Noblesse zum Einstiegspreis
Harley Benton, die Hausmarke des Musikalienhändlers Thomann, ist vor allem für Herstellung und Vertrieb von Musikinstrumenten und Zubehör in den alleruntersten Preisregionen bekannt. Allerdings befinden sich schon seit längerem auch Modelle, die sich preislich eher in die gehobene Einstiegsklasse bzw. untere Mittelklasse einordnen lassen im Produktportfolio. In diese Kategorie gehört zweifellos der hier getestete Harley Benton BZ-5000 NT, ein 5-Saiter mit durchgehendem Hals, Edelholzoptik und schaltbarer Aktivelektronik, erhältlich zum Ladenpreis von 319,00 Euro.
Harley Benton BZ-5000 NT: Facts und Features
Ein ordentliches Gewicht von 4,8 kg bringt der in Vietnam gefertigte Longscale-Bass auf die Waage, sodass die zusätzliche Anschaffung von einem komfortablen, breiten und gut gepolsterten Gurtes fast schon Pflicht ist, möchte man den Bass auch im Stehen spielen.
Auf den ersten Blick sticht die wunderschön ebenmäßig geflammte, 8 mm starke Decke aus Sycamore, einer amerikanische Platanenart, ins Auge.
Insgesamt besteht der Korpus aus fünf Schichten: Den Kern bildet ein 12 mm starkes Brett aus Nato, ein mahagoniähnliches, aus Südafrika stammendes Holz, umrahmt von zwei Streifen Esche und dem schon erwähnten Sycamores, das in einer einfachen, nicht geflammten Variante die Rückseite des Korpus bildet.
Der durchgehende Hals, an den entsprechend der Bauweise zwei Korpusflügel angeleimt sind, besteht aus drei Streifen Ahorn und zwei schmalen Streifen Nato, zwei nicht benannte (ich tippe ebenfalls auf Nato) schmale Streifen bilden den Übergang vom Hals zu den Korpusflügeln. Die gesamte Holzkonstruktion ist mit einem transparenten Lack überzogen.
Während mehrstreifige Konstruktionen bei Halskonstruktionen, zumal bei Fünfsaiterbässen, aufgrund der daraus resultierenden höheren Stabilität durchaus sinnvoll sind, hat so eine „Sandwich-Bauweise“ bei Korpuskonstruktionen meistens Kostengründe, da hier einfach mehr Reste verwertet werden können. Klanglich hat das keine Vorteile, allerdings ist der Einfluss der Korpushölzer auf den Sound bei einer durchgehenden Halskonstruktion ohnehin verschwindend gering.
Der Hals ist in einer flachen D-Form ausgeführt, am aus schwarzem Grafit gefertigten Sattel misst er in der Breite gerade mal 45 mm, am ersten Bund ist er nur 28 mm stark. Das deutet auf hohen Spielkomfort hin und könnte auch für Bassisten mit kürzeren Fingern den Einstieg in die Welt der Fünfsaiter ermöglichen.
Der Sattel ist an dieser Stelle allerdings minimal schmaler als der Hals, es gibt dort also spürbare Kanten und auch die Sattelkerben erscheinen mir etwas hoch. Letzteres ist allerdings bei Instrumenten in der Preisklasse unterhalb von 1000,- Euro keine Seltenheit.
Für das Griffbrett wurde auf die Verwendung von Holz verzichtet, der Hersteller setzt hier auf das bei günstigen Instrumenten schon seit Jahrzehnten eingesetzte synthetische Material „Ebonol“, das dem Ebenholz nachempfunden ist. Hier sind 24 Bünde eingelassen, seitlich gib es weiße Orientierungspunkte, Griffbretteinlagen gibt es keine.
Die Kopfplatte bekommt ebenfalls ein schickes, geflammtes Sycamore-Furnier spendiert. Hier findet sich auch eine Abdeckung für die Justageschraube der Halskrümmung, die mit einer Schraube befestigt ist und ein weißes Herstellerlogo trägt.
Der Schriftzug „Harley Benton“ befindet sich in Perlmutt-Optik auf der Kopfplatte, umrahmt von den in einer 3+2 Anordnung montierten, schwarzen Stimmmechaniken. Es handelt sich hierbei um die sattsam bekannten geschlossenen Gotho-Kopien, die man auf einer Unzahl von preiswerten Bässen finden kann.
