Shred-Axt zum schmalen Kurs
Signature-Gitarren sind oft teuer – doch mit der Harley Benton Guitar MAX Fusion beweist der Hersteller, dass moderne Ausstattung und individuelles Design nicht viel kosten müssen.
- Hochwertige Ausstattung: Tesla-Pickups, Babicz-Stegsystem und Edelstahlbünde bieten viel Gegenwert fürs Geld.
- Moderner Look: Walnussfurnier, vergoldete Hardware und Holzbinding sorgen für edle Optik.
- Guter Spielkomfort: Ergonomischer Hals mit C-Profil, saubere Bundabrichtung und stabile Mechaniken.
- Kleiner Nachbesserungsbedarf: Werkseinstellung könnte besser sein, lässt sich aber leicht optimieren.
Inhaltsverzeichnis
Harley Benton Guitar MAX Fusion Signature WN
Kaum eine Marke sorgt so regelmäßig für Gesprächsstoff wie Harley Benton. Mit der Harley Benton Guitar MAX Fusion bringt die Thomann-Hausmarke nun ein Modell auf den Markt, das in Zusammenarbeit mit dem YouTuber und Gitarristen „Guitar Max“ entstanden ist – bekannt für seine Reviews und seinen Hang zu modernen Metal-Sounds. Die Gitarre soll moderne Features, hochwertige Komponenten und eine Optik bieten, die man sonst eher aus höheren Preisregionen kennt – und das alles mal wieder zu einem sehr fairen Kurs. Ein Signature-Modell für preisbewusste Spieler, die Wert auf gute Verarbeitung, flexible Sounds und ansprechendes Design legen – für uns Grund genug, das Instrument genauer unter die Lupe zu nehmen.
Facts & Features
Die Harley Benton Guitar MAX Fusion ist kein weiteres „normales“ Modell aus dem gigantischen Line-up von Harley Benton, sondern das Signature-Instrument von „Guitar Max“, einem der wohl bekanntesten YouTuber im Gitarrenbereich. Schon beim ersten Blick fällt auf, dass sich hier jemand Gedanken gemacht hat: Der Korpus besteht aus Nyatoh – einem Holz, das in letzter Zeit immer beliebter wird – und trägt ein ansprechendes Walnussfurnier als Decke. In Kombination mit dem einlagigen Holzbinding wirkt die Gitarre alles andere als billig und vermittelt einen angenehm „natürlichen“ Look, der gut zu einem Signature-Instrument passt. Man könnte glatt auf den Gedanken kommen, dass hier die Charvel Guthrie Govan Pate gestanden hat.
Der Hals der Harley Benton Guitar MAX Fusion ist aus geröstetem kanadischen Riegelahorn gefertigt – was bei Harley Benton mittlerweile fast schon Standard ist. Durch das Roasting-Verfahren wirkt das Holz dunkler und soll zusätzliche Stabilität erhalten. Das ebenfalls geröstete Riegelahorn-Griffbrett sorgt zusammen mit dem modernen C-Profil für ein angenehmes Spielgefühl. Mit einer Halsdicke von 21 mm am ersten Bund und 23 mm am zwölften Bund liegt die Gitarre satt in der Hand, ohne zu klobig zu wirken. Der Griffbrettradius beträgt 305 mm (12 Zoll) – ein klassisches Maß für moderne Gitarren, das sowohl Akkordspiel als auch Soli recht komfortabel macht.
Mit 24 Jumbo-Blacksmith-Edelstahlbünden geht Harley Benton beim Signature-Modell einen Schritt weiter als bei vielen Standardserien. Edelstahlbünde gelten als langlebig und verschleißfest – was gerade für Spieler, die viel Bendings und Fingervibratos einsetzen, ein echter Vorteil ist. Die Bünde sind sauber abgerichtet und ab Werk ordentlich abgerundet – jedoch auf ihren Oberseiten leider nicht ganz perfekt poliert, was Bendings und Slides etwas erschwert. Aber dieses Problem löst sich von ganz allein, sobald das Instrument ein paar Stunden oder Tage gespielt wurde.
