Preiswertes 80er-Brett mit Potenzial
Die Harley Benton ST-Modern HSS BK bietet erstaunlich viel Gitarre fürs Geld und kombiniert moderne Ausstattung mit überzeugender Verarbeitungsqualität zum Einsteigerpreis.
- Verarbeitung: Gerösteter Ahornhals, Lorbeergriffbrett und saubere Bundierung sorgen für wertigen Eindruck.
- Spielgefühl: Smooth-D-Profil, Compound-Radius und abgerundete Kanten bieten hohen Spielkomfort.
- Sound: HSS-Pickups mit Split-Option liefern klassische bis moderne Sounds, inklusive Quack und Crunch.
- Preis-Leistung: Günstig, vielseitig und mit kleinen Justagen auch für Fortgeschrittene interessant.
Inhaltsverzeichnis
Harley Benton ST-Modern HSS BK
Harley Benton, immer wieder Harley Benton! Kaum eine Marke sorgt in unseren Tests regelmäßig für so viel Aufmerksamkeit wie die Eigenmarke von Thomann. Das liegt nicht nur an den immer wieder erstaunlich günstigen Preisen, sondern auch daran, dass sich die Gitarren und Bässe des Herstellers in den letzten Jahren qualitativ enorm weiterentwickelt haben. Besonders die Instrumente der Deluxe-Serie, zu der auch die Harley Benton ST-Modern HSS BK gehört, stehen exemplarisch für diesen Fortschritt. Hier wird versucht, beliebte Konstruktionsprinzipien klassischer Gitarren mit modernen Features und einer zeitgemäßen Ausstattung zu kombinieren – und das zu einem Preis, der gerade für Einsteiger und fortgeschrittene Spieler sehr interessant ist.
Dass wir dieses Modell genauer unter die Lupe nehmen, hat einen einfachen Grund: Das Interesse an bezahlbaren, aber hochwertig ausgestatteten Gitarren bleibt ungebrochen groß – und gerade die Harley Benton ST-Modern HSS bringt vieles mit, was man in dieser Preisklasse nicht unbedingt erwartet. Angefangen mit einer flexiblen Pickup-Bestückung über Locking-Mechaniken bis hin zum Compound-Radius des Griffbretts verspricht sie eine Performance, die man sonst nur in höheren Preisregionen findet – und das macht natürlich neugierig. Grund genug also, sich diese moderne Interpretation der klassischen Strat-Form in einem Test genauer anzuschauen!
Facts & Features
Die Harley Benton ST-Modern HSS BK entstammt der Deluxe-Serie des Herstellers und bringt schon auf den ersten Blick eine Menge Features mit, die man in dieser Preisklasse nicht unbedingt erwarten würde. Der Korpus besteht aus Pappel – einem Holz, das in diesem Segment häufig eingesetzt wird und sich durch sein vergleichsweise geringes Gewicht auszeichnet. Optisch gibt sich die Gitarre sehr klassisch: Ein tiefes Schwarz-Hochglanz-Finish, kombiniert mit einem dreilagigen schwarzen Schlagbrett und verchromter Hardware, vermittelt einen dezenten Look. Damit hebt sich die ST-Modern klar von den oft farbenfrohen Harley-Benton-Modellen ab und zeigt, dass Understatement ebenfalls seinen Reiz haben kann.
Der geschraubte Hals besteht aus geröstetem kanadischen Ahorn. Die Hitzebehandlung ist nicht nur ein optisches Highlight – die Maserung des Holzes tritt schön kontrastreich hervor, sondern sorgt auch für eine höhere Stabilität gegenüber Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen. Aufgeleimt wurde ein Griffbrett aus Lorbeer, dessen hellbraune Farbe einen angenehmen Kontrast zum dunklen Korpus bietet. Dot-Inlays erleichtern die Orientierung, rechtwinklig abgerundete Griffbrettkanten erhöhen das Spielgefühl. Mit einem Compound-Radius von 305 bis 406 mm (12″–16″) ist das Griffbrett an moderne Spielweisen angepasst: Akkordspiel im unteren Bereich und schnelles Solospiel in hohen Lagen sollen hier gleichermaßen gut von der Hand gehen.
