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Test: Hagstrom Pat Smear Signature, E-Gitarre

Pat Smears Erbe - von Foo Fighters bis Nirvana

7. September 2021

Hagstrom Pat Smear E-Gitarre

Pat Smear ist eine Legende. Nicht unbedingt eine, deren Name jedem ein Begriff ist. Aber Pat half bei Nirvana aus. Er gab den Red Hot Chili Peppers damals den Mittelfinger, als die nach einem Ersatz für John Frusciante suchten. Er prägte mit den Germs den amerikanischen Punk und wurde von Dave Grohl nach Cobains Selbstmord mit ins Boot bei den Foo Fighters geholt. Pat Smear ist also ein echtes Urgestein der amerikanischen Rockszene. Eins, das ähnlich wie Dave nicht an den Drogen kaputtgegangen, sondern klar und geerdet geblieben ist. Er ist auf der Nirvana Unplugged zu hören sowie der (meiner Meinung nach besten) Foo Fighters Platte Wasting Lights. Kurz gefasst: Pat Smear hat ein paar Geschichten zu erzählen.

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Und: Pat Smear ist ein hervorragender Gitarrist. Nicht im Sinne von John Mayer oder Dean Lamb, sondern jemand, der es schafft, nur mit wenigen Chords unverkennbar wie er selbst zu klingen. Bevor wir uns also demnächst die heiß erwartete Ultra Max Serie von Hagstrom ansehen, dachten wir, werfen wir den Blick auf ein unterschätztes, aber sehr starkes Hagstrom Signature Modell – die Pat Smear.

Hagstrom Pat Smear Signature – Facts & Features

Eine Pat Smear Signature ist sicher keine feine, leichte Tele, sondern eben eine Solidbody SG-inspirierte Doublecut mit silberner Hardware und bissiger Optik. Schnittiges Design, das mir auf den ersten Blick gut gefällt. Was mir auf dem ersten Blick auch auffällt – das Gewicht. Mit fast 7 kg ist das gute Stück dann doch ein bisschen schwer. Aber sei’s drum.

Am Korpus und am Hals haben wir es gleichermaßen mit mehrteiligem Mahagoni zu tun. Zweiundzwanzig Jumbo-Bünde und eine Sattelbreite von 42 mm gibt’s obendrauf. Der Hals hat einen ordentlichen C-Shape, will also heißen: Da ist durchaus Grip nötig. Die ersten Assoziationen mit einer SG verfliegen also – die Hagstrom Pat Smear fühlt sich nicht an wie eine SG, weder vom Grip her, noch vom Gewicht. Bei dem Griffbrett der Gitarre ist zusätzlich auch Resinator-Holz verbaut – wie bei anderen Hagstroms auch. Zweck hierbei ist es, die Obertöne mehr hervorzuheben. Bei ordentlich Gain sorgt das für eine sehr transparente Ansprache bei Akkorden – zumindest auf dem Papier. Näheres hierzu im Praxisteil.

Test: Hagstrom Pat Smear Signature, E-Gitarre

Also – keine SG, schwer, ordentlich Grip, Ahorndecke, Mahagonihals und Mahagonikörper. Mit 628 mm ist die Mensur etwas kürzer als gewohnt und wie bei so ziemlich jeder anderen Hagstrom ist auch hier ein GraphTech Black Tusq Sattel in XL-Größe verbaut. Der blaue Kreis um den Kippschalter ist übrigens so was eine persönliche Widmung und stammte vom ersten Album der Germs. Wofür Hagstrom-Gitarren auch bekannt sind: ihre famose Stimmstabilität. Das ist fast schon ein Merkmal der Marke inzwischen. Gewährleistet wird dies durch den H-Expander-Halsstab, der schlichtweg dafür sorgt, dass die Gitarre zu jeder Zeit stabil und in Sachen Stimmung verlässlich bleibt.

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Hagstrom E-Gitarre Signature – Pickups & Hardware

So – kommen wir zur Elektronik. Nicht zu viel erwarten, hier wird Puristisches serviert. Kein Splitting, keine zwei unterschiedlichen Voicings oder sonst irgendwie geartete Push/Pull-Funktionen, sondern zwei Custom 50 Alnico Humbucker. Diese sind wiederum sorgsam und stabil im Kunststoffrahmen verschraubt, können in Sachen Höhe also nicht eingestellt oder kalibriert werden.

Test: Hagstrom Pat Smear Signature, E-Gitarre

Der Dreiwegschalter ist stabil und wackelt nicht. Wundert nicht, wie gesagt – Hagstrom ist meistens sehr gut verarbeitet. Damit lässt sich wie üblich zwischen Neck und Bridge schalten sowie beide Humbucker gleichzeitig. Pro Humbucker stehen jeweils ein Volume- und ein Tone-Poti zur Verfügung, die mit ihrer geriffelten Haptik auch unverkennbar Hagstrom sind. Der Headstock erinnert an die alten Epiphones, besitzt eben nur diesen charakteristischen Ausreißer an der Spitze. Was mir ebenfalls gut gefällt: das hauchdünne Binding. Wenn diese cremefarbene Linie sich zu deutlich abzeichnet – bin ich nicht der größte Fan von. In Sachen Werkseinstellungen gibt es nichts zu korrigieren – die Gitarre ist bundrein, sauber eingestellt und gibt im Unplugged keinerlei Gescharre oder unliebsame Nebentöne von sich. Also – ist bei diesem Gewicht und den Alnico Humbuckern sowie dem vollen Mahagoni-Brett mit einem erdigen Low-End zu rechnen oder holt das Resinator-Holz am Griffbrett ausreichend was raus in Sachen Höhen? Finden wir jetzt im Praxisteil raus.

