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Test: Harley Benton SC-550 Black Cherry Flame, E-Gitarre

Kirschblüten-Paula zum Spartarif

5. April 2020
Harley Benton SC-550 Black Cherry Flame E-Gitarre

Harley Benton SC-550 Black Cherry Flame E-Gitarre

Es ist wirklich erstaunlich, wie doch die Qualität der Instrumente von Harley Benton kontinuierlich zunimmt. Früher eher milde belächelt und von vielen als „billiges Feuerholz“ deklariert, erreichen die Gitarren und Bässe der Thomann-Hausmarke mittlerweile einen Qualitätsstandard in Sachen Verarbeitung und Klang, der so manchem etablierten Hersteller am Markt den Angstschweiß auf die Stirn treibt. Der Low-Budget-Bereich wird also wild aufgewirbelt und auch wir werden immer wieder aufs Neue davon überrascht, welch guten Eindruck doch diese Instrumente in unseren Test regelmäßig hinterlassen. Gegenstand dieses Reviews ist die Harley Benton SC-550 Black Cherry Flame E-Gitarre, die ganz offensichtlich die Freunde der Gibson Les Paul anspricht und erneut wieder für einen verdammt günstigen Preis angeboten wird. Kann sie was? Schauen wir mal!

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Harley Benton SC-550 – Facts & Features

Die Form dürfte wohl im Vergleich zur ewigen Legende allseits bekannt sein. Singlecut-Body und aufgeleimte Ahorndecke bestimmen die Zutaten des Korpus der Harley Benton SC-550 Black Cherry Flame. Und auch hier treffen wir auf einen gekammerten Body, der somit nicht nur eine deutliche Gewichtsersparnis aufweist, sondern auch in Sachen Resonanzen ein etwas anderes Bild abgeben dürfte. Wie dem auch sei, das Instrument ist wahrlich kein schweres und pendelt ausgewogen am Gurt, was sich natürlich positiv auf eine gute Performance auswirkt, denn gerade Live kann bzw. möchte man ja auf jedes Gramm zusätzlich gerne verzichten.

Als Basis für den Korpus dienen zwei Teile Mahagoni mit einer aufgeleimten AAAA-Riegelahorndecke – so beschreibt es zumindest der Hersteller. So ganz kann man es aber bei diesem Preis kaum glauben und wenn es doch nur ein Furnier sein sollte, so ist es trotzdem eine besonders gut gelungene attraktive Illusion einer echten Ahorndecke. Ein cremefarbenes Binding umschließt die Ränder der Decke auf der Vorderseite, auf der Rückseite fehlt diese zwar, dafür wurden aber die zwei Abdeckungen für die Elektronik und den Dreiwegeschalter versenkt eingesetzt, was einen reibungslosen Kontakt zwischen Instrument und Spieler verspricht.

Mahagonihals mit Jatoba Griffbrett

Ebenfalls aus Mahagoni besteht der absolut sauber eingeleimte Hals, auf den ein Griffbrett aus Jatoba aufgeleimt wurde, das einen großzügigen Radius von 350 mm besitzt. Die Trapez-Einlagen aus Perlmutt an den bekannten Stellen wurden ebenso sauber eingesetzt wie die 22 Bünde: Perfekt abgerichtet an den Kanten und sorgfältig poliert auf ihren Oberflächen präsentieren sich die Bundstäbchen schlicht in Topform, das könnte selbst Gibson nicht besser hinbekommen! Dennoch ist ein winziger Verarbeitungsmangel am Halsfuß im Binding des Griffbretts zu erkennen – ein paar Lackspritzer haben sich hier verirrt, das muss aber nicht zwangsläufig die gesamten Serie betreffen.

60er Halsprofil und klebefreier Lack

Erfreulich flach zeigt sich das 60er Halsprofil und obwohl auch die Rückseite von der Lackpistole nicht verschont geblieben ist, hält sich das gefürchtete Kleben der Greifhand in sehr engen Grenzen. Zumindest ich als hart gesottener Fan von unbehandelten Hälsen konnte diesbezüglich keine Schwierigkeiten beim Bespielen feststellen. Auch dann nicht, wenn die Hand mal etwas feuchter wurde. Hier hat Harley Benton offensichtlich einen guten Mix aus Schutz des Holzes und Praxistauglichkeit gefunden. Mit einer Mensur von 648 mm und einer Sattelbreite von 43 mm, der Sattel besteht aus Knochen, hält man sich sehr nah am Original.

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Harley Benton SC-550 Black Cherry Flame E-Gitarre Jatoba Griffbrett

Harley Benton SC-550 Black Cherry Flame – Jatoba Griffbrett mit sauberer Bundierung

Deluxe-Hardware von Kopf bis Fuß!

