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Test: Ibanez Echo Shifter ES3, Delay-Pedal

Zum Niederknien: Ein Analog-Digital-Hybrid-Delay!

22. November 2022

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Der Ibanez Echo Shifter ES3 ist der lang ersehnte Nachfolger des zu Recht sehr beliebten ES2. Ich bin nicht mal sicher, ob es einen ES1 gab. Der ES2 hatte dann allerdings ein paar Macken, aber einen sehr markanten Sound. Der Schieberegler für die Delay-Zeit gibt einem das Gefühl, den Sound im Griff zu haben und ist für abgefahrene Oszillations- und Pitch-Spielchen wie gemacht.
Der Ibanez Echo Shifter ES3 hat einige Ergänzungen auf Lager und hebt sich durch diese von seinem älteren Bruder ab. Grund genug also, ihn hier mal genauer anzuschauen bzw. anzuhören.

Konstruktion des Ibanez ES3 Echo Shifter

Wenn man das Delay-Pedal aus der schlichten Kartonschachtel nimmt, fällt mir sofort das Gewicht auf. Das Pedal bringt ordentlich was auf die Waage, was natürlich auf das massive Chassis aus gebogenem Stahl, geschätzte 3 mm Dicke, zurückzuführen ist.
Hier hat man nicht gespart, sondern auf Bühnentauglichkeit gebaut, sehr löblich.
Wer allerdings sein leichtes Reise-Pedalboard mit diesem Pedal bestücken möchte, sollte es vorher mal anheben.
Aber das Gewicht gibt dem Ibanez Echo Shifter ES3 natürlich auch Standfestigkeit, die über die geklebten Gummifüße auf den Bühnenboden gebracht werden.

Die schwarze Beschriftung ist auf dem, ja, welche Farbe ist das eigentlich genau? Dunkelweiß? Beige? Vintage-mint-green? Naja, egal, also die Beschriftung auf dem matt lackierten Gehäuse gut ablesbar und die geschraubten Echtholzseitenteile geben dem angeschrägten Gehäuse einen gewissen Vintage-Charme.

Man hat das Gefühl, als habe einen alten Klassiker unter den Füßen. Dieses Teil gibt es aber noch ganz leicht zu kaufen.
Für alle, die doch noch ein paar Gramm im Gepäck sparen wollen, sei gesagt: Das Abschrauben der Holzteile bringt übrigens keine Gewichtsreduktion, da es äußerst leichtes Holz ist. Es würde lediglich etwas Platz auf dem Board sparen und den optischen Charakter killen. Also sollte man das in meinen Augen lieber lassen.

Die beiden Fußtaster haben einen recht festen Druckpunkt und sind daher nicht geräuschlos zu betätigen. Durch die leichte Schräge des Pedals lassen sie sich auch gut treten, ohne die Potis zu verstellen.
Aufgrund des ungewohnten Druckverhaltens hätte ich bei den Fußtastern die günstigeren Betätiger, die über eine Feder einen SMD-Taster schalten, vermutet. Ein Blick in das Innere zeigte jedoch zwei solide, geschlossene Hardware-Taster. Sehr schön.

Ibanez Echo Shifter ES3

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Der linke Fußtaster aktiviert das Delay-Pedal, der rechte ist für das Tap-Tempo und die Oszillation gedacht.
Subdivisions für das Tap-Delay können nicht angewählt werden. Diese müssen dann entsprechend getappt werden.

Neben dem bereits erwähnten Slider für die Delay-Zeit, der übrigens butterweich von S bis L läuft, befinden sich die Potis für den Mix, das Feedback und in der Modulationssektion für Depth und Speed.

Während beim Vorgänger nur die Modulationstiefe, nicht jedoch die Geschwindigkeit geregelt werden konnte, wurde der Ibanez Echo Shifter ES3 nun um dieses sinnvolle Feature ergänzt.
Die Modulation kann per Minikippschalter aktiviert werden.
Die Potis lassen sich wirklich sehr leicht regeln, hier hätte ich mir etwas mehr Widerstand gewünscht, aber das ist wohl Geschmackssache.

