Zuverlässiger Reisebegleiter
Wenn du auf der Suche nach einer robusten, leichten und klangstarken Reisegitarre bist, könnte die Harley Benton TravelMate genau das Richtige für dich sein. Diese Akustikgitarre aus hochwertigem Carbon vereint Langlebigkeit und ausgezeichnete Klangqualität in einem kompakten Design. Doch hält sie, was sie verspricht? In diesem Review nehmen wir die Harley Benton TravelMate genau unter die Lupe und verraten, ob sie wirklich der ideale Begleiter für Musiker auf Reisen ist.
Inhaltsverzeichnis
Die uns zum Test vorliegende Harley Benton TravelMate Akustikgitarre basiert auf der gleichen Bauweise wie LAVA Guitars, bei der anstelle von Holz der aus dem Rennsport und Flugzeugbau bekannte Werkstoff Carbon verwendet wird. Das schafft für ein möglichst langes Gitarrenleben diverse Vorteile, allem voran natürlich die Widerstandsfähigkeit gegen Hitze, Kälte, Feuchtigkeit oder ein knochentrockenes Klima.
Prinzipiell also eine gute Sache, so kann man die Gitarre auch mal eine Nacht bei Minusgraden auf dem Balkon vergessen oder sie versehentlich bei hochsommerlichen Temperaturen auf der Rückbank des Autos liegen lassen. Kaum vorstellbar bei einem Instrument, das ganz konventionell aus Holz hergestellt wird. Diese gesunde „Grundrobustheit“ – und natürlich ihre kompakte Form mit verkürzter Mensur – machen die Harley Benton TravelMate zu einem idealen Begleiter auf Reisen – oder auch für Spieler mit kleinen Händen wie Kindern zum Beispiel. Was man erwarten kann und darf von einer Westerngitarre in diesem doch recht niedrigen Preissegment, wollen wir im folgenden Artikel rausfinden.
Harley Benton TravelMate – Die perfekte Carbon-Akustikgitarre für unterwegs?
Im Gegensatz zu den Instrumenten von Lava besitzt die aus einem Stück Carbon gefertigte Harley Benton TravelMate ein Cutaway, sodass auch das Spielen von Soli oder Akkorden in den oberen Lagen kein Problem darstellen. Eine zusätzliche Wölbung im hinteren Teil bietet der linken Hand einen unbeschwerten Zugang bis hinauf zum letzten Bund Nummer 20. Schon mal ein positiver Eindruck, der beim Herausnehmen der Gitarre aus der mitgelieferten Tasche entsteht. Gewölbt ist auch der Boden des insgesamt nur 89 cm langen Instruments, zudem fällt eine Resonanzöffnung im oberen Zargen auf. Eine zwar nicht neue, aber immer noch gute Idee, um nicht nur dem Zuhörer, sondern auch dem Spieler einen „präsenteren“ Ton zu bieten.
Um es gleich vorwegzunehmen: Allzu viel Lautstärke und Druck sollte man weder durch diese noch durch die Öffnung in der Decke erwarten – Carbon ist kein Werkstoff, mit dem man die Grenzen der Physik überlisten könnte. Ein kleiner Korpus bleibt ein kleiner Korpus mit entsprechend „kleinerem“ Sound – egal aus was für Material auch immer er hergestellt wird. Das sollte man sich klarmachen, bevor man die Harley Benton TravelMate in die engere Auswahl nimmt. Ein großer Sound ist für unterwegs ja für viele auch gar nicht so wichtig, so lange die Bespielbarkeit und das Handling stimmen und man seine Lieblingssongs oder Ideen genau so unbeschwert wie auf der teuren Akustik im heimischen Wohnzimmer zelebriert.
HB TravelMate – Griffbrett mit Nullbund
Etwas aus der Mode gekommen ist es ja schon und man sieht es nicht so oft: ein Griffbrett mit Nullbund. Natürlich besteht auch das Griffbrett der TravelMate aus Carbon und so sauber wie der Nullbund eingesetzt wurde, zeigen sich auch die übrigen Stäbe sauber verarbeitet, inklusive einer gründlichen Politur ihrer Oberflächen. Auch der Sattel besteht aus Carbonfiber und wurde nicht etwa separat eingesetzt, sondern gleich mit in die Konstruktion eingearbeitet.
Und wenn wir schon hier oben an der Kopfplatte unterwegs sind, fällt der Blick auf die sechs Mechaniken im Schwarzchrom-Finish. Viel hatte ich an dieser Stelle ehrlich gesagt nicht erwartet, wurde aber über die doch relativ spielfreie Funktion der sechs Tuner überrascht. Klar, etwas wackelt es schon, dafür aber sind sie sehr knapp übersetzt, sodass man ohne viel Aufwand die Fuhre recht schnell in Stimmung bringen und auch zuverlässig halten kann. Da habe ich nicht nur in dieser Preisklasse schon deutlich Übleres erlebt.
Noch etwas fällt beim Betrachten der Kopfplatte auf – eine kleine Öffnung, die mit einer Gummiabdeckung verschlossen und mit der Typbezeichnung „TravelMate“ beschriftet wurde. Tatsächlich findet sich hier, ganz so wie bei einer „herkömmlichen“ Westerngitarre aus Holz, der Zugang zum Halseinstellstab. Klasse, damit kann man Korrekturen am Halswinkel vornehmen und so das Instrument genau nach den eigenen Wünschen einstellen. Das gibt es bei der Lava Gitarre übrigens nicht, dort muss man mit dem vorgegebenen Halswinkel auskommen.
Die matte, raue Oberfläche des Carbonmaterials sorgt für einen angenehmen Spielkomfort an der Rückseite des Halses, ohne dass die Hand auch bei schwitzigen Fingern klebt. Zugegeben, die 20 Bünde auf einer Mensur von 580 mm (bei einer Sattelbreite von 42 mm) stellen für Spieler mit größeren Händen eine echte Herausforderung dar. Auch ich habe eine Weile gebraucht, um mich an dieses Format zu gewöhnen. Für Anfänger, besonders Kinder oder Teenager, stellt das jedoch keine unüberwindbare Hürde dar. Im Gegenteil, sie können sich durch die überschaubaren Maße gut zurechtfinden. Und nicht zuletzt lässt sich die Saitenlage durch das Anpassen des Halswinkels und das Senken der Stegeinlage so einstellen, dass sie äußerst komfortabel wird.
So weit zur Begutachtung der Harley Benton TravelMate. Die kleine Reise-Klampfe aus Carbonfiber wirkt im wahrsten Sinne des Wortes „wie aus einem Guss“ und fällt durch ihre gute Verarbeitung sowie nützliche Features wie die Resonanzöffnung im oberen Zargen oder das auch nach hinten gewölbte Cutaway positiv auf. Wie zeigt sie sich in der Praxis?
Die Harley Benton TravelMate im Praxis-Check
Ah, jetzt entdecken wir doch noch eine Gemeinsamkeit mit den Lava-Gitarren – wenn auch leider keine besonders angenehme. Es geht um die Kopflastigkeit, die besonders beim Spielen im Sitzen auf dem Schoß störend ist, da die Gitarre dazu neigt, in Richtung Boden zu kippen. Der schlanke Korpus scheint einfach nicht genug Widerstand gegen das Gewicht des Halses zu bieten, der durch seinen Metallstab im Inneren und die Mechaniken an der Kopfplatte zusätzlich belastet wird.
Die Tonansprache der Carbonkonstruktion ist überraschend direkt, selbst ganz dezent angeschlagene Saiten werden sofort in hörbaren Klang umgesetzt. Dazu kommen eine ebenso überraschend hohe Lautstärke und ein recht farbiges Obertonspektrum. Die Oktavreinheit unseres Testinstruments ist sauber eingestellt, in allen Lagen auf dem Griffbrett klingen Akkorde und/oder Voicings stets klar und rein.
Wie bereits weiter oben schon erwähnt, ist Carbonfiber kein Wundermittel, um aus einem derart kleinen Korpus den Sound einer ausgewachsenen Jumbo-Western zu zaubern. Der Klang besitzt zwar nur wenige Bässe, dafür aber einen überaus kräftigen, durchsetzungsfähigen Ton, der sich besonders gut für Akkord-Strummings eignet und sich im Zimmerlautstärke problemlos durchsetzen kann. Fingerpicker werden vielleicht eine etwas zähe Tonansprache bemängeln, aber dieses Problem haben auch die mindestens fünfmal so teuren Lava Gitarren ebenso.
Die Saitenlage unseres Testinstruments bietet einen guten Kompromiss zwischen Akkordspiel frei von Schnarren und einer komfortablen Bespielbarkeit für Soli jenseits der Oktavlage. Ich für meinen Geschmack würde mir die Mühe machen, das Setting durch Absenken der Stegeinlage noch etwas zu verbessern. Mit nur wenig Aufwand kann man sich so eine komfortabel spielbare Travel-Guitar zu einem nahezu unschlagbaren Preis machen.
Harley Benton TravelMate Klangbeispiele
Für die Klangbeispiele wurde ein AKG C3000 Mikrofon verwendet.
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Ist das die selbige, die in 2024 vorgestellt wurde? Wenn ja, dann bin ich verwundert, dass der Preissturz im Zeitraum von nicht einmal einem Jahr so extrem ist.
Achso jetzt hab ichs gefunden: Die hier ist eine A- und keine E-Version!
@CDRowell 👍
Irgendwie finde ich die cool, eine Gitarre aus Carbon habe ich noch nie gespielt. Muss ich mal ausprobieren, wenn sich die Gelegenheit bietet.
Das ist do schön an AMAZONA, man wird immer wieder auch von „Kuriositäten“ überrascht und kann sich anhand der super Tests informieren. Sehr toll geschrieben, danke für den Test und für die Audiobeispiele.
@Langsuan Eine Kuriosität ist die Gitarre nicht. Auf Amazon gibt es die schon länger von verschiedenen Marken, z. B. Enya, Cascha, Rockjam.
Gibt es die schöne Gitarre auch in full size?
@Mac Abre Sinn?
@chardt Im Ernst? Wenn Du nach dem Sinn einer normalgroßen Gitarre fragen musst, wird Dir die Antwort auch nichts bringen.
@Mac Abre Ich frage nach dem Sinn *dieser* Gitarre in Normalgröße. Und ja, das hat seinen Grund:
– Diese Gitarre *soll* so klein sein (vor allem für Reisegepäck etc.), das ist der Daseinsgrund dieser Gitarre. Eine Mini-Gitarre in Normalgröße ist was? Eine Gitarre. In einem Markt von ca. einer Million Gitarrenmodellen.
– Die spezielle Bauform (Karbon, Schallloch) soll die prinzipiellen Klangprobleme einer Mini-Gitarre vermeiden / einschränken. In normaler Größe ist das nicht notwendig, da kann man dann gleich Holz nehmen.
Und deshalb stelle ich die Frage nach dem Sinn: Warum willst Du *diese* Gitarre in Full Size? Ergänzend: Wäre ne Ovation was für Dich?
@chardt Der Abstand der Bundstäbchen wäre ein Argument. Den ist man halt gewohnt.
Und es gibt ja auch durchaus Mini-Gitarren, bei denen nur der Korpus kleiner ist- die Backpacker-Gitarren. Einerseits mini, andererseits normal groß.
@mort76 OK, die Mensurlänge ist ein Thema. Aber: Wenn Du die sonstige Bauform (Kopfplatte, Position Steg auf Korpus) beibehälst und die Mensur auf volle Länge erhöhst, dann wird das Ding eben wieder lang – wahrscheinlich zu lang für den Einsatz als Reisegitarre. Deshalb haben manche anderen Reisegitarren (zumindest elektrische) ja ein Headless Design – wäre hier wohl etwas schwer.