Gold, Gold, überall nur Gold! Sämtliche Metallteile werden von diesem Farbton überzogen. Das fängt an beim Steg, dem Tailpiece und reicht weiter über die Kappen der Pickups und deren Schrauben in den Rahmen, den Gurtendknöpfen und schließlich und endlich den Vintage-Mechaniken, die von Wilkinson stammen und einen mehr als soliden Eindruck hinterlassen. Die Tuner besitzen so gut wie kein Spiel auf ihren Achsen, was das Stimmen somit schnell und problemlos gestaltet. Ohnehin hatte die Harley Benton SC-550 Black Cherry Flame während der Zeit in meiner Obhut keinerlei Probleme beim Halten der Stimmung, was wirklich erstaunlich für ein Instrument dieser Preisklasse ist. Denn gerne und oft wird ja an dieser Stelle gespart, meiner Meinung nach am völlig falschen Ende. Hier ist aber alles in bester Ordnung.

Harley Benton SC-550 Black Cherry Flame E-Gitarre Wilkinson Tuner

SC-550 Black Cherry Flame – Wilkinson Tuner

Roswell Pickups – und ein weiterhin sehr solides Bild!

Mittlerweile werden so gut wie alle Gitarren von Harley Benton mit Roswell-Pickups ausgerüstet und so befindet sich auch ein paar dieser Humbucker auf der Decke der SC-550 Black Cherry Flame montiert. Die Schaltung ist bekannt und bietet keine Überraschungen: Es existiert für jeden der Tonabnehmer ein Volume- und ein Tone-Poti, geschaltet wird über den Dreiwegeschalter im oberen Teil des Korpus. Sowohl die Regler als auch der Schalter sind sehr ordentlich ausgefallen, nichts wackelt, hat Spiel oder wirkt sonst irgendwie fragil. Ganz im Gegenteil, die hier verbauten Bedienelemente fügen sich nahtlos in das äußerst positive Bild ein, welches das Instrument bis hierher abgibt. Lediglich die aufgesteckten Knöpfe könnten aufgrund ihrer glatten Oberflächen im Eifer des Gefechts mal aus der Hand bzw. den Fingern geraten. Wer dem vorbeugen will, der sollte sich für kleines Geld am besten ein paar griffigere Modelle besorgen – die Welt kostet das garantiert nicht und der Wechsel ist innerhalb weniger Minuten erledigt.

Harley Benton SC-550 Black Cherry Flame E-Gitarre backside

Harley Benton SC-550 Black Cherry Flame Rückseite

In der Praxis!

Für was kauft man sich eine Les-Paul-Style-Gitarre vornehmlich? Klar, für Blues und Rock und darüber hinaus für alles, was mit Overdrive zu tun hat! In diesem Bereich gibt die Harley Benton SC-550 Black Cherry Flame E-Gitarre ein für diese Preisklasse mehr als überzeugendes Bild ab. Sicherlich kann man die montierten Roswell-Pickups nicht mit einem Satz guter US-PAFs vergleichen, im angezerrten Bereich jedoch profitieren die Tonabnehmer von einem erstaunlich resonanten und mit einem guten Sustain ausgerüsteten Grundsound der gekammerten Vollmahagoni-Konstruktion. Die darüber hinaus durch ihr niedriges Gewicht für eine Gitarre der Les-Paul-Liga dem Benutzer nicht ganz so arg die Luft am Gurt abschnürt.

Die Bespielbarkeit muss man ebenfalls als sehr gut bezeichnen, das schlanke 60er Halsprofil bietet zusammen mit der perfekt eingestellten Saitenlage unserer Testgitarre eine vorzügliche Bespielbarkeit „out of the box“, zudem war die Oktavreinheit sauber eingestellt, sodass auch Akkorde sauber und klar artikuliert auf jeder Position des Griffbretts stets sauber klingen. Nicht ganz so gut kann jedoch der Cleansound gefallen, dort mangelt es spürbar an Höhen. Dafür liefern aber die beiden Roswells erstaunlich stramme Bässe und ein recht durchdringendes Mittenbild im Overdrive, das sich garantiert gut in einem Bandgefüge durchzusetzen weiß und zudem mit erfreulich geringen Nebengeräuschen glänzt. Weiterhin positiv ist zu vermelden, dass das Frequenzbild und auch die Dynamik bei Zurücknahme der Volume-Regler nicht spürbar zusammenbrechen, was eine gute Interaktion mit dem angeschlossenen Amp verspricht.

