Günstige Paula mit Gold-Top-Finish
Harley Benton bleibt am Ball. Diesmal testen wir die Harley Benton SC-Custom III mit Gold-Top-Finish. Es handelt sich dabei um eine klassische Paula, die einige Features des Vorbilds aufweist, sich aber auch in einigen Punkten unterscheidet.
Inhaltsverzeichnis
Die Testkandidatin ist auf den ersten Blick nicht so massig wie das Vorbild gebaut, deswegen auch deutlich leichter als „das Original“ und das Cutaway fällt etwas spitzer aus. Der Übergang vom Hals zum Korpus ist vergleichsweise etwas ergonomischer geformt und das Cutaway erhielt eine Fräsung, die das Erreichen der hohen Lagen erleichtert.
Die beiden Tonabnehmer (Humbucker, splitbar) sind im Vergleich zur neulich von uns getesteten Harley Benton SC-Custom III Active passiv (werden also ohne Batterie betrieben), was sicherlich vielen Gitarrenfreunden zusagt, da nicht jeder einen 9-Volt-Block in der Elektrik haben möchte, der dann möglicherweise in entscheidenden Momenten leergesaugt ist.
Alternativ wäre die SC-Custom III zum selben Preis auch in weiteren attraktiven Finishs zu haben, als da wären: Desert Burst, Ocean Flame, Lemon Flame, da könnte für jeden was dabei sein.
Harley Benton SC-Custom III – Facts & Features
Die SC-Custom III stammt, wie zu vermuten ist, aus der Custom-Line-Serie. Die Qualität und das Preis-Leistungs-Verhältnis der SC-Custom III Instrumente waren bereits in der Vergangenheit in unseren Tests Grund zur Freude. Aufgrund des Kampfpreises von knapp 300,- Euro wird kein Koffer bzw. Gigbag mitgeliefert.
Auf den ersten Blick macht das Instrument einen guten Eindruck. Die Verarbeitung inklusive der schönen Gold-Top-Lackierung, ist perfekt. Das Instrument fühlt sich gut an, der Hals liegt ausgezeichnet in der Hand. Im Lieferumfang sind die Schlüssel zur Einstellung und auch zwei Security-Locks enthalten.
Falls meine persönliche Meinung gefragt ist: Ich bin kein Freund von Security-Locks, da diese mit der Zeit anfangen, zu „schlackern“, da sich die Sicherungsmuttern irgendwann lösen und bevorzuge stattdessen einen stabilen Gurt und darüber gewöhnliche Flaschengummis als „Gurtsicherung“ und erspare mir somit das ständige Nachziehen der Muttern. Aber wenn die Security-Locks schon mal kostenlos mitgeliefert werden, kann sich jeder selbst sein Bild machen.
Korpus der Les Paul Gitarre
Die Gitarre wiegt erfreulicherweise lediglich 3,4 kg. Dies ist natürlich dem vergleichsweise etwas schmaleren Korpus zu verdanken, der etwas weniger dick bzw. massig ausfällt. Der Korpus erhielt eine „Bierbauchfräsung“, die nochmals zur Gewichtsreduktion beiträgt.
Man vermutet richtig, dass die etwas schmalere Harley Benton Gold-Top-Paula für „drei Hunnies“ nicht den majestätischen Ton einer guten (Gibson) Les Paul mit ihrer respekteinflößenden Masse erreicht. Zudem wurde hier auf das Aufleimen einer satten Ahorndecke verzichtet. Dafür wird aber der Geldbeutel sowie der Rücken geschont.
Für den Korpus kommt das Holz Meranti zur Verwendung, das deutliche Parallelen zu Mahagoni aufweist. Das cremefarbene Binding liegt sauber an den Korpuskanten und harmoniert farblich mit den cremefarbenen Pickup-Rahmen und dem cremefarbenen Toggle-Switch.
Hals der Harley Benton E-Gitarre
Wie es sich gehört, wurde der Hals (gleichfalls aus Meranti) eingeleimt. Beim Griffbrett kommt das sogenannte Roasted-Jatoba zur Anwendung. In dieses wurden weiße Pearloid-Crown-Griffbretteinlagen sehr sauber eingesetzt. Die 22 Edelstahlbünde wurden perfekt eingesetzt, abgerichtet und poliert. An den Griffbrettkanten waren keinerlei scharfen Kanten auszumachen, die Verarbeitung ist tadellos.
