & Sounds
Wer mich kennt, weiß, dass ich immer einen besonderen Wert auf die verwendeten Tonabnehmer lege. Daher war ich auch sehr daran interessiert, wie Hagstrom diese Situation mit den hauseigenen Tonabnehmern gestaltet. Ich muss zugeben, ich bin positiv überrascht, insbesondere wenn man sich einen klassischen Rocker vor Ohren führt. Das Instrument, das durch die Keramikmagnete sehr stark in seinem Klangverhalten geprägt wird, hinterlässt wirklich einen sehr guten Eindruck, von leichtem Crunch bis hinauf zu fast High-Gain.
Ob man mit dieser Gitarre Metal spielen möchte, sei einmal dahingestellt. Ich bin mir relativ sicher, dass es hierfür Alternativen gibt. Allerdings alles, was von Blues über Rock bis hinauf zu heftigem Hard-Rock gespielt wird, wird mit diesem Instrument hervorragend bedient. Straight ohne Schnörkel, gepaart mit der nötigen Portion Eigenständigkeit. Insgesamt zeigt sich die Hagstrom Megin als hochwertige, vielseitige Rockgitarre, die auch in Blues- und Rock-Genres klanglich überzeugen kann. Sie stellt eine interessante Alternative zu etablierten Modellen dar und begeistert durch ihre sorgfältige Verarbeitung und die guten Pickups. Wer ein Instrument mit hoher klanglicher Flexibilität, handwerklicher Präzision und hervorragenden Tonabnehmern sucht, ist mit der Hagstrom Megin bestens beraten.
Die Klangbeispiele stammen von einem Hughes&Kettner Triamp MK3 in Kombination mit einer Marshall 412 und zwei Shure SM57.
Wer ist ist gordon smith?
@Numitron Gittarenbau = GS1, wie ich finde, eine elegante E-Gitarre mit angenehmer Einfachheit und Klangcharakter😇
@CDRowell danke! bin mehr der synthfreak. 😎
@Numitron MiToo😂 Jedoch ohne Besorgnis ggü. der Gitarre…
Ich habe mir vor einiger Zeit einen Hagstrom FXB-530 Bass gebraucht zugelegt und kann alle deine Erkenntnisse auch so bestätigen.
Eigenständiges Design, gute Verarbeitung, schöne, gut funktionierende Hardware und gut klingende Pickups ( der FXB-530 ist mit einem Humbucker am Steg und einem Singlecoil am Hals bestückt).
Trussrod und Griffbrett ist hier auch wie von dir beschrieben ausgeführt.
Alles in allem ein prima Instrument mit tollem Preis/Leistungsverhältnis.
“ Eine weitere Besonderheit ist das Griffbrett aus Resinator-Holz, einem hochentwickelten Verbundstoff, der aus mehreren im Vakuum verleimten Holzschichten besteht. Diese Konstruktion soll die klanglichen Eigenschaften des legendären Black Beauty Ebenholzes nachahmen und bietet somit exzellente Resonanzeigenschaften. Beide dieser technischen Finessen sind natürlich markenrechtlich geschützt und dürfen nur unter Lizenz verwendet werden, was die Exklusivität der Hagstrom Megin zusätzlich unterstreicht.“
Soviel Unsinn in einem Paragraphen ist wahrlich eine Leistung.
@kinsast Was ist deiner Meinung nach daran Unsinn?
Die Klangbeispiele sind echt fies. Mit dem Amp klingt wahrscheinlich auch ein Blumendraht auf nem Besenstiel richtig geil ^^…. Haben mich echt überzeugt die Beispiele, und zwar alle!…. (Kommt ganz schön plexig daher, kann das sein?)
@Atarikid In der Tat hat der Triamp 2 Kanäle, welche sich stark an Marshall anlehnen, allerdings hat der Amp nicht die alte Bassman Schaltung. Die Soundbeispiele 3 und 4 sind mit diesen Kanäle eingespielt worden.
Es sind auch die beiden Kanäle, welche von mir am häufigsten in Produktionen und Live genutzt werden.
🔥😎
@Axel Ritt glaub ich gerne, klingt irre! 👍
Wie sieht das mit der Kopflastigkeit im Sitzen und am Gurt aus? Hat die lange Mensur da Auswirkungen auf das Gleichgewicht? Ansonsten sieht das klanglich, technisch und optisch echt gut aus und deckt sich ziemlich mit den Erfahrungen meines Band-Kollegen mit seiner Hollow Body Hagstrom.
@Modellwelle Da der vordere Gurtpin am oberen Horn angebracht ist, gibt es mit Kopflastigkeit keine Probleme.
Wäre er wie bei einer SG mittig am Halsfuß platziert, könnte es anders aussehen.