Klangbeispiele

Kommen wir nun zu den Hörproben, für die ich die Harley Benton SC-550 Black Cherry Flame E-Gitarre in meinen Referenz-Amp Orange Micro Dark mit angeschlossener 1×12″ Celestion Vintage 30 Box eingeklinkt habe. Vor der Box wurde ein AKG C3000 Mikrofon platziert, ehe das Signal in Logic Audio ohne weitere Effekte aufgenommen wurde. Lediglich ein Limiter wurde auf die Summe gelegt, um die Pegel anzugleichen.

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Fazit

Ich kann nicht anders – erneut komme ich nicht drum herum, einer Gitarre von Harley Benton unsere Bestnote zu verpassen. Wer bisher aufgrund eines schmalen Budgets mit einer Paula etwa aus dem Hause Epiphone geliebäugelt hat, der sollte schnellstmöglich seinen Blick auf die Harley Benton SC-550 Black Cherry Flame richten. Denn was hier für 269,- Euro geboten wird, ist mal wieder kaum zu glauben!

Plus

  • Verarbeitung
  • Overdrive-Sound
  • Optik
  • brutales Preis-Leistungs-Verhältnis

Minus

  • -

Preis

  • 269,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    S_Hennig

    Entweder die Soloübungen der letzten Wochen haben mein Gehör völlig abstumpfen lassen, oder es funktioniert noch halbwegs. Im letzten Fall möchte ich höflich darum bitten, die Klangbeispiele mit einer gestimmten Gitarre nochmal aufzunehmen.

    • Profilbild
      MusicChest

      @S_Hennig Die Audiobeispiele von diesem Author sind immer verstimmt da nicht sauber intoniert. Da hilft auch seine eigene Gitarrenschule nichts.
      Nicht böse gemeint, aber das sind halt Amateurberichte für Amateurleser.

      Lg

      PS: Schlechte Bewertungen ändern keine Fakten.

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Über güldene Hardware kann man streiten, kommt aber meist als Black & Gold an Custom Modellen im JPS Look besser. Zwei Anmerkungen zum Test: die Tracks wurden mit einer verstimmten oder möglicherweise schlecht intonierten Gitarre aufgenommen. Es klingt scheusslich. Zum anderen ist ein Orange Micro Dark mit angeschlossener ( geschlossener ?) 1×12″ Celestion Vintage 30 sicherlich nicht konstruktiv tonal eine geeignete Referenz, eine Gitarre nach Brillianz , Transparenz und luftigen Höhen bewerten zu können. Bei solchen Testen wäre ein 2. klarer Referenzamp wie ein Fender Deluxe sicher sehr hilfreich für cleane oder jazzige Soundbeispiele. Was leider aber weder der Hersteller in Vietnam noch Thomann vor Versand an den Kunden in den Griff bekommt, sind teils unschöne Abweichungen von der sonst weit überdurchschnittlichen Verarbeitungsqualität in der Preisklasse. Würde Thomann JEDE Gitarre vor Versand an den Kunden sorgfältig prüfen, wären viele Retouren wegen falsch gekerbter Sättel oder frühes Buzzen aufgrund variabler Bünde (einzelne leicht abgehoben vermutlich durch Nachtrocknen des Griffbrettholzes bei der Reise um die halbe Welt in eine andere Klimazone) vermeidbar. Vom Trend wird jedoch Thomanns Eigenmarke ständig besser, auch bei den Strat/Tele Clonen. Es wäre zudem schön wenn Thomann zumindest in 100 Gramm Schritten das Gewicht der verschiedenen Instrumente im Katalog angeben würde um eine Vorauswahl auch darüber zu ermöglichen.

    • Profilbild
      Zetahelix

      ich weiß zwar nicht was eure Ohren belegt aber bei mir klingen die Sounds ganz normal und wie immer klasse gespielt :D vielen dank für einen weiteren coolen Testbericht Stefan :D

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      Es wäre tatsächlich ein sinnvolles Feature, wenn ein Händler die jeweiligen Gewichte der Gitarren ausschildern würde, oft wiegen die ja schon innerhalb einer Serie/Charge ziemlich unterschiedlich. Ich mag eher schwere Gitarren, viele mögen leichte Gitarren, so könnte man sicherstellen, das man zumindest diesbezüglich seinem Wunschmodell leicht näher kommt.
      Online könnte man das einfach als Dropdown-Menü gestalten. Für den Händler nagtürlich logistischer Aufwand durch das Wiegen, aber mit 5 Euro pro Gitarre sollte das abgegolten sein und mir wäre dieser Service das auf jeden Fall wert.

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