Dazu kommt ein Grafitsattel mit einer Breite von 42 mm, der eine zuverlässige Stimmstabilität bei intensiver Nutzung verspricht. Die E-, A-, D- und G-Saiten werden durch String Trees auf das erforderliche Maß gesenkt, um sauber in die Mechaniken eingeführt zu werden.
Pickups & Hardware
Bei der Elektronik setzt Harley Benton auf Tesla-Humbucker – konkret den Tesla Plasma-X1 in Stegposition und den Tesla Plasma-RS2 am Hals, der in Singlecoil-Form ausgeführt ist. Beide Pickups lassen sich über einen Minischalter splitten, sodass reine Singlecoil-Sounds möglich sind. Dazu kommen ein Master-Volume- und ein Master-Tone-Regler sowie ein 3-Wege-Schalter. Das ist ein übersichtliches, praxisnahes Konzept, das gerade in einer Live-Situation Vorteile bringt, weil man sich nicht durch ein Potentiometer-Wirrwarr kämpfen muss.
Besonderes Augenmerk liegt auf dem Hardware-Paket: Die Gitarre ist mit einem Babicz Z-Series FCH-Steg ausgestattet – einer hochwertigen String-through-Konstruktion, die für ein sehr direktes Schwingungsverhalten und kräftiges Sustain sorgt. Die Saiten laufen also durch den Korpus und werden hinten im Steg fixiert. Die vergoldeten Jinho J03 Mini Rotomatic-Style-Mechaniken mit HB-Logo und die vergoldete Hardware insgesamt verleihen dem Instrument zusätzlich einen edlen Look. Ab Werk ist die Guitar MAX Fusion Signature WN mit DR Strings Dragon Skin Coated .010–.046 besaitet – einem beschichteten Satz, der für eine längere Lebensdauer sorgen soll.
Auch in puncto Optik hat sich „Guitar Max“ offenbar stark eingebracht: Das Walnussfurnier mit Naturfinish bringt die Maserung des Holzes schön zur Geltung, während das Holzbinding rund um die Decke einen eleganten Rahmen bildet. In Verbindung mit der vergoldeten Hardware wirkt die Gitarre hochwertig und individuell. Anders als bei vielen Modellen dieser Preisklasse sieht hier nichts „von der Stange“ aus – ein Punkt, den man gerade bei Signature-Gitarren erwarten darf und den Harley Benton selbst in dieser niedrigen Preisklasse zweifellos erfüllt.
In der Praxis
Bereits beim ersten Anspielen fällt auf, dass die Harley Benton Guitar MAX Fusion Signature WN in dieser Preisklasse ungewöhnlich hochwertig wirkt. Die Kombination aus Tesla-Pickups, Babicz-Stegsystem und String-through-Saitenführung sorgt für ein sehr kräftiges Sustain – deutlich mehr, als man es bei vergleichbaren Instrumenten gewohnt ist. Sowohl singende Leads als auch clean gespielte Akkorde profitieren von dieser Konstruktion und klingen ausgesprochen druckvoll. Hier merkt man, dass „Guitar Max“ Wert auf ein Instrument gelegt hat, das bereits mit einem kraftvollen Grundsound kommt.
Die beiden Tesla-Humbucker liefern ein überzeugendes Klangbild: Der Steg-Pickup klingt druckvoll und klar, mit einer ordentlichen Portion „Punch“, während der Hals-Pickup wärmere, vollere Sounds bietet, die sich besonders für Cleans oder bluesige Leads eignen. Über den Minischalter lassen sich beide Pickups splitten, sodass Singlecoil-artige Sounds möglich werden. Das ist zwar keine perfekte Strat-Imitation, aber durchaus brauchbar für Funk, Pop oder knackige Rhythmusfiguren. Besonders in Kombination mit dem 3-Wege-Schalter entstehen viele praxisnahe Sounds, ohne dass man sich im Bedienelemente-Dschungel verliert.