Auch die weiteren Spezifikationen des Halses deuten darauf hin, dass Harley Benton bei der ST-Modern HSS BK Wert auf modernes Handling gelegt hat. Das Smooth-D-Halsprofil liegt mit 20,5 mm am ersten und 22,5 mm am zwölften Bund angenehm in der Hand, ohne zu kräftig auszufallen. Die Sattelbreite beträgt 42 mm, der Grafitsattel sorgt für leichtgängige Saitenbewegungen – besonders in Kombination mit dem synchronisierten Sung-Il-BS-213-Deluxe-Vibrato-System.
Für zusätzliche Stimmstabilität sind die Sung-Il ML-55 Locking-Mechaniken mit HB-Logo verbaut, die mit ihrem Übersetzungsverhältnis für präzises Nachstimmen sorgen. Das funktioniert recht gut, allerdings ist auch hier – wie bei ähnlich aufgebauten Vintage-Vibratos – bei kräftigem Gebrauch des Hebels mit Verstimmungen zu rechnen.
Beim Bundmaterial setzt Harley Benton auf 22 Premium-Medium-Jumbo-Bünde aus Neusilber. Diese sind sauber eingesetzt und bieten zusammen mit den abgerundeten Griffbrettkanten eine angenehme Haptik. Gerade bei langen Sessions machen sich solche Details durchaus bemerkbar. Auch der Double-Action-Halsstab mit Einstellrad am Halsfuß ist ein praxisnahes Feature: Hier kann man den Hals bequem nachjustieren, ohne das Schlagbrett abzunehmen oder an der Kopfplatte mit dem Inbusschlüssel in einem Loch herumzustochern.
Flexible HSS-Pickup-Bestückung
Das Pickup-Set lässt Harley Benton eigens für diese Serie anfertigen. Am Steg sitzt ein HBZ Custom Wound VTH Alnico-5 Covered Humbucker, während in Mittel- und Halsposition HBZ Custom Wound VT-M und VT-N Alnico-5 Single-Coils ihren Job verrichten. Damit wird eine klassische HSS-Konfiguration realisiert, die nicht nur ein vielseitiges Klangspektrum abdeckt, sondern durch die Kombination von Humbucker und Single-Coils sowohl Vintage-orientierte als auch moderne Sounds ermöglichen soll. Über den 5-Wegeschalter lassen sich die bekannten Zwischenpositionen anwählen, und mit dem Push/Pull-Tone-Regler kann der Humbucker am Steg zusätzlich gesplittet werden – ein Feature, das echten Mehrwert bietet.
Die Harley Benton ST-Modern HSS in der Praxis
In der Praxis zeigt sich, dass die Harley Benton ST-Modern HSS BK erneut eine Gitarre darstellt, die für ihren Preis erstaunlich viel bietet – allerdings nicht ohne kleinere Abstriche. Beginnen wir mit dem Spielgefühl: Der Hals liegt dank des Smooth-D-Profils angenehm in der Hand und erlaubt entspanntes Greifen auch über längere Spielzeiten hinweg. Das Compound-Griffbrett macht sich positiv bemerkbar: In tiefen Lagen lassen sich Akkorde bequem greifen, während in hohen Lagen der flachere Radius schnelles Solospiel und Bendings ohne nerviges „Choking“ ermöglicht.
Die rechtwinklig abgerundeten Griffbrettkanten sind ein Detail, das man bei günstigen Gitarren eher selten findet – und das dem Spielgefühl ein überraschend angenehmes Niveau verleiht. Wäre da nicht die hohe Saitenlage, wären vermutlich selbst Profis über die komfortable Bespielbarkeit positiv überrascht.