Das Halsprofil wird vom Hersteller mit „Modern C“ umschrieben (Stärke 1. Bund 20,5 mm, Stärke 12. Bund 22,5 mm). Die Sattelbreite beläuft sich auf 42 mm und ist somit minimal schmaler als beim Vorbild. Erwartungsgemäß beläuft sich die Mensur auf 628 mm. Der Griffbrettradius ist mit seinen 350 mm (entspricht 14″) recht sportlich ausgefallen und erleichtert das Saitenziehen, zumal auch die 22 Medium-Jumbo Blacksmith Edelstahlbünde angenehm breit und hoch ausfallen und zudem perfekt abgerichtet und poliert wurden. An den Griffbrettkanten verläuft ein cremefarbenes Binding. Dem Hals wurde ein Graphitsattel spendiert.
Elektrik & Hardware
In der Gitarre wurden zwei Tesla TM VR-Nitro Alnico-5 Humbucker mit klassischen Kappen aus Chrom verbaut. Jeder Tonabnehmer besitzt einen eigenen Volume-Regler, was natürlich eine Vielzahl von Soundkombinationen ermöglicht. Der Master-Tone-Regler wurde mit einer Push/Pull-Funktion für den Coil-Split bestückt. Den typischen 3-Wege-Schalter, der die Tonabnehmer (Kombination) anwählt (Toggle-Switch), kennt man von unzähligen Instrumenten der Firma Gibson.
Die Hardware (WSC Tune-O-Matic Steg und Grover Mechaniken mit großen, runden Flügeln) wurde verchromt. Die Mechaniken laufen leicht und sauber, ohne dabei zu viel Spiel zu haben. Die Stimmstabilität des Instruments ist ebenfalls gut.
Handling & Werkseinstellung
Ab Werk war mein Testinstrument nicht optimal eingestellt. Der Hals war kerzengerade, also „zu gerade“. Man möchte ja bei der Einstellung der Halsspannung gerne eine „minimale Banane“ erreichen, damit die Saiten in den ersten Bünden nicht schnarren bzw. genug Raum zum Schwingen haben.
Über den Trussrod-Zugang an der Kopfplatte (unter der sogenannten Glocke, also der Plastikabdeckung) gelangt man unkompliziert an den Halsstab. Die benötigten Schlüssel befanden sich im Lieferumfang). Mit einer Vierteldrehung nach links war bereits alles erledigt, der Hals somit etwas entspannter. Damit haben wir beim Herunterdrücken der tiefen E-Saite am ersten und 22. Bund, die eine Gerade bildet, einen Abstand von ca. ein bis zwei Zehntelmillimeter zum 9. Bund, womit der Hals spannungstechnisch gut eingestellt ist.
Auch die Saitenlage des Testinstruments musste erst verbessert werden, da die Saiten zunächst zu hoch lagen. Durch Rechtsdrehen der Schrauben an der Brücke konnte schnell eine komfortable Saitenlage erreicht werden.
Mein Testinstrument kam nicht hundertprozentig ausgewogen auf den Knien zu liegen und wies eine minimale (quasi zu vernachlässigende) Kopflastigkeit auf, die hier nicht unerwähnt bleiben darf. Das Gewicht einer Gitarre (auch aus derselben Serie) kann individuell marginale Unterschiede aufweisen. Liebäugelt man mit dem Kauf der HB Gold-Top-Paula, sollte man hier ein Auge drauf werfen.
Den Stegtonabnehmer beförderte ich durch Drehen der beiden Schrauben am Pickup-Rahmen noch etwas näher an die Saiten, um den vorhandenen Lautstärkeunterschied beider Pickups auszugleichen, alles kein Ding.
Der Hals ist aufgrund seiner Form und Maße sicherlich für (fast) jeden gut geeignet. Die Bespielbarkeit war nach einigen (eben erwähnten) Einstellarbeiten perfekt. Obwohl der Hals von hinten deckend in Gold lackiert wurde, erfolgt der Lagenwechsel ohne zu kleben.
