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Test: Haken Audio Continuum Fingerboard Half Size & Full Size

(ID: 478)

Praxis, Klang und Spielerlebnis

Klang und Spiel sind beim Haken Audio Continuum Fingerboard nicht voneinander zu trennen. Seine eher akustische als elektronische Klangwirkung resultiert aus den spielerischen Möglichkeiten der Spielfläche und des sehr flexiblen und klanglich sehr guten modularen Synthesizers, der von Physical Modeling über Granular Synthese bis hin zu modularen Soundscapes sehr viel bietet.

Lippold Haken hat hier wirklich ein Musikinstrument und Edmund Eagan die passende Soundengine dazu geschaffen. Dass dies kein kommerzieller Schnellschuss, sondern ein über viele Jahre entwickeltes Musikinstrument ist, spürt man an allen Ecken und Kanten. Diese spielerische Offenheit des Instruments gegenüber mir als Musiker, Performer und Instrumentalisten hat mich die ganze Testphase tief beeindruckt. Ich hatte ständig das Gefühl, das Continuum richtet sich nach mir und meinen musikalischen Bedürfnissen und nicht ich mich nach dem Instrument.

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Wie oben besprochen, waren für mich die Intonationsschwierigkeiten ohne Skalierung der Spielfläche erstaunlicherweise sehr gering. Viel öfter hatte ich in der zweiwöchigen Testphase das Problem, die feinfühligen Spielmöglichkeiten in der Y- und Z-Achse zu kontrollieren. Als Pianist oder Keyboardspieler ist egal, ob der Mittelfinger 2 cm weiter oben ist oder nicht, beim Continuum hat dies gleich klangliche Auswirkungen, die nicht immer gewollt sind. Aber daran gewöhnt man sich. Das Continuum Fingerboard muss geübt und ständig gespielt werden, dabei sind seine klanglichen sowie spielerischen Möglichkeiten überhaupt nicht zu überblicken. Ich kann mir vorstellen, dieses Instrument über viele Jahre (oder soll ich lieber sagen Jahrzehnte?) zu spielen und trotzdem neue musikalische Möglichkeiten an mir und dem Instrument zu entdecken.

Die besprochene Offenheit des Instruments machen es für mich schwierig, es in irgendeine musikalische Schublade zu stecken. Aber wie schon leicht angedeutet, erinnert es mich sehr an die elektronische Musikavantgarde von Paul Hindemith über Karlheinz Stockhausen bis Morton Subotnik, die sich ihre musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten weit ab vom Mainstream erschlossen haben. Natürlich kann man damit nicht „Die vier Kriterien der Elektronischen Musik“, die Stockhausen vor jetzt schon über 40 Jahren zu Recht gefordert hat, einfach so umsetzen, aber das Continuum ist ein wertvolles Werkzeug dafür, als Musiker und Komponist überhaupt in die Verlegenheit zu kommen, diesen Kriterien sich in der Gegenwart praktisch zu nähern. Für die Neue Musik und seine ganzen Zweige und Abzweige sowie für die experimentelle Musikelektronik scheint es geradezu konzipiert zu sein. Selbst ein Komponist wie John Williams, der nicht gerade für elektronische Eskapaden seiner Filmmusik bekannt ist, hat das Continuum in „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“ benutzt, um die Klangfarben der Holzbläser zu erweitern bzw. zu verändern. Überhaupt ist es dafür geeignet, im orchestralen Kontext zu agieren, was heutzutage für ein elektronisches Musikinstrument eher ungewöhnlich ist.

Musiker von World Music und der reichhaltigen außereuropäischen Musiktradition finden im Continuum ein kreatives musikalisches Ausdrucksmittel. Auch Jordan Rudess benutzt es bei Dream Theater als Ersatzgitarre, um damit seine scheinbaren Komplexe als Keyboarder zu therapieren. Durch den Anschluss des Continuums an externes analoges wie digitales Equipment steht das Instrument vielen Musikrichtungen und Musikern offen gegenüber.

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Schlussbemerkung

Ich konnte in diesem Testbericht die Fähigkeiten und Features des Haken Audio Continuum Fingerboard nur umreißen, einige habe ich ausgelassen bzw. nicht erwähnt, um den Test nicht unnötig aufzublasen. Mein Hauptanliegen war es, die Grundlagen des Instruments und einen Eindruck von seinem ungeheuren Potential zu vermitteln. Die von allen Lesern gewohnte Bewertung habe ich weggelassen, weil sich ein sinnvolles Preis-Leistungs-Verhältnis gegenüber Konkurrenzprodukten nicht ermitteln lässt. Der Test spricht, glaube ich, für sich selbst.