Das Spielgefühl auf der Harley Benton Guitar MAX Fusion profitiert von der ergonomischen Hals-Korpus-Verbindung und dem modernen C-Profil. Soli in den hohen Lagen lassen sich angenehm erreichen und das Griffbrett fühlt sich durch die abgerundeten Kanten angenehm „eingespielt“ an. Dennoch ist der Hals nicht ultradünn – mit 21 mm am ersten und 23 mm am zwölften Bund liegt er eher kräftig in der Hand und bietet ordentlich „Fleisch“. Wer sehr flache Hälse mag, muss sich eventuell umgewöhnen – dafür liegt das Instrument stabil in der Hand und erlaubt präzises Spiel.
Bei der Werkseinstellung zeigt sich allerdings, dass auch Signature-Modelle aus der Harley-Benton-Schmiede nicht komplett „Plug-and-Play“ sind. Bei unserem Testinstrument war die Saitenlage etwas hoch und die Intonation nicht hundertprozentig justiert. Mit ein paar Handgriffen – etwa einer Anpassung am Halsstab und an der Saitenlage des Babicz-Stegs – lässt sich hier jedoch schnell Abhilfe schaffen. Spieler, die ohnehin gern ihr Setup individualisieren, werden das kaum als Nachteil sehen – absolute Einsteiger könnten sich allerdings einen ab Werk „fertigen“ Zustand wünschen.
Was Verarbeitung und Hardware angeht, macht die Guitar MAX Fusion Signature WN eine gute Figur. Die vergoldete Hardware sieht nicht nur schick aus, sondern vermittelt auch Solidität. Mechaniken und Steg arbeiten zuverlässig, und auch nach längerem Spielen bleibt die Gitarre stimmstabil. Während der Testdauer musste ich das Instrument kein einziges Mal nachstimmen.
Somit präsentiert sich die Harley Benton Guitar MAX Fusion Signature WN in der Praxis als durchdachtes Instrument für moderne Spieler, das in seiner Preisklasse ungewöhnlich viel bietet. Sie ist kein kompromissloses Shredder-Brett und keine Vintage-Kopie, sondern ein eigenständiges Signature-Modell, das viele aktuelle Features in ein klassisches Format packt.
Guitar MAX Fusion Signature WN – Klangbeispiele
Für die Klangbeispiele habe ich die Guitar MAX Fusion Signature WN zusammen mit einem Orange Micro Dark Top und einer 1×12″ Celestion Vintage 30 Box verwendet.
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Ich habe mir vor Kurzem das – technisch gleichartige (nur zusätzlich mit einem Floyd Rose Vibrato ausgestattete) – HO-Modell geleistet: Jenes mit dem Hologramm-Leuchteffekt, dem ich ästhetisch nicht widerstehen konnte. Und ich kann das obige Loblied nur vollumfänglich bestätigen. Bei mir stimmten auch Werkseinstellung und Tonansprache.
Geradezu überrascht bis verblüfft hat mich die klangliche Vielseitigkeit des Instruments: besonders bei funky Licks und anderen Klarklang-Spielereien, die ich mir mit einer solchen Shredder-Axt weniger zu erhoffen gewagt hatte. Aber umso schöner! Das absolut stimmstabile Vibrato begeistert zusätzlich. Und trotz der konstruktionsbedingt festgeklemmten Saiten gelingen Bendings leichtgängig und flüssig. Großartig! Derzeit komme ich gar nicht mehr los von dieser Gitarre!
Das Instrument spielt – mit etwas anderem Konzept und Schwerpunkt – in derselben Liga wie meine Ibanez AZ Premium, die mehr als doppelt so teuer gewesen war. (Jene hat mehr Klangvarianten aufgrund ihrer PU-Verschaltungsmöglichkeiten, dafür läuft ihr die Harley Benton Fusion MAX bei härteren Riffs fast davon.)
Unfassbar günstig für diese Qualität(en). Damit hat sich T’s Hausmarke selbst übertroffen.
@Eibensang Mir ist das ja langsam schon peinlich und vielleicht könnten ja manche Leser auf den Gedanken kommen, wir würden dafür bezahlt … aber die HBs werden ständig besser, ich kann es oft kaum fassen, wenn wieder so ein Teil zum Test eintrudelt. Das die Max mit deiner IBZ Premium mithalten kann, ist für mich daher keineswegs überraschend!