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Test: Ibanez PGMM11-JB, E-Gitarre

Cooles Werkzeug für den Mini-Metaller

8. Dezember 2020
Ibanez PGMM11-JB

Ibanez PGMM11-JB

Ich kann mich noch gut daran erinnern, als die ersten Ibanez Micro-RGs im Jahre 2006 das Licht der Welt erblickten. Damals noch unter dem Label der GIO-Serie, quasi innerhalb der untersten Preiskategorie des japanischen Herstellers. Die Qualität der damaligen Instrumente war sehr bescheiden, um es mal freundlich auszudrücken: Die minderwertigen Mechaniken, die pfeifenden Pickups mit dünnem Sound und die miserable Verarbeitung der Hälse bleiben für mich unvergessen und waren sehr überraschend für die Firma Ibanez, die schon lange vor dieser Zeit für die hochwertige Verarbeitung ihrer Gitarren und Bässe faktisch einen Standard in der Industrie setzte. Seitdem ist viel passiert und die Ibanez PGMM11-JB hat mit all dem nicht mehr viel gemein, so viel möchte ich bereits bei der Einführung zum folgenden Artikel verraten. Doch eins nach dem anderen!

Ibanez PGMM11-JB Front

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Ibanez PGMM11-JB – Facts & Features

Kenner der Szene werden sicher schon erkannt haben, welchem Künstler die Ibanez PGMM11-JB zuzuordnen ist. Richtig, es handelt sich um das Signature-Instrument der Shred-Ikone Paul Gilbert, den es nun offensichtlich zu kürzeren Mensuren hinzieht. Mr. Gilbert gehört zum Inventar der Endorser bei Ibanez, die ihm schon seit vielen Jahren das passende Instrument auf den Leib schneidern. Es gibt zwar noch ein Modell mit ausgewachsenen Maßen, die Fireman FRM200, Paul scheint mit den kleinen RGs aber momentan wohl besser zurechtzukommen. Drei Modelle dieser „Mini-RG“ sind erhältlich, sie unterscheiden sich lediglich in der Farbe des Korpus, der Kopfplatte und der Hardware und besitzen alle die charakteristischen und unverkennbaren F-Löcher, die auf die Decke auflackiert wurden. Unser Testmodell besitzt ein tiefblaues Jewel-Blue Finish und rosafarbene F-Löcher, wobei in dem unteren ein Fünfwegeschalter sowie ein Volume-Poti als einzige Bedienelemente eingesetzt wurden. Der Lack wurde in Ibanez-typischer hoher Qualität aufgetragen, daran gibt es keine Zweifel.

Die Form des Korpus ist unverkennbar Ibanez RG, die spitz zulaufenden Cutaways und das Shaping im oberen Teil sind ja mittlerweile zu einem echten Markenzeichen der Japaner gereift. Als Tonholz verwendet wurde für den Body Linde, der eingeschraubte Hals besteht wie gewohnt aus Ahorn und das sogar aus einem massiven Stück. Wenn man sich das Griffbrett aus Jatoba betrachtet, dann vermisst man das klassische Holz für diesen Teil, nämlich in aller Regel Palisander, überhaupt nicht. Nicht nur, dass Jatoba ein ähnliches Verhalten in Sachen Stabilität und Klang wie dem Palisander nachgesagt wird – es besitzt darüber hinaus eine attraktive Maserung, die der eines herkömmlichen Palisandergriffbretts in kaum etwas nachsteht.

Typischer Ibanez RG-Hals

Mit einer Mensur von nur 564 mm liegt die Ibanez PGMM11 deutlich unter der einer gewöhnlichen RG bzw. E-Gitarre, was das Instrument daher auch für Kinder und erwachsene Spieler mit nicht so großen Händen oder einfach nur als praktische Reisegitarre interessant macht. Beim Halsprofil finden wir natürlich wieder das klassische RG-Brett vor, das mit seinem ultraflachen Radius von 400 mm bzw. annähernd 16 Zoll moderne Spieler vollends zufriedenstellen sollte. Die Bundierung kann man als gut gelungen bezeichnen, so ganz sauber wurden die Bundkanten zwar nicht abgerichtet, dafür aber kamen alle 24 Bünde in den Genuss einer ausreichenden Politur ihrer Oberseiten.

Matched Reversed Headstock

Der Sattel hingegen sitzt absolut sauber in seiner Position und wird bei der Saitenführung unterstützt von zwei String-Trees, die die ersten vier Saiten auf das zum Erreichen der Mechaniken nötige Niveau absenken. Apropos Mechaniken: Vorbei ist es mit den billigen, halboffenen Varianten, mit denen die GIO-Serie zum Teil heute noch auftritt. An der umgedrehten Kopfplatte der PGMM11, die ebenfalls in Jewel-Blue lackiert wurde, sorgen sechs gekapselte Tuner für ein zuverlässiges Halten der Stimmung und überzeugen zudem mit einem runden Lauf auf ihren Achsen.

Ibanez PGMM11-JB Headstock

Matched Headstock in Jewel-Blue

Massive Brücke mit String-through-Saitenführung

Auf ein Vibrato-System wurde bei der Mini-RG verzichtet. Gott sei dank, könnte man meinen, denn in dieser Preisklasse geht der Schuss in aller Regel nach hinten los und manifestiert sich in dauerhaften Stimmorgien, die auch die Stimmung des Benutzers schnell vermiesen können. Stattdessen besitzt die Ibanez PGMM11-JB eine feste Brücke, die mit ihrer String-through-Saitenführung das Maximale an Resonanzen aus der Konstruktion herausholt. Die Saiten werden also von der Rückseite her eingefädelt, bevor sie den Weg zu den Mechaniken auf sich nehmen. Die komplette Hardware wird von einer schwarz gefärbten Chromschicht überzogen, das betrifft sogar die beiden Gurt-Pins. Die Verchromung hinterlässt einen guten Eindruck, insbesondere die Schicht auf der Brücke scheint resistent genug zu sein, um aggressiven Handschweiß dauerhaft Paroli bieten zu können.

Pickups & Schaltung

Zur Abnahme des Sounds wurden zwei Humbucker in Hals- und Steg-Position in die Decke eingesetzt. Viel mehr wäre auch aufgrund des kleinen Korpus kaum möglich gewesen und auch so kommen sich die beiden Pickups schon verdächtig nahe. Es bleibt aber immer noch ausreichend Platz, um mit dem Plektrum zwischen ihnen auf die Saiten zu treffen. Es handelt sich um zwei identische Modelle aus dem Hause Ibanez mit der Bezeichnung Infinity (H) Neck und dem Typ (H) für die Stegposition, ausgewählt und geregelt über den Fünfwegeschalter sowie ein Volume-Poti im unteren F-Loch, ich erwähnte es bereits weiter oben. Für diese extrem niedrige Preisklasse geht die Qualität des Schalters und die des Reglers vollkommen in Ordnung, denn man sollte nicht vergessen: Die Ibanez PGMM11-JB kostet im Laden nicht einmal 200,- Euro. Die möglichen Schaltungen der Pickups kann man dem folgenden Bild entnehmen:

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Ibanez PGMM11-JB Schaltdiagramm

Ibanez PGMM11-JB Schaltdiagramm

Ibanez PGMM11-JB – in der Praxis

Akustischer Grundsound/Handling

Kann die kleine RG so losrocken, wie ihre großen Brüder und Schwestern es tun? Oh ja, sie kann es verdammt gut! Ihr Grundsound ist ganz typisch RG – knackiges Attack, bissige Höhen und ein kräftiges Mittenbild prägen den Klang bereits im unverstärkten Zustand. Besonders überrascht war ich jedoch von dem kräftigen Sustain, den die winzige Linde-Ahorn-Konstruktion an den Tag bzw. in die Ohren legt. Da fragt man sich wirklich, wo diese winzige Gitarre eine derartige Puste hernimmt!

Trotz ihrer kurzen Mensur und der insgesamt etwas beengteren Verhältnisse lässt sich die PGMM11-JB fast so wie eine ausgewachsene E-Gitarre bespielen, selbst ich mit meinen Schlosserpranken hatte auf Anhieb keine Probleme, mich auf dem flachen Brett zurechtzufinden. Ein Manko gibt es allerdings: Die kleine Blaue ist spürbar kopflastig. Schon seltsam, wenn man bedenkt, dass der Hals ja um einiges kürzer ist als bei einer ausgewachsenen RG, die ja fast schon als Standard in Sachen Ergonomie und Spielkomfort gilt.

Elektrischer Sound

Mit richtig viel Dampf gehen die beiden Infinity-Humbucker zur Sache, auch wenn sie mit zunehmender Zerrung etwas undifferenziert werden und zudem durch Brummen auffallen. Darüber hinaus hat auch die Mini-RG wie viele Ibanez Gitarren mit dem Problem der Lautstärkeunterschiede beim Wechseln zwischen Humbucker- und Singlecoil-Sounds zu kämpfen. Das Signal verliert deutlich an Kraft, hier hilft also nur ein entsprechendes Nachregeln der Lautstärke am angeschlossenen Amp oder das Verwenden eines Volume-Pedals.

Dennoch portieren sie den wirklich coolen Grundsound der Konstruktion würdig an den Verstärker und bieten nicht nur die gewohnt druckvollen Zerrsounds, sondern auch nuancenreiche Cleansounds im Singlecoil-Betrieb. Schön ist auch, dass das Klangbild kaum spürbar an Dynamik verliert und auch keine nennenswerten Einbußen im Frequenzbild offenbart, wenn das rosafarbenene Volume-Poti abgesenkt wird.

Ibanez PGMM11-JB – Klangbeispiele

Für die nun folgenden Klangbeispiele habe ich die Ibanez PGMM11-JB an den Eingang meines Orange Micro Dark angeschlossen. Der Amp war mit einer 1×12″ Celestion Vintage 30 Box verbunden, zur Abnahme wurde ein AKG C3000 Mikro verwendet. Effekte wurden nicht eingesetzt.

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Fazit

Die Ibanez PGMM11-JB überrascht im Test mit einem überraschend ausgewachsenen Sound und einer Bespielbarkeit, die den großen Brüdern und Schwestern der RG-Familie in kaum etwas nachsteht. Abzüge bei den Punkten gibt es lediglich für die zum Brummen neigenden Infinity-Humbucker und die Kopflastigkeit, was einem guten Testurteil aber keinen Abbruch tut.

Plus

  • Verarbeitung
  • typischer RG-Sound
  • coole Optik
  • Preis-Leistungs-Verhältnis

Minus

  • kopflastig
  • brummende Pickups

Preis

  • 198,- Euro
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Klangbeispiele
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