So klingt die Hagstrom Pat Smear E-Gitarre in der Praxis

Wir bleiben bei dem neuen Credo – für Gitarren keine Modeler und keine Profiler beim Testen, sondern Röhren-Amp und Mikrofonabnahme, wobei hier die Aufnahmebedingungen demnächst verbessert werden. Über ein Audient Interface und zwei Mikrofone speisen wir den Sound der Hagstrom Pat Smear ein, die wir über einen Laney Lionheart Comboverstärker spielen und in Sachen Clean, Crunch und Verzerrung auf Herz und Nieren überprüfen.

Test: Hagstrom Pat Smear Signature, E-Gitarre

Es gibt immer wieder Signature Gitarren, die kriegt man in die Hand, man spielt sie und denkt sich: In Ordnung – und wo ist hier das Signature? Viele Firmen machen es sich bei dem Thema zu leicht, finde ich. Sie nehmen einen Namen, packen den auf ein beliebiges Modell, geben einen dezenten optischen Twist dazu und verkaufen das dann als Signature. Allein in Sachen Sound gibt’s dann nichts Hervorhebendes festzustellen und das Ganze entpuppt sich dann meines Erachtens als Mogelpackung. Speziell bei einigen EMG-bestückten Gitarren ist dies meines Erachtens der Fall.

Nicht hier.

Die Pat Smear klingt, als hätte sie einen Fuzz-Motor konstant im Hintergrund laufen. Das dürfte nicht jedem gefallen, ich persönlich bin aber mehr als angetan von diesem rauen, zutiefst authentischen und brutzelnden Sound dieser Signature. Doch zunächst zum Clean-Bereich, wo die Pat Smear Signature starke Anleihen a PAF-Sounds hat, die man von guten Gibsons gewöhnt ist, nur nicht ganz so dynamisch. Im Grunde ist der Sound der Pat Smear an dieser Stelle sehr sauber, vor allem in der Neck-Position und besitzt ein Frequenz-Peak in der unteren Mitten und unterscheidet sich da erstmal gar nicht so sehr vom Klang der Hagstrom Singlecuts.

Wir wechseln in den Zerrkanal und bringen das Gain auf 9 Uhr, zerren also nur an. Warmer, voller Klang, soviel war zu erwarten. Aber die Hagstrom Pat Smear hat eine glockige und trotzdem dreckige Note, die von den großartigen Custom-Humbucker vermittelt wird. Man ist quasi genötigt, die volle Akkordschiene zu fahren und der Gitarre Grunge- und Noise-Rock-Sounds zu entlocken. Da braucht man meines Erachtens schon fast kein Fuzz-Pedal mehr.

Dass dieser dreckige Grundsound der Humbucker zustande kommt, hat mit der Art und Anzahl der Wicklungen zu tun. Fachsimpelei bringt an dieser Stelle aber nichts – auch weil ich als Nicht-Gitarrenbauer nicht das nötige Fachwissen besitze, um diesbezüglich fundierte Aussagen zu treffen. Den Charakter einer Gitarre zu erforschen, ist aber eine große Freude, wenn man merkt, dass hier Liebe dahintersteckt, eine konkrete Vision. Die Pat Smear Custom Humbucker sind in den höheren Gain-Regionen zuhause – sie brutzeln, sie winden sich und kratzen und fiepen und klingen dabei trotzdem immer leicht gebremst und weich. Für alle Rock-Richtungen, die sich in Understatement verstehen und fernab typischer Posen etwas Raues, nach vorne Schiebendes brauchen – die Pat Smear ist wie dafür gemacht. Speziell in der Mittenposition des Kippschalters entpuppt sich die Gitarre als fuzziger Kumpane.

Das ist also einer der Gründe, weshalb wir uns in der Masse der Signature Gitarren ausgerechnet die Pat Smear zur Brust genommen  haben – diese Gitarre ist etwas Besonderes. Nicht für jedermann gedacht, aber jeder, der Krautrock, Noise, Grunge, Shoegaze oder Indie spielt, sollte einen Blick auf dieses schöne Stück werfen. Eine Signature mit Wiedererkennungspotential, die genau weiß, was sie ist und schlichtweg eine besondere Gitarre.

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Fazit

Als hätte man einer Gitarre den Fuzz-Geist eingeflanzt – Hagstrom haben mit der Pat Smear Signature eine Gitarre gebaut, die den Charakter ihres Namensgebers würdig verkörpert. Hagstrom-typisch ist die Verarbeitung top, die Klangkapazitäten sind enorm, aber vor allem extrem charakteristisch. Die Pat Smear brutzelt, sie kämpft und windet sich und klingt dabei trotzdem nie kratzig, sondern immer warm und rund, bisweilen auch glockig. Eine besondere Gitarre, die Spieler all der Genres, für die Pat Smear steht, unbedingt mal anchecken sollten.

Plus

  • rauer, warmer Klang
  • vielseitig
  • gute Verarbeitung

Preis

  • 799,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    elbonzoseco

    Puh 7kg, wenn das stimmt würde das den Kundenkreis doch stark einschränken. Habe online Angaben von 3,9 bis 5,8kg gefunden, was mit den hier gemessenen 7kg die größten Schwankungen wären, die mir bis jetzt aufgefallen sind.

    • Profilbild
      FP

      @elbonzoseco Also, meine wiegt knappe 4kg, habe aber auch das Pickguard entfernt und die Pickups getauscht ;-)

    • Profilbild
      Wiglaf

      @elbonzoseco Wahrscheinlich Pfund mit Kilogramm verwechselt. Knapp unter 4kg kommt hin.
      Wunderschöne Gitarre – eine SG-Caster. Pickups sind gut und die bespielbarkeit ist bestens.

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