Eine Gitarre zum Wohlfühlen!
Die Harley Benton Agufish STD Signature E-Gitarre hat seit ihrer Markteinführung für Aufsehen in der E-Gitarren-Szene gesorgt. Als erschwingliche Alternative zu teuren Signature-Modellen positioniert sich diese mattschwarze E-Gitarre im aufstrebenden Budget-Segment zwischen 200,- und 300,- Euro. In unserem ausführlichen Test untersuchen wir, ob die Zusammenarbeit zwischen Thomann’s Eigenmarke Harley Benton und dem populären YouTube-Gitarristen Agufish tatsächlich überzeugen kann.
Inhaltsverzeichnis
Heute soll es um die Harley Benton Agufish STD Signature gehen. Wer sich beim Namen Agufish (so wie ich) erst mal denkt „wer ist das?“, sollte sich beim nächsten YouTube Marathon einmal die Namen der Accounts besser anschauen. Denn Agufish, soviel sollte klar sein, ist vermutlich fast jeder Person, die öfters mal YouTube Demos von Gitarren schaut, schon über den Weg gelaufen.
Der mit bürgerlichem Namen Hunter Engel heißende, US-amerikanische Gitarrist ist nämlich ein äußerst erfolgreicher YouTuber mit über 214.000 Abonnenten und ist bekannt für seine Gear-Demos. 2019 hat er sich mit Harley Benton zusammengetan und ein auf 350 Stück limitiertes Signature-Modell auf den Markt gebracht. Diese 350 Exemplare waren dann in sage und schreibe 48h ausverkauft! Nun haben Agufish und Harley Benton erneut kolaboriert und sein Signature Modell in Serienfertigung rausgebracht. Wir schauen uns heute die Harley Benton Agufish Standard in Seafoam Green an. Let’s go!
Unboxing der Harley Benton Agufish STD E-Gitarre
Beim Auspacken gibt es hier keine großen Überraschungen. Die Gitarre kommt schlichtweg im Karton verpackt, ohne großartiges Zubehör – was auch nicht anders zu erwarten war. Lediglich zwei Locking-Gurtpins liegen dem Instrument bei. Nimmt man die Gitarre in die Hand, macht sie jedoch erst mal einen wirklich guten Eindruck. Ein nicht zu unterschätzender Faktor!
Selbst wenn man die Gitarre im Laden von der Wand nimmt, bekommt man schon erste Hinweise darauf, ob sich der Hals gut anfühlen wird oder nicht – die Macht des ersten Eindrucks eben. Der Hals wirkt geschmeidig, die Gitarre soweit ordentlich verarbeitet und wertig. Das Les Paul ähnliche Gewicht fällt allerdings auch auf!
Facts & Features der Harley Benton E-Gitarre
Harley Benton beschreibt die Agufish STD Signature als „no frills, no nonsense“ Gitarre. Wörtlich übersetzt also „keine Kinkerlitzchen, kein Unsinn“. Ein reduziert auf das wesentliche Konzept also. Unter dem „Wesentlichen“ versteht Harley Benton jedoch so einiges an Features, welche man selbst bei namhaften Edelgitarrenherstellern manchmal nicht in einem Instrument geboten bekommt.
Somit haben wir neben einem gewichtsreduzierten Nyatoh-Body einen Hals aus geröstetem kanadischen Ahorn mit Macassar-Ebenholzgriffbrett und 22 Bünden aus Edelstahl. Das Macassar-Ebenholz-Griffbrett mit seinen auffälligen fluoreszierenden Seitenmarkierungen verleiht dem Instrument einen gewissen „Glanz“, den man in der Preisklasse selten sieht.
Des Weiteren Locking-Mechaniken und eine TUSQ-Nut, im Dunkeln leuchtende Side-Dots, eigens für das Modell konzipierte Custom-Wound Rosswell Humbucker die jeweils mit Push-Pull-Potis splitbar sind, sowie die oben schon erwähnten Locking-Gurtpins. Abgerundet wird das Ganze durch das Satin-Finish in der Farbe Seafoam-Green. Diese Menge an modernen Features ist in dem Preissegment wirklich beachtlich!
Hier nochmal alle Fakten auf einen Blick:
- Hunter Engel „Agufish“ Signature-Modell
- gewichtsreduzierter Korpus: Nyatoh
- gewölbte Decke: Ahorn
- eingeleimter Hals: gerösteter kanadischer Ahorn
- Griffbrett: Makassar-Ebenholz
- fluoreszierende Seitenmarkierungen
- Sattel: Graph Tech TUSQ XL
- Halsprofil: Smooth U
- Sattelbreite: 43 mm
- Griffbrettradius: 305 mm (12″)
- Mensur: 635 mm (25″)
- 22 Blacksmith Extra Jumbo Edelstahlbünde
- Tonabnehmer: Roswell „Seraphim“ Custom Wound Alnico V (Steg) und Alnico Ceramic Flanker (Hals) Humbucker
- 2 Volume-Regler
- 2 Tone-Regler mit Push/Pull-Funktion für Coil-Split
- 3-Wege-Schalter
- WSC Tune-O-Matic Steg
- Jinho HB JN-03L Locking-Mechaniken
- schwarze Hardware
- Besaitung ab Werk: DR Strings Dragon Skin Coated DEQ-10 .010 – .046
- Farbe: Seafoam Green Satin
Die Tonhölzer der Harley Benton Agufish
Body der Harley Benton Agufish
Für den Body haben wir es hier mit dem schon erwähnten Nyatoh zu tun. Hierbei handelt es sich um ein „modernes“ Tonholz, das vor allem bei Gitarren von bekannten japanischen Herstellern immer häufiger Verwendung findet. Ursprünglich ein beliebtes Konstruktionsholz, weil es über große Längen astfrei und gerade gewachsen ist. Es lässt sich gut verarbeiten und endbehandeln, ist aber nicht sonderlich hübsch und wird deshalb auch gern deckend lackiert.