Ebenfalls schwarz ist die massiv wirkende Brücke, deren Öffnungen zum Einfädeln der Saiten dankenswerterweise nach oben hin durchbrochen sind, und so den schnellen Saitenwechsel ermöglichen. Das Stringspacing, also der Abstand der Saiten untereinander an der Brücke beträgt geringe 16,5 mm. Das sorgt einerseits für die schmalen Halsmaße, ist aber für Umsteiger von herkömmlichen Viersaitern ungewohnt, da diese meist Abstände von 19 bis 20 mm an der Brücke haben.
Die beiden Humbucker tragen die Beschriftung „HBZ Custom Wound“ und haben die typischem Soapbar-Maße. Die Positionen entsprechen denen eines Jazzbasses.
Das Bedienfeld umfasst 5 Regler, von denen 4 über eine Mittenrasterung verfügen: Dem Lautstärkeregler, der als Push/Pull-Poti ausgeführt ist, um die aktive Elektronik zu schalten, folgt der Balanceregler, der das Verhältnis der beiden Tonabnehmer zueinander justiert.
Zudem verfügt das Instrument bei aktivierter Elektronik über einen 3-Band-Equalizer, mit dem Bässe, Mitten und Höhen angehoben oder abgesenkt werden können. Zur Speisung der Elektronik werden zwei 9-Volt-Blockbatterien benötigt, die komfortabel über schraubenlos zu öffnenden Batteriefächer gewechselt werden können.
Die Fräsung für das Elektronikfach aus schwarzem Kunststoff ist nicht ganz passgenau, was etwas unschön aussieht, in der Praxis allerdings das Öffnen des Fachs doch enorm erleichtert. Das ist nämlich gar nicht so einfach, wenn da alles hundertprozentig passgenau gearbeitet ist.
Ein Blick schließlich ins Innere des Fachs offenbart eine Verarbeitung, die soweit okay ist. Die Lötstellen sehen haltbar aus, auch wenn jetzt nicht übertrieben sauber gearbeitet wurde. So ragen hier und da mal ein paar Drähtchen der Litzen aus der Lötstelle heraus oder Lötzinn ist an Stellen, wo es nicht nötig ist. An dieser Stelle geht es allerdings auch nicht um den Schönheitspreis.
Interessant könnte ein Feature sein, das sich an der vergossenen Elektronik befindet: Eine kleine Kreuzschlitzschraube dient hier zur Anpassung des Pegels bei aktivierter Elektronik.
Insgesamt ist die Verarbeitung des Harley Benton BZ-5000 NT ordentlich, aber nicht herausragend. Neben der erwähnten Ungenauigkeit an Elektronikfach und Sattel befindet sich hier mal ein überlackiertes Kratzerchen oder da mal eine hellere Stelle im Griffbrett. Da kann man dem Hersteller angesichts der Preisklasse aber auch keinen Strick draus drehen, zeigt sich das Instrument sich an den entscheidenden Stellen doch gut bis sehr gut gefertigt: Bünde und Holzarbeiten scheinen sehr ordentlich ausgeführt, auch der Lack weist keine rauen Stellen oder Lacknasen auf.
Komplettiert wird die üppige Ausstattung durch einen Satz Markensaiten von D’Addario in den populären Stärken 45-130.
Harley Benton BZ-5000 NT in der Praxis: Handling, Bespielbarkeit und Sound
Zunächst war doch die eine oder andere Einstellarbeit vonnöten, so hatte der Hals eine zu starke Krümmung, die mit dem verstellbaren Stahlstab justiert werden musste. Das funktioniert, auch wenn die Schraube hier recht schwergängig war und auch einige Male rotieren musste, bis eine optimale Einstellung gefunden war. Solche schwergängige Halsschrauben sind für unerfahrenere User meist nur schwer einzuschätzen, die Empfehlung lautet da ganz eindeutig, diese Arbeit von erfahrenen Fachleuten ausführen zu lassen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass man das Instrument nicht optimal eingestellt bekommt oder im Extremfall den Hals zerstört, was in dieser Preisklasse einem wirtschaftlichen Totalschaden gleichkommt.
Auch sollte man, zumindest beim Testinstrument, noch ein paar Euro beim Basstechniker seines Vertrauens lassen, um den Sattel optimal einzukerben. Das scheint mir ein knapper Millimeter zu sein, um den die Kerben noch tiefer sein könnten, das ist schon eine ganze Menge.
Der Brücke merkt man die Preisklasse durchaus an, hier ist beim Einstellen der Saitenlage Fingerspitzengefühl gefragt, damit man die aus relativ weichem Material bestehenden Madenschräubchen nicht ausleiert.
Auch die Mechaniken funktionieren zwar und halten die Stimmung, haben aber mitunter etwas Spiel, sodass das Stimmen nicht ganz so leicht von der Hand geht wie gewohnt.