Während der Slider aus einem Metallschaft robust wirkt, sind die vier Potis leider nicht mit dem Gehäuse verschraubt und haben einen Plastikschaft.
Hier war wohl leider Schmalhans der Küchenmeister. Allerdings sind Metallpotischäfte ja auch nicht immer vor dem Bruch geschützt.

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Ibanez ES3 Echo Shifter
Ibanez ES3 Echo Shifter
Kundenbewertung:
(14)

Ein weiterer Kippschalter wählt zwischen analog und digital.
Ja, richtig gelesen, der Ibanez Echo Shifter ES3 hat eine analoge und eine digitale Delay-Sektion. Das analoge Delay ist dabei keine Emulation, sondern weiterhin ein echtes BBD-Eimerketten-Delay.
Das digitale Delay ist, wie der Name schon sagt, ein digitales Delay.

Schließt man den Ibanez Echo Shifter ES3 an den Strom an, so erleuchtet eine halbe Lichterampel: Zwei helle, große, rote LEDs zeigen den On/Off-Status und die Tap- bzw. Delay-Geschwindigkeit. Eine kleine, grüne LED leuchtet auf, wenn das analoge Delay angewählt wurde und eine kleine blaue, wenn die Modulation aktiviert ist.

So kann man also selbst im Dunklen, bei Regen auf dem Festival gut erkennen, ob man sein Setting richtig gewählt hat.

Die großen Potiknöpfe haben eine weiße Markierung und sind ebenfalls gut abzulesen. Und die Skala des Delaytime-Sliders macht das Justieren der richtigen Delay-Zeit und deren Reproduzierbarkeit zu einem Kinderspiel.

Die Input- und Output-Monobuchsen befinden sich an der Stirnseite und sind mit dem Gehäuse fest verschraubt. Dazwischen findet man den 9 V Netzteilanschluss. Das Pedal benötigt laut Aufdruck 200 mA, ein Batteriebetrieb ist nicht möglich.
Neben dem Netzteilanschluss befindet sich noch ein Kippschalter, der zwischen Instrument- und Line-Level wählen lässt.

Sound des Analog-Delay

Fangen wir mit dem Analog-Delay an. Im kurzen Slapback-Bereich klingt der Echo-Shifter für ein analoges Delay erstaunlich klar und höhenreich. Das Attack perlt aus den Lautsprechern und die Repeats pochen, ohne sich zu verschlucken. Das klingt alles schön klar und differenziert. In dieser kurzen Delay-Zeit-Einstellung erinnern die Delays an einen Reverb, der in Verbindung mit der Modulation einen schönen Raumhall nachbildet.
Je weiter man die Delay-Time verlängert, der Echo Shifter ES3 hat im analogen Modus eine maximale Delay-Zeit von 600 ms, um so dunkler wird das Delay-Signal. Die Höhen werden gekappt und die oberen Mitten treten hervor.

Für sich alleine betrachtet könnten die Delays dann etwas topfig klingen, aber da der Mix-Regler voll aufgedreht nur ein 50/50-Mixverhältnis zulässt, fügen sich die mittigen Delays geschickt in das Klangbild ein.

Nicht nur im Line-Level-Modus, auch im Instrumenten-Level hat der Ibanez Echo Shifter ES3 reichlich Headroom und so verzerren die Repeats nicht zusätzlich und bleiben recht klar.
Schaltet man die Modulation hinzu, so wird klar, warum immer noch so viele analoge Delays von Gitarristen gespielt werden. Vom dezenten Chorus-Effekt, über starkes Eiern bis hin zum einem Leslie-artigen Effekt ist alles drin.

Wenn man die Delay-Zeit recht kurz einstellt, kann ich mir den Ibanez Echo Shifter auch gut als einziges Modulationspedal auf dem Pedalboard vorstellen.
Mit einem Depth unter 12 Uhr ist man immer auf der sicheren Seite und kann mit dem Speed dann zwischen Chorus und schnellerer Modulation wechseln.

Dreht man das Depth-Poti weiter auf, so kann man das Bandeiern eines Tape-Echos gut emulieren. Und auch klanglich erinnert, aufgrund des hohen Headrooms und seines warmen aber aufgeräumten Sounds, der Ibanez Echo Shifter ES3 klanglich an ein Tape-Echo.

