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Test: Ibanez AZ226 Premium Series

Geröstet. Nicht gerührt!

21. Juni 2020

Mattschwarz schlüpft die Ibanez AZ226 aus dem mitgelieferten Gigbag. „Black Flat“ nennt sich die Lackierung und sieht in Kombination mit dem gerösteten Hals und dem silbernen Pickup am Steg äußerst schmackhaft aus. Aber langsam, Optik allein ist nicht entscheidend. Schauen wir uns den Spross aus der Premium-Serie in Ruhe an.

Ibanez Premium AZ226

Heißes Eisen oder laues Lüftchen? Die Ibanez AZ226 macht optisch schon mal eine gute Figur.

Ibanez AZ226 – Facts and Features

Knapp 1200 Euro soll sie kosten und ist damit im Midprice-Segment angesiedelt. Ibanez selbst deckt das komplette Preisspektrum zuverlässig ab, von 200 Euro Gitarren für Einsteiger bis 6000 Euro Edelhölzern für Zahnärzte ist alles dabei. Alternativen in der Preisklasse der AZ226 gibt es reichlich, deshalb muss der Hersteller ganz schön was bieten, um sich gegen die Konkurrenz zu behaupten.

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Die Ibanez AZ226 bietet einen mattschwarz deckend lackierten Lindenkorpus in der klassischen, leicht abgewandelten Stratform. 3,1 kg zeigt die Waage nach Abzug des Testers und seiner 5 Tassen Kaffee an. Das ist ein moderates Gewicht und lädt auch zu längeren Gigs und Proben ein. Ohne Kopflastigkeit schmiegt sich die Gitarre im Sitzen an den Oberschenkel, das Shaping der Rückseite und der Armauflage passt. Der Hals ist ein optischer Leckerbissen aus geröstetem Ahorn, das ebenfalls geröstete Griffbrett aus Jatoba trägt 22 Jumbobünde aus Edelstahl. Die Kopfplatte im bekannten Ibanez-Design beherbergt 6 Locking-Tuner von Gotoh, einen Stringtree für E- und H-Saite sowie den unverschlossenen Zugang zur Trussrod. Die Saiten laufen schnurgerade über den Graph-Tech-Sattel zu den sauber arbeitenden Mechaniken.

Ibanez AZ226 Headstock

Die Saiten laufen schnurgerade über den Graph-Tech-Sattel zu den Gotoh Locking-Mechaniken

Am anderen Ende der Gitarre stellt sich ein schwebend eingestelltes Vibratosystem von Gotoh dem Saitenzug entgegen, 3 Federn helfen ihm dabei. Das Vibratosystem ist auf zwei Bolzen gelagert und lässt sich leicht bedienen, Divebombs bis zum völligen Erschlaffen der E-Saite sind drin. Nach oben lässt das System einen Upbend der G-Saite auf 3 Halbtöne zu. Der Hebel ist mit einer Überwurfmutter in der Gängigkeit arretierbar. Der Hals-Korpus-Übergang ist abgerundet und vom Korpus selbst wurden ein paar Millimeter Holz abgezwackt, so dass eine Bespielbarkeit bis in die höchsten Lagen erreicht wird. Security-Locks liegen, wie so oft, leider nicht bei.

Ibanez AZ226 Neckjoint

Der Übergang vom Hals in der Korpus ist abgerundet und ergonomisch gestaltet. Auf eine Halshalteplatte wird verzichtet, leider auch auf Security-Locks zur Sicherung der Gitarre am Gurt.

Ibanez AZ226 – Die Elektronik

Die Elektronik der Ibanez AZ226 hat sich ein eigenes Kapitel verdient, denn da wird auf engstem Raum ziemlich viel an Soundmöglichkeiten geboten. Die Schwingungswandlung übernehmen drei Aggregate der Firma Seymour Duncan, alle drei hören auf den Namen „Hyperion“. Der Steg-Humbucker fällt mit seiner silbernen Kappe optisch stark ins Gewicht, etwas dezenter zeigen sich die Singlecoil-Kollegen in Mittel- und Halsposition. An Potis finden wir ein generelles Volume- und ein Tone-Poti, beide haben eine rutschhemmende Kappe auf den Knöpfen und sind leichtgängig. Geschaltet wird klassisch über einen 5-Wege-Blade-Switch. Soweit also alles recht übersichtlich. Aber halt, zwischen den Potis schlummert noch ein Minischalter. Dieser gehört zur Dyna-MIX9 Schaltung und erweitert die Soundmöglichkeiten der drei Pickups von 5 auf 9. Schaltet der 5-Wege-Switch in hinterer Stellung des Minischalters die Tonabnehmer noch ganz konventionell durch, sind bei aktiver Dyna-MIX9 Schaltung die folgenden Zusatzoptionen möglich:

