Rauer Sound vorm Schlafengehen
Aus einem Boom erwuchs ein Trend und aus einem Trend entstand eine völlig neue Sparte. Die Rede ist von der Kategorie „Bedroom-Amps“: jene kleine Verstärker für zu Hause, die wir ja alle mittlerweile irgendwie lieb gewonnen haben und die stets zum Üben, für eine spontane Session oder auch für das unkomplizierte Homerecording bereitstehen. Fast jeder der großen Verstärkerhersteller hat auch solch einen kleinen Gesellen im Angebot, der Markt ist auch hier einfach zu lukrativ, um ihn der Konkurrenz kampflos zu überlassen. In diesem Markt schwimmt auch das Musikhaus Thomann mit seiner Eigenmarke Harley Benton mit und bietet mit dem Harley Benton Mighty-5TH sogar ein waschechtes Röhrentop an, unter dessen Haube viel mehr steckt, als es die düster-martialische Optik vermuten lässt. Wollen wir doch mal schauen, wie der Metallzwerg aus Treppendorf sich im Test verhält.
Harley Benton Mighty-5TH – Facts & Features
Obwohl der Mighty-5TH mit seinen Maßen von 205 x 127 x 140 mm recht zierlich wirkt, bringt das robuste Stahlblechgehäuse doch immerhin ein Gewicht von über 3 kg auf die Waage. Die lassen sich aber ganz bequem transportieren, denn dazu gibt es auf der Oberseite einen Tragegriff aus Metall, der sich zudem noch einklappen lässt. Die Scharniere sitzen jedoch außerhalb des Gehäuses, sodass man hier nur schwer etwas ablegen könnte. Sollte man ohnehin nicht tun, denn direkt darunter befinden sich ein Teil der Lüftungsschlitze und darunter wiederum die beiden Röhren der Class-A-Schaltung. An Bord befinden sich eine 12AX7A in der Vorstufe sowie eine EL84 für die Endstufe, die eine Leistung von 5 Watt liefert. Das sollte für das Einsatzgebiet zu Hause und für kleinere Gigs (eine entsprechende Box vorausgesetzt) ausreichen.
Da das einkanalige Layout des Mighty-5TH nur über einen Volume-Regler verfügt und somit das Erreichen von verzerrten Sounds in Zimmerlautstärke sehr schwierig wird, wurde der Endstufe eine Leistungsreduzierung zur Seite gestellt. Die Ausgangsleistung kann mit einem Minischalter an der Rückseite von 5 auf 1 Watt oder sogar runter auf 0,1 Watt reduziert werden. Das soll eine fette Endstufensättigung ermöglichen, ohne dass nach ein paar angeschlagenen Akkorden gleich der Nachbar vor der Tür kauert. Diese Leistungsreduzierung, im Fachjargon auch „Power Attenuator“ genannt, steht für jeden der zwei Lautsprecherausgänge separat zur Verfügung, ein 8-Ohm- sowie ein 16-Ohm-Anschluss warten hier auf Verbindung zur bevorzugten Box.
Neben den beiden Lautsprecherausgängen ist der Anschluss für das Netzkabel alles, was man an Anschlüssen auf der Rückseite findet. Sehr schön, dass der Hersteller hier das Netzteil in den Verstärker integriert hat und uns so ein weiterer Netzadapter (für die ohnehin chronisch überfüllten Steckdosenleisten) erspart bleibt. Schmerzlich vermisst wird hingegen ein Effektweg, auch zu Hause möchte man vielleicht auch gerne mal mit einem Hall oder einem Echo experimentieren – und das ist ja beim Spielen mit verzerrten Sounds immer so eine Sache. Aber wer weiß, vielleicht spendieren die „Thomänner“ dem kleinen Mighty-5TH ja bei einem Update diese so wichtige Schnittstelle.
Harley Benton Mighty-5TH – Frontseite & Bedienpanel
Das Bedienpanel des Mighty-5TH präsentiert sich sehr schlicht, um nicht zu sagen ziemlich spartanisch. Ganze drei Regler, eine Buchse und ein Schalter schmücken die Front, da kann es wohl kaum Fehlgriffe geben. Eine Zweiband-Klangregelung sorgt für den gewünschten Sound, ein Volume-Regler für die gewünschte Lautstärke bzw. den Grad der Verzerrung, die Input-Buchse erwartet eine elektrische Gitarre und der rot beleuchtetet Power-Schalter erweckt das Mini-Top zum Leben. Die Regler zeigen sich von guter Qualität, sie wurden fest mit dem Gehäuse verschraubt und können dank ihrer Chickenhead-Potis bequem erreicht werden. Zudem laufen sie mit einem gesunden Drehwiderstand auf ihren Achsen und weisen dabei keinerlei Spiel auf. Knackig rastet auch der Power-Schalter ein, auf einen Standby-Schalter wurde verzichtet, obwohl an der Frontblende durchaus noch Platz dafür gewesen wäre.
Harley Benton Mighty-5TH – ein Zwischenfazit
Um ehrlich zu sein, habe ich für diesen Preis keine derart robuste Konstruktion, wie sie der Mighty-5TH bietet, erwartet. Mittlerweile scheint es so, als haben die Produkte der Thomann Hausmarke den Status der Billigware verlassen und seien auf dem besten Wege in der Mittelklasse anzukommen, trotz nach wie vor unglaublicher Preise. Genau das trifft auch auf den Mighty-5TH zu, der beim ersten genauen Check ein sehr gutes Bild in puncto Verrabeitung abgibt. Zu kritisieren gibt es eigentlich gar nichts, lediglich die Abwesenheit eines Effektwegs schmerzt ein wenig, kann aber die Neugier auf den Klang des kleinen Rackers nicht dämpfen. Wie der Harley Benton Mighty-5TH sich in der Praxis zeigt, erfahren wir ab der nächsten Seite!
Toller Bericht… vielen Dank dafür….