Sonst kann man den Bass gut einstellen, die schon erwähnten hohen Sattelkerben und die allgemeine Qualität der Fundierung erlaubt eine gut zu spielende, wenn auch keine superflache schnarrfreie Saitenlage.
Sitzend und ohne Gurt fällt eine leicht Kopflastigkeit auf, für den Testkandidaten gilt also: Niemals ohne Gurt! Im Stehen hält sich das Instrument dann recht problemlos in einer angenehmen Spielposition, die Kopfplatte leicht gen Himmel geneigt.
Sehr gut gelungen ist die Halsform, das wirklich flache D lässt sich sehr komfortabel spielen, durch das tief ausgeschnittene Cutaway sind auch die höchsten Lagen bis zum 24. Bund gut erreichbar, grundsätzlich ist das Instrument von der Bespielbarkeit für alle Spieltechniken gut geeignet.
Unverstärkt bietet der Edelholzbass ein langes Sustain und einen relativ „weichen“ Anschlag, also ein für die Bauweise typisches, vom perkussiveren Grundsound klassischer Schraubhalsbässe deutlich unterscheidbaren Klangverhalten. Ansonsten ist der Ton von straffen Tiefen und brillanten Höhen geprägt, die Mitten sind vergleichsweise zurückhaltend. Das Instrument klingt über das gesamte Griffbrett recht ausgewogen, dank der Bauweise sind die gefürchteten Deadspots zwar vorhanden, aber nur relativ dezent.
Hören wir nun, wie Tonabnehmer und Elektronik den Sound übertragen. Zunächst ein paar Beispiele vom Halspickup, zunächst rein passiv:
Klingt ganz okay, vielleicht etwas matt in den Mitten und etwas wenig Höhen, könnte aber eine brauchbare Basis für die weitere Klangformung mit der Aktivelektronik sein.
Weiter geht’s mit dem Tonabnehmer an der Brücke:
Diese Sounds hingegen klingen schon passiv richtig überzeugend, da harmoniert der Pickup richtig gut mit den Saitenschwingungen in dieser Position. Gerade der Finger-Sound kommt sehr gut, auch Slap- und Plektrumsounds sind okay, könnten aber einen Schuss mehr Höhen vertragen.
Hier die Beispiele mit beiden Tonabnehmern im Verhältnis 50:50
Hier will sich bei mir wieder keine rechte Begeisterung einstellen, auch diese Sounds finde ich etwas matt und farblos, im Bandkontext dürften sie allerdings funktionieren.
Kommt nun die Aktivelektronik ins Spiel, wirkt das teilweise so, als hätte man einen Vorhang weggezogen. Was passiv teilweise etwas langweilig daherkommt, wirkt nun direkt, klar und lebendig! Zunächst habe ich allerdings das oben schon erwähnten Trimpoti in der Aktivelektronik vom voreingestellten Maximum auf das Minimum gestellt. So sind dann beide Grundsounds, ob passiv oder aktiv, erst mal gleich laut.
Bei den folgenden Klangbeispielen sind die passiven und aktiven Sounds in den jeweiligen Spieltechniken gegenübergestellt. Hier verleiht ein dezenter Mitten-Boost dem Sound mehr Konturen:
Der Höhenregler erzeugt beim Plektrumstyle den fehlenden „Klick“
Auch Slapsounds werden durch den aktiven Equalizer veredelt, hier mit angehobenen Höhen und Bässen und leicht abgesenkten Mitten.
Ebenfalls einen Boost bei Höhen und Mitten haben die folgenden Spieltechniken sehr gut vertragen:
Hier kommt dann auch der Bass-Equalizer prominent bei dieser Reggae-Basslinie zum Einsatz:
Hier hätte ich mir eine etwas tiefere Einsatzfrequenz gewünscht, der vorgegebene Grundsound hätten das durchaus hergegeben. So klingt es etwas dröhnig.
Die Frequenzen des Equalizers sind sehr gut auf den Grundsound von Holzkonstruktion und Tonabnehmern abgestimmt, wobei das Nebengeräuschverhalten in Ordnung geht. Lediglich der Höhenregler verstärkt das Grundrauschen der Schaltung in den hörbaren, aber akzeptablen Bereich.
Mit dieser Ausstattung und in dieser Bauweise steht der Harley Benton BZ-5000 NT sicherlich konkurrenzlos da. Ein paar Nachbesserungen, hier seien insbesondere die Sattelkerben erwähnt, würden Bespielbarkeit und Sound noch mal auf ein anderes Niveau bringen.