  • Hals- und Mittel-Pickup in Serie
  • Hals und gesplitteter Steg-Pickup parallel
  • Mittel-Pickup und gesplitteter Steg-Pickup seriell
  • gesplitteter Steg-Pickup allein

In Position 5 hinten schaltet sich immer der Humbucker im normalen Betrieb ein, egal in welcher Schaltungsvariante man sich mit Hilfe des Minischalters befindet. Diese Schaltung ermöglicht in Position „Neck“ und „Center“ eine Annäherung an einen Hals-Humbucker, in Zwischenstellung vorn wird’s Telecaster-artig und in Zwischenstellung hinten stratig. Also alles drin.

Ibanez AZ226 Schaltung

Das Schaltdiagramm der Ibanez AZ226

Soweit die Äußerlichkeiten. Wir Gitarristen interessieren uns aber natürlich immer auch für die inneren Werte, gelle? Wollen wir mal schauen, ob das Instrument aus indonesischer Massenproduktion Seele hat.

Im Praxistest – Sound and Soul

Die Gitarre hängt am Gurt genau so, wie sie sich im Sitzen ausbalanciert. Kopflastigkeit ist nicht zu spüren. Das Halsprofil ist die erste Überraschung. Keiner der von Ibanez sonst so bekannten Flitzefinger-Hälse. Das Profil ist ein sattes „C“ mit ordentlich Material in der Hand. Dabei ist das Gefühl beim Spiel elegant und flüssig, die naturbelassene Halsrückseite trägt ihren Teil dazu bei. Auch bei starkem Handschweiß dürfte hier nichts kleben. Die matte Lackierung des Korpus dürfte sich da wenigstens optisch etwas empfindlicher präsentieren. Die Ansprache der Gitarre im Trockentest ist satt und direkt, die Töne klingen lange und gleichmäßig aus. Auffällige Deadspots sind keine zu vermelden, die Werkseinstellung mit D’Addario 0.10 bis 0.46 ist perfekt ausgeführt. Bis hierher keine ernsthaften Minuspunkte. Nähern wir uns mit Ehrfurcht einem Verstärker. Die Klinkenbuchse ist nach kurzer Suche im hinteren Zargen unterhalb des Gurtpins ausfindig gemacht und verlangt kräftig zupackend nach einem Kabel.

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Mehr Informationen

Um alle Möglichkeiten der Schaltung auszuloten, habe ich zwei Audiofiles mit einem cleanen Sound eingespielt. Im ersten Beispiel ist die Dyna-MIX9 Schaltung nicht in Betrieb, durchgeschaltet wird vom Halspickup über alle 5 Schalterstellungen nach hinten. Das zweite Beispiel zeigt die aktive Dyna-MIX9 Schaltung und die daraus resultierenden 4 weiteren Sounds. Aktive Schaltung ist hier bitte im Sinne von „eingeschaltet“ zu verstehen, Batterien gibt’s hier keine! Die Sounds sind allesamt über ein Profile eines Bogner XTC im „Green Modus“ gespielt, vorne in der Signalkette verhindert ein dezenter Compressor allzu große Dynamikspitzen. Außer einem Reverb ist kein Effekt oder zusätzlicher EQ in der Signalkette:

