Test: Ibanez, Fireman FRM100-TR, E-Gitarre

Im Interesse eines, im wahrsten Sinne des Wortes, reibungslosen Betriebes bei Bendings, wählte man hier die höchsten Bundstäbchen, welche die Firma Ibanez in ihrem Fundus besitzt. Sie sind sehr sauber verarbeitet und sorgfältig abgeschliffen, sodass keine unangenehmen Kanten übrig bleiben. Einfache Dot-Inlays sorgen für die Orientierung. Um die relativ kurze Mensur von 628mm auszugleichen, wurde die FRM100 mit einem Satz 10er Saiten bespannt, nach einer Shred–Gitarre klingt diese Rezeptur zunächst nicht. Die dünnen, hohen Bundstäbchen und vor allem das mit 43 x 22 bis 58 x 24 mm dicke Shaping des Halses sind nicht gerade typisch für den „Gitarrensport“ à la Gilbert. Der Vintage-Eindruck wird von einer überdimensionalen, rundlichen Kopfplatte weiter bestätigt und dann natürlich von den Pickups. Humbucker sucht man hier vergeblich. Statt dessen finden sich zwei DiMarzio Injector-Singlecoils an der Brücke und am Hals. In der Mittelposition wurde ein Area ’67 aus gleichem Hause verwendet. Die Injectors sind Neuentwicklungen von DiMarzio und sind „Hum-canceling“, das typische Brummen und die Störanfälligkeit von Singlecoils gehören damit der Vergangenheit an, ohne auf die typischen Klangeigenschaften der Singlecoils zu verzichten. Der Area ’67 ist mit der gleichen Technik ausgestattet. Den kompletten Humbuckerverzicht hätte man jedoch von einem Musiker, der für seine eher „Metaleske“ Musik und die virtuosen Soli mit starker Verzerrung bekannt ist, nicht erwartet.

Ein Fünfwege Toggle-Switch sorgt für die nötige Flexibilität im Klang und mit einem Volume- sowie einem Tone-Regler ist die Elektronik auch schon beschrieben. Tone- und Volume-Regler sind jedoch in ihren Positionen vertauscht, sodass man beim Versuch die Lautstärke zu ändern, oft nur die Höhen aus dem Klang nimmt. Wohl eine weitere Vorliebe des Künstlers.

— Vintage-Gitarre oder oder doch nur Tarnung? —

Neben den Mechaniken stammen auch die Tune Tight-Brücke und das Tailpiece aus dem Hause Ibanez, beide besitzen ein Chrom-Finish. Die Brücke lässt sich mittels zweier Schrauben schnell und einfach fixieren, nachdem sie eingestellt wurde, um so auch den größten Belastungen zu widerstehen und die Stimmung zu halten. Wer die Musik und den Stil Paul Gilberts kennt, dürfte bei den Eckdaten der Gitarren ein wenig stutzig werden, passen diese doch so gar nicht zu dem Image eines Königs unter den Shreddern und Ikone der Heavy-Musik. Das Design allerdings, das vom Meister persönlich in Photoshop entworfen wurde, hat wirklich Hand und Fuß. Die Kombination einer modernen und aggressiven Gitarre wie der Iceman und einem großen Vintage Style-Pickguard, einer transparenten Lackierung und der großen Kopfplatte ist voll aufgegangen und ergibt ein schönes Instrument, welches einen unglaublichen Charme versprüht. Die Verarbeitung ist dessen ebenso würdig und es gibt keinerlei Mängel oder Mängelchen. Hut ab, Mr. Gilbert und Ibanez!