Klanglich bietet die HSS-Konfiguration eine erstaunlich große Bandbreite. Der HBZ Custom Wound Humbucker am Steg liefert reichlich Output – ideal für Rock, Hardrock und selbst für Metal. Durch den Push/Pull-Split lässt er sich in den Single-Coil-Modus versetzen, der perkussive Clean-Sounds mit knackigen Akzenten ermöglicht.
Die beiden Single-Coils in Mittel- und Halsposition ergänzen das Setup um klassische Strat-Sounds: glockig, transparent und in den Zwischenpositionen mit dem bewährten wie beliebten „Quack“. Aber auch hier ist – wie fast schon üblich bei der Anwesenheit von Single-Coil-Pickups – mit mehr oder weniger starken Nebengeräuschen zu rechnen, die natürlich besonders bei verzerrten Sounds auffallen.
Das Vibrato-System hinterließ im Test ebenfalls einen guten Eindruck. Bei moderatem Einsatz bleibt die Gitarre stimmstabil, die Kombination aus Graphitsattel und Locking-Mechaniken scheint hier ihren Zweck zu erfüllen. Wilde „Divebombs“ à la Van Halen sind zwar nicht die Paradedisziplin dieser Konstruktion, aber Vibratos, leichte Downbends und Shimmer-Effekte lassen sich sauber umsetzen, ohne danach direkt die Dienste des Stimmgeräts in Anspruch zu nehmen.
Positiv sei anzumerken, dass der Vibratohebel der Harley Benton ST-Modern HSS nicht geschraubt, sondern eingesteckt wird und mit einer kleinen Inbusschraube an seiner Aufnahme je nach Geschmack verriegelt werden kann. Somit klappert nichts – und nach der Benutzung verschwindet der Hebel ganz fix aus dem Aktionsradius der rechten Hand.
Ergonomisch gefällt die Harley Benton ST-Modern HSS vor allem durch den geschmeidigen Hals-Korpus-Übergang und das ausgewogene Gewicht. Sie hängt weder kopflastig noch „krawallig“ am Gurt und lässt sich auch bei längeren Sessions auf dem Schoß entspannt spielen. Die Oberfläche des Halses fühlt sich angenehm seidig an und klebt nicht – selbst bei schwitziger Greifhand.
Insgesamt zeigt sich im Praxischeck ein Bild, das wir von Harley Benton mittlerweile fast schon gewohnt sind: sehr viel Ausstattung und gute Konzepte, aber kleine Schwächen bei Setup und Feinschliff. Wer bereit ist, ein paar Minuten in Nachjustage zu investieren, erhält eine Gitarre, die weit über ihre Preisklasse hinaus performen kann. Besonders in Kombination mit einem guten Amp und Pedalboard lassen sich Sounds realisieren, die durchaus auch in semiprofessionelle Live- und Studiosituationen passen.
ST-Modern HSS BK – Klangbeispiele
Kommen wir jetzt zu den Klangbeispielen. Für die Tracks habe ich die Harley Benton ST-Modern HSS BK mit meinem Test-Setup verbunden: einem Orange Micro Dark Top und einer daran gekoppelten 1×12″ Celestion Vintage 30 Box. Vor dem Cab wurde ein AKG C3000 Mikrofon in Position gebracht, als Effekt hört man dann und wann ein leichtes Delay meines Catalinbread Echorec.










































Was mich bisher vom Onlinekauf eine HB Gitarre abgehalten hat, ist die Verarbeitung was die Gurtaufhängung am oberen Cutaway fast aller, auch die etwas teureren Fusion und leider auch Maxx- Modelle betrifft.
Ich bekomme jedesmal Augenkrebs wenn ich sehe, dass die eingesetzte Schraube so schief angesetzt wurde, dass diese unten aus dem Holz wieder auszutreten droht, wie auch hier im ersten Produktfoto gut zu sehen ist.
ich denke nicht, dass dieser Fertigungsschritt von echten Gitarristen vorgenommen wird.
Hier sollte unbedingt bei der Endkontrolle drauf geachtet werden.