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Test: Harley Benton Block-800B, Gitarrenverstärker

Kleiner, leichter, lauter, billiger!

21. Oktober 2018
Harley Benton Block-800B titel

— Harley Benton Block-800B —

Lange ist es her, seitdem der Autor dieses Artikels seine erste Bassanlage anschaffen wollte. Sauschwer, für einen Schüler ziemlich teuer und eigentlich zu leise war sie dann und wurde natürlich trotzdem geliebt und genutzt. Da verspricht der Harley Benton Block-800B schon anderes: Preislich knapp unter 300,- Euro, ein Gewicht von knapp 3 Kilogramm und eine Leistung von bis zu 800 Watt wäre für damalige Verhältnisse ein Produkt von einem anderen Stern gewesen. Heutzutage ist vor allem der Preis noch ein Alleinstellungsmerkmal, leichte und leistungsstarke Basstopteile sind ja ansonsten haufenweise am Markt, in dieser Leistungsklasse allerdings nur für mindestens das doppelte Geld zu haben. Ob der preiswerte „Eigenmarkler“ vom Musikhaus Thomann da mithalten kann?

Harley Benton Block-800B – Facts & Features

Harley Benton Block-800B front

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Das 240 x 255 x 88 mm große, 2,9 kg leichte und ganz in Schwarz gehaltene Basstop besteht äußerlich aus Stahlblech und steht sicher auf vier Gummifüßen. Auf der Oberseite des Gehäuses prangt der Schriftzug des Herstellers in Cremeweiß, passend zu den im gleichen Farbton gehaltenen 8 Drehreglern in der Gehäusefront. Ebenfalls vorne befinden sich 5 schwarze Druckknöpfe, eine LED, zwei Klinkenanschlüsse, zwei Miniklinkenanschlüsse und der XLR-Ausgang.

Rückseitig sind der Lüfter, zwei Anschlüsse für Lautsprecher (Speakon-Format), eine aus „Send“ und „Return“ bestehende Effektschleife (Klinkenformat), Netzschalter und Anschluss für das Netzkabel zu finden. Der „Send“-Anschluss dient gleichzeitig auch als Line-Out, da das Signal erst bei Belegung der „Return“-Buchse unterbrochen wird.

Die Verarbeitung hinterlässt einen positiven Eindruck. Trotz des günstigen Preises gibt es keine überstehenden oder scharfen Kanten, die Buchsen sind allesamt mit dem Gehäuse verschraubt und rasten satt ein. Die Preisklasse bemerkt man dann, wenn man mal auf einen Knopf drückt oder an einem Regler dreht: Die Knöpfe haben keinen definierten Druckpunkt, teilweise bemerkt man mehrmaliges Einrasten beim Drücken und die Regler fühlen sich trotz gut gewähltem Drehwiderstand mit ihrem einfachen Plastikmaterial einfach etwas „billig“ an. Auch fehlt mir bei den Reglern des 4-Band-Equalizers eine Mittelrasterung für die neutrale Position.

Gerade die Druckknöpfe wirken nicht sonderlich langlebig, da ist die dreijährige Garantie auf das Topteil, die das Musikhaus Thomann ja anbietet, doch recht willkommen …

Harley Benton Block-800B: die Bedienelemente

Schön ist es immer wieder, wenn man bemerkt, dass Entwickler an die Praxis denken: Der Tuner-Ausgang auf der Front ist so ein Beispiel dafür. Direkt darunter sitzt der Eingang für den Bass in Begleitung des High/Low-Schalters, der den Eingangswiderstand an passive und aktive Elektroniken anpasst.

Harley Benton Block 800B 03

— Reichhaltig bestückt mit Anschlüssen ist auch die Rückseite des Harley Benton-800B —

Die Power/Clip-LED leuchtet bei eingeschaltetem Gerät permanent grün und soll laut Bedienungsanleitung nach rot wechseln, wenn die Vorstufe übersteuert. Dies scheint jedoch nicht der Fall zu sein, da selbst bei deutlich hörbaren Verzerrungen kein rotes Licht zu sehen ist. Hier handelt es sich wohl um eine Fehlfunktion, denn die LED leuchtet rot, wenn man den Master-Regler weit aufdreht und die Endstufe übersteuert. Durchaus eine sinnvolle Funktion, um angeschlossene Lautsprecher vor Schäden zu schützen, aber eben nicht die vorgesehene und im Handbuch beschriebene Kontrolle bei der Aussteuerung der Vorstufe.