Die Delays lassen sich bequem per Tap-Tempo einstellen. Hier ist das Schalterklicken zu bedenken. Wenn man auf leisen Bühnen spielt, sollte man es vielleicht lieber per Slider einstellen. Ein Übertappen, also eine längere Delay-Zeit als die maximalen 600 ms ist nicht möglich. Dafür kommen auch keine Artefakte oder High-Pitched-Noises in das Klangbild.

Bei hoch eingestelltem Feedback oder, noch einfacher, durch den gedrückt gehaltenen Tap-Taster gelangt man in die Oszillation.

Diese setzt etwas abrupt ein, wird aber durch eine Art Limiter begrenzt und man muss mit dem Mix-Regler nicht dauernd die Lautstärke nachregeln. Das Signal gerät also nie außer Kontrolle.
Das Einsetzen der Oszillation ist aber auch abhängig vom Feedback-Regler. Ist dieser schon recht hoch gesetzt, so gelangt man logischerweise eher abrupt in die Oszillation. In einer niedrigeren Einstellung des Feedbacks baut sich die Steigerung langsamer auf.

Digital-Delay

Der Digital-Delay-Modus ist das neue Bonbon des Ibanez Echo Shifter ES3 und es gefällt mir auf Anhieb sehr gut.
Es ist natürlich noch klarer im Sound als das analoge Delay, aber es wirkt nicht steril oder schwach auf der Brust.
Es hat einen vollen Klang, der ideal für das rhythmische Spielen geeignet ist. Die Modulation gibt dem Digital-Delay auch etwas Sphäre, wobei dieser gemütliche, intime Sound des analogen Delays mit seinem im Vergleich etwas rauchig-verwaschenem Sound natürlich nicht erreicht wird.
Die maximale Delay-Zeit des Digital-Delay-Modus liegt bei 1500 ms.

Das ist sinnvoll und ergänzt den Ibanez Echo Shifter ES3 in seinen Einsatzgebieten. Kürzere und dunklere Analog-Delays mit wunderbar räumlicher Modulation für den einen Part und dann klare, rhythmische Digital-Delay-Repeats für den anderen.

Aber beim Umschalten zwischen Analog- und Digital-Delay muss man beachten, dass die Handhabung etwas tricky ist, aber ein super Hidden-Feature beinhaltet.
Stellt man nämlich die Delay-Zeit mit dem Slider ein, so kann die Delay-Zeit beim Wechsel vom digitalen in den analogen Modus schon mal springen.
Da beide Delays unterschiedliche maximale Delay-Zeiten haben und das Poti so unterschiedlich arbeitet.
Wenn man aber das Delay eintappt, so kann man mit dem Analog/Digital-Schalter zwischen zwei getappten Delay-Zeiten wechseln und hat auf diese Art zwei Presets. Leider klingen die Delays dann nicht per Trails aus, sondern werden abgeschnitten.
Auch nach dem Ausschalten des Pedals werden die Delays übrigens gekappt. Trails lassen sich generell nicht einstellen.
Pitch-Effekte sind in beiden Modi möglich und es macht richtig Spaß, mit dem Pedal zu experimentieren. Eigentlich braucht man beide Hände, um das Pedal voll auszunutzen, so dass ein Expressionpedal-Anschluss hier vielleicht noch sinnvoll gewesen wäre.
Nichtsdestotrotz ist der Ibanez Echo Shifter ES3 ein perfekter Allrounder, der nicht nur Gitarristen, sondern durchaus auch Synthesizer-Spieler inspirieren und begeistern kann.

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Fazit

Der Ibanez Echo Shifter ES3 ist ein hybrides Analog-Digital-Delay, das richtig Spaß macht. Es liefert eine Menge inspirierender Sounds und kann sogar eine Art Tape-Echo nachbilden. Also ein Analog- Digital-Chorus-Leslie-Tape-Reverb-Delay mit Modulation und Oszillation.
Der hohe Headroom könnte es auch für Keyboards- und Synthesizer-Anwender interessant machen. Wobei erstere sich sicherlich über eine Stereoausgabe freuen würden. Aber gerade der Slider schreit quasi nach einer Positionierung des Pedals in Greifweite, damit man abgefahrene Pitch- und Modulationseffekte erzeugt. Da ist es unter den Füßen fast schon etwas unterfordert. Oder man muss sich als Gitarrist hinabbegeben und mit den zahlreichen Features spielen.

Plus

  • Analog- und Digital-Delay
  • Modulation
  • Tap-Tempo
  • klare Repeats
  • Oszillation

Minus

  • keine Trails einstellbar
  • kein Expressionpedal-Anschluss

Preis

  • 179,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Eibensang

    Hey, das ist mit Abstand das Beste, was ich seit Langem gehört – und gesehen – habe. Übersichtliche, durchdachte Bedienung, ergonomisch dazu – und klanglich überzeugendes Schwelgen in zwei Welten. Ich war beim Lesen zunehmend darauf gefasst, am Ende einen gesalzenen Boutique-Preis um die Ohren gehauen zu bekommen – aber nicht mal! Unter 200 Euro, wow.

    Für dieses vergleichsweise doch erstaunlich moderate Lösegeld bin ich echt in Versuchung, mir die Anschaffung zu überlegen. Für den Studiotisch. Diese Sounds und die verführerischen Fummelregler (besonders der Fader) könnten meinen Synths und Beats gefallen, nicht nur den Gitarren.

    Danke für den aufschlussreichen und gut gemachten Testbericht!

    • Profilbild
      Nvelope 11

      @Eibensang Ich kann mich dem nur voll anschließen – und in der Tat für uns Keyboard’ler wären stets Stereo-Geräte die erste Wahl.

      Und, DelayDude, ganz recht: solche Geräte mit vielerlei Einstell- und sogar ganz klar ‚Hands-on‘-klanggestaltenden Möglichkeiten über die Knöpfe & Regler sollten nun wirklich NICHT “Fußbodentreter“ sein, sondern Desktop-Geräte.
      Ich will mich nicht auf das erschreckend so niedrige wie staubige Niveau meiner Schnürsenkel runterbeugen, um den Klang zu verstellen – und auf dem Tisch brauche ich keinen massiven Fuß-Schalter, der beim Betätigen kraft der Erschütterung des Untergrundes meine Regalwände gefährdet, sondern einen einfachen Schalter oder sogar einen Taster, der den Effekt startet oder umstellt.
      Schon bandscheiben-geplagte und auch ’noch gesunde‘ Gitarristen können ja auf ein kleines Stativtischchen umsteigen, das sie neben der Gitarre stehen haben – anstatt Desktop-Arbeiter auf Fußbodengeräte, nur weil die Industrie seit vielen Jahrzehnten kreativlos fast 100 Jahre alte Ideen reproduziert und aktuelle Veränderungen (heutige Desktop-Arbeit / Keyboarder, die solche Geräte benutzen), zeitgemäße Anpassungen und innovative Ansätze stoisch verweigert.
      Schrieb ich heute schon auch so ähnlich an anderer Stelle auf amazona . . .

  2. Profilbild
    dubsetter

    klingt gut,
    schöne features , sieht schön aus und das für nen guten preis!
    fand den vorgänger schon nicht schlecht, also könnte ich mir dieses modell
    auch gut im studio vorstellen….
    neben seinem bruder aus den 80 ern (ibanez ad150)
    (delays kann man nie genug haben..:)

  3. Profilbild
    rio AHU

    Ich hab den ES2 als “Nicht-Fußtreter” hinter einigen Monosynths im Einsatz und bin soweit zufrieden mit dem Teil. Was waren bekannte Maken, was hier kurz dazu erwähnt wurde?

    Die Anordnung des Faders war wahrscheinlich auch einer der hauptsächlichen Gründe für Ibanez den Echo shifter im anderen Design aufzulegen.

  4. Profilbild
    Timm Brockmann RED

    Ich hatte immer den Echo Shifter ES2 mit einem Roland Juno-60 Synthesizer benutzt, und fand den Klang wirklich klasse. Gerade der große Fader war ein super Werkzeug, bei dem manchmal kleinste Veränderungen schöne Effekte hervorbrachten.

    Leider gingen bei mir zwei ES2 über wenige Jahre kaputt und auch ein befreundeter Musiker hatte eines im Einsatz und klagte dann über den gleichen Defekt, der sich nicht mehr reparieren ließ. Insofern würde mich interessieren, ob hier an der Konstruktion etwas geändert wurde.

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