Hals der HB E-Gitarre
Der Hals ist aus geröstetem kanadischem Ahorn gefertigt. Der Vorteil dieser Verarbeitungstechnik liegt darin, dass durch die Trocknung und das Karamellisieren das Holz noch mehr aushärtet. Die dadurch verstärkte Resistenz gegenüber Temperaturschwankungen und Luftfeuchtigkeit kann besonders für reisende Musiker von Vorteil sein. Der Hals verändert sich nicht mehr in verschiedenen Klimazonen und bleibt stimmstabil und gerade.
Die Harley Benton Agufish STD Signature in der Praxis
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So, nach diesem Rundumschlag in Sachen Features wollen wir uns nun mal anschauen, wie sich die Agufish Signature denn nun in der Praxis schlägt. Als erstes muss man sagen, dass der erste Eindruck, das Handling betreffend, sich beim Anspielen der Gitarre bestätigt. Sie fühlt sich in meinen Händen absolut geschmeidig an. Gerade der Hals mit seinem matten, ölig wirkenden Finish und einem sehr angenehmen U-Profil macht hier viel aus. Auch die Griffbrettkanten wirken sauber gearbeitet. Zudem besitzt die Gitarre einen sehr smoothen Hals-Korpus-Übergang, der das Spielen in hohen Lagen sehr angenehm macht. In Sachen Smoothness sollen hier auch noch die Potiknöpfe erwähnt sein, die dank eines Gummirings wohl in jeder auch noch so schwitzigen Situation gut bedienbar sein dürften.
Sound der Agufish Signature E-Gitarre
Kommen wir nun zum Sound am Verstärker. Ich spiele hier durch ein Fractal FM9, das durch ein RME Fireface 802 in Ableton Live 12 aufgenommen wird. Es findet keine Nachbearbeitung statt. Zuerst habe ich mein favorisiertes Fender Deluxe Reverb Preset geladen und lasse alle Einstellungen gleich. Somit bekomme ich normalerweise einen minimalen Breakup. Mit der Agufish geht es hier jedoch schon in dezente Drive-Gefilde, was für relativ Output starke Pickups spricht.
Für Sounds mit einem Vintage Fender klingen mir persönlich die Hals- und Mittelposition etwas zu mumpfig, der Bridge-Pickup kommt hier aber sehr schön saftig daher. Für die Coil-Splitting-Samples drehe ich den Volume-Regler am Amp etwas zurück, um wieder in diesen leichten Breakup-Bereich zu kommen. Klanglich hauen mich die gesplitteten Humbucker jetzt nicht vom Hocker, es ist aber dennoch schön, dieses Feature für mehr Flexibilität im Sound zu haben. Gerade wenn man mit einem Modeler oder Multi-FX spielt, hat man hier ja doch die Möglichkeit, spezielle Presets für diese Sounds zu basteln und somit etwas zu kompensieren.
Soweit, so gut. Der Harley Benton Agufish sieht man aber ja schon an, dass sie nicht nur clean gespielt werden möchte. Also widmen wir uns nun einem Bogner Uberschall und checken mal die High-Gain-Skills der Agufish STD Signature. Und auch hier macht sie eine gute Figur, wenngleich sie auch hier immer ein wenig mumpft. Das Spielgefühl ist jedoch wirklich sehr gut!
Das erste Klangbeispiel nutzt den Bridge-Pickup., das zweite den Neck Pickup. Beim dritten habe ich noch einen kleinen Ausflug in die Ambient-Welt gemacht, hier kommt nochmal der Neck-Pickup als Humbucker und in der Mitte mit Coil-Splitting zum Einsatz. Hierbei sei noch erwähnt, dass auch die Locking-Tuner einen guten Job zu machen scheinen, die Gitarre wirkt nämlich ziemlich stimmstabil. Sehr schön!
Zu guter Letzt muss man sagen, dass die Gitarre optisch doch ein paar kleine Verarbeitungsschwächen hat und hier und da mal was nicht so sauber gearbeitet ist. Dann muss man sich aber meiner Meinung nach vor Augen führen, in welchem Preissegment man sich bewegt und was man sonst so bekommt. Somit stört mich das nicht wirklich.
500 Euro sind ja nicht mehr unbedingt die Einstiegsklasse und eine Hagstrom Ultra Max ist da nicht sehr weit weg. Bei mumpfigen Pickups und Verarbeitungsmängeln finde ich da 3 Sterne schon etwas überbewertet. Ich persönlich finde es seeeehr schade, warum man nicht wenigstens der Agufish-Reihe mal vernünftige Pickups (natürlich für ein paar Euro mehr) spendiert hat. Gerade die Bariton hätte mich sehr gereizt. Aber gleich umbasteln will ich bei dem Preis auch nicht mehr.