Ansonsten befindet sich hier noch der „Input“-Regler, der den Pegel des Eingangs regelt sowie der „Mute“-Knopf, der die Endstufe und sämtliche Ausgänge stummschaltet.

Der „Compressor“-Regler regelt die Stärke der Kompression des internen Kompressors, der zusätzlich mit einem On/Off-Schalter ausgestattet ist. Ganz rechts unten befinden sich die beiden Miniklinkenanschlüsse für einen Kopfhörer und ein Line-In. Letzterer ist sogar in der Lautstärke regelbar.

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Die obere Reihe der Bedienelemente beinhaltet vor allem die 4 Regler des Equalizers und den XLR-Ausgang, der vor oder hinter die Klangregelung  geschaltet werden kann (pre/post) und zur Verhinderung von Brummproblemen einen schaltbaren Ground-Lift besitzt.

Die Ausstattung des Harley Benton Block 800B ist in dieser Preisklasse durchaus beeindruckend und nahezu komplett. Einzig die Wahl von schwarzen Druckknöpfen auf schwarzem Gehäuse ohne Status-LEDs ist hier zu bemängeln, gerade dem Mute-Knopf würde eine Betriebsanzeige gut stehen. Bei all dem Gemecker darf man allerdings die Preisklasse nicht außer Acht lassen.

Harley Benton Block-800B: Sound & Praxis

Die folgenden Hörbeispiele sind direkt aus dem DI-Out des Testkandidaten über ein Audiointerface in Logic aufgenommen und als Nachbearbeitung ausschließlich normalisiert worden. Der Ausgang ist auf „post“ geschaltet, um die Wirkung von Equalizer und Kompressor mit zu erfassen.

Hier spiele ich meinen Jazzbass und drehe nacheinander einzelne Bänder des Equalizers auf „4 Uhr“, um deren Wirkungsweise zu dokumentieren:

So ein Equalizer ist natürlich immer auch eine Geschmacksfrage. Je nach Wahl der Mittenfrequenzen bekommt die Wirkung der Klangregler einen speziellen Charakter, der zu bestimmten Stilistiken und Geschmäckern besser passt als zu anderen. Dies gilt vor allem für die mittleren Frequenzen, da hier die besonderen Charakteristiken eines Sounds bestimmt werden. Die beiden Mittenregler arbeiten bei 400 und 1600 Hz, was für eine eher rockige Ausrichtung spricht, was man den entsprechenden Hörbeispielen auch entnehmen kann. Das funktioniert ordentlich, wenn auch die Regler nicht besonders effektiv arbeiten. Man muss schließlich bedenken, dass hier bereits mehr als der halbe Reglerweg zum Anheben der Frequenzen benutzt wurde.

Harley Benton Block 800B 01

— Leicht & Laut: Harley Benton Block-800B —

Etwas anders sieht es da schon bei einem Bassregler aus, da erwartet man ein möglichst druckvolles, möglichst dröhnfreies Ergebnis beim Anheben, beim Absenken möchte man ein etwaiges Dröhnen vermindern, ohne das Fundament zu sehr auszudünnen. Beides funktioniert beim Testkandidaten eher schlecht als recht, Anhebungen neigen stark zum Dröhnen und Absenkungen „enteiern“ den Bassbereich zu stark. Ein Blick ins Datenblatt verrät: Die Frequenz des Bassreglers liegt bei 100 Hz, was ungefähr dem Grundton der leeren G-Saite, also der dünnsten Saite eines üblichen 4-oder 5-Saiters entspricht. Das ist schlicht etwas unglücklich, weil zu hoch gewählt. Bei Bassverstärkern liegt der Bassregler üblicherweise zwischen 40 und 70 Hz, so hatte bereits der legendäre Ampeg B-15 Combo in der 1960er Jahren einen Bassregler mit einer Einsatzfrequenz von 50 Hz …

Ordentlich funktioniert wiederum der Höhenregler, der bei 7 kHz seinen Dienst verrichtet. Zwar muss man auch hier ordentlich schrauben, bis man etwas bemerkt, dann allerdings wird ein schöner Glanz hinzugefügt bzw. übermäßige Schärfe im Sound effektiv abgemildert.

