Praxisgerechte Amp Flexibilität!
Der Harley Benton Tube Head Switch ermöglicht das sichere Umschalten zwischen zwei Röhrenverstärkern an einer gemeinsamen Box. Das kompakte Bodengerät richtet sich an Gitarristen, die mehrere Amp-Sounds ohne zusätzliche Speaker-Cabinets nutzen möchten.
- Funktional & bezahlbar: Praktische Lösung für Dual-Amp-Setups zum fairen Preis – ohne klangliche Kompromisse.
- Sicher & durchdacht: Integriertes Lastmanagement schützt die Verstärker zuverlässig vor Fehlbelastung.
- Einfache Bedienung: Plug-and-play-Konzept mit LED-Anzeige und Remote-Option für komplexere Rigs.
- Kompakt & robust: Massives Gehäuse, solide Verarbeitung – nur das Design bleibt Geschmackssache.
Inhaltsverzeichnis
Bewertung und Fazit vorab
Wer schon einmal versucht hat, zwei Röhrenverstärker sicher und effizient an einem Cabinet zu betreiben, weiß um die Tücken dieser Konfiguration. Der Harley Benton Tube Head Switch löst dieses Problem pragmatisch – und zu einem Preis von 99,- Euro, der selbst budgetbewusste Musiker nicht vor unlösbare Finanzierungsaufgaben stellt. Das Gerät erfüllt seinen Zweck zuverlässig und bietet eine erschwingliche Lösung für Dual-Amp-Setups und verzichtet aber auf jeden überflüssigen Schnickschnack und optischen Unterhaltungswert.
Als Zielgruppe kommen vor allem Musiker infrage, die im Proberaum, eventuell auch im Studio oder auf kleineren Bühnen mit zwei verschiedenen Amp-Charakteristiken arbeiten möchten, ohne den logistischen Aufwand eines Dual-Cabinet-Setups stemmen zu müssen. Puristen, die nach audiophilen Höchstleistungen suchen, werden hier allerdings nicht fündig – wer aber eine funktionelle, sichere Lösung zu einem vernünftigen Preis sucht, liegt richtig.
Der Tube Head Switch ist das, was man landläufig einen „Problemlöser“ nennt: unspektakulär, aber effektiv. Die Verarbeitung entspricht dem Preis, die technische Umsetzung ist solide und wer bereit ist, über die spartanische Optik hinwegzusehen, erhält ein durchaus empfehlenswertes Werkzeug für das Multi-Amp-Arsenal.
Die historische Perspektive oder: Was hätte ich damals dafür gegeben
Oh Mann, was hätte ich seinerzeit für diesen unscheinbaren Schalter gegeben! Ich kann mich noch sehr gut erinnern, dass ich vor 20 Jahren für eine Europatour mühsam nach genau diesem Schaltungsprinzip (2 Amps > 1 Cabinet) in Pedalgröße gesucht und nur unzureichende Lösungen gefunden habe. Noch weiter zurück, vor knapp 40 Jahren, war ich aufgrund der Tatsache, dass es noch keine Marshalls mit mehreren Kanälen gab, mit drei (!) Fullstacks unterwegs: einen Amp für Clean, einen für Rhythmus, einen für Lead – gesteuert über einen Homemade-Footswitch, der im Prinzip nach allen Regeln der Kunst verboten gehört hätte, da man an zwei Amps die Erdung aufgrund des Netzbrummens abklemmen musste.
Unverantwortlich, aber man war jung usw. Galvanische Trennung? Unbekannt! An jedem Amp je zwei 4x12er Cabinets – und jeden Amp zur Ausfallsicherheit doppelt vorhanden. Ach ja: Jeder Amp hatte natürlich sein eigenes Flightcase. Sechs Amps, sechs Cabinets. Those were the days, my friend – aber der Sound war wahrlich unbeschreiblich gut.
Das Problem mit den separaten Cabinets ging mir allerdings schon damals mächtig gegen den Strich, da es neben der kolossalen Optik keinerlei klangliche Vorteile brachte (alle Cabinets hatten die gleichen Speaker verbaut). Der Transportaufwand war extrem, man benötigte die dreifache Mikrofonierung – und im Prinzip hätte man das Ganze auch schön mit einem einzelnen Cabinet erledigen können.
Technische Umsetzung – Class A und Sicherheitsaspekte
Harley Benton bewirbt das Gerät mit „Premium Class A Components“, was in der Praxis bedeutet, dass die Signalübertragung rauscharm und linear erfolgen soll. Tatsächlich arbeitet der Switcher im Test geräuschlos und ohne hörbare Klangverluste. Das integrierte Lastmanagement sorgt dafür, dass beide angeschlossenen Röhrenverstärker permanent mit der korrekten Impedanz belastet werden.
Die Bedienung gestaltet sich denkbar einfach: Gitarre rein, beide Amps anschließen, Cabinet verbinden – fertig. ACHTUNG: Nicht vergessen, dass die Amp-Returns des Harley Benton Tube Head Switch und der Cabinet-Ausgang mit LS-Kabeln verkabelt sein müssen! Per Fußschalter wird zwischen den beiden Verstärkern gewechselt, eine LED-Anzeige signalisiert den aktiven Kanal. Für die Fernsteuerung steht zusätzlich ein Remote-Eingang zur Verfügung, der die Integration in komplexere Switching-Systeme ermöglicht.
Zwei verschiedene Eingangsbuchsen berücksichtigen unterschiedliche Signalquellen: Der gepufferte Instrumenteneingang konserviert das Gitarrensignal auch bei längeren Kabelwegen oder umfangreichen Effektketten. Der Direct Input eignet sich für Line-Level-Signale von Vorverstärkern oder anderen Geräten. Diese Flexibilität erweitert die Einsatzmöglichkeiten erheblich und macht das Gerät auch für ausgeklügeltere Setups tauglich.
Praxis-Test: Fender meets Marshall
Im praktischen Einsatz zeigt sich der Harley Benton Tube Head Switch von seiner besten Seite. Die Kombination aus einem Fender Deluxe und einem Marshall JCM 800 an einem einzelnen 4×12-Cabinet funktioniert tadellos. Der Umschaltvorgang erfolgt nahtlos und ohne Knackser oder Aussetzer – ein Pluspunkt für Live-Situationen, wo jeder Störimpuls eine kleine Katastrophe bedeuten kann.
Klanglich bleibt das Gerät transparent: Der charakteristische Fender-Clean bleibt kristallin, während der Marshall seine gewohnte Mittenaggressivität und Kompression beibehält. Auch bei höheren Lautstärken und extremeren Gain-Einstellungen treten keine Verzerrungen oder Klangtrübungen auf – das ist bemerkenswert für ein Gerät dieser Preisklasse.
Die Umschaltzeit liegt im unhörbaren Bereich, was für nahtlose Songübergänge sorgt. Lediglich die kurze Pause zwischen den Amps, bedingt durch das Sicherheitslastsystem, ist messbar – aber praktisch irrelevant.
Verarbeitung und Design – Pragmatismus vor Ästhetik
Das mitgelieferte Netzteil leistet 15 V bei mindestens 200 mA – ein sehr ungewöhnlicher Wert, der meines Wissens nach von keinem Standard-Pedalboard-Netzteil geliefert wird. Von daher muss eine zusätzliche Netzbuchse für den Live-Betrieb mit eingeplant werden.
Das Pedal ist sehr massiv und gut verarbeitet. Allerdings überzeugen mich die Gummifüße des Produkts nicht: Die Gummimischung ist zu hart, sodass das Pedal auf glatten Flächen vergleichsweise leicht zu verschieben ist. Bei einer Platzierung auf einem Pedalboard spielt dieser Fakt natürlich keine Rolle – aber es wird bestimmt auch den einen oder anderen Puristen unter den Usern geben, der den Harley Benton Tube Head Switch wie einen regulären Fußschalter eines einzelnen Amps benutzen möchte.
Die Optik des Pedals ist – sagen wir mal – „spartanisch funktionell“, man könnte auch sagen: „etwas langweilig“. Ja, die meisten Fußschalter sind vom Schlage „weiße Schrift auf schwarzem Grund“ und die meisten Switches versprühen natürlich auch kein Mojo wie der aktuell gehypte, genudelte und gepuderte Boutique-Treter aus dem Hause Schlag-mich-tot – aber ein wenig mehr Esprit könnte schon etwas mehr Freude am Treten verbreiten. Wahrscheinlich würde bereits eine weitere Farbe die Produktionskosten erhöhen – natürlich ohne einen klanglichen Mehrwert zu bieten.
Das Gehäuse selbst macht einen robusten Eindruck und dürfte den Strapazen des Bühnenalltags gewachsen sein. Mit knapp 1 kg Gewicht liegt es im üblichen Rahmen für Utility-Pedale dieser Kategorie. Die Anschlussbuchsen sitzen fest und wackelfrei – was bei der Vielzahl der erforderlichen Verbindungen durchaus relevant ist.
Marktpositionierung und Konkurrenz
Mit 99,- Euro positioniert sich der Tube Head Switch in einem bisher schwach besetzten Marktsegment. Größere Lösungen von Ampete oder Fryette bewegen sich preislich in völlig anderen Dimensionen und richten sich an professionelle Anwender mit entsprechend höheren Ansprüchen. Für den ambitionierten Hobbymusiker oder den semi-professionellen Einsatz füllt das Harley-Benton-Gerät eine echte Marktlücke.
Die Beschränkung auf zwei Verstärker und ein Cabinet mag zunächst limitierend erscheinen, entspricht aber den Anforderungen der allermeisten Anwender. Wer mehr als zwei Amps gleichzeitig nutzen möchte, befindet sich bereits in Spezialbereichen, für die entsprechend aufwendigere und teurere Lösungen existieren.
Technische Daten und Ausstattung
Der Tube Head Switch bietet alle notwendigen Anschlüsse für ein Dual-Amp-Setup: zwei Amp-Eingänge, zwei Amp-Ausgänge, einen Cabinet-Ausgang sowie den erwähnten Remote-Eingang für externe Steuerung. Die LED-Statusanzeige ist auch bei ungünstigen Lichtverhältnissen gut ablesbar.
Die Class-A-Schaltung sorgt für minimale Klangbeeinflussung und rauscharme Signalübertragung. Das interne Lastmanagement gewährleistet die sichere Belastung beider Röhrenverstärker mit der korrekten Impedanz – ein essenzieller Sicherheitsaspekt, der bei selbstgebauten Lösungen oft vernachlässigt wird.
Mit Abmessungen von etwa 12 × 9 × 5 cm ist das Gerät kompakt genug für die meisten Pedalboards, ohne unnötig Platz zu verschwenden. Die robuste Metallkonstruktion verspricht Langlebigkeit auch unter härteren Einsatzbedingungen.







































ich nehme an, man kann dieses Pedal auf für Transistorverstärker benutzen, oder gibt es in dem Fall andere, elegantere Lösungen?
@Mad Den Schalter kannst du auch problemlos für Solid State Amps verwenden.
Der Mehrwert liegt aber immer in der Verwendungsmöglichkeit eines Vollröhren Heads, da dir hier bei fehlender Last der Ausgangsübertrager abraucht. Dies ist bei Transistor Amps nicht der Fall, dafür sind Vollröhrenverstärker kurzschlussfest.