Wechseln wir in zu einem angezerrten Sound, in Position bringt sich das Profil des Morgan AC20, beginnend mit dem Neck-Pickup, der den beliebten „Schräääng“ der Neck-Pickups perfekt beherrscht. Ich habe gerade eine Fender American Original 60s ebenfalls zum Test hier, die schneidet deutlich schlechter ab bei gleicher Soundeinstellung. Die Seymour Duncan Pickups klingen brillant und offen, kein Matsch oder Mulm trüben das Bild. Die erste Zwischenstellung bei paralleler Schaltung, also „Alter Switch off“, eignet sich bestens für angezerrte Akkordarbeit. Der Sound ist durchsetzungsfähig und klar. Schalten wir die beiden Pickups nun mit Hilfe des Alter-Switches in Serie, kommen wir der Wärme eine Hals-Humbuckers schon recht nahe. Natürlich können wir aus zwei so weit voneinander verbauten Singlecoils nicht die Wucht eines PAF-Pickups am Hals einer Les Paul erwarten, aber der Sound ist praxisgerecht und imponiert ebenfalls durch eine unglaubliche Klarheit und Tontrennung. Die nächsten beiden Beispiele zeigen den Steg-Pickup, einmal im Split-Modus als Singlecoil, einmal als Humbucker. Auch dieser Pickup überzeugt auf ganzer Linie mit klarem Wiedergabeverhalten, straffen Bässen und seidigen Höhen:

Und jetzt aber ab in den Gain-Heaven … Ein Bogner XTC Blue Profile von Guido Bungenstock zeigt, was die Ibanez AZ226 draufhat, wenn es um höher verzerrte Rhythmussounds und kurze Leadlines geht. Die Gitarre beeindruckt auch hier durch prägnanten Ton, differenzierte Einzeltöne und charakterstarke Wiedergabe. Nix mit fernöstlichem Einheitsbrei! Sowohl der Hals-Pickup, auch in Verbindung mit dem mittleren Kollegen, als auch der Steg-Pickup zeigen höchste Klangkultur:

Klar, dass jetzt auch mal ein Leadsound herhalten muss. Zunächst in Kombination mit dem Singlecoil am Hals, dann folgt der Steg-Humbucker. Die Gitarre schreit und könnte auch noch mehr Gain sinnbringend im Zaum halten. Das Nebengeräuschverhalten der Tonabnehmer ist schlichtweg phänomenal, kein Brummen trübt das Klangerlebnis, und das obwohl sowohl Handy als auch iPad in direkter Nähe auf dem Schreibtisch liegen. Der Plektrumanschlag schmatzt, dass es eine wahre Freude ist.

Und zum Schluss noch der Sound aus dem Einstiegsgedudel des Videos, einfach um mal zu zeigen, wie vielseitig die Gitarre ist.

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Fazit

Höchste Klangkultur, enorme Flexibilität und perfekte Verarbeitung. Da muss sich die Konkurrenz wirklich anstrengen, um in dieser Preisklasse diese Qualität zu erreichen. Das hochwertige Gigbag und das mitgelieferte Multitool für alle Einstell- und Schraubarbeiten an der Gitarre runden das Bild ab. Ich empfehle unbedingtes Antesten der Ibanez AZ226 Premium, die Gitarre ersetzt mühelos zwei andere aus meiner Sammlung, die zusammen mehr als das Doppelte kosten!

Plus

  • Verarbeitung
  • Klang unverstärkt und verstärkt
  • erstklassiges Nebengeräuschverhalten
  • Halsprofil
  • Edelstahlbünde
  • hochwertiges Gigbag und Multitool im Lieferumfang

Minus

  • keine Security-Locks im Lieferumfang

Preis

  • 1199,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Eibensang

    Wow, das klingt ja mal wirklich vielseitig! Nicht nur Metal-Brett, sondern auch richtig anspruchsvoll in den Klarklang-Gefilden, und das nuancenreich und mit ungewöhnlichen Optionen ab Werk. Eine für alles? Ihren Preis scheint sie auf jeden Fall wert zu sein – hätte ich gerade Geld, ich zöge sie sehr in Betracht!

    • Profilbild
      Jan Steiger RED

      @Eibensang Hey :-)
      Ja, ich war total beeindruckt, die Gitarre werde ich wohl tatsächlich in meine Sammlung aufnehmen. Ein kurzes Video wird noch im Artikel verlinkt, auf meinem privaten Kanal ist auch eins… https://youtu.be/6HhTjHE94Ok
      LG,
      Jan

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ein Pluspunkt ist auch das geringe Gewicht. Sollte man nie zu niedrig hängen bei der Bewertung.

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Die Variante mit blauer Maserpappel kostet 100 Euro mehr, sieht aber 1000 Euro besser aus.
    Für den Metalhead ist das natürlich nix.

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