Der Sound der Harley Benton SC-Custom in der Praxis
Wir hören einige Sounds mit diversen Tonabnehmerkonstellationen, wobei es natürlich auch interessant ist, wie ausgewogen die Gitarre mit „gesplitteten Coils“ klingt. Das Ganze mit klarem und verzerrten Sounds. Wir beginnen mit dem Hals-Pickup und klarem Ton. Außer dem integrierten Hall meines Test-Amps wurden keine Effekte bemüht:
Die Tonabnehmer haben einen soliden Output in der P.A.F.-Range, klingen auch im gesplitteten Modus noch kräftig genug, wie wir später noch hören werden.
Beide Tonabnehmer parallel geschaltet, eignen sich für unzählige Anwendungen:
Hören wir den Steg-Pickup. Um beurteilen zu können, wie sich der Pickup bei klarem Sounds gesplittet verhält, wurde nach knapp 20 Sekunden das Tone-Poti gezogen und der Coil-Split aktiviert. Beim Coil-Split ist eine der beiden Spulen des Humbuckers schlicht inaktiv.
Für einen Bastler wäre mit etwas Know-how und Löterfahrung mithilfe des Push-Pull-Tone-Potis auch eine Parallelschaltung der Spulen herzustellen. Dies brächte den Vorteil, dass man der Gitarre damit auch etwas schmalere bzw. wenig kraftvolle Sounds entlocken könnte, wobei das lästige Brummen (das letztlich nur bei stark verzerrten Sounds auftritt) dann eliminiert würde:
Schauen wir, ob die SC-Custom III auch rocken kann. Wir hören zunächst einige Sekunden den Steg-Tonabnehmer und splitten diesen wiederum nach einigen Sekunden, um einen guten Vergleich zu haben. Der Gain-Regler meines Testverstärkers (Peavey Classic Minihead) befand sich dabei auf ca. 1 Uhr, der resultierende Klang könnte in der Abteilung „Classic Rock“ eingeordnet werden:
Schließlich der Halstonabnehmer mit „Zerre“, auch hier wird der Pickup nach einigen Sekunden gesplittet:
Es ist festzuhalten, dass diese Gitarre ein gutes Sustain bietet und auch die Singlecoil-Sounds sehr praxistauglich klingen.
Die Klangbeispiele wurden mit folgendem Equipment aufgenommen:
Harley Benton SC-Custom III – Peavey Classic 20 MH – MESA/Boogie 1 x 12″ Thiele Box mit Creamback Celestion Lautsprecher – Sennheiser e906 – MOTU M4 – Mac mit Logic.
Und aus welchem Material werden Paulas hergestellt?
Und in welchen Fabriken lässt Gibson/Epiphone herstellen?
Am Schluss laufen sie alle vom selben Band, auch wenn man sich gerne einredet, man hätte für mehr Geld bessere Arbeitsbedingungen erkauft.
Tatsächlich sind es in der Regel gerade die großen, teueren Marken, die zu den schlechtestesten Bedingungen hergestellt werden. Glaubst Du, das sei bei Gitarren anders als bei Kleidung?
@Mac Abre Jap, da brauchst Du nicht mehr zu kommentieren. Das ist nämlich genau, was ich meinte. „Die Produkte werden von … die auch für andere bekannte Marken produzieren.“ Also laufen die alle am Ende von gleichen Band, wie ich schrieb.
Natürlich ist es Holz. Woraus sollen sie denn sonst bestehen? Aus Mondstein?
@Mac Abre „Eben nicht.“
Hast Du auch schön mit dem Fuß aufgestampft als Du das geschrieben hast?
@Mac Abre Tja, Rajner, Fetischist-Neokommunist.
Kauf dir ne Musima.
Dein Traum ist 1989 ausgeträumt. Nimmt es endlich hin.
Wenn die nicht alle den dünnen 42mm Hals hätten, dann hätte ich mir schon längst eine gekauft. Liebe Gitarren Hersteller, es mag nur schwer zu glauben sein, aber es gibt große Menschen mit großen Händen und dickeren Fingern. Warum glauben eigentlich alle, dass große Hände die gleichen Hälse spielen sollten wie kleine zarte?
@LostSongs Die Antwort ist sehr einfach, weil große Hände in der Lage sind, dünne Hälse zu umfassen, kleine Hände jedoch nicht in der Lage sind, dicke Hälse zu umfassen.