YouTube Empfehlung zum Haken Audio Continuum Fingerboard

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Fazit

„The Black & White Keyboard, for me, was the devil.“, sagte erst kürzlich Morton Subotnik in einem Interview über seine Anfangszeit als Musiker und Komponist. Er spricht damit allen aus der Seele, die sich für ein Haken Audio Continuum Fingerboard interessieren könnten. Denn ehrlicherweise ist es ein Treppenwitz der elektronischen Musikgeschichte, dass sich größtenteils die diskrete Tastatur für elektronische Musikinstrumente durchgesetzt hat – und das sage ich gerade als Pianist. So wie das Klavier meinen musikalischen Ausdruck beflügelt, so hat das Continuum mich in der kurzen Testphase auf seine Weise in andere musikalische Welten geführt, gerade wegen seiner flexiblen klanglichen und spielerischen Möglichkeiten. Das hat in dieser Art noch kein anderes elektronisches Musikinstrument geschafft.

Das Haken Audio Continuum Fingerboard ist einmalig, auch wenn es Alternativen wie LinnStrument oder Roli Seaboards gibt, die beide von der Spielbarkeit mit dem Continuum Fingerbaord nicht vergleichbar sind. Dabei gibt es keine Auf- oder Abwertung der genannten, sondern einfach deutliche Unterschiede in der Handhabung.

Das Continuum Fingerboard  erinnert mich sogar eher an das Theremin, das Trautonium oder das Ondes Martenot. Es ist deren Entsprechung am Anfang des 21. Jahrhunderts, nur dass es sich aus meiner Sicht wesentlich einfacher erlernen lässt.

Die schlichte Konzeption des Continuums, dem Musiker nur eine Spielfläche für seinen musikalischen Ausdruck zu geben, geht vollkommen auf. Dabei nehme ich auch in Kauf, dass ich mich gerade in Live-Situationen mit der gewöhnungsbedürftigen Bedienung auseinandersetzen muss, indem ich Einstellungen auf der Spielfläche mit einem MIDI-Controller oder einem Rechenknecht vornehme.

Der Preis für dieses sehr gut verarbeitete Musikinstrument ist, besonders in Bezug auf andere elektronische Musikinstrumente, erst mal sehr hoch. Aber aus meiner Sicht, wenn ich die Verarbeitung und die musikalischen Möglichkeiten mir anschaue, mehr als vertretbar. Nun muss ich nur schauen, wie ich für die große Version knapp 7.000 Euro finanziert bekomme.

Plus

  • sehr gute Verarbeitung
  • flexibler Klang
  • spielerische Möglichkeiten
  • modulare Soundengine mit tollen Modulen
  • Gesamtkonzept
  • Software-Editor
  • CVC - MIDI-CV-Converter

Minus

  • kein seperater analoger Ausgang
  • kein Bedienpanel
  • Lernkurve sehr steil
  • sehr hoher Preis

Preis

  • Continuum Fingerboard, Full Size: 6.895,- Euro
  • Continuum Fingerboard, Half Size: 4.395,- Euro
  • Continuum, Voltage Converter CVC: 941,- Euro
  • Case: 439,- Euro
  • Stand: 1.915,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    RhodesChroma

    Während der Superbooth 2017, wo es mir nicht gelang, das Teil mal inRuhe zu spielen, fand ich zufällig bei JustMusic die große Version zum Sonderpreis. Immer noch zu teuer für einen Spontankauf, aber ich war fast alleine in der Abteilung und konnte das Teil ausgiebig spielen. Noch nie hat mir eine „Tastatur“ so einen Spaß gemacht!!!!! Alle Töne und jeder Akkord klangen völlig anders als gewohnt und es war die reine Freude! Man kann sich zwar auf YouTube viele Videos dazu ansehen, aber weder die noch der beste Bericht darüber können das Erlebnis des Spielens vermitteln. Für mich ein ganz heisser Kaufkandidat (wenn es mal finanziell passen sollte)

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ich glaube Bernd Michael Land hat son Ding bei sich stehen. Interessantes Produkt.

  3. Profilbild
    Numitron AHU

    Interessantes gerät, leider unerreichbar.
    Ich würde gerne wissen, wielange das neopren hält.
    Kann man es neu bespannen lassen?

    • Profilbild
      j.rauner AHU

      @Numitron Also die Neopren-Oberfläche ist sehr robust. Sie lässt sich aber auch leicht selbst austauschen. Lippold schickt eine Oberfläche zu.

  4. Profilbild
    Tolayon

    Puh, der Preis gerade für die große Version ist wirklich heftig. Für fast 7000 Euro müsste man eigentlich glatt einen echt analogen Trautonium-Klon erwarten können, die entsprechende „Tastatur“ ist ja ohnehin schon vorhanden.

    Eventuell ließe sich durch automatisierte Massenfertigung der Preis noch einmal deutlich drücken, aber dann müsste auch die Nachfrage entsprechend da sein.

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