Einen vernünftigen Slapsound bekommt man gut hin, hier sind Höhen leicht geboostet und die Mitten abgesenkt:

Weniger gut gelingen „Jaco-artige“ Fingerstylesounds mit dem Stegtonabnehmer. Hier fehlt mir die Möglichkeit, Einfluss auf den Bereich um 800 Hz zu nehmen. Der unbearbeitete Sound ist da in meinen Ohren besser als der bearbeitete mit angehobenen Mitten und abgesenkten Höhen:

Recht gut passt die Klangregelung hingegen zu Vintagesounds, zu hören hier mit einem mit Flatwounds besaiteten Preci im Fingerstyle, beide Mittenregler leicht aufgedreht:

Auch mit Plektrumsounds kommt der Equalizer klar, ein Boost der hohen Mitten und der Höhen ergänzt den Sound des G&L L-2000 effektiv und passend:

Der interne Kompressor macht ebenfalls eine gute Figur. Die Bedienung mit nur einem Regler geht leicht von der Hand und klanglich ist das absolut brauchbar. Der Sund wird schön verdichtet und die Dynamik unauffällig geglättet. Dieses Hörbeispiel ist wieder eines mit Plektrum und dem L-2000:

Insgesamt betrachtet ist die Vorstufe und Klangregelung des Block-800B kein Wunderwerk der modernen Technik: Neben den schon weiter oben angesprochenen Mängeln wie dem wenig hochwertigen Material der Bedienelemente, den fehlenden Mittenrasterungen der Regler oder der fehlenden Aussteuerungsanzeige des Gain-Reglers, ist insbesondere die Wirkungsweise des Basspotis zu kritisieren. Auch sind die Regler wenig effektiv, man muss schon ordentlich schrauben, bis etwas Hörbares passiert. Dafür steht auf der Positivliste die bemerkenswerte Rauscharmut, auch bei angehobenen Höhen und Hochmitten sowie der Kompressor mit seiner gefälligen Arbeitsweise.

Auch sehr positiv ist der Eindruck mit angeschlossenen Boxen. Hier entfaltet die mächtige Leistung ihre Wirkung und zaubert ein Grinsen in das Gesicht des Users. Lautstärkedefizite sollten hier keine Rolle spielen. Mit sauberer, dynamischer Wucht spielt der Harley Benton Block-800B hier seine Stärken aus und macht wirklich Spaß. Angesichts des günstigen Preises ist auch ein Einsatz als reine Endstufe, um die vorhandene Bassanlage leistungsmäßig zu pimpen, absolut vorstellbar. Hier spielt der Testkandidat durchaus in der Profiliga mit!Harley Benton Block 800B 02

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Fazit

Bei dem Preis kann man nichts falsch machen! So und nicht anders muss das Fazit dieses Testberichtes des Harley Benton Block-800B lauten. Geringes Gewicht, kleine Abmessungen, noch kleinerer Preis bei wirklich beeindruckender Lautstärke lassen das kompakte Topteil äußerst attraktiv erscheinen, selbst die Nutzung ausschließlich als Endstufe ergibt da Sinn. Hinzu kommt eine praktisch allumfassende Ausstattung, wenn man hier und da auch Abstriche machen muss, wie zum Beispiel die minderwertig erscheinenden Druckknöpfe oder das billig wirkende Material der Reglerknöpfe. Ärgerlicher sind da schon die Fehlfunktion der Übersteuerungsanzeige und die schlecht gewählte Frequenz des Bassreglers. Beide Punkte wirken eher wie Flüchtigkeitsfehler in der Entwicklungsabteilung als dem niedrigen Preis geschuldet.

Dennoch dürfte der Harley Benton Block-800B im Gesamtpaket in seinem Preissegment ziemlich alleine dastehen. Insofern gilt das eingangs Gesagte: Bei dem Preis unbedingt antesten!

 

Plus

  • Leistung/Lautstärke
  • Nebengeräuschverhalten
  • gute Austattung
  • geringes Gewicht
  • geringe Abmessungen
  • Arbeitsweise des Kompressors
  • gute Verarbeitung
  • Preis-Leistungs-Verhältnis

Minus

  • EInsatzfrequenz des Bassreglers
  • keine Mittelrasterung bei den Reglern des Equalizers
  • Fehlfunktion der Übersteuerungsanzeige
  • Qualität der Druckknöpfe

Preis

  • Ladenpreis: 299,- Euro
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