Sound & Praxis
Doch wie immer kommt vor dem elektrischen Test der akustische, und den besteht die Ibanez RG655-GK mit Bravour. Der Grundsound ist sehr ausgeglichen, mit einer kräftigen Betonung im Mitten/Höhen-Bereich und dabei mit guten Sustainwerten ausgestattet. Die Bespielbarkeit des Halses ist schlicht formidabel, das extrem flache Halsprofil, die unbehandelte Halsrückseite und die perfekt abgerichteten Kanten der Bünde setzen der linken Hand faktisch keinerlei Widerstand entgegen – eine äußerst luxuriöse Spielwiese für moderne Techniken wie Tapping oder Sweeping, sollte man meinen!
Sehr überzeugend auch der Auftritt der DiMarzio Pickups, die nahezu alle Stilistiken mühelos meistern und sich dabei stets frei von Nebengeräuschen zeigen. Selbst der True Velvet in der Mittenposition hält sich diesbezüglich bedeckt, was ihn somit durchaus auch für härtere Gainsettings empfiehlt. Dabei klingen alle drei Tonabnehmer in der RG655-GK sehr sauber und transparent und verlieren nicht zu sehr an Dynamik und Klangfülle, wenn man das Volume an der Gitarre senkt. Ebenso positiv fällt auf, dass beim Zuschalten des Singlecoils die Lautstärke nur dezent abfällt, da hat man bei Schaltungen dieser Art schon ganz andere Überraschungen erlebt. Und das nicht nur bei Ibanez, wohlgemerkt.
Solide Hardware schafft Vertrauen, so könnte man die Funktion des Vibratosystems beschreiben. Abgesehen davon, dass sich durch die Bauhöhe der Feinstimmer die rechte Hand beim Auflegen etwas eingeengt fühlen könnte, arbeitet das System absolut stimmstabil. Wunderbar und eine Bestnote wert, denn zum Glück wird auch der Hebel einfach nur eingesteckt und ist somit nach Benutzung ruck-zuck aus dem Aktionsradius der rechten Hand verschwunden. Und das ganz ohne nervendes, klapperndes Spiel im Gewindegang!
Ich habe die Ibanez SIX70FDGB mit exakt den gleichen Tonabnehmern. Da werden die Humbucker in den Zwischenstellungen zusammen mit dem Single-Coil jeweils gesplittet. Die Qualität ist bei meiner Ibanez für diese Preisklasse auch allererste Sahne. Da fragt man sich echt, warum man bei anderen Herstellern den Namen so teuer bezahlen soll. Was das Werkssetting angeht, so war es bei meiner Ibanez OK, aber ich hatte das Problem schon bei anderen Gitarren. Ich würde mir deshalb wünschen, dass man beim Kauf einfach einen Einstellservice dazubuchen kann. Es ist ja nicht jeder Gitarrist auch Gitarrenbaumeister. Es gibt zwar den Plek-Service, aber das ist für eine einfache Optimierung des Werkssettings ein bisschen mit Kanonen auf Spatzen geschossen.
Schöner Test – Mission Metal passt, dafür sind die Dinger wohl gemacht! Deswegen schwarz! Aber auch die ein paar Seiten weiter verloste blaue Variante lässt sich sehen. Da wir man als Gitarrist der Neunziger ganz sentimental, denn damals war die RG von Ibanez bei vielen popuären Gitarristen das richtige Werkzeug. Schnell mal das Formular ausgefüllt…. und die Shredding-Daumen gedrückt!