8-Saiter Multiscale fürs kleine Budget
Die Harley Benton Multiscale mit ihren Fanned Frets ist eine kostengünstige, aber trotzdem gut verarbeitete Gitarre, die für Anfänger und Profis gleichermaßen geeignet ist. Wenn ihr schnell seid, ist bis Ende Juni 2025 ein Version von Guitar Rig LE im Preis enthalten!
Inhaltsverzeichnis
Kurz & knapp
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- Verarbeitung: Gut verarbeitet für diese Preisklasse, mit sehr ansprechendem Finish.
- Spielbarkeit: Ergonomisch, besonders wegen der Fanned Frets.
- Klang: Solides Fundament mit druckvollem Sound, geeignet für moderne Musikstile.
- Design: Auffälliges Flip-Flop-Blue-Finish, coole Optik.
- Bewertung: Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, ideal für Einsteiger und Fortgeschrittene.


Multiscale– oder „Fanned-Fret-Gitarren“ sind längst kein exotische Nischenphänome mehr. Was einst als technische Spielerei im Progressive-Metal-Bereich begann, hat sich inzwischen zu einer ernst zu nehmenden Alternative für Gitarristen verschiedenster Stilrichtungen entwickelt. Der Grund: Multiscale-Gitarren bieten eine ganze Reihe praktischer Vorteile, die sowohl die Spielbarkeit als auch die klangliche Performance verbessern können.
Das grundlegende Konzept beruht auf unterschiedlich langen Mensuren für die tiefen und hohen Saiten. Die Basssaiten profitieren durch die verlängerte Mensur von einer strafferen Ansprache und einem klareren Ton, während die Diskantsaiten durch eine kürzere Mensur leichter zu bespielen, sind – besonders bei Bendings oder schnellem Leadspiel.
Das Ergebnis ist ein ausgewogenes, artikuliertes Klangbild über das gesamte Frequenzspektrum hinweg. Dazu kommt eine ergonomisch günstigere Handhaltung, da sich der natürliche Bewegungsradius der Greifhand besser mit der leicht fächerförmigen Bundanordnung verträgt. Was anfangs gewöhnungsbedürftig aussieht, erweist sich in der Praxis schnell als intuitiv spielbar. Immer mehr Hersteller – auch im Budgetbereich – greifen dieses Design inzwischen auf. Zu diesen Herstellern gehört auch Harley Benton, von denen wir uns jetzt mal die R-458FFB Roasted MultiScale genauer betrachten werden.
Harley Benton Multiscale – Facts & Features
Die Harley Benton MultiScale R-458FFB Roasted ist eine achtsaitige E-Gitarre aus der Progressive-Serie, ausgelegt für moderne Musikstile, die nach tiefen Tunings und extended Range verlangen. Der Korpus der R-458FFB besteht aus Pappel – ein leichtes Tonholz mit tendenziell neutralem Klangcharakter, das weder zu dumpf noch zu brillant wirkt und sich damit gut für stark bearbeitete Sounds eignet. Die Ergonomie des leicht konturierten Bodys sorgt für angenehmes Handling trotz der großen Abmessungen, wie sie bei einer 8-Saiter mit Multiscale-Mensur nun einmal anfallen. Apropos: Die Fanned Frets sind hier nicht bloß optisches Gimmick, sondern bringen echte Vorteile – bessere Intonation, straffere Bässe und entspannteres Spielgefühl auch bei tiefer Stimmung.
Das auffälligste Merkmal ist aber zweifellos das hochglänzende Flip-Flop Blue-Finish, das sich je nach Lichteinfall irgendwo zwischen kräftigem Blau, Petrolgrün und Käferpanzer bewegt. Geschmackssache? Sicher. Aber langweilig ist es definitiv nicht. Man merkt, dass sich Harley Benton auch optisch vom reinen „Tool“-Ansatz emanzipieren will. Für eine Gitarre dieser Preisklasse ist die Verarbeitung des Finishs ordentlich gelungen, selbst bei genauerem Hinsehen gibt es wenig zu meckern.
Der geschraubte Hals besteht, wie auch das Griffbrett, aus geröstetem kanadischen Ahorn. Das „Roasting“ sorgt nicht nur für eine ansprechende Vintage-Färbung, sondern soll zudem die Steifigkeit und Resonanz des Holzes verbessern. Mit seinem flachen „Speed-D“-Profil liegt der Hals gut in der Hand und eignet sich für schnelle Licks genauso wie für ausgedehntes Power-Riffing. Das Griffbrett hat einen Radius von 350 mm, was in Kombination mit der Sattelbreite von 54 mm auch bei großen Händen oder komplexen Voicings für ausreichend Platz sorgt.
Ein zentrales Merkmal ist die Multiscale-Bauweise: Die tiefste Saite (F#) hat eine Mensur von 692 mm, die höchste (E) 650 mm. Das ergibt einen Fächerbundwinkel, der zunächst gewöhnungsbedürftig aussieht, sich aber schnell als ergonomischer Vorteil entpuppt. Vor allem bei Drop-Tunings sorgt die längere Mensur für definierte Tiefmitten, während die hohen Saiten geschmeidiger spielbar bleiben. Die 24 Medium-Jumbo-Bünde sind sauber eingesetzt und ab Werk ordentlich abgerichtet. Nichts schabt oder piekst und auch an eine ausreichende Politur der Bundoberflächen wurde gedacht, was bei Instrumenten in dieser Preisklasse nicht unbedingt selbstverständlich ist.
Zwei passive Hi-Gain-Humbucker übernehmen die elektrische Wandlung. Über einen 3-Wege-Toggle lassen sich beide Pickups in den bekannten Kombinationen schalten, dazu gibt es je einen Volume- und einen Tone-Regler. Klanglich liefert das Set, was man in dieser Preisklasse erwarten darf: ordentlich Output, ausreichende Höhen, brauchbare Clean-Sounds und eine Vorliebe für High-Gain. Für das erste Riff auf acht Saiten ist das Setup absolut funktional, ohne jedoch in Boutique-Gefilde vorzudringen.
Die feste Brücke mit String-Through-Body-Design verspricht erhöhtes Sustain und stabile Intonation. Die verchromten DieCast-Mechaniken machen ihren Job solide – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Der Nubone-Sattel von Graph Tech ist ein kleiner Lichtblick: klanglich näher am Knochen als Kunststoff und ein nettes Detail in dieser Preisklasse. Ab Werk ist die R-458FFB auf F# / B / E / A / D / G / B / E gestimmt und mit einem .009–.065er-Satz besaitet. Wer tiefer stimmen will, sollte über kräftigere Saiten nachdenken.
8 Saiten und schräge Bünde in der Praxis
Beim ersten Kontakt überrascht die Harley Benton Multiscale angenehm. Die Gitarre kommt sauber verarbeitet aus dem Karton, die Hochglanzlackierung wirkt in Natura etwas dezenter als auf den Produktfotos. Das Flip-Flop-Finish ist kein Effektgewitter, sondern eher ein kleiner Farbwitz, den man erst im Licht so richtig versteht.
In Sachen Bespielbarkeit gibt es für die Preisklasse wenig zu meckern. Natürlich ist der Hals kein handgeölter Custom-Shape mit Edelholzbinding – aber er liegt gut in der Hand, die Saitenlage ist moderat eingestellt und auch in den oberen Lagen lässt es sich ordentlich greifen. Der Fächerbundwinkel ist anfangs ungewohnt, stellt sich aber als ergonomisch sinnvoll heraus. Gerade beim Spielen von Power-Chords auf den tiefen Saiten zeigt sich der Vorteil der längeren Mensur.
Soundtechnisch bietet die Harley Benton Multiscale ein stabiles Fundament. Die beiden Hi-Gain-Humbucker liefern ausreichend Ausgangsleistung, um die Saiten ordentlich zum Vibrieren zu bringen – sei es bei druckvollen Metal-Riffs, beim Djent-Galopp oder bei modernem Progressive-Geschredder. Es fehlt zwar ein wenig an Tiefe und Definition im Clean-Betrieb, besonders bei den tiefen Frequenzen, aber im verzerrten Bereich macht die Gitarre ordentlich Druck.
Die Höhen sind schneidend, die Mitten voll und die Bässe recht präsent, was für die Preisklasse durchaus beachtlich ist. Für zu Hause, den Proberaum oder erste Bandversuche reicht das allemal. Es ist nicht der fetteste Sound auf dem Markt, aber es hat ausreichend Punch, um bei den üblichen Proberaum-Jams und Übungseinheiten nicht unterzugehen.
In der Dynamik zeigt sich, dass die Pickups der Harley Benton Multiscale E-Gitarre gut auf Anschläge und Volume-Regler reagieren. Die Gitarre spricht recht gut an, auch bei zarten Picking-Ansätzen bleibt sie klar und differenziert. Bei höherer Gain-Einstellung kann es allerdings zu etwas mehr Nebengeräuschen kommen, vorwiegend bei intensiveren Palm-Muting-Phrasen und schnelleren Spieltechniken. Dennoch bleibt das Rauschen im Rahmen, hier ist es ganz klar das Preis-Leistungs-Verhältnis, das akzeptiert werden muss.
Für den ambitionierten Einsteiger und auch für den fortgeschrittenen Spieler, der nach einer günstigen Zweitgitarre sucht, ist das, was die Harley Benton Multiscale bietet, jedoch völlig ausreichend. Wer mehr will, kann natürlich später aufrüsten und beispielsweise bei den Pickups ansetzen, das Potenzial für eine klangliche Verbesserung ist auf jeden Fall vorhanden. Aber für das Budget und die Zielgruppe ist der Sound bereits mehr als gut, besonders wenn man bedenkt, dass diese Gitarre mit einer erweiterten Mensur und einem modernen Design kommt.
Stimmstabilität und Sustain sind überraschend gut: Die feste Brücke in Kombination mit dem String-Through-Design trägt definitiv zu dem kräftigen Sustain bei. Bei wilden Bendings in den hohen Lagen geht die Stimmung nicht sofort baden, kein Selbstläufer in dieser Preisregion. Der Graph Tech Sattel scheint ebenfalls seinen Teil beizutragen, auch wenn sich der Unterschied eher subtil zeigt. Im praktischen Einsatz, ob per Interface ins DAW-Setup oder direkt in einen kleinen Transistor-Combo, macht die Gitarre eine ordentliche Figur.
Klar, man sollte auch hier keine Wunder erwarten. Aber für ein Instrument für deutlich unter 300,- Euro liefert die Harley Benton Multiscale E-Gitarre erstaunlich solide Ergebnisse, mit denen man auch erste Aufnahmen oder einfache Live-Sessions problemlos realisieren kann. Insgesamt zeigt sich das Instrument als durchdachte Einsteiger-Multiscale, die mehr kann, als der Preis vermuten lässt. Kein Luxusbrett, aber ein ehrlicher, gut spielbarer Einstieg in die Welt der Extended-Range-Gitarren.
Klangbeispiele – so tief kann eine 8-saitige Gitarre
Für den ersten Teil der Klangbeispiele habe ich die Harley Benton Multiscale R-458FFB Roasted zusammen mit einem Orange Micro Dark Gitarren-Top verwendet. Der Amp war mit einer Celestion 1 × 12″ Vintage 30 Box verbunden, aufgenommen wurde mit einem AKG C3000 Mikrofon in Logic Audio ohne weitere Effekte.
Der zweite Teil der Klangbeispiele entstand zusammen mit Native Instruments Guitar Rig 7 – denn die LE-Version gehört bis Ende Juni 2025 noch mit zum Lieferumfang der Harley Benton Multiscale. Somit ist erst mal kein echter Amp nötig, um die Gitarre zu verstärken, wohl aber ein Rechner mit entsprechender Soundkarte.
Auch als Keyboarder mag ich die brachialen Klänge einer Gitarre zum Durchspülen meiner Ohren :)
@herw Ja, geht mir als Keyboarder genauso. Ich höre als Kontrast und auch zur Inspiration z.B sehr gerne Metal. Allerdings erschließen sich mir die 8 Seiten nicht so recht. Ich habe schon mit den 6 Seiten meiner Paula-Kopie meine Probleme. 😉
@MadMac naja, die Gitarristen staunen wahrscheinlich auch über acht Oktaven auf dem Keyboard oder über eine dreimanualige Orgel mit Fußpedalen.
Acht Saiten ? Der Mensch hat zehn Finger !!
für grunz & schrei core aller art ist das bestimmt geil, die scheinen gerne tiefer zu stimmen.
aber das gibt bestimmt ärger mit dem bass? wird das nicht ein seltsamer Brei? soll so sein?
normaler bass and Gitarre tanzen ja nicht so im gleichen Tonumfang …
ich glaub nicht das die sidechaining machen wie bei techno.
ich hab keine Ahnung was in dem genre üblich ist.
Hauptsache tief und fuzz drauf für „böse“ und double bd ?
ich ertrage keinen ganzen song bei sowas, deswegen entgehen mir die details die es geben wird.
als fx eher was aus der Bassabteilung,
die gitarrentreter haben oft einen hipassfilter , für rock n roll Funktioniert das, dann trennen sich bass und Klampfe besser ohne Brei, auf nem synth deswegen auch eher kacke da muss man was passendes suchen.
insgesamt geht der trend allgemein eher zum dunkleren sound als früher,
der „neue“ boss waza bluesdriver kann jetzt auch „dunkel“ und nicht nur „bright“ …