Was besonders aufgefallen ist
Der Heritage Audio HA73 EQ ist beinahe kinderleicht zu bedienen und stellt selbst einen Anfänger vor keine großen Herausforderungen. Die festen Frequenzen des EQs mögen dem einen oder anderen als Einschränkung vorkommen, aber bedenkt einmal den guten Sound, den man bei vielen Aufnahmen aus den 70ern bemerkt. Die hatten damals weitaus weniger Möglichkeiten als wir heute mit unseren komplett überladenen DAWs und brachten die Musik dennoch oft weit mehr zum Leuchten als wir Audio-Narren heute, die für jeden Song bald 10 Plug-ins pro Audiospur meinen einsetzen zu müssen.
Das Gerät ist simpel aber sehr vielseitig verwendbar. Wem ein Kanal genügt, kann nicht nur Mikrofonsignale, sondern auch E-Gitarren/E-Bässe und Line-Signale schön aufbereiten.
Die verwendeten Drehschalter mit Rasterstufen sind angenehm dimensioniert, für meinen Geschmack aber etwas zu leichtgängig.
Das Gerät wird ausnahmsweise mal nicht in China zusammengeschraubt, sondern in einem EU-Land. Welches genau, entzieht sich aber meiner Kenntnis. Ob der Firmensitz in Madrid gleichzeitig auch Produktionsstätte ist, konnte ich nicht sicher recherchieren.
Was gibt es zu meckern?
Keinerlei Pegelanzeige, oje. Das gefällt dem Onkel Sigi nicht besonders. Wenigstens ein kleines Lämpchen zur Peak-Warnung wäre doch wirklich noch unterzubringen gewesen.
Und das lästige externe Netzteil. Ich werde wohl nie ein Freund von dieser Lösung. Besonders dann nicht, wenn eigentlich ausreichend Platz im Gehäuse wäre.
Eine Bedienungsanleitung suchte ich vergeblich im Karton. Auch auf der Website des Herstellers suchte ich vergeblich danach. Auch wenn das Gerät weitgehend selbsterklärend ist: So etwas gehört einfach dazu.
Für wen ist der Heritage Audio HA73 EQ der Richtige?
Hier gibt es keine Einschränkungen, da – wie schon oben erwähnt – dieses Gerät sehr einfach zu bedienen ist. Der Profi wird das Gerät uneingeschränkt für alle möglichen Mikrofonsignale verwenden und ein Anfänger hat damit von Anfang an sehr gute Karten. Wenn er denn bereit ist, für lediglich ein Mikrofonsignal einen knappen Tausender hinzublättern.
Auch für den Live-Einsatz kann ich mir das Gerät als persönlichen Mic-Preamp z.B. eines Sängers gut vorstellen, der sein bevorzugtes Mikrofon dann gleich mit der bevorzugten EQ-Einstellung betreiben kann.
Und zum Schluss
Das Gerät ist zweifelsfrei empfehlenswert, aber eben doch auch „nur“ ein Nachbau des Neve-Originals. Und es gibt eben auch genug andere Firmen, die ebenso „nur“ einen Nachbau anbieten. Und eben alle diese mir bekannten Nachbauten befinden sich auf ähnlichem Niveau wie der Heritage Audio HA73 EQ. Sehr schwierig, hier einen merklichen Klangunterschied auszumachen.
Wer auf den hier integrierten Equalizer verzichten kann oder gar eine 2-kanalige Ausführung wünscht, sollte sich die beiden Varianten HA73 (ohne EQ) und HA73 X2 anschauen.
7Viele kennen mich inzwischen als Behringer Vertreter. Aber nicht alles was dort gegoren wird ist am Ende auch wirklich durch. Gerade bei Vorverstärkern gibt es eine Menge nach Geschmack zum hören. Einfach blind beim großen T oder M zu bestellen ist riskant. Besonders wenn man schon Erfahrungen mit bringt und dadurch geeicht ist.
Preamps sind grundsätzlich eine kritische Frage des Geschmacks. Der darf auch mal Geld kosten. Denn für alles mit Mikro aufgenommenes muss erstmal durch dieses Eingangstor des preamps bevor es eine DAW zu fassen bekommt. Und wenn es auf gut Deutsch schon beim aufnehmen scheiße klingt! Dann hilft auch kein mega repair kit aus dem vst ? Werkzeug Kasten mehr.
Ich persönlich habe inzwischen 5 verschiedene preamps, von ganz ? billig bis viel zu ? teuer. Und inzwischen hat jeder einen bestimmten Job den er am besten beherrscht. Und das lohnt sich. Auch die Kombination Mikrofon und Preamp ist unterschiedlich. Die Klangmöglichkeiten unendlich und oft schwer vorhersehbar was man nicht vorher ausprobiert hat. Aber nur so lernt man die Teile kennen.
Also das Gerät hier klingt echt gut um in die engere Wahl zu kommen.
Umgekehrt kann man aber auch konstatieren, wer beim Aufnehmen scheiße spielt dem hilft auch der beste Preamp der Welt nichts. Drum prüfe, ob das Problem (myself included…) nicht vielleicht vor dem Mikro sitzt (bevor der nächste Preamp her muss).
Hallo Sigi,
ein paar Fragen hätte ich noch:-)
Du hast geschrieben: „der Vorverstärker arbeitet transparent, unauffällig“ … “ da im Großen und Ganzen das Signal hinten so rauskommt, wie man es vorne hineingeschickt hat“. Das besondere am Neve preamp ist doch eigentlich die Neve typische Färbung des Signals, oder? Gibt es die hier? Kann man das Signal in die Sättigung steuern? Das klingt im originalen 1073 hervorragend. Was werden hier für Transformers verwendet? Marinair, Carnhill (LO1166 model) wie im Original? Kommen noch Audio-Beispiele?
Vielen Dank & viele Grüße
@keen K Griass Di keen K,
ich habe keinen originalen Neve 1073 im Studio und konnte keinen A/B-Vergleich Original/Kopie durchführen und habe somit auch keine Soundbeispiele diesbezüglich gemacht. Das von Dir angesprochene Sättigungsverhalten ist gut, inwieweit es sich vom originalen Neve unterscheidet, kann ich Dir nicht beantworten.
Der Heritage HA73EQ verwendet laut Hersteller Übertrager von Carnhill, aufgeschraubt habe ich das Gerät aber nicht.
Musikalische